Wer kann etwas über diesen Bierdeckel bzw. Wein mitteilen?

Weiß irgendwer etwas über diesen Wein - Glufemichel?

Vermekt ist auf diesem älteren Bierdeckel weiterhin, dass es ein „Württemberger“ Wein ist und aus dem Unterland kommt, d.h Nähe Heilbronn.

Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass es sich"nur" um einen Gasthausdeckel handelt, im Wappen steht „Zur fröhlichen Einkehr“, eine Gastwirtschaft diesen Namens gab es mal in Neckarsulm, aber keine Ahnung, ob das Wappen von denen stammt.
Danke

„Glufemichel“ ist ein gebräuchliches Schimpfwort für einen simpel gestrickten Menschen.
Der Glufemichel zog früher von Haus zu Haus und verkaufte den Leuten u.a. „Glufen“ (=Reißzwecken).
Von einem Wein(mischgetränk) namens „Glufemichel“ hab ich noch nie gehört.

Stecknadeln, Sicherheitsnadeln treffen es m.E. nach besser
:smile:

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Naja, simpel gestrickt kann ja alles mögliche bezeichen

Und Glufe sind eher Steck/Sicherheitsnadeln

http://www.heimatverein-moeglingen.de/verein/schwaebisch/schwaebisch4.htm

Ich bin zwar gebürtiger Heilbronner, aber von so einer Glufemichel Weinbezeichnung hab ich noch nie gehört.
Vielleicht versuchst Du’s mit einem ansässigen Stadtarchiv oder Heimatverein?
z.B. http://www.neckarsulm.de/main/kultur-bildung/stadtarchiv.html

Gruß MG

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Glufemichel ist ein schwäbisches Schimpfwort, Bezeichnung für jemanden, der noch über jede Kleinigkeit (Stecknadel-Glufe) Trara macht.
http://www.listraforum.de/smf/index.php?topic=565.55;wap2
Wahrscheinlich haben wir einen lustigen Deckel der Gastwirtschaft.
Wein?.. den „Kröver Nacktarsch“ kennt auch nicht jeder, wäre also denkbar.
Sch

Es gibt schon ulkige Flur-/Gemarkungsnamen in Weinanbaugebieten wie den Nacktarsch, aber es gibt afaik keinen „Glufamichel/Glufemichel“.
Ich glaube kaum, dass ein einzelnes Lokal die Kosten für beidseitig bedruckte Deckel hätte aufbringen wollen.
Ich halte es eher für wahrscheinlich, dass man den Glufemichel aus einem Mix von Reben aus verschiedenen Anbaugebieten zusammengeschüttet und preiswert in den Weinstuben ausgeschenkt hat.

Nachtrag: Dafür spricht auch, dass die eine Deckelseite den roten Glufemichel und die andere den weißen Glufemichel bewirbt.

Fazit:
Über Glufemichel-Wein wissen wir hier alle nix net, aber gemeinsam sind wir doch irgendwie stark.

Das „Wappen“ „Zur fröhlichen Einkehr“ lässt allerdings vermuten, dass es doch der Druck genau dieser konkreten Gastwirtschaft sein könnte. Und mit dem Namen gibt es auch heute noch (Google) diverse Gasthäuser. Und da würde ich mal ansetzen, welche dieser Häuser in die entsprechende Gegend passen würden. Also nicht nur an das eine in Neckarsulm denken. Alternativ mal nach Gasthäusern „Glufemichel“ schauen. die ggf. mal aus dem Markennamen eines ausgeschenkten Weins den Namen des ganzen Objektes gemacht haben.

Wenn das eine größere Ausflugswirtschaft (im Sinne Biergarten) war/ist, und die den „Glufemichel“ ggf. auch flaschenweise zum Mitnehmen verkauft haben, dann würde das schon Sinn machen, dafür die Kosten individuell bedruckter Deckel auf sich zu nehmen. Das machen ja auch kleinere Brauereien, die nur in der eigenen Brauereigaststätte ausschenken.

Hat es auch als Aschenbecher gegeben.

Servus,

Deckel und Aschenbecher weisen darauf hin, dass der „Glufemichel“ als Markenwein von einer Kellerei vermarktet wurde, die sich bereits vor 1970 (dem Stil nach) so eine Kampagne für ein Markenprodukt leisten konnte.

Ein Name einer Lage oder Großlage ist das garantiert nicht. Bei solchen namen- und jahrgangslosen Markenabfüllungen sind Fantasienamen durchaus üblich, sowas wie „Himmlisches Moseltröpfchen“, „Raddegiggl forzdrogge“, aber auch bei recht gut trinkbaren Weinen findet man sie: „Hex’ vom Dasenstein“ usw.

