Wer ist mein Nachbar und was habe ich zu befürchten?

Hallo liebe Communiy,

ich habe folgendes Problem:
Im August diesen Jahres habe ich einen neuen Nachbarn bekommen. Am Anfang schoss er sich sofort auf seinen Nachbarn über ihm ein. Wenn dieser tagsüber staubsaugte, beschwerte er sich und schrie Beleidigungen nach oben und auch bei anderen normalen Tätigkeiten passierte dies. Nachdem sich der Nachbar der über ihm wohnt bei der Hausverwaltung beschwert hatte, gab es ein Gespräch. Nach dem Gespräch hatte der Nachbar über ihm Ruhe. Dann schoss sich der neue Nachbar auf meine Nachbarin und mich ein. Ich kam aus dem Urlaub und habe meiner Nachbarin kurz auf dem Flur noch alles Gute nachträglich gewünscht (ca. 20:15). Plötzlich hämmerte der Nachbar von innen gegen seine eigene Türe. Als wir klingelten regte sich nichts. Dann waren meine Eltern zu Besuch und als meine Mutter die Wohnung verließ und ihr versehentlich etwas lauter die Türe zuflog kam er raus (ich war zu dem Zeitpunkt mit meinem Vater nicht zu Hause) und fuhr meine Mutter ziemlich forsch an. Der nächste Vorfall war vor etwa einer Woche: Ich verließ meine Wohnung. Die Türe schloss ich normal und er riss seine Türe auf, beleidigte mich (ohne seine Wohnung zu verlassen) und schlug die Tür mit aller Wucht wieder zu. Als ich abends nach Hause kam, fiel die Türe gegen 23:30 wiedermit voller Wucht zu (diesmal war aber nicht ich gemeint). Ich saß aufrecht in meinem Bett. Am nächsten Tag klingelte ich bei meiner Nachbarin um die Vorfälle und das weitere Vorgehen zu besprechen. Als ich im Flur wartete bis meine Nachbarin aufmachte, blaffte er aus seiner Wohnung irgendetwas von wegen: So kannst du die Türe immer schließen das ist sehr nachbaschaftlich von dir (ironisch abwertender Ton). Zumal ich die Türe schon immer in etwa dieser Lautstärke zu zog. Bis hier hatte ich den Nachbarn noch nie gesehen nur durch seine Beleidigungen gehört. Meine Nachbarin und ich beschwerten uns bei der Hausverwaltung. Diese schickte ihm daraufhin eine Abmahnung. Als er die Abmahnung erhielt, klingelte es plötzlich an meiner Türe. Ich fragte wer da sei und er meinte so etwas wie: Dein Nachbar wir müssen da was klären. Woraufhin ich meinte ich werde zu ihm kommen, da ich gerade auf dem Weg zur Dusche war. Ich rief unseren Hausmeister an, der auch kam und wir klingelten gemeinsam bei ihm. Während des gesamten Gesprächs war er angespannt und sehr hitzig. Er drohte mit Anwalt usw. Am Ende des Gespräches einigten wir uns auf ein gemeinsames Gespräch mit der Hausverwaltung. Als ich allerding ein paar Tage später in meinen Briefkasten schaute, fand ich einen Brief ohne Anrede und ohne Grußformel. Er werde mich wegen übler Nachrede bei der Hausverwaltung bei der Polizei anzeigen. Außerdem werde er (was ich ohnehin nie vor hatte) jede Form der Kontaktaufnahme (außer auf dem Rechtsweg) als Belästigung werten und zur Anzeige bringen. Er werde auch gegen die Abmahnung vorgehen. Seit diesem Brief hört man nichts mehr von ihm. Ich möchte dazu anmerken, dass er das gesamte Haus mit Gegröhle (was wohl singen sein sollte) unterhielt (täglich zwischen 18:00 und 19:00). Außerdem möchte ich anmerken, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Nachbarschaftsstreit handelt. Wir sind eine sehr offene und tolerante Mietergemeinschaft. Hier kann jeder machen was er will (auch mal laut sein) und wenn es jemanden mal stört wird geklingelt und um Ruhe gebeten und dann funktioniert das auch. Nur eben nicht mit dem Nachbarn. Außerdem scheint er ein Problem mit Akademikern zu haben (das äußerte er zumindest einem anderen Nachbarn gegenüber). Er sei ja nur Fabrikarbeiter. Auch als er in dem Gespräch erfuhr wer ich bin und das ich eine Mieterversammlung einberufen hatte (wegen baulichen Problemen) ging er richtig steil von wegen das Gespräch hätte sich dann erledigt er gehe zum Anwalt. Eine Mieterversammlung sei keine rechtliche Verpflichtung. Worauf ich ihm entgegnete dass ich das auch nie behauptet habe. Daraufhin beruhigte er sich (war aber immer noch angespannt auch körperlich) und die oben genannte Einigung (an die er sich ja dann nicht hielt) kam zustande.

