Hallo Wolfgang,
Besitzt eine Krähe, möglicherweise wegen Nestbau, soviel
Verstand und Geschick, einen mehrfachen Knoten aufzudröseln
und mit diesem „Geschenk“ weg zu fliegen?
Rabenvögel sind hierzu und zu ähnlichem in der Lage - intelligent, ausdauernd, und in einigen Fällen (besonders Kolkrabe) sehr kräftig.
Neben einer gewissen Intelligenz, die bei Krähen zu finden ist, spielt hier eben auch ihre Geduld eine entscheidende Rolle:
Um Knoten aufzubekommen, muss man nicht unbedingt wissen, wie exakt man einen Knoten öffnet - man braucht nur viel Geduld, um lange genug daran herumzuzuppeln. So geht es uns Menschen ja auch, wenn sich etwas verheddert hat oder wir ein Geduldsspiel lösen.
Außerdem habe ich dieser Tage durch die geschlossene Balkontür
Folgendes beobachtet. Eine Meise (kamen auch im letzten Winter
zahlreich zur Fütterung) flog über Balkongeländer und
Balkonbank, mit mehreren Unterbrechungen und Kopfdrehungen zur
Absicherung zielstrebig auf einen Plastikbeutel mit
Winterfutter zu, den wir bereits gleich neben der Balkontür
unten auf dem Boden deponiert hatten, und pickte am Beutel.
Als ich mich bewegte, flog sie weg.
Erlerntes Verhalten: Vögel fressen ja nicht nur, was sie aus Menschensicht haben dürfen, sondern auch diverses, von dem sie vertrieben werden. Und das wird die Meise gelernt haben: Vorm Fressen aus Beuteln (oder anderen Nahrungsquellen, die nicht direkt eine Pflanze sind) sich umsehen, ob ein Mensch dort ist.
Haben Meisen eine Erinnerung über 6 Monate hinweg?
Sicherlich. (Wie würden sie sonst überhaupt jeden Winter Futterplätze wiedererkennen? Das (Wieder-)Erkennen z.B. eines umgedrehten Blumentopfes würde ich nicht als genetisch verankert ansehen (noch nicht lange genug existent). Jene, die ihren ersten Winter erleben, schauen es sich von älteren Tieren ab - da greift wohl wieder ein, mitunter genetisch verankertes da universell anwendbares, „wo viele Vögel sind, gibt es Essbares“)
Aber diese ist hier nicht nötig - allein das gelernte Verhalten „Vorsicht vor Menschen“ oder auch ein mitunter instinktives „wenn sich etwas Großes plötzlich bewegt, schnell weg, möglicher Feind!“ bzw. „vorm Fressen sich umsehen, ob ein Feind da ist“ reichen für das Verhalten aus.
Man muß schon auf dem Balkongeländer sitzen, um den
Futterbeutel zu bemerken - Geruch ist ja wohl auszuschließen,
oder? Wie erklärt sich dieses Verhalten?
Vögel haben großteils einen sehr guten Geruchssinn.
Dann: Du kannst natürlich nicht sicher sagen, ob du die Meise wirklich bei ihrem diesjährig ersten Anflug auf den Sack, verursacht durch ihre Erinnerung „auf diesem Balkon liegt für gewöhnlich ein Sack Futter“ an letztes Jahr, gesehen hast.
Mitunter fliegt die Meise dort häufiger vorbei, und dieses Mal hat sie eben den Sack gesehen (und sich dabei entweder vom Geruch oder auch von der allgemeinen Erinnerung, dass solche Dinge Futter enthalten, die dem entspricht „Futterhäuschen und umgedrehte aufgehängte Blumentöpfe enthalten Futter“, leiten lassen).
Viele Grüße,
Nina