Kunst oder Kitsch?
Hi.
obwohl das Stück keineswegs drittklassig ist,
Kommt drauf an, wo man die erste Klasse ansetzt. Ich würde sie „internationale Spitzenklasse“ nennen. Darunter kommen die Werke, welche technisch sehr gut ausgeführt , künstlerisch aber zweitrangig sind (dennoch interessant und nicht kitschig). Als drittklassig würde ich Bilder bezeichnen, die - aus diesem oder jenen Grund - als gutgemachter Kitsch gelten können, z.B. das in diesem Thread in Rede stehende. Für kitschig halte ich es wegen der Unausgegorenheit der Bildstimmung - Licht und Wetter deuten eine Dramatik an, die von der Komposition und den gegenständlichen Motiven her nicht eingelöst wird. Nicht nur, dass die Motive (Schiffe) sehr symmetrisch verteilt sind, die Bildmitte wird sogar betont durch zwei aus den Wellen herausragende Holzpfähle, welche die Asymmetrie der Bildmotive, was deren Größe im Bild betrifft, dadurch kompensieren sollen, dass der linke Pfahl größer ist als der rechte, während das linke Schiff kleiner erscheint als die beiden rechten. Ich betone dieses Detail, weil es allzu berechnend wirkt und die Natürlichkeit der Szene arg beeinträchtigt. Auch der rote Farbtupfer am Bug des größeren rechten Schiffes erscheint allzu kalkuliert und beruht auf der malerischen Regel, dass Rot die Nähe zum Betrachter betont, außerdem soll er wohl komplementär zu den Grüntönen im Wasser wirken, was aber - jedenfalls auf dem Foto - eher unschön rüberkommt. Ganz allgemein steht die relative Bravheit der Komposition im Widerspruch zum schon erwähnten dramatischen Anspruch, deswegen halte ich das Bild für kitschig und - bestenfalls - drittklassig.
Möglicherweise wirkt das Originalgemälde aber eindrucksvoller. Ich kann nur vom Foto ausgehen.
wird es eher in
der Gegend 500 - 800 € anzusiedeln sein, weil zu höheren
Preisen eben ein namhafter (d.h. heute noch mehr oder weniger
bekannter) Künstler gehört.
Mit der Formel „max. 2000 Euro“ schloss ich die Möglichkeit einer gewissen Bekanntheit des Malers schon ein. Natürlich liegt die theoretische Untergrenze, falls der Maler unbekannt ist, deutlich unter 1000 Euro, das ist klar. Da die beiden von mir anvisierten Auktionshäuser in der Münchner City dichtgemacht haben, schaute ich nur in einen Antiquitätenladen rein, wo die Inhaberin anhand eines SW-Ausdrucks spontan meinte, der Wert könne, je nach Zustand und Qualität des Originals, „zwischen 120 und 2500 Euro“ liegen, das ließe sich nur anhand des Originals beurteilen.
Sollte das Bild tatsächlich kaum
nachgedunkelt sein und in so leuchtendem Zinkoxidweiß
strahlen, wäre es wohl wirklich aus einer Zeit, die alles, was
Impressionismus heißt, schon lange hinter sich gelassen hatte.
Die Pinselführung und die bunten Reflexe auf den Wellen wirken eindeutig impressionistisch, die Bildstimmung hingegen ist klassisch-niederländisch düster gehalten. Auch dieser Mischmasch ist für mich, jedenfalls in dieser Realisierung, ein Indiz für Kitsch.
[…]
Chan