Wer kennt sich mit Ghee-Herstellung (ayurvedisches Butterschmalz) aus?

Hallo,
nachdem ich online 5 schriftliche Beschreibungen und 2 Youtube-Filme zur Ghee-Herstellung angesehen hatte, fühlte ich mich gut präpariert es selbst zu versuchen. Um den Aufwand lohnend zu gestalten habe ich direkt ein Kilo Butter verwendet. Ich war weit vorsichtiger mit der Temperatur der Kochplatten und dadurch dauerte es ewig. Ich habe mich entschieden das Eiweiß abzuschöpfen, weil ich sonst nicht richtig sehen konnte ob die Butter klar wird.  Dann habe ich ein Sieb mit einem Küchenkrepp (ich glaube, Kaffeefilter wäre noch dichter?) ausgelegt und vorsichtig das klare Butterschmalz abgegossen. Erstens läuft es aber nur tröpfchenweise - vielleicht spielt abgesetztes Eiweiß im Filter eine Rolle oder die mit der Zeit gesunkene Temperatur. Jedenfalls lief das in den Filmen so flott durch den Filter und bei mir läuft so etwa gar nichts - kaum mehr tropfenweise. Mir blieb nicht anderes als den Inhalt des Siebs zurück in den Topf zum Aufwärmen zu gießen.  Das ist aber sicher auch kein guter Weg.  Zudem bleibt durch die Schwierigkeit der Eiweiß/Fett-Trennung am Topfboden auch sehr viel im Topf zurück, was ich sehr schade finde. Von dem Kilo Butter ist die Ausbeute jedenfalls nur bei ca. 50%. Es hätten eigentlich 75 % sein sollen.

Also, es war heute mein Einstiegsprojekt nach meiner Ayurvedakur in Indien :wink: - und es lief eher suboptimal. Vielleicht kann mir hier im Forum jemand aus der Praxis Tipps geben. Ich bin dankbar!

Das muss kesseln!
Servus,

Du hast Dir die Antwort selbst gegeben: Das Ganze war nicht heiß genug.

Bis zum Abseihen muss das noch köcheln (sieht man an den Blasen, die das macht). Sonst kühlt das Butterschmalz vom Sieb so schnell ab, dass es nicht mehr richtig durch den Papierfilter kommt.

Schöne Grüße

MM

Beurre noisette herstellen
Moin Fluorit,

Ich habe noch nie ayurvedisches Ghee hergestellt … aber gutes
deutsches Butterschmalz und bestes französiches ‚beurre noisette‘
würde ich nie fertig kaufen, sondern immer selbst machen. Da weiss
ich, was ich esse und es ist an sich kinderleicht (naja - wenn man
es erst mal kann).

Solange 500 g ‚Butaris‘-Butterschmalz im Supermarkt 4.99 € kosten
und 250 g Butter im Discounter für 95 Cent zu haben ist, mache ich
unser Butterschmalz selber. Vom Geschmack und dem Wissen was
drin ist völlig abgesehen …

Um den Aufwand lohnend zu gestalten habe ich direkt ein Kilo
Butter verwendet.

Das dürfte fürs Gelingen unkritisch sein. Ich habe ein uraltes Stein-
guttöpfchen in das genau 500 g passen … also schmelze immer
2 Stück Butter. Weniger zu nehmen wäre aber riskant, da man dann
die Temperatur schwerer kontrolliert und die Butterschicht im Topf
zu flach wird.

Ich war weit vorsichtiger mit der Temperatur der Kochplatten und
dadurch dauerte es ewig. Ich habe mich entschieden das Eiweiß
abzuschöpfen, weil ich sonst nicht richtig sehen konnte ob die
Butter klar wird. 

Es gibt nur eine richtige Temperatur: Die, bei der das Wasser aus
der Butter verdunstet. Darüber verbrennt alles und darunter bleibt
das Wasser drin. Das Eiweiss hat sich auf dem Weg dahin von
allein erledigt.

