Wer kann mir die chinesischen Schriftzeichen übersetzen

Hallo. Wer kann die Chinesischen Schriftzeichen auf dem abgebildeten Gefäß
übersetzen?
Ein Kusine meiner Mutter war als Krankenschwester in China tätig und musste
das Land in der Zeit des sogenannten Boxeraufstandes verlassen.
Als Andenken hat sie diese Bambusschnitzerei mitgebracht.
Seit vielen Jahren steht das Gefäß auf meinem Schreibtisch und dient als
„Sammelgefäß für Bleistifte etc.“ .
Es wäre schön, wenn ich nach vielen Jahren endlich meine „Wissenslücke“
endlich schließen könnte.

Danke im Voraus Anrain


[Verschoben aus ‚Bildende Künste‘ - Mod Kreszentia]

Wäre es nicht angebrachter, es in der richtigen Orientierung lesen zu können:
:

Die Sonne ist untergegangen
Die Vögel schluchzen
Reif liegt überall

Kompliment!

Frage dazu:

Ist das tiān in biàntiān ein Idiom?

Gruß
Metapher

und noch in Pinyin:

rì luò niǎo tí
shuāng biàn tiān

Hallo,
mit den Tang Gedichten ist das so eine Sache. Ich habe das ganze Gedicht jetzt gefunden. Dieses Bild am Schluss mit dem Reif bedeutet einfach, dass es kalt geworden ist.
ich brauche dazu etwas mehr Zeit - ich melde mich wieder.
Wenn es von Maschinen handeln würde, dann hätte ich mehr Sicherheit …

Bis dann
Schrella

So isses. Wunderschöne Bilder, Stimmungen. Atmosphären. Aber schwierig, selbst wenn es gelingt, sie einigermaßen adäquat zu übersetzen.

Das mit dem Reif bei angehender Nacht war schon klar. Meine Frage bezog sich auf das tiān (rein lexikalisch „Himmel“), wo doch biàn schon „überall“ ist. Inzwischen ist mir aber klar: biàn tiān ist dann etwa „all over and over“, bzw. „überall in der Welt“.

Gruß
Metapher

Hallo zusammen,
hier ist das Gedicht. Aber übersetzen, wie Metapher schon sagte … da sollte man mehr Ahnung haben als ich. Es ist eine andere Kultur und eine andere Zeit.

http://hanyu.baidu.com/shici/detail?pid=8701ccca47554464acc3389f3e3f0a85&from=kg0&highlight=月落乌啼霜满天

Wäre ein schönes Hobby

Schöne Grüße
Schrella

Wo ist eigentlich Kate?

Hallo @schrella,

Danke, interessant. Dort steht jedoch 月落, 乌啼, 霜满天
also nicht 日落 Sonnenuntergang (wie auf dem Becher), sondern 月落 Monduntergang.
Ferner dann heißt es, mit = (wū), und nicht = (niǎo, Vogel)
Und auf dem Becher steht tatsächlich (ich hatte das auch übersehen)
烏, und nicht 鳥.
Also statt
啼 = ein Vogel krächzt/zwitschert (oder Plural)
vielmehr
啼 = eine Krähe krächzt

Schönen Gruß
Metapher

Danke für die schnelle Antwort. Bevor ich versuche mich diesem Test zu nähern noch eine weiter Frage. Leider ist in meine Anfrage das gleiche Schriftbild doppelt eingefügt. Es gibt jedoch auf der Gegenseite noch ein Schriftbild . Meine Bitte ,können Sie mir auch für das nun beigefügte Bild auch die "Übersetzung " geben?
Natürlich würde ich mich auch gerne mit der „Deutung“ dieser Texte beschäftigen. Macht das Sinn ?und wer kann mir dazu einen Hinweis geben?

Herzlichen Dank Anrain

jetzt hast du alle Fotos zweifach doppelt :slight_smile:

Die Folge der Hanzi ist
江楓魚火
对愁眠

Und zwar in der klassischen Schreibweise. Es ist die zweite Zeile zu dem Gedicht, das @anon70456904 schon verlinkt hat (oder auch hier). Dort teilweise in modernerer Schreibweiwe:
江枫渔火
对愁眠

Ich kann nur die einzelnen Zeichen benennen. Im klassischen Chinesisch sowieso und in der Tang-Dichtung (um die es sich hier handelt, 7.-10. Jhdt) insbesondere, kann man daraus nur selten auf die Gesamtaussage schließen. Die Stimmung der Naturszenerie (Sonnenuntergang, Abend, bzw. Monduntergang, Morgen) der ersten Zeile dürfte ja erkennbar sein. Von der zweiten Zeile jetzt kann ich dir nur die einzelnen Schriftzeichen wiedergeben. Übersetzen kann ich es nicht.

