Wer kann helfen?

Hallo Liebe WWWler,

ich habe in meiner Kindergartengruppe ein Vorschulkind dessen Symptome sich so stark wiedersprechen, das ich geren eure Meinung hören möchte, wie man dieses Kind fördern könnte.

Es handelt sich um einen jungen aus einer russischen Familein, der eigentlich auf uns immer einen sehr aufgeweckten eindruck gemacht hat. Er versteht unsere Sprache gut und spricht auch gut. Er machte uns nie große Problme und verstand anweisungen immer .

Nun haben wir angefangen mit den Vorschulkindern gesondert zuarbeiten und dabei ist uns aufgefallen, wie viele Problme dieses Kind zu haben scheint.

Er ist nicht in der Lage mit stäbchen (maximal 3 ) Formen nachzulegen. Auch wenn wir es ihm zeigen/vormachen war es ihm nicht möglich
Ähnlich verlief es bei einer Übung, wo er verschiedene Abbildungen benennen sollte (Tisch, Torte , Dach oder Daumen) er sollte dabei unterscheiden ob eine Wort mit D oder T anfängt.

Ein anderes Mal haben wir die Namen der Kinder vorgezeichnet, die Kinder sollten den Namen in großen Buchstaben auf ein Blatt übertragen. Es fiel ihm sehr schwer er schaute uns immer wieder unsicher an und malte dann seinen Namen in kleiner Schrift auf das Blatt.

All dies würde unsere Meinung darauf hinweisen, das er die Aufgabenstellung nicht versteht, das würde aber im krassen Gegensatz zu dem stehen, was wir im Kita alltag beobachten?

Könnte Ihr mir vielleicht Hinweise geben, wie wir diesen Kind fördern können?

Vielen Dank für Eure Hilfe,

Verena

Hallo Verena,

ich antworte mal, obwohl dies auch nur raten kann.

Ähnlich verlief es bei einer Übung, wo er verschiedene
Abbildungen benennen sollte (Tisch, Torte , Dach oder Daumen)
er sollte dabei unterscheiden ob eine Wort mit D oder T
anfängt.

Damit haben selbst leistungsschwache 10-jährige ihre Probleme.

Es fiel ihm sehr schwer er schaute uns immer
wieder unsicher an und malte dann seinen Namen in kleiner
Schrift auf das Blatt.

Kann er sonst seinen Namen schreiben?

Wie ist er im Sozialverhalten? Ich kann mir vorstellen, dass er sehr zurückhaltend ist. Vielleicht hat ein einfach ein sehr schlechtes Selbstbewusstsein und traut sich nichts zu?
Wird er ausgelacht? Gibt deutlich überlegenere Kinder?

All dies würde unsere Meinung darauf hinweisen, das er die
Aufgabenstellung nicht versteht, das würde aber im krassen
Gegensatz zu dem stehen, was wir im Kita alltag beobachten?

Es gibt Kinder, die wenig verstehen, aber durch Körpersprache und Erfahrung erraten, was die Erwachsenen wollen. Ist ein Hörtest gemacht worden? Wie groß ist sein Vokabular?
Kann er gut sehen?

So aus der Ferne kann man schlecht Vermutungen anstellen und Tipps geben.
Ich würde ihn mal genauer beobachten und ihn unbemerkt während des Gruppenalltags testen. Dabei keine Testatmosphäre entstehen lassen, sondern Löffel mal krativ hinlegen, Stifte benutzen oder mehrere Kinder eingeziehen.
Vielleicht solltet ihr mit einfachen Aufgaben beginnen, damit er auch Erfolgserlebnisse hat.

Habt ihr schon mit den Eltern gesprochen? Wie ist er zu Hause?

Gruß
Tato

Hallo Verena!

Nun haben wir angefangen mit den Vorschulkindern gesondert
zuarbeiten und dabei ist uns aufgefallen, wie viele Problme
dieses Kind zu haben scheint.

