Hallo Liebe WWWler,
Es handelt sich um einen jungen aus einer russischen Familein,
der eigentlich auf uns immer einen sehr aufgeweckten eindruck
gemacht hat. Er versteht unsere Sprache gut und spricht auch
gut.
Sprechkompetenz uund Schreibkompetenz sind 2 sehr verschiedene Dinge. Außerdem: er spricht vermutlich flüssig, hat aber mit Sicherheit nicht denselben Wortschatz wie im Russischen. Hört mal genau hin.
Er machte uns nie große Problme und verstand anweisungen
immer .
Ich bezweifle das. Wie komplex war diese besondere Anweisung? Und wie sinnvoll? Hast Du Alternativen angeboten? Der Junge ist noch sehr jung und wird zu Hause möglicherweise nur mit gesprochenem Russisch und geschriebenem Kyrillisch konfrontiert. Aufgepasst: verschiedene kyrillische Buchstaben sehen so aus wie unsere lateinischen, haben aber ganz andere Bedeutungen (z.B. ist „g“ unser deutsches „d“; oder das russische „t“ sieht so ähnlich aus wie unser „m“)
Nun haben wir angefangen mit den Vorschulkindern gesondert
zuarbeiten und dabei ist uns aufgefallen, wie viele Problme
dieses Kind zu haben scheint.
Er ist nicht in der Lage mit stäbchen (maximal 3 ) Formen
nachzulegen. Auch wenn wir es ihm zeigen/vormachen war es ihm
nicht möglich
Er hat mit Sicherheit die Anweisung nicht verstanden, oder erfaßt den Sinn der Maßnahme nicht. Vielleicht versteht er seine Stäbchenlegerei als Dialog, als Antwort auf Eure Formen. Vielleicht gibt es so ein ähnliches Spiel in Russland. Nichts ist unmöglich.
Ähnlich verlief es bei einer Übung, wo er verschiedene
Abbildungen benennen sollte (Tisch, Torte , Dach oder Daumen)
er sollte dabei unterscheiden ob eine Wort mit D oder T
anfängt.
Das kann er beim besten Willen nicht schaffen, sorry. Es gibt zwar im Russischen beide Buchstaben, aber im Moment beherrscht er Muttersprache und Zweitsprache nur als SPRECHER. Also immer langsam mit den Pferden …!
Es fiel ihm sehr schwer er schaute uns immer
wieder unsicher an und malte dann seinen Namen in kleiner
Schrift auf das Blatt.
Bitte verstehen Sie: er lernt als gebürtiger Russe (Deutschrusse) ein fremdes Alfabet. Daß er kleine Schrift benutzt, hängt mit der Schulung in seinem Heimatland zusammen (sofern er dort überhaupt bereits zur Schule ging).
All dies würde unsere Meinung darauf hinweisen, das er die
Aufgabenstellung nicht versteht, das würde aber im krassen
Gegensatz zu dem stehen, was wir im Kita alltag beobachten?
Bitte etwas mehr differenzieren im Anforderungsniveau.
Informieren über kulturelle Gepflogenheiten und Unterschiede. Nicht jeder Deckel paßt auf jeden Topf. Ich bin selbst Stiefvater eines russischstämmigen Kindes und weiß aus leidvoller Erfahrung, wie erbarmungslos Schulkinder aus GUS hier überfordert werden, weil die Lehrer nicht wissen, wen sie da vor sich haben.
Könnte Ihr mir vielleicht Hinweise geben, wie wir diesen Kind
fördern können?
Städtische Verwaltungsorgane fragen. Fördermittel des Landes für Aussiedlerkinder (die gibt es reichlich) in Anspruch nehmen.
Weiterhin viel Erfolg!
Und locker bleiben!
Jo Perrey
(Fremdsprachenlehrer / Sachverständiger für Leistungsüberprüfung an Schulen)