Nun meine Fragen:

  1. Ist diese Ruhe nun die Ruhe vor dem Sturm (rechtlich mache ich mir keine Gedanken)?
  2. Muss ich mit Gewalt rechnen?
  3. Ist der Typ soziophob oder ein Soziopath oder was ist hier das Problem?
  4. Wie verhalte ich mich (nicht rechtlich) dass ich wieder ein normales Leben führen kann?

Dann noch eine Bitte:

Ich will keine Antworten von Leuten die meinen:

  • Schlag ihm in die Fresse!
  • oder Was bist du denn für ein Schisser? (Ja ich habe Schiss sonst würde ich hier nicht schreiben also spart euch den Kommentar).
  • Auch sonstige Kommentare die in diese Richtung gehen bitte unterlassen.

Danke an alle und für eure Antworten!

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Man muss dazu sagen, ich wache morgens mittlerweile hundemüde auf und fühle mich seit dem Leer und schaffe es kaum noch für mein Fernstudium zu lernen oder mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Außerdem traue ich mich kaum noch auch nur einen Schritt in meiner Wohnung zu machen.

Hi,

du sagst ja schon dass du von der rechtlichen Seite nichts zu berfürchten hast. Sehe ich genauso. Aber so wie du das schilderst solltest du echt mal den Extremfall durchspielen und dir Gedanken machen was passiert wenn der mal so richtig austickt. Wenn der bei dir klingelt und plötzlich auf dich losgeht. Einfach mal durchspielen und sich fragen „was mache ich dann?“. ICH an deiner Stelle würde mir ganz vorsorglich eine Dose Pfefferspray gut erreichbar in der Wohnung deponieren. Einfach nur als Sicherheit. Damit ist sofort Ruhe. Gleich zwei Dosen kaufen um mit einer im Wald mal zu üben.

Gruss
K

Hallo Kasi,

danke für deine Antwort. Ich gehe mal davon aus du weißt was ich meine wenn ich sage: Ich habe plötzlich Angst vor Hunden ;-). Also das mit dem Pfefferspray habe ich schon erledigt. Mein Problem ist, dass ändert nur nichts an meinen Ängsten und meinem qualitativ schlechten Schlaf seit dem und meine Lebensfreude gibt mir das auch nicht zurück. Die ich durch einen langen Kampf überhaupt erst einmal gewinnen musste (also ich war nicht depressiv aber halt auch nie wirklich glücklich bzw. kannte das Gefühl von Glücklichsein nicht).
Und umgekehrt will ich mich meiner Angst stellen. Ich bin oft vor solchen extremen Mensch geflohen anstatt mich zu stellen.

LG

Hallo,
fertige ein Protokoll mit sämtlichen Beleidigungen, Lärmbeslästigungen und ähnlichem an und lasse möglichst viel davon von Zeugen oder - noch besser - Mitbewohnern und Hausnachbarn schriftlich bestätigen. Sollte es sich um körperliche Bedrohungen handeln, erst recht! Anschließend teile das dem Vermieter schriftlich mit und bitte um Abhilfe.

Das, was er macht bzw. das, was auf Deinem Protokoll stehen wird, nennt sich Störung des Hausfriedens und führt nach Abmahnung zum Rauswurf bzw. zu einer außerordentlichen Kündigung nach §543 BGB.

Gruß vom
Schnabel

Danke dir Schnabeltasse. Genau das machen wir bereits. Nur seit der Abmahnung passiert nichts mehr was zu einer Kündigung führen könnte. Normalerweise wäre das ja gut aber genau das eben nichts mehr passiert macht mir eben erst recht Angst. Rechtlich ist momentan nur das Problem ob die Abmahnung überhaupt rechtswirksam ist.

Vielen Dank für deine Antwort.