Ich nehme einen kleinen Edelstahltopf, den die geschmolzene Butter
ca 3 cm hoch füllt, und stelle ihn auf Stufe 2 (von 9) auf den Herd.
Sie soll langsam sprudeln. Gerade so, dass nichts aus dem Topf
spritzt. Dazu immer ohne Deckel damit das Wasser verdunstet.

Dann warte ich knapp 2 Stunden. Nach dieser Zeit ist das Eiweiss
zu einem braunen Belag am Topfboden geworden und die Butter
leicht gebräunt und klar. Entscheident ist, dass sie kaum noch
sprudelt - also das Wasser im wesentlichen raus ist. Wie lang man
die Butter exakt so ziehen läßt ist Geschmackssache … der Eine
mags französisch-nussig - der Andere deutsch-hell.

Taste dich ruhig mutiger von unten an die Temperatur ran. Wenn es
schief geht sind eben zwei Stück Butter im Wert von rund 2 Euro
verloren :wink:

Dann habe ich ein Sieb mit einem Küchenkrepp (ich glaube,
Kaffeefilter wäre noch dichter?) ausgelegt und vorsichtig das klare
Butterschmalz abgegossen.

Ich benutze immer den Kaffeefilter für einen halben Liter und eine
normale Filtertüte. Die 500 g Butterschmalz giesse relativ heiss
auf einmal da rein und nach höchstens 5 Minuten ist alles durch.
Faulheit siegt :wink:

Zudem bleibt durch die Schwierigkeit der Eiweiß/Fett-Trennung am
Topfboden auch sehr viel im Topf zurück, was ich sehr schade finde.

Bei mir sind am Ende mittelbraune kleine Klümpchen am Topfboden.
Das besteht aus dem ausgefällt Eiweiss und das muss ja raus. Die
sind mit einem Scheuerschwamm ruck-zuck weg und alles strahlt.

Von dem Kilo Butter ist die Ausbeute jedenfalls nur bei ca. 50%.

Ich bekomme (unabhängig von der Ausgangsmenge) sicher über
90 % raus, auch wenn ich es noch nie nachgemessen habe.

Also, es war heute mein Einstiegsprojekt nach meiner
Ayurvedakur in Indien :wink: - und es lief eher suboptimal.

Das wird schon. Und Butterschmalz selbermachen ist was Feines
auch jenseits von Ayurveda. Wir nehmen für Bratkartoffeln oder
Steaks nur noch Ghee (wenn man es so nennen will).

Viele Grüße

Jake

Danke für die Antwort! 1,5 von 3 (Stromzufuhr schien mir nicht wenig). Ich werde es nächstes Mal höher stellen!

Moin, moin,

danke für die ausführliche Antwort. Es wurde bei den gelesenen Schilderungen immer Vorsicht empfohlen hinsichtlich der Hitzezufuhr. Zwei von 9 erscheint mir wenig - in einem der Videos war von 4 von 9 die Rede - ich habe auf 1,5 von 5 (Kochplatten gestellt. Es sprudelte nur leicht. Es hieß, man solle darauf achten, dass die Schose nicht verbrennt - das wäre nach wie vor meine größte Sorge! Sind "mittelbraune Klümbchen nicht schon etwas verbrannt? Ich hatte auf den Geruch geachtet, der von Süße ins` karamellige wechseln sollte. So ansatzweise war das der Fall. Deine Antwort hat mir schon Mut gemacht. ich habe nun zwar eine ganze Menge zu verbrauchen, doch werde ich mich wohl wieder daran wagen!

Hallo,

was macht ihr so stundenlang? Warum muss das stundenlang vor sich hin köcheln?