Wenn ein Kind sich gut sprachlich ausdrücken kann und vielleicht noch einen sicheren Instinkt dafür hat, was Erwachsene wollen, kann es sein, dass wir massive Probleme in anderen Bereichen übersehen. Gut, dass euch jetzt etwas aufgefallen ist!

Er ist nicht in der Lage mit stäbchen (maximal 3 ) Formen
nachzulegen. Auch wenn wir es ihm zeigen/vormachen war es ihm
nicht möglich

Das weist auf ein visuelles oder motorisches Problem hin:
Möglichkeiten wären:

  • die Figur „verschwimmt“ vor seinen Augen
  • er ist nicht in der Lage, die Figur gedanklich/ visuell in Einzelteile zu zerlegen
  • er hat in seinem Leben noch nicht viel mit seinen Händen gemacht und ist motorisch total ungeübt.

Ähnlich verlief es bei einer Übung, wo er verschiedene
Abbildungen benennen sollte (Tisch, Torte , Dach oder Daumen)
er sollte dabei unterscheiden ob eine Wort mit D oder T
anfängt.

  • D und T sind für viele Kindergartenkinder und gerade für ausländische noch sehr ähnliche Buchstaben. Es ist gut, das zu üben, aber noch keine Katastrophe, wenn das Kind noch nicht 6 ist.

Ein anderes Mal haben wir die Namen der Kinder vorgezeichnet,
die Kinder sollten den Namen in großen Buchstaben auf ein
Blatt übertragen. Es fiel ihm sehr schwer er schaute uns immer
wieder unsicher an und malte dann seinen Namen in kleiner
Schrift auf das Blatt.

Weist auch wieder auf visuelle Probleme hin. Ich meine damit nicht Kurz- oder Weitsichtigkeit, sondern die Verarbeitung visueller Reize im Gehirn.
Was tun?

  • Aufgaben noch einfacher gestalten aber ganz viel üben lassen!
  • ihn ganz viel mit seinen Händen machen lassen (bauen, matschen, experimentieren, puzzeln, Tisch decken … macht ihr wahrscheinlich sowieso)
  • am besten den ganzen Körper einbeziehen: z. B. mal barfuß mit den Zehen Dinge „aufräumen“
  • ganz viele aber einfache „Augenaufgaben“: welche Farbe hat …, welcher Stein ist größer, länger, weiter weg …, nachbauen, nachlegen
  • Eltern auf das Problem aufmerksam machen. Geben sie dem Kind eine anregende Umgebung? Nehmen sie ihm zu viel ab? Sitzt er Zuhause nur vor dem Fernseher?
  • Augen auf alle Fälle untersuchen lassen
  • Experte hinzuziehen (ist schwierig, ich weiß, viele Kinderärzte sind leider in diesem Bereich nicht kompetent, vielleicht Ergotherapie?)
    Gruß!
    Christian

Hallo Verena,

Er ist nicht in der Lage mit stäbchen (maximal 3 ) Formen
nachzulegen. Auch wenn wir es ihm zeigen/vormachen war es ihm
nicht möglich
Ähnlich verlief es bei einer Übung, wo er verschiedene
Abbildungen benennen sollte (Tisch, Torte , Dach oder Daumen)
er sollte dabei unterscheiden ob eine Wort mit D oder T
anfängt.

Ein anderes Mal haben wir die Namen der Kinder vorgezeichnet,
die Kinder sollten den Namen in großen Buchstaben auf ein
Blatt übertragen. Es fiel ihm sehr schwer er schaute uns immer
wieder unsicher an und malte dann seinen Namen in kleiner
Schrift auf das Blatt.

von deinen Schilderungen her hat er offenbar vor euren Legeübungen kein motorisches Problem gehabt. Das wäre wahrscheinlich aufgefallen. Ferndiagnosen sind immer schwierig, aber sein Verhalten beim Stäbchen legen und Schreiben deutet vielleicht auf ein visuelles Problem hin. Evtl. wird dir hier geholfen: http://www.irlen-center.de/hauptseiten/main.php

Gruß
Michael

Hallo Verena!