Hallo,
dann wiederhole den Vorgang (anhand neuerer Vorkommnisse, als denen, die im ersten Protokoll stehen) und bitte den Vermieter um Stellungnahme, wie er weiter vorgehen möchte.
Gruß vom
Schnabel

Wir werden jetzt ein Treffen organisieren ohne diesen Nachbarn, denn er hat in seinem Brief klar gemacht, dass er an einer Lösung des Konfliktes nicht mehr interessiert sei (wie ursprünglich in dem Gespräch mit ihm ausgemacht). Wir haben das Glück, dass unsere Hausverwaltung diesbezüglich sehr feinfühlig damit umgeht. Ich hoffe dass sich das irgendwie lösen lässt. Wobei ich mich frage ob die Verweigerung eine Lösung zu finden auch eine Störung des Hausfriedens ist. Weißt du da was genaueres @Schnabeltasse?
Danke dir für deine Antworten!

Hallo,
nein, genaueres nicht. Allerdings kann man niemanden dazu zwingen, mit irgendeinem umzugehen oder zu kommunizieren. Vielleicht ist für ihn der „Konflikt“ nun auch so erledigt. Das ist der Sinn einer Abmahnung.
Hier zählen nunmal nur abmahnwürdige Tatbestände, Mangel an „Nettigkeiten“ gehört da nicht zu.
Gruß vom
Schnabel

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Danke dir @Schnabeltasse! Ich hoffe dass sich das ganze wirklich erledigt hat. Ich frage mich jetzt nur wie das ein Psychologe sieht oder ob wir Nachbarn uns noch auf irgendetwas einstellen müssen. Am liebsten wäre mir er würde sich noch etwas zu Schulden kommen lassen damit wir ihn endgültig los wären. Wobei wir alle auch offen dafür sind, wenn er sich in die Hausgemeinschaft eingliedern würde. Aber ich glaube, dass das ein Wunschdenken ist.

Wie ich mittlerweile erfahren habe, hat er den Brief auch bei dem Nachbarn über ihm eingeworfen. Nicht aber bei meiner Nachbarin.

Es gibt dafür ein gutes Zitat von Helmut Qualtinger: „Ned amoi ignoriern“.
Udo Becker

Wie du dir vielleicht aus meinem Post und meinen Kommentaren entnehmen kannst, kann ich genau das nicht und ehrlich gesagt will ich das auch nicht. Ich bin ein lösungsorientierter Mensch. Danke dir trotzdem für die Antwort.

Ich eigentlich auch. Vielleicht liegt es an unserem Altersunterschied.
Udo Becker

Durchaus möglich. Ich meinte das auch nicht abwertend. Nur leider kann ich so nicht denken. Manchmal wünschte ich mir ich könnte das. Aber das bin nun mal nicht ich. Leider?! Oder zum Glück. Ich weiß es nicht. LG

Es wäre vielleicht auch nciht schlecht, zumindest seine weiteren Nachbarn auch davon zu überzeugen, ein bensolches Protokoll für sich anzulegen.

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Ich verstehe Udo so, dass durch drüber hinwegsehen der Mieter einerseits nach langer Zeit seine Isolation erkennen wird, andererseits aber schon kurzfristig seine Angriffsfläche verliert und aus dem Kampfmodus in den Wohnmodus umschalten kann. Der Kampf (er: einer gegen alle, bzw. Du: für die Hausgemeinschaft) hat etwas sehr euphorisches, führt aber zu keiner Lösung, sondern maximal zum Rauswurf des Mieters.

Zu dessen psychischer Verfassung: Das würde hier doch deutlich zu weit führen. Wie sagt Lütz noch sinngemäß: Eine Diagnose kann nur der stellen, der den Krankenschein dafür erhält. Der Mann benimmt sich wie ein Arschloch (Deiner Schilderung gemäß), wird vermutlich einfach nur aus einer etwas rauheren Umgebung kommen, einsam sein und der allgemeinen „Reality distortion“ unterliegen wie wir alle. Einsam ist es schwer, sich angemessen zu erden.

Ich wollte euch nur mal kurz wie es weiter ging bisher: Mein Nachbar hat sich nun als anzeigewütig herausgestellt und mal eben das halbe Haus wegen übler Nachrede angezeigt. Aber er ist wohl schon bekannt bei der Polizei für seine Anzeigeorgien. Und danke nochmals für eure Antworten.