„Unterland“ hat im Schwäbischen zwei Bedeutungen: Aus der Sicht Oberschwabens und der Alb ist das „Unterland“ das gesamte Neckarbecken plus Wellland, also das vor-napoleonische Altwürttemberg. Aus Altwürttembergischer Sicht geht es tatsächlich um das Weinland um, vor allem knapp südlich von Heilbronn (mit Flein und Leingarten).

In allen württembergischen Weinbaugebieten werden Keltern und Keller von Weingärtnergenossenschaften beherrscht, Weingüter mit eigener Kellerwirtschaft sind nicht so beherrschend und private Kellereien gibt es so gut wie nicht. Als Ursprung des ‚Glufemichels‘ kommt wohl nur die Genossenschaftskellerei Heilbronn in Frage, die in der fraglichen Zeit vor 1970 bedeutender als die heutige Eintopfküche WZG Möglingen war und Volumen und Mittel für die Herstellung von solchen halbseidenen Markenweinen wie dem „Glufemichel“ hatte.

Wenn dieser Wein Dich näher interessiert (das Produkt selber war sicher ziemlich abartig), bin ich ziemlich sicher, dass man Dir hier weiterhelfen kann:

Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg eG
Binswanger Straße 150
D-74076 Heilbronn
Fon +49 (0) 71 31/15 79 -0
Fax +49 (0) 71 31/15 79 -39
[email protected]

Bonus track: Der Esslinger Weingärtner Richard Kenner, dessen Konterfei jahrzehntelang auf Tausenden von Weinflaschen und Weingläsern aus Württemberg mit dem Slogan „Kenner trinken Württemberger“ zu sehen war, hat den - scheinbar alterslosen - nach seinem Namen geprägten Slogan überlebt:

Prosit Verrenberger Lindelberg!

MM

Ein Chateau Migraine? :smile:

Das muss nicht sein, manchmal sind diese „Landweine“ sogar recht süffig…, wenn man es bei 1 oder 2 Viertele belässt.

Servus,

es geht, wie man der Gestaltung von Deckel und Aschenbecher ansehen kann, um einen frühen „Markenwein“ aus der Zeit ca. 1955 - 1970. In dieser Zeit litt die gesamte deutsche Weinkultur unter den Folgen des sehr Jahrgangs 1955, als mitten in die „Fresswelle“ des bürgerlichen Teils der Gesellschaft ein Spitzenjahrgang mit sehr hohen Mostgewichten traf: Fortan bis mindestens 1980 musste außerhalb Frankens ein Wein vor allem süßlich sein und möglichst zurückhaltende Säure und Tannin haben, wenn er auf dem beginnenden Massenmarkt Erfolg haben sollte. Der Stil, im Keller am Wein herumzumachen, bis alle ihn lieb und rund und schön finden, ist übrigens bei der WZG Möglingen und auch bei der Genossenschaftskellerei Heilbronn noch länger gepflegt worden, obwohl es in Württemberg Weine gibt, die sich wahrhaftig nicht hinter so einer Fassade als „Jedermanns Liebling“ verstecken müssen. Nur größere Keller hatten bereits vor 1965 die technischen Mittel, um sowas zu machen - zusammen mit dem verhältnismäßig hohen Aufwand, einen Tafelwein als „Marke“ zu platzieren, eine Sache für die Heilbronner WG.

Leider kann man bis heute in Württemberg einfache, sauber durchgegorene Weine, die idealerweise noch eine Weile auf Holz gelegen haben, praktisch nur vor Ort finden, während außerhalb der Landesgrenzen nur ein paar Spitzenprodukte einerseits und (in der Preisklasse „Glufemichel“ eine nichtssagende, „feinherbe“ Allerweltssuppe, bei der auf Anhieb Trollinger nicht von Portugieser zu unterscheiden ist, andererseits zu haben sind.

Schöne Grüße

MM

Danke für all den Input.

Mittlerweile kann ich nur sagen, dass weder die WZG Möglingen noch die Genossenschaftskellerei Heilbronn für diesen wein verantwortlich waren, bei beiden können sich auch die älteren Weinkenner nicht an diese Marke erinnern.

Restaurant will ich noch nicht ganz ausschließen, allerdings denke ich mal, dass eine Gastwirtschaft, welche in den 1950’er bis 1970’er Bierdeckel & Aschenbecher als Werbemittel herstellen ließ, etwas größer und überregional bekannt war - und dann sollten sich doch wenigstens kleinere Spuren im Internet finden lassen, allerdings Fehlanzeige.
„Zur fröhlichen Einkehr“ gab es auch, soweit ich bisher weiß, nicht wirklich viele rund um Heilbronn, nur in Neckarsulm und in Bad Wimpfen, beide sind allerdings seit kürzerem wohl komplett geschlossen.

Wenn noch weitere Ideen bezgl. der Herkunft dieses Weines bestehen, habe ich immer ein offenes Ohr …