Mir geht als erstes dabei durch den Kopf, dass er möglicherweise nicht richtig sehen und/oder hören kann.

Wenn das ausgeschlossen ist, ggf. einen ergotherapeutischen Status einholen.

Es kann sein, dass die Auge-Hand-Koordination nicht klappt.
Das ist für die Kinder sehr frustrierend, weil sie sich ja große Mühe geben, es ihnen aber nicht richtig gelingt.
Mit ergotherapeutischer Hilfe kann man das gut therapieren, je früher, desto besser.

Das Verwechseln von D und T kann auch damit zusammenhängen, dass bei russischstämmigen Familien häufig ein deutlicher Akzent zu hören ist, und sie Worte anders aussprechen und betonen.

Angelika

vielen dank für die vielen Guten hinweise und Tipps.

hi

Er ist nicht in der Lage mit stäbchen (maximal 3 ) Formen
nachzulegen. Auch wenn wir es ihm zeigen/vormachen war es ihm
nicht möglich

vielleicht weil er den Sinn dies zu tun nicht verstanden hat? ich könnte mir vorstellen dass er Dinge die er kennt (Haus, Baum o.ä.) legen könnte

Ein anderes Mal haben wir die Namen der Kinder vorgezeichnet,
die Kinder sollten den Namen in großen Buchstaben auf ein
Blatt übertragen. Es fiel ihm sehr schwer er schaute uns immer
wieder unsicher an und malte dann seinen Namen in kleiner
Schrift auf das Blatt.

wäre es möglich dass er zu hause gelernt hat seinen Namen im russischen Alphabet zu schreiben ? Ich denke wenn du jetzt plötzlich deinen Namen mit russischen Buchstaben schreiben müsstest ohne zu ahnen dass es womöglich einfach ein Zeichensatz der anderen Sprache ist hättest du auch Probleme … und er ist erst 5

Könnte Ihr mir vielleicht Hinweise geben, wie wir diesen Kind
fördern können?

ja, wenn gesundheitlich Augen / Ohren etc. alles o.k. ist, rede mal mit seinen Eltern was die zu hause mit ihm machen ob er dort schon ein bisschen schreiben gelernt hat

eine Sprache an sich lernt sich schnell auf rein akkustischem Weg , deswegen sprechen ausländische Kinder recht schnell sehr gut deutsch -aber sie haben gerade dann wenn es ums Schreiben geht (und sie womöglich ein anderes alphabet täglich vor augen haben ) ziemliche Probleme …meine nebensitzerin in der 1.Klasse Grundschule war griechin …sie konnten akzentfrei deutsch sprechen …aber eben weder schreiben noch lesen , weil sie es bei ihren eltern auf griechisch gelernt hatte

Gruß H.

Hallo Liebe WWWler,

Es handelt sich um einen jungen aus einer russischen Familein,
der eigentlich auf uns immer einen sehr aufgeweckten eindruck
gemacht hat. Er versteht unsere Sprache gut und spricht auch
gut.

Sprechkompetenz uund Schreibkompetenz sind 2 sehr verschiedene Dinge. Außerdem: er spricht vermutlich flüssig, hat aber mit Sicherheit nicht denselben Wortschatz wie im Russischen. Hört mal genau hin.

Er machte uns nie große Problme und verstand anweisungen

immer .

Ich bezweifle das. Wie komplex war diese besondere Anweisung? Und wie sinnvoll? Hast Du Alternativen angeboten? Der Junge ist noch sehr jung und wird zu Hause möglicherweise nur mit gesprochenem Russisch und geschriebenem Kyrillisch konfrontiert. Aufgepasst: verschiedene kyrillische Buchstaben sehen so aus wie unsere lateinischen, haben aber ganz andere Bedeutungen (z.B. ist „g“ unser deutsches „d“; oder das russische „t“ sieht so ähnlich aus wie unser „m“)

Nun haben wir angefangen mit den Vorschulkindern gesondert
zuarbeiten und dabei ist uns aufgefallen, wie viele Problme
dieses Kind zu haben scheint.