江 jiāng Fluß
楓 fēng Ahorn
魚 yú Fisch; 渔 yú nach etwas streben
火 huǒ Feuer
对 duì Signifier für ein Paar von irgendwas
愁 chóu sich sorgen um etwas
眠 mián schlafen

Natürlich würde ich mich auch gerne mit der „Deutung“ dieser Texte beschäftigen. Macht das Sinn ?

Hopplahopp und „nur mal so“ würde es keinen Sinn machen, da braucht es jahrelange Erfahrung, nicht nur mit der Bildsprache dieser Epoche. Selbst für einen native speaker ist das kein Pappenstiel. Am besten, man sucht sich Übersetzungen und Deutungen von Spezialisten. Da kann ich dir meinerseits allerdings nicht verantwortlich eine Empfehlung geben.

Gruß
Metapher

1 Like

So, nun kommen wir den Zeilen auf deinem Holzbecher doch noch näher:

Von dem Tang-Dichter Zhang Ji, 張繼 (715-779) ist ein Gedicht überliefert in einer Sammlung von Tang-Gedichten aus dem 18. Jhdt. Es zählt dort in die Stil-Kategorie „7-Zeichen-Quartett“ („seven-character quatrain“), d.h es besteht aus 4 mal 7 Zeichen und hat dort den Titel „Maple Bridge Night Mooring“. Das Gedicht, von dem dein Becher die ersten 2 Zeilen enthält, heißt komplett:

月落烏啼霜満天
江楓漁火對愁眠
姑蘇城外寒山寺
夜半鐘聲到客船

Und wenn man dann eben findet, daß es in der 2. Zeile nicht, wie auf deinem Becher graviert 魚火, „Fisch Feuer“, sondern 漁火 „Fischer Feuer“ heißt (das ist nämlich die Fackel auf den Fischerbooten, mit der sie nachts Fische anlocken), und ferner, daß 對 auch „gegen/entgegen“ heißen kann (und, wie schon gesagt, nicht der Sonnenuntergang am Abend, sondern der Monduntergang am Morgen gemeint ist), dann findet sich auch eine nachvollziehbare Übersetzung.

Hier ist eine englische:
The moon descends, crows caw, frostiness fills the sky;
Riverside maples, fishermen’s lights, facing me in my worried sleep.
Outside Gusu city lies Cold Mountain Temple;
At midnight, the sound of bells reaches the ferries.

Und hier ist eine deutsche:
Mond geht unter, Krähen krächzen, Frost am ganzen Himmel,
Ahorn-Bucht, Fischfangfeuer gegen Kummer-Schlaf,
Soushu, außerhalb davon der Hanshan-Tempel,
Mitternacht und Einhalb Glocken-Ton kommt bis zum Boot.

Diese → Ahorn-Brücke (hier auch eine weitere englische Übersetzung) gibt es wirklich, und den Hanshan-Tempel bei Soushu (= Gusu) ebenfalls. Man vermutet, daß er Han Shan (寒山 = kalter Berg) heißt, weil das der Name eines einst dort lebenden Mönches war.

Das Gedicht von Zhang Ji ist jedenfalls traditionell fest mit diesem Ort verbunden, und dein Becher ist dann wohl ein touristisches Mitbringsel von ebendort.

Schönen Gruß
Metapher

Ganz herzlichen Dank an Schrella und Metapher . Das war mehr als ich erwartet habe.
Mir ist deutlich geworden, dass ich mit meiner Überlegung, mich dem Inhalt dieses Textes auch nur ansatzweise zu nähern, völlig scheitern werde.
Also was tun? Ich bleibe dran.
Euch noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön.
Anrain

Warum? Auch wenn sich die Übersetzungen (besonders in der 4. Zeile) unterscheiden, ist die Situation des Reisenden doch sehr deutlich: Seine emotionale, melancholische Verfassung wird vergegenwärtigt, indem stattdessen die atmosphärische Stimmung der umgebenden Natur geschildert wird. Insbesondere wird auf den als unmittelbar „jetzt“ erlebten Augenblick fokussiert (es ist um Mitternacht, der Mond geht gerade unter, es ist kalt, die Glocke des Tempels läutet: das einzige menschliche, aber nur indirekte Lebenszeichen). Ein Erzählverfahren, das auch in der Malerei und im Film sehr oft verwendet wird, aber es zeichnet insbesondere die Dichtung der Tang-Epoche aus, ebenso wie auch die Malerei dieser Zeit.