Wer kann dieses Gemälde identifizieren?

Hallo Experten,

von meinem Vater wurde ich beauftragt das abgelichtete Bild begutachten zu lassen.

Mein Vater hat das Bild von seinem Vater geschenkt bekommen, und der war im zweiten WK Lokführer. Nun bildet sich mein Vater unbedingt ein, dass das Raubkunst sein könnte.

Und wenn das so ist, dann müsste man das unbedingt bei der Staatsanwaltschaft abgeben.
Bevor ich da aber nu die Hunde scheu machen will, wollte ich mal fragen ob einer von Euch das Bild identifizieren kann…

Ist auf Holz gemalt, hat ungefähr DIN A4 Größe. Hab mehrere Fotos gemacht um das Bild bzw. Signatur so gut als möglich darzustellen.

Wäre sehr happy wenn einer von Euch Entwarnung geben könnte… :wink:

Viele Grüße

Bild05

Servus,

die Aufnahmen sind - halten zu Gnaden - miserabel. Weder das Bild noch die Signatur sind richtig zu sehen, weil sie völlig verspiegelt sind, vermutlich durch ein sehr ungünstig eingesetztes Blitzlicht. Vielleicht kannst Du versuchen, das Bild und das Detail von rechts unten bei heller gleichmäßig streuender Beleuchtung (z.B. Tageslicht im Freien, derzeit zwischen 11 und 14 Uhr) aufzunehmen, jedenfalls aber ohne Blitzlicht?

Wie auch immer: Das Bild, obwohl es soweit erkennbar ohne künstlerischen oder handwerklichen Wert ist, hat es immerhin in ein Geschäft (sei es Galerie, sei es Innendekorateur) geschafft: Adrian Brugger in München. Der vorige Stempel „… & Co - …dorf“ könnte übermalt sein, das kann man wegen der technischen Qualität der Aufnahme nicht sagen.

Jedenfalls sind beide aus Deutschland, somit unter Garantie keine „Raubkunst“ - außerdem wurde von und für die NS-Größen nur geraubt, was ihnen persönlich gefiel oder was sich auf dem Kunstmarkt gut versilbern ließ.

Die dargestellte Szene gibt Rätsel auf: Rechts im Bild ein Hopfengarten in einer Erziehungsform, die in den 1920er Jahren noch verbreitet war: Für jeden Stock eine Stange. Der angedeuteten Landschaft nach kommt von den auch damals schon spezialisierten Hopfenanbaugebieten am ehesten die Hallertau in Frage - die Landschaften um Saaz, im Jura, bei Tettnang und im Elsaß haben andere Charakterzüge. Eine der beiden Figuren scheint etwas auf einer Wiese zu sammeln oder zu pflücken, die andere trägt einen Buckelkorb auf dem Rücken. Beides hat mit Hopfenbau nichts zu tun.

Am Namen würde ich weitersuchen, wenn Du ihn in ordentlicher Qualität zeigen kannst - aber sei sicher, es ist garantiert nicht der Name eines damals oder heute bekannten Kunstmalers.

Schöne Grüße

MM

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Lieben Dank Dir auf jeden Fall schonmal für diese ausführliche Info.
Lieder hats in München momentan nicht wirklich gutes Tageslicht… alles grau in grau und schnee ohne Ende… ich werde die Tage mal sehen, dass ich noch ein vernünftiges Foto von der Signatur hin bekomme… :wink:

VG
Thomas

Hab die Ecke mit der Signatur einfach mal auf den Scanner gelegt… viel geholfen hats wohl nicht… ich meine eine 1929 links zu sehen… aber die Signatur des Malers selbst… für mich nicht zu entziffern…

signatur2

Ich kenn mich in Photoshop einfach zu wenig aus um das besser zu kontrastieren… :frowning:

könnte auch Hanf sein. die angedeuteten Blüten am oberen Ende irritieren etwas.

Ja, das kann eine Jahresangabe vor der Signatur sein. Der Name selbst in lateinischer Kursivschrift, wenig flüssig geschrieben, vielleicht eine Umschrift aus einer slawischen Sprache, die sonst kyrillisch geschrieben wird, weiter als „Ackej“ komme ich da nicht. Gut zehn Jahre nach dem Krieg vielleicht ein hängengebliebener Kriegsgefangener, die gab es nach beiden Kriegen - je nachdem, wo die Liebe hinfiel, oder ob es einem halt einfach woanders besser gefiel als daheim.

Ich glaube, wo der wichtigste Punkt geklärt ist, dass das nämlich nicht widerrechtlich irgendwo in einem besetzten fremden Land beschlagnahmt worden ist, sondern bei einer zu dieser Zeit großen Münchener Kunsthandlung ganz regulär unter die Leute gebracht worden ist, können wir den Namen auch auf sich beruhen lassen - ein Meister war es sicher nicht, der das geschaffen hat, aber wahrscheinlich hat nicht bloß er, sondern auch andere daran Freude gehabt.

Schöne Grüße

MM

Hallo Naseweis,

obwohl das vom eigentlichen Thema weg führt: Nein, Hanf ist das auf gar keinen Fall. Hanf, der zur Fasergewinnung angebaut wird, steht in einem dichten, geschlossenen Bestand - einzelne, deutlich unterscheidbare Stöcke findet man nur dort, wo er zur Gewinnung von Haschisch und Marihuana kultiviert wird. Außerdem steht die Kultur, wenn Du mal mit der Figur links in der Wiese vergleichst, die ein klein wenig näher beim Betrachter steht, etwa fünf Meter hoch, und Hanf wird unter mitteleuropäischen Bedingungen nicht höher als drei Meter.

Die hellbraunen Spitzen, die Du als angedeutete Blüten siehst, sind schlicht Hopfenstangen, zu jedem Stock wurde eine Stange gesetzt - das war die vorherrschende Erziehung von Hopfen in den 1920er Jahren, die heute üblichen festen Drahtseilgerüste, die jährlich neu mit Steigdrähten für die Hopfenstöcke versehen werden, verbreiteten sich mit der Mechanisierung nach dem Zweiten Weltkrieg sehr schnell, und als ich etwa 1980 als Azubi zwei Jahre im Hopfen gearbeitet habe, standen solche an Stangen erzogene Hopfenstöcke nur noch ganz vereinzelt bei Liebhabern am Hof oder neben der Darre.

Der fast überquellend mit schlingenden Bewegungen nach oben stürmende Charakter der Hopfenstöcke (Hopfen wächst, wenn es warm und feucht genug ist, fast 15 Zentimeter in einer Nacht) ist auf dem Bild sehr gut dargestellt - es ist doch nicht frei von jeder künstlerischen Qualität, merk ich grade.

Eine etwas detailliertere, realistischere Abbildung dieser alten Erziehungsform von Hopfen siehst Du hier, da kannst Du gleich sehen, was auf „unsererm“ Bild wächst:

Schöne Grüße

MM

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