Ich schmeiss die Butter in den Topf (meist nur 1 Stück 250g) und dreh auf 7-8 (von 9)
Dann lasse ich die Butter solange kochen, bis der Schaum nach unten sinkt und leicht braune Stückchen bildet.
Dann schütte ich alles (mit den kleinen Stückchen) in ein Schraubglas um und stelle dieses geschlossen auf den Kopf.
Weil:
Wenn alles abgekühlt ist, sind die Stückchen oben und werden dick auf Brot geschmiert, das ist das Beste dran. Und der Rest zum braten verwendet.

Ich filtere da gar nix raus.

Die ganze Operation dauert vielleicht 15 min.

Warum soll das Ganze hier stundenlang vor sich hin köcheln?

Mir erschliesst sich der Sinn nicht, kann mich mal jemand aufklären?

Grüße
miamei

Es kommt vielleicht darauf an, was man damit anfangen möchte: Butterschmalz oder Ghee!

Hallo Fluorit,

Butterschmalz oder Ghee!

Da das Produkt identisch ist, muss man darüber nicht nachdenken.

Das ist wie mit so vielem Anderen aus Fernost:
Die Kochen auch nur mit Wasser … aber sie nennen es anders.

Die sagen Ghee - wir sagen Butterschmalz
Die sagen meditieren - wir sagen beten.
Die sagen Akupunktur - wir sagen BDSM.

Siehs nicht so eng.

Viele Grüße

Jake

3 Like

Aus welchem Grunde kaufst du es nicht fertig, z.B. im Reformhaus oder im ASIA-Geschäft?

Ich kaufe meins bei Rossmann oder DM (weiß nicht so genau)

. . . weil ich hin und wieder gerne etwas selber machen möchte!

2 Like

Moin,

Es wurde bei den gelesenen Schilderungen immer Vorsicht
empfohlen hinsichtlich der Hitzezufuhr.

Ist ja auch richtig.

Zwei von 9 erscheint mir wenig - in einem der Videos war
von 4 von 9 die Rede - ich habe auf 1,5 von 5 … gestellt.

Jeder Mensch ist anders … jeder Herd auch :wink:

Es sprudelte nur leicht. Es hieß, man solle darauf achten,
dass die Schose nicht verbrennt - das wäre nach wie vor
meine größte Sorge!

Meine auch!

Sind "mittelbraune Klümbchen nicht schon etwas verbrannt?

Verbrannt wäre schwarz.

Je weniger Wasser drin ist, desto weiter kann man das Fett
erhitzen und desto länger hält es. Die Haltbarkeit ist hier im
Land der Kühlschränke zwar nicht ganz so wichtig wie in
Südindien … aber es schadet auch nicht. Deshalb lasse ich
der Butter solange Zeit!

Der Rest ist Geschmackssache. Je dunkler desto nussiger
wird es. Ich hatte zeitweise zwei Bräunungsgrate gleichzeitig
in Verwendung. Zu dunkel wirds aber ungeniessbar. Das
musst du ausprobieren.

Ich giesse die Butter wie bekannt schlagartig ab und habe
dadurch das Nachbräunen nur am Topfboden.

… ich habe nun zwar eine ganze Menge zu verbrauchen, doch
werde ich mich wohl wieder daran wagen!

Ich versorgte vor meinem Umzug auch die Nachbarschaft mit
Nussbutter … keiner ahnte wie einfach und günstig sie entsteht :wink:
Selbstgemachte Marmelade ist ein guter Tausch …

Versuch macht kluch.
Viel Erfolg dabei!

Jake

(ohne Anrede)

Aus welchem Grunde kaufst du es nicht fertig, z.B. im
Reformhaus oder im ASIA-Geschäft?

Diese Frage kannst du bei praktisch allen Rezeptanfragen stellen.
Ihr Sinn erschliesst sich mir deshalb aber noch lange nicht.

Damit hinterfragst du den Sinn von ‚wer-weiss-was‘ grundsätzlich.

(auch grußlos)

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Okay, das ist ein Argument.

