Wer kennt baustoffpreise aus DDR zeiten

baustoffpreise für mauersteine,zement,kalk und vieles mehr

Danke in vorraus

AMIX

Hallo!

baustoffpreise für mauersteine,zement,kalk und vieles mehr

Möchtest du wissen, für welche offiziellen Listenpreise das gewünschte Material garantiert nicht, jedenfalls nicht zeitnah aufzutreiben war? Wer etwas haben wollte, musste irgendwas bieten. Nur Mark nicht so gerne, es sei denn D-Mark. Ähnlich gut akzeptierte Währungen hießen z. B. Schrankwand, Farbfernseher, Trabi-Ersatzteile oder Schweinehälfte.

Offiziell war für private Baumaßnahmen natürlich ein anderes Verfahren vorgesehen, das aber für an heute aktuelle Verhältnisse gewöhnte Menschen noch viel weniger nachvollziehbar erscheint als die erwähnten Tauschgeschäfte. Niemand konnte in einen Baumarkt gehen, das nach eigenem Gutdünken benötigte Material zusammensammeln, zur Kasse gehen und von dannen fahren. Nee, nee… Es gab den VEB Baustoffversorgung. Dort hatte man zum Materialbezug Unterlagen vorzulegen:

  • Zustimmung zum Neubau, zur Modernisierung oder zur Instandhaltung eines Eigenheims
  • die bestätigte Materialliste für den Anteil der Eigenleistungen mit Benennung des Projektes
  • den Kreditvertrag.
    Quelle: Eigenheime selbst gebaut, VEB-Verlag für Bauwesen, 1980
    Mit schlichter Addition von Materialpositionen war es nicht getan. Es gab Materialkoeffizienten und Preisausgleichsbeträge je nach Haushaltsgröße des Bauwilligen. Außerdem gab es einen zulässigen maximalen Aufwand. Nicht zuletzt spielte das Kombinat eine Rolle, in dem der Bauwillige arbeitete. Alles furchtbar kompliziert und langwierig. Deshalb war Schwarzbau mit mehr oder weniger grenzwertigen Methoden der Materialbeschaffung der Regelfall.

Wieder ganz anders sah es bei Mietwohnungen aus. Da gab es das Kombinat oder die LPG und die Wohnungswirtschaft mit Materialausgabe.

Als Wessi, dem das alles völlig fremd war, trug ich einiges an Informationen und Literatur zusammen, um während der Recherche zur Geschichte mehrerer Häuser sonst rätselhaft gebliebene Vorgänge klären und verstehen zu können. Hinterher verstand ich, warum es in manchen Häusern keinen einzigen rechten Winkel, keine lotrecht gebaute Wand, überhaupt so gut wie keine handwerksgerecht ausgeführte Arbeit mit Material aus Vorkriegszeiten gab. Jemand wollte eine Steckdose installieren und brauchte ein paar Meter Kabel. Kaufen? Vergiss es! Falls es Installationskabel gab, dann nur fürchterliches Zeug mit Aluminiumleitern, die schon vom Angucken brachen. Es gab aber in 30 km Entfernung eine Werft. Deshalb sind hier in der Gegend viele Häuser zum beträchtlichen Teil mit Schiffskabeln (Litze, aber immerhin aus Kupfer) verdrahtet. An einigen Stellen waren bis zur Wende Installationen aus der Kaiserzeit in Betrieb - blanke Leiter an Porzellanisolatoren an der Decke, übrig geblieben vom ursprünglichen Gleichstromnetz des Dorfes. Es herrschte kein Mangel an einheimischer Währung, aber ein Mangel an Gütern. Staatlich festgelegte Preise standen nur auf dem Papier, aber die Ware existierte nicht oder nur auf dem Schwarzmarkt.

Irgendwo in meinem Bestand gibt’s ein Buch mit ein paar Einzelpreisen. Weil aber inzwischen Vieles in zweiter und dritter Reihe steht, finde ich es auf die Schnelle nicht. Falls ich das erwähnte Buch zeitnah in die Finger bekomme, liefere ich die Preise nach, ansonsten kann man sie den Durchführungsbestimmungen zur Eigenheimverordnung der DDR entnehmen. Die Gesetzblätter sind in etlichen Archiven und Antiquariaten zu finden oder z. B. hier http://www3.recht.makrolog.de/bgblplus/2011/home.nsf… käuflich zu erwerben.

Wer nicht sehr lange (Jahre) warten wollte, konnte mit dem ganzen bürokratischen Aufwand unterhalb des maximal zulässigen Aufwands überhaupt nur kaufen, was aus sog. Überplanbeständen stammte. Ohne Überplanbestand half nur Vitamin B und Tauschgeschäft.

Gruß
Wolfgang

Sack Zement
Hallo auch,

ich kann mich dunkel daran erinnern mit meinem Vater mal 6Sack Zement (50kg) für 3,-M pro Stk vom Baustoffhandel in Velten geholt zu haben.
1 Sack haben wir gebraucht…den Rest an die Gartennachbarn verscherbelt.

Ein Gartennachbar hat mal für 50,-DM eine LKW-Fuhre Fertigbeton vom Autobahnbau (heutige A111) „abgezweigt“.

Die Wasserleitung vom Gartenhäusschen zum Bungalow und die Installation der Wasserleitung im Bungalow kostete mehrere schnelle Termine für Zahnkronen(oder waren es Brücken…?).

Eine AEG-Zweigang-Schlagbohrmaschine bekam mein Vater für eine Zahnbehandlung ausserhalb der Reihe.

Ein Fertigbungalow (B34) kostete 7000,-M und die Organistaion zweier Buntfernseher für den Bürgermeister eines 500 Seelen-Dorfes.

Sand, Steine, Zement und Sauerkrautplatten fürs Fundament hat mein Onkel besorgt…keine Ahnung was die gekostet haben.

10 25m-Rollen Maschendrahtzaun, Spezialanfertigung 120cm hoch, hat mein Grossvater besorgt…für 500,-M und diverse hausgemachte Würste.

mehr fällt mir jetzt auf die Schnelle nicht ein.

Gruß Angus