Wer kontrolliert Bio-Produkte

Guten Tag, welche Voraussetzungen müssen Bio-Produkte in Deutschland erfüllen? Wenn ich richtig informiert bin, gibt es Bio-Zertifikate und Bio-Auszeichnungen; werden diese kontrolliert und falls ja, wer ist dafür zuständig? Man hört immer wieder von irgendwelchen Mogelpackungen - wie kann man sicher sein?

Hallo Herrmann,

die Bioverordnung ist äusserst lang, weshalb es schwierig ist, alle Voraussetzungen zu erklären, bevor ein Landwirtschaftsbetrieb oder ein Verarbeiter für biotauglich erklärt werden kann http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?ur… .

Es ist auch ein Irrtum anzunehmen, dass in Bioprodukten keinerlei Chemie eingesetzt wird. Es gibt, einige wenige, zugelassene Produkte die im Anbau eingesetzt werden dürfen und auch in der verarbeitung werden Schwefel im Wein, Pökelsalze in der Wurst und anderes eingesetzt werden - da es sich um traditionelle Verfahren handelt.

Künstliche Farbstoffe und künstliche Aromen sollte es natürlich nicht geben und Lagerschutzmittel werden auch nur einige eingesetzt.

Und in der Tierhaltung müssen ja auch gelegentlich Antibiotika eingesetzt werden, sonst gibts Ärger mit dem Tierschutz, wenn die Kuh wegen Euterentzündung Schmerzen hat.

Das ist nur eine ganz grobe Übersicht, im Detail ist das Ganze natürlich viel komplizierter.

Und wer kontrolliert das? Es gibt eine ganze Reihe vom Staat und der EU akkreditierter Kontrollstellen (zB Ecocert, BCS, Lacon http://www.lacon-institut.com/ um nur drei der sicher über 50 in Deutschland ansässigen Stellen zu nennen). Einmal im Jahr gehen die auf die Betriebe (mit Vorankündigung, da vor allem landwirte bei plötzlichen Kontrollen nicht erreichbar wären und oft ein Chaos in den Papieren haben, das vorbereitet werden muss) udn verbringen mehere Stunden dort, wobei ausser dem Hof vor allem viel Papier gesichtet werden muss (Herkünfte von Saatgut, Hilfsstoffen, Futter werden überprüft und ob die Erntemenge dem zu erwartenden auf einem Biobetrieb entspricht oder ob mehr verkauft wird etc.).
Es werden auch unangekündigte Stichprobenontrollen übers Jahr gemacht, denn die Kontrolleuer entwickeln einen sehr guten Instinkt ob wirklich alles koscher auf einem Betrieb ist. Auf Anordnung (und viele Händler tun es auch von sich aus, einen Bioskandal will ja schliesslich keiner) werden Rückstandsanalysen von Produkten gzogen, man kann zwar nicht alle, aber doch einige Herbizide und Pestizide auf Produkten nachweisen.

Wenn alles in Ordnung ist, gibt es ein Biozertifikat (zB hier: http://www.hinterauer.info/bio_zertifikat.htm)

Damit ein Produkt Bio genannt werden kann, muss es 95% Bio enthalten. Die fehlenden 5% dürfen aber nur aus bestimmten Produkten bestehen, die es in Bio bisher nicht in ausreichender Menge gibt und die in einer abschliessendne Liste aufgeführt sind.

100% Bio und weniger Hilfsstoffe bei der Herstellung gibts bei diversen privaten Verbänden, die allesamt strengere Richtlinien haben, als die EU-Verordnung zulässt. Demeter, Naturland, Bioland sind drei prominente Beispiele solcher Anbauverbände.

Wo Menschen sind und vor allem wo Geld im Spiel ist, wird geschummelt und betrogen - eine absolute Absicherung kann es nicht geben.

Manchmal nennt man etwas Bio, obwohl nur ein Teil der Zutaten (zB die Früchte, nicht aber der Zucker) bio ist, das ist nicht ganz korrekt bzw. bewegt sich anscheinend in einem Graubereich. In der Zutatenliste sollte dies dann deklarirt sein.

Ausserdem muss auf jedem Bioprodukt zwingend die Kontrollstelle des Verarbeiters aufgeführt sein (das ist für deutsche Produkte ein Kürzel, so in der Art DE-ÖKO-003 für die Lacon oder De-ÖKO-024 für Ecocert). wenn dieser Hinweis nicht zu finden ist, kann man davon ausgehen, das die Bezeichnung „bio“ im produktename nichts mit Öko zu tun hat.

Viele Grüsse, Sama