Das geht mir auch so, aber wenn Dinge soviel Zeit in Anspruch nehmen, wäge ich schon ab.

Die indische Küche(n) halte auch ich für die beste(n) weltweit.

sag doch auch 'Hallo Fragewurm* zu mir.

Ghee und Butterschmalz sind nicht das Gleiche! Das schmeckt man schon. Butterschmalz ist einfach nur geklärte Butter, das heißt bei relativ niedriger Temperatur trennt man die Nicht-Fett-Bestandteile ab.

Ghee wird bei höherer Temperatur hergestellt, wodurch ein leicht nussiger Geschmack entsteht.

Geschmacklich ist der Unterschied wohl etwa vergleichbar wie der Unterschied zwischen Frischmilch und gekochter Milch.

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Ich kann die Motivation, etwas selbst zu versuchen, sehr gut verstehen. Bei Ghee habe ich das aber drangegeben. Viel zu hoher Aufwand für ein suboptimales Ergebnis und wirtschaftlich lohnt das nicht.

Da lohnt eher, ab und an Sahne selbst zu machen (besonders dann, wenn sie nachher geschmacklich verändert wird). Oder die unterschiedlichen Varianten von Frischkäse, bspw. auch Panir.

Das dürfte fürs Gelingen unkritisch sein. Ich habe ein uraltes
Stein-
guttöpfchen in das genau 500 g passen … also schmelze immer
2 Stück Butter. Weniger zu nehmen wäre aber riskant, da man
dann
die Temperatur schwerer kontrolliert und die Butterschicht im
Topf
zu flach wird.

Es gibt nur eine richtige Temperatur: Die, bei der das Wasser
aus
der Butter verdunstet. Darüber verbrennt alles und darunter
bleibt
das Wasser drin. Das Eiweiss hat sich auf dem Weg dahin von
allein erledigt.

Und genau das stimmt eben nicht! Wie bereits geschrieben: Ghee und Butterschmalz sind zweierlei. Auch Ghee und Nussbutter übrigens. Wobei sich beide schon eher ähneln.

Die unterschiedlichen Temperaturen sind hier recht gut beschrieben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Butterschmalz

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Nachtrag
Ein Nachtrag zum Geschmack, weil ggf. missverständlich:

Ghee hat einen leicht nussigen, aber sehr runden Geschmack, der so ähnlich auch bei gekochter Milch entsteht. Es sind an beidem die Milcheiweiße beteiligt.

Nussbutter ist ähnlich zu Ghee, dort ist der Nussgeschmack aber ausgeprägter und das „Runde“ tritt in den Hintergrund.

Hallo Janina,

Viel zu hoher Aufwand für ein suboptimales Ergebnis
und wirtschaftlich lohnt das nicht.

Das es nichts wurde, muss an dir liegen :wink:

Ich finde den Aufwand recht gering und lohnend:

Geld:
2 x 250 g Butter a 95 Cent und etwas Strom und Wasser
für Herd und Spülmaschine … macht rund 2 Euro.
Für 500 g Butterschmalt nimmt REWE um die 5 Euro.
finde ich wirtschaftlich OK.

Aufwand:
Ich habe heute morgen um 7:30 Uhr die Butter in den Topf
gelegt und den Herd angeschaltet … 45 Sekunden.
Dann so 3 bis 5 mal reingesehen wenn ich eh in der Nähe
war … 30 Sekunden.
Umgiessen in den Filter … 15 Sekunden
FIltertüte wegwerfen … 10 Sekunden
Topf vorreinigen mit Stahlwolle … 30 Sekunden
Topf und Filter in die Spülmaschine stellen … 20 Sekunden
Spülmaschine ausräumen, Herd wischen, kaltes Schmalztöpfchen
in den Kühlschrank stellen … 45 Sekunden.
Macht gut 3 Minuten Arbeit … finde ich auch OK

Viele Grüße

Jake

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