Er ist nicht in der Lage mit stäbchen (maximal 3 ) Formen
nachzulegen. Auch wenn wir es ihm zeigen/vormachen war es ihm
nicht möglich

Er hat mit Sicherheit die Anweisung nicht verstanden, oder erfaßt den Sinn der Maßnahme nicht. Vielleicht versteht er seine Stäbchenlegerei als Dialog, als Antwort auf Eure Formen. Vielleicht gibt es so ein ähnliches Spiel in Russland. Nichts ist unmöglich.

Ähnlich verlief es bei einer Übung, wo er verschiedene
Abbildungen benennen sollte (Tisch, Torte , Dach oder Daumen)
er sollte dabei unterscheiden ob eine Wort mit D oder T
anfängt.

Das kann er beim besten Willen nicht schaffen, sorry. Es gibt zwar im Russischen beide Buchstaben, aber im Moment beherrscht er Muttersprache und Zweitsprache nur als SPRECHER. Also immer langsam mit den Pferden …!

Es fiel ihm sehr schwer er schaute uns immer

wieder unsicher an und malte dann seinen Namen in kleiner
Schrift auf das Blatt.

Bitte verstehen Sie: er lernt als gebürtiger Russe (Deutschrusse) ein fremdes Alfabet. Daß er kleine Schrift benutzt, hängt mit der Schulung in seinem Heimatland zusammen (sofern er dort überhaupt bereits zur Schule ging).

All dies würde unsere Meinung darauf hinweisen, das er die
Aufgabenstellung nicht versteht, das würde aber im krassen
Gegensatz zu dem stehen, was wir im Kita alltag beobachten?

Bitte etwas mehr differenzieren im Anforderungsniveau.
Informieren über kulturelle Gepflogenheiten und Unterschiede. Nicht jeder Deckel paßt auf jeden Topf. Ich bin selbst Stiefvater eines russischstämmigen Kindes und weiß aus leidvoller Erfahrung, wie erbarmungslos Schulkinder aus GUS hier überfordert werden, weil die Lehrer nicht wissen, wen sie da vor sich haben.

Könnte Ihr mir vielleicht Hinweise geben, wie wir diesen Kind
fördern können?

Städtische Verwaltungsorgane fragen. Fördermittel des Landes für Aussiedlerkinder (die gibt es reichlich) in Anspruch nehmen.

Weiterhin viel Erfolg!
Und locker bleiben!

Jo Perrey
(Fremdsprachenlehrer / Sachverständiger für Leistungsüberprüfung an Schulen)

Ein anderes Mal haben wir die Namen der Kinder vorgezeichnet,
die Kinder sollten den Namen in großen Buchstaben auf ein
Blatt übertragen. Es fiel ihm sehr schwer

noch eine Kleinigkeit hierzu: Das russische „p“ sieht aus wie unser „n“. Das russische „r“ sieht aus wie unser „p“. Das große russchische „N“ sieht aus wie unser großes „H“. Das russische „u“ sieht aus wie unser „y“. Das russische „ch“ sieht aus wie ein „x“. Das „X“ wiederum gibt es im Russischen nicht. Dafür hat es 3 verschiedene „sch“. und 2 verschiedene „i“ Noch Fragen?

Gruß

Jo Perrey

P.S.: Schuld sind nicht die Kindergärtner und / oder Lehrer, sondern die schneckenlangsame Kultusbürokratie, die nicht imstande ist, adäquat für die Menschen zu sorgen, die sie ins Land geholt hat. Außerdem schuld ist die totale Überfrachtung von Kleinkindern mit schulischen Inhalten. Jedem das Seine zu seiner Zeit. Das ABC gehört an die Grundschule. (Oder was sollen die da noch unterichten?)