Servus,
„es ist gut, dass man seinen Namen nicht mehr kennt“ und „…nicht mehr kennen sollte“ sind verschiedene Aussagen. Mit der meinigen „es ist gut, dass man seinen Namen nicht mehr kennt“ meine ich, dass der Mann als Maler nicht wichtig ist: Ich fände es schade, wenn man sich heute noch mit seinem Werk beschäftigte und ihm nicht die Ruhe ließe, die jedem zukommt, wenn er gelebt hat.
Warum „nicht wichtig“?
Von einem Künstler erwarte ich - natürlich im Rahmen der Eitelkeit, die jedem Künstler zusteht - eine angemessene Einschätzung des eigenen Schaffens. Das gezeigte Bild ist allenfalls eine Studie, eine Übung; wenn es in einem Atelier hängt, seisdrum. Aber mit aufwändigem Rahmen überm Sofa: Lieber nicht.
Warum „eine Übung“?
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Der Maler kam mit dem Format nicht zurecht. Auf einer Fläche von etwa 1/9 des Bildes, ziemlich in der Mitte, ist bereits alles gesagt, was er bei diesem Bild zu sagen hatte.
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Der Maler hatte offenbar große Mühe damit, einen persönlichen Stil zu finden. Er wußte nicht so recht, ob er Impressionist oder Realist sein wollte, und die fett saucig gespachtelten Anstreicherpartien von Courbet haben ihm darüber hinaus auch noch gefallen: Und so ist in dem Bild von jedem ein bissel und für jeden ein bissel dabei, es bleibt beliebig.
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Er hatte ordentlich „Vordergrund - Mittelgrund - Hintergrund“ gelernt, aber gleichzeitig auch von der malerischen Auflösung des Räumlichen in der Fläche gehört, und konnte sich auch da nicht entscheiden. Mit der Folge, dass ihm das Werk genau da, wo es eigentlich interessant sein könnte, und wo der Betrachter im Rahmen der insgesamt nicht besonders spannenden (weil ganz gleichmäßigen und in jede Richtung irgendwie symmetrischen) Komposition unwillkürlich hinschaut, nämlich in dem Bereich, wo sich der Wald zu der Korbweidenreihe hin öffnet, gänzlich misslungen ist: Da findet man eine ziemlich große Fläche, die überhaupt nicht definiert ist, sondern bloß gefüllt.
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Und den Kampf mit dem Grün, der schwierigsten Farbe überhaupt, hat er auch verloren. Es ist ihm zu Gute zu halten, dass er das wahrscheinlich während des Malens auch gesehen hat, und daher versucht hat, das Grün durch Übermalen zurückzunehmen. Das ist in den Strukturen von trockenem Gras und Binsen im Vordergrund noch soso lala gelungen, aber in der oben beschriebenen Stelle im Zentrum der Komposition führte das zur Katastrophe, die ein Kritiker in einem Verriss von Bizets Carmen zu deren Uraufführung beschrieb mit „das Orchester erzählt ununterbrochen Dinge, die überhaupt niemanden interessieren“: Es gab Fläche zu füllen, und da hat man dann halt etwas hingemalt.
Zu technischen Einzelheiten wie den wegen der unpassend heftigen Kontraste frei schwebenden Baumstämme hier nichts weiter. Der Maler hat sich Mühe gegeben, und er hat sich immerhin um sein Handwerk gekümmert. Seine heutigen Nachfolger im Geiste, die brav die Rezepte von Bob Ross nachpinseln, fallen weit dahinter zurück: Denen fehlt sogar noch das Bemühen.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder