Wer wird Soldat, im Laufe der Zeit...?

Hallo,

wer wird heute eigentlich in Deutschland noch kampfbereiter Berufssoldat (also mal von Bundeswehr-Mitgliedern abgesehen, die so gut wie keine Gefahr für Leib und Leben haben und haben werden)?

Es wird ja nun langsam mehr als deutlich, dass auch Deutschland’s Soldaten immer mehr wieder kampfaktiv tätig werden und dabei Ihr Leben auf das Spiel setzen.

Macht das einen Unterschied?

In Amerika oder Grossbritannien macht es „Sinn“ in die Berufsarmee zu gehen, wenn man ein sicheres auskommen mit „guter“ Ausbildung haben will. So ein „Druck“ existiert ja in Deutschland nicht wirklich.

Mir ist nicht ganz klar warum jemand Soldat wird, gerade auch vor dem Hintergrund, dass die meisten kriegerischen Konflikte extrem umstritten sind.

In der Vergangenheit war ja einiges anders! Da wurde man zwangseingezogen, da war man „blind“ und dachte ans Grossreich, da gab es keine A-Bomben und so Spielzeug.

Ich verstehe den deutschen kämpfenden Soldat von heute jedoch nicht! Wo kommt denn den seine Motivation her? Wer ist denn noch so verrückt und läßt sich als Infantrie ausbilden?

Eencockniedo

Hallo!

In Amerika oder Grossbritannien macht es „Sinn“ in die
Berufsarmee zu gehen, wenn man ein sicheres auskommen mit
„guter“ Ausbildung haben will. So ein „Druck“ existiert ja in
Deutschland nicht wirklich.

Dieser Druck ist genauso vorhanden.
Fehlende Ausbildungsplätze und unsichere Zukunftsaussichten treiben
auch bei uns immer mehr Leute zur Bundeswehr - auch mit längeren
Verpflichtungen.

Tschüss

Matthias

also erstens kann manauch beim Bund Karriere machen, als Offizier nämlich oder auch als Unteroffizier, zweitens ging es früher nicht um´s „Großdeutsche Reich“ oder sowas sondern um gesellschaftliches Ansehen, um Karriere und die Chance als Uffz. oder Offz. besser dazustehen, als ein Arbeiter oder Landarbeiter od. ä. Bei der Marine früher die Aussicht, mal raus zu kommen. Heute kann man z.B. bei der Bundeswehr studieren. Und die Chance, im Einsatz ums Leben zu kommen, ist -ehrlich gasagt- auch heute in der deutschen Armee äußerst gering. Gegenfrage: wer geht heute zur Polizei, wer zum Kampfmittelräumdienst, wer zur Autobahnmeisterei, wer auf Montage im Bau, wer fährt noch zur See, wer geht zu Ärzte ohne Grenzen oder wird Entwicklungshelfer ? Alles Berufe mit Risiko für Leib und Leben und das für´n Appel und ´n Ei.
Gruß, Zewi

Guten Abend!

wer wird heute eigentlich in Deutschland noch kampfbereiter
Berufssoldat

Da herrscht grosser Andrang - die Ausbildung zum Jet-Piloten ist besonders attraktiv. Somit könnte die Frage auch lauten: Wer wird als Soldat auf Zeit oder Berufssoldat genommen? Deine Frage beinhaltet, dass junge Leute die Gefahren nicht auf sich nehmen wollten, doch ist das Gesundheitsrisiko nicht unbedingt grösser als das von Gerüstbauern, Rennfahrern, Portiers oder Polizisten. Die Einsätze werden einerseits militärisch professionell durchgeführt, d.h. mit gepanzerten Fahrzeugen, schussfesten Westen und treffsicheren Waffen und andrerseits wird eine politische Absicherung mit UNO-Mandat und Kooperation mit der jeweiligen ortsansässigen politischen Führung angestrebt.

(also mal von Bundeswehr-Mitgliedern abgesehen,
die so gut wie keine Gefahr für Leib und Leben haben und haben
werden)?

Wer im Ausland eingesetzt wird, entscheidet die Brigade, d.h. jeder, der sein Einverständnis gegeben hat, kann auch ausserhalb der BRD eingesetzt werden.

Es wird ja nun langsam mehr als deutlich, dass auch
Deutschland’s Soldaten immer mehr wieder kampfaktiv tätig
werden und dabei Ihr Leben auf das Spiel setzen.

„Wer sein Leben nicht gewagt, der hat es nicht gewonnen“, sagte einmal ein Marineschriftsteller. Unsere - etwas ältere - Generation ist auch bei Nacht mit Gepäck aus dem Flugzeug abgesprungen, um Mitteleuropa während der Ost-West-Auseinandersetzung stabil zu halten. Vielleicht ist es die „veröffentlichte“ Meinung der Medien, die der Bevölkerung hier eine Wehleidigkeit andichtet - was notwendig ist, wird getan.

In Amerika oder Grossbritannien macht es „Sinn“ in die
Berufsarmee zu gehen, wenn man ein sicheres auskommen mit
„guter“ Ausbildung haben will. So ein „Druck“ existiert ja in
Deutschland nicht wirklich.

Deutschland hat eine extreme (Jugend-)Arbeitslosigkeit, da sind die jungen Männer und Frauen froh, wenn sie ihre Familie als Angehörige der Bundeswehr ernähren können, wobei das politische Engagement auch nicht unterschätzt werden sollte - wie gesagt - dies richtet sich nicht nach der publizierten Meinung in den Medien.

Mir ist nicht ganz klar warum jemand Soldat wird, gerade auch
vor dem Hintergrund, dass die meisten kriegerischen Konflikte
extrem umstritten sind.

Das Militär hat da eine Notwendigkeit, wo die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen mit Waffengewalt geführt werden - warum sollte man bewaffneten Freischärlern, die sich nicht im Kontext mit gemäßigten Regierungen befinden, die Macht überlassen? Die negativen Folgen einer extremen Diktatur wären auch für den einzelnen Bundesbürger schlimmer als begrenzte Einsätze im Rahmen von Friedenstruppen. Man kann das nicht alles nur immer individuell sehen, sondern muss auch das Ganze im Blick behalten.

In der Vergangenheit war ja einiges anders! Da wurde man
zwangseingezogen, da war man „blind“ und dachte ans
Grossreich, da gab es keine A-Bomben und so Spielzeug.

Die Einschätzungen bezüglich der Situation 1939 sind umstritten - da gibt es viel „Siegerpropaganda“.

Ich verstehe den deutschen kämpfenden Soldat von heute jedoch
nicht! Wo kommt denn den seine Motivation her? Wer ist denn
noch so verrückt und läßt sich als Infantrie ausbilden?

Und wenn es keiner täte? Dann würden irgendwo die Kids mit Schnellfeuerwaffen ausgerüstet und übernähmen die Regierungsgewalt? Kannst du dir „perverse Tyrannei“ vorstellen? Betrunkene und vollgekiffte Gewalttäter, die dann global die Macht hätten? Überall auf der Welt, müssen gemässigte und vernünftige Leute versuchen, humane Gesellschaften zu verwirklichen - dies funktioniert nur mit Polizei und Streitkräften. Wie gesagt, man sollte von der Orientierung an einer guten globalen Ordnung ausgehen - dies würde ich etwas traditionell als moralisches Bewusstsein bezeichnen.
>
MfG Gerhard Kemme

Hallo,

also erstmal bin ich ganz beeindruckt von den Antworten hier, zumindestens was Seriösität und Aufwand betrifft.

Vielleicht ist das noch nicht so im Bewusstsein der Berufsanfänger, aber sicherlich ist es schon mein Gefühl, dass derjenige Anteil, der auch im Ausland in gefährlichen Einsatz kommt und kommen wird stetig grösser wird. Die neuen Verhältnisse in Amerika werden dem nur eine kurze Verschnaufpause gönnen.

Mit der Einschätzung, dass in den zurückliegenden Jahren kaum Gefahr bestand, bin ich einverstanden. Es war sozusagen ein „ruhiges“ Leben mit Ansehem, ordentlichem Gehalt und ausreichend Sport.

Den Vergleich mit anderen Extremberufen finde ich noch so weit ok. Es gibt ja immer Lebensmüde, die vom Flugzeug springen müssen, mit dem Motorrad Piroutten drehen etc…

Das ist auch ein guter Ansatz. Es ist vielleicht doch der Kick der Gefahr der Anlass für einige bei der Bundeswehr das „Lebensabenteuer“ zu finden.

Der Einwand, dass dann niemand mehr marodierende bewaffnete Banden Bekämpfen könnte, kann ich dagegen nicht gelten lassen. Dafür gibt es die Polizei, bzw. Spezialeinsatzkräfte.

Den Sinn dieser Stelle ich nicht in Frage und hier ist auch viel Sinn dabei, wenn jemand dahin geht, im Sinne von sozialer Verantwortung übernehmen (wie Feuerwehr etc…).

Militärisch halte ich mitterweile jedoch Infantristen für unnötig, ja sogar gefährlich. Politiker nehmen nur zu gern diese alt hergebrachte „konventionelle“ Waffe zum Krieg spielen. Schliesslich sind es keine ABC-Waffen. Sicherlich hinterfragen die wenigsten Soldaten oder Anfänger den „Sinn“, den ich hier nicht mehr sehe.

Meines Erachtens ist z.B. der Irak ein gutes Beispiel, wieso dort besser gut ausgebildete Polizisten stationiert wären, als Infantristen.

Für den eigentlichen Krieg waren ja Bodentruppen zu Fuss ziemlich überflüssig.

Eencockniedo

Hallo,

Vielleicht ist das noch nicht so im Bewusstsein der
Berufsanfänger, aber sicherlich ist es schon mein Gefühl, dass
derjenige Anteil, der auch im Ausland in gefährlichen Einsatz
kommt und kommen wird stetig grösser wird.

Sicher werden die Einsätze gefährlicher, aber von Army-Verhältnissen ist die Bundeswehr noch weit entfernt. In Afghanistan sind in den letzten vier Jahren 18 BW-Soldanten ums Leben gekommen, davon 6 durch Fremdeinwirkung. Im selben Zeitraum hat die Polizei in Dtl. bestimmt mehr Tode zu beklagen gehabt.

Der Einwand, dass dann niemand mehr marodierende bewaffnete
Banden Bekämpfen könnte, kann ich dagegen nicht gelten lassen.
Dafür gibt es die Polizei, bzw. Spezialeinsatzkräfte.

Und morgen fragt der Nächste, warum man sich bloß zur Polizei oder zu den Spezialeinsatzkräften melden kann.

Militärisch halte ich mitterweile jedoch Infantristen für
unnötig, ja sogar gefährlich. Politiker nehmen nur zu gern
diese alt hergebrachte „konventionelle“ Waffe zum Krieg
spielen. Schliesslich sind es keine ABC-Waffen. Sicherlich
hinterfragen die wenigsten Soldaten oder Anfänger den „Sinn“,
den ich hier nicht mehr sehe.

Die Bedeutung des Infanteristen wird in nächster Zeit eher zu- als abnehmen. Denn im Gegensatz zu irgendwelchen Maschinen kann er noch am besten zw. Freund, Feind und Zivilisten unterscheiden, was auf den neuen Kriegsschauplätzen wichtiger ist als zuvor.

Meines Erachtens ist z.B. der Irak ein gutes Beispiel, wieso
dort besser gut ausgebildete Polizisten stationiert wären, als
Infantristen.

Das würde vielleicht im Kosovo Sinn machen, im Irak wäre das tödlicher Schwachsinn.

Für den eigentlichen Krieg waren ja Bodentruppen zu Fuss
ziemlich überflüssig.

Um Städte wie Bagdad oder Falludscha zu besetzen und zu sichern muß man sein Transportmittel schon mal verlassen…

Gruß

Sicherlich hinterfragen die wenigsten Soldaten oder Anfänger den „Sinn“, den ich hier nicht mehr sehe.

Und das ist eben nicht so! Die Ersten und die Letzten, die jeden Befehl und jede (etwaige) Beteiligung (der Bundeswehr) bei Auslandseinsätzen hinterfragen sind eben die Soldaten!

In meinen Augen sind die größten Pazifisten Soldaten (zumindest in Europa)!
Sie wollen wie jeder andere Mensch nicht sterben und sie wollen auch nicht töten, aber die haben die Entscheidung getroffen im Zweifelsfall ihr Leben zu geben, damit andere in Frieden leben können, auch wenn das bedeutet, dass derjenige, der Waffengewalt anwendet von ihnen ebenfalls mit Waffengewalt getötet wird.

Gruß Andi

PS: Falls jetzt wieder jemand die alte Laier spielt, von wegen dass ohne Waffen und Soldaten die ganze Welt with love, peace and happiness leben könnte, dann sei derjenige gebeten seine realitätsfremden philosophischen Ansätze mit anderen Fiktionsinteressierten auszutauschen und nicht unbedingt in einem Militärpolitikbrett.

Militärisch halte ich mitterweile jedoch Infantristen für
unnötig, ja sogar gefährlich. Politiker nehmen nur zu gern
diese alt hergebrachte „konventionelle“ Waffe zum Krieg
spielen. Schliesslich sind es keine ABC-Waffen. Sicherlich
hinterfragen die wenigsten Soldaten oder Anfänger den „Sinn“,
den ich hier nicht mehr sehe.

Sogar die USA haben aus dem ersten Golfkrieg gelernt, daß ohne Infantrie (Panzergrenadiere) kein Krieg zu gewinnen ist, wenn man ein Land besetzen will. Die „Infantrie“ ist nach wie vor das Rückgrat der Armee.

Für den eigentlichen Krieg waren ja Bodentruppen zu Fuss
ziemlich überflüssig.

Noch nie

Eencockniedo

Sogar die USA haben aus dem ersten Golfkrieg gelernt, daß ohne
Infantrie (Panzergrenadiere) kein Krieg zu gewinnen ist, wenn
man ein Land besetzen will. Die „Infantrie“ ist nach wie vor
das Rückgrat der Armee.

Um einen Krieg zu „gewinnen“, muss man zunächst mal die „Siegbedingungen“ klar definieren. Wenn die Bedingung „das Land in die Steinzeit zurückbomben“ ist, dann kann man das auch ohne Infantrie.

Grüße,

Anwar

Guter Einwand

Um einen Krieg zu „gewinnen“, muss man zunächst mal die
„Siegbedingungen“ klar definieren. Wenn die Bedingung „das
Land in die Steinzeit zurückbomben“ ist, dann kann man das
auch ohne Infantrie.

Ich sehe weder im Irak noch in Afghanistan einen „Erfolg“ der Infantrie unter meinen Siegbedingungen. Die Schlacht wurde jeweils mit Bomben etc. gewonnen. Die Aufgabe der Infantrie? Der Zivivbevölkerung Angst einflössen? Zielscheiben für Möchtegernbomberflieger?

Entweder wir denken, dass die Bevölkerung extrem gewaltbereit ist und verwenden in einem Krieg abschreckende Waffen oder denken das nicht, dann müssen wir wir englische Polizisten vorgehen. Nur mit Schlagstock bewaffnet für Ordnung sorgen.

Ich kenne kein einziges Beispiel aus jüngster Vergangenheit, wo Infantrie zum entscheidenden Sieg in einer kriegerischen Auseinandersetzung beigetragen, geschweige denn eine Befriedung der „gewonnenen“ Gebiete herbeigeführt hat.

Neben der Zivilbevölkerung sterben dann doch immer noch eher Infantristen, als sonstwer.

Eencockniedo

Ich kenne kein einziges Beispiel aus jüngster Vergangenheit,
wo Infantrie zum entscheidenden Sieg in einer kriegerischen
Auseinandersetzung beigetragen, geschweige denn eine
Befriedung der „gewonnenen“ Gebiete herbeigeführt hat.

Ich möchte in gewissem Sinne weitergehen und sagen, dass ich nach dem 2. WK gar keine kriegerischen Auseinandersetzungen kenne, die in einem „entscheidenden Sieg“ endeten. Das hat entscheidend (no pun intended) damit zu tun, dass seit diesem Krieg keine klaren Siegbedingungen mehr formuliert wurden.

Es leuchtet wohl jedem ein, dass, um irgendwo anzukommen, man erstmal definieren sollte, wo man hin will. Genau das wird immer weniger gemacht, der Irak-Krieg ist das schlimmste Beispiel hierfür, es gab GAR KEINEN Plan, nicht mal den Ansatz eines Plans oder einer Idee, was denn mit der militärischen Hoheit (die zu erringen ja nicht besonders schwierig war, die selbst aber ja auch kein Sieg ist!) angefangen werden sollte.

Zum Vergleich dazu der 2. WK: Nachdem hier die militärische Hoheit (nebenbei gesagt natürlich viel blutiger und daher für die Bürger viel „realer“) errungen wurde, gab es gleich mehrere umfassende Pläne, was geschehen sollte (die beiden bekanntesten - einer davon wurde ja auch umgesetzt - kennt wohl jeder).

Als Schlusswort noch einmal zurück zur Infantrie: Ich glaube nicht, dass Infantrie grundsätzlich sinnlos in einem militärischen Konflikt ist. Was ich allerdings nicht sehe (in den nächsten 70 Jahren oder so) ist ein potentieller Kriegsziel, bei dem der Einsatz von Infantrie entscheidend zum Sieg beitragen würde.

Grüße,

Anwar

Ich möchte in gewissem Sinne weitergehen und sagen, dass ich
nach dem 2. WK gar keine kriegerischen Auseinandersetzungen
kenne, die in einem „entscheidenden Sieg“ endeten.

Afghanistan, Vietnam…beide Konflikte wurden fast ausschließlich mit Infanterie gewonnen und zwar gegen Militärapparate, die ungleich mehr Schlagkraft hatten.

Gruß Andreas

Einwand
Hallo,

Ich kenne kein einziges Beispiel aus jüngster Vergangenheit,
wo Infantrie zum entscheidenden Sieg in einer kriegerischen
Auseinandersetzung beigetragen, geschweige denn eine
Befriedung der „gewonnenen“ Gebiete herbeigeführt hat.

Die Befriedung der „gewonnenen“ Gebiete ist ja auch nicht Sache der Infanterie, sondern Sache der Politik.

Ich möchte in gewissem Sinne weitergehen und sagen, dass ich
nach dem 2. WK gar keine kriegerischen Auseinandersetzungen
kenne, die in einem „entscheidenden Sieg“ endeten. Das hat
entscheidend (no pun intended) damit zu tun, dass seit diesem
Krieg keine klaren Siegbedingungen mehr formuliert wurden.

Ich würde hier mal die folgenden Gegenbeispiele zur Diskussion stellen:

Sechstagekrieg (Sieg Israels über Ägypten, Syrien und Jordanien)
Jom-Kippur-Krieg (Sieg Israels über Ägypten und Syrien)
Falklandkrieg (Sieg GB über Argentinien)
Zweiter Golfkrieg (Widerherstellung Kuwaits)
Jugoslawienkriege (Unabhängigkeit der Teilrepubliken)

Als Schlusswort noch einmal zurück zur Infantrie: Ich glaube
nicht, dass Infantrie grundsätzlich sinnlos in einem
militärischen Konflikt ist. Was ich allerdings nicht sehe (in
den nächsten 70 Jahren oder so) ist ein potentieller
Kriegsziel, bei dem der Einsatz von Infantrie entscheidend zum
Sieg beitragen würde.

Sehe ich ebenfalls anders:
der Trend geht weg von Auseinandersetzungen zw. Armeen (die „Achse-des-Bösen“-Staaten mal ausgenommen), wie es noch in den letzten Jahrhunderten Gang und Gebe war, sondern hin zu Freischärler-, Terroristen- und Rebellenarmeen, die ihre Unterlegenheit hinsichtlich Ausrüstung und Ausbildung gegenüber den milit. Großmächten, durch einen Kampfstil abseits sämtlicher Konventionen wettmachen. Diesen Kämpfern, die bewußt den kriegsrechtlich geschützten Status des Zivilisten mißbrauchen, kann man, wie der Irak-Krieg zeigt, nicht mit schwerer Technik aus großer Entfernung zuleibe rücken ohne ein Blutbad anzurichten, sondern man kann sie nur durch Infanterie vor Ort unschädlich machen.

Gruß

Afghanistan, Vietnam…beide Konflikte wurden fast
ausschließlich mit Infanterie gewonnen und zwar gegen
Militärapparate, die ungleich mehr Schlagkraft hatten.

Ein „entscheidender Sieg“ war das aber wohl beides nicht. Sowohl die Russen, als auch die Amis haben sich lediglich irgendwann zurückgezogen, weils ihnen zu blöd war. Anders ausgedrückt: Sie hätten auch jederzeit wieder nach Afghanistan und Vietnam reingehen können, wenn sie gewollt hätten. Deutschland war nach dem 2. WK militärisch (und auch sonst so ziemlich) am Ende und stellte auf absehbare Zeit keine Bedrohung mehr dar.

Grüße,

Anwar

Sehr gut.

Ich möchte in gewissem Sinne weitergehen und sagen, dass ich
nach dem 2. WK gar keine kriegerischen Auseinandersetzungen
kenne, die in einem „entscheidenden Sieg“ endeten.

Afghanistan, Vietnam…beide Konflikte wurden fast
ausschließlich mit Infanterie gewonnen und zwar gegen
Militärapparate, die ungleich mehr Schlagkraft hatten.

Das sind ja sehr interessante Beispiele. Vor diesem Hintergrund könnte man wirklich noch einen Sinn von Infantrie als Abwehreinheiten bei einem sonst militärisch übermächtigen Gegner ausmachen! Komischerweise sind die Einsätze der Bundeswehr und der NATO-Verbündeten mit Ihrer Infantrie gar nicht darauf ausgerichtet! Hier heisst es mehr und mehr, Angriff ist die beste Verteidigung, was ich einfach nicht gegeben sehe.

Eencockniedo

Ein „entscheidender Sieg“ war das aber wohl beides nicht.
Sowohl die Russen, als auch die Amis haben sich lediglich
irgendwann zurückgezogen, weils ihnen zu blöd war. Anders
ausgedrückt: Sie hätten auch jederzeit wieder nach Afghanistan
und Vietnam reingehen können, wenn sie gewollt hätten.
Deutschland war nach dem 2. WK militärisch (und auch sonst so
ziemlich) am Ende und stellte auf absehbare Zeit keine
Bedrohung mehr dar.

Hi,

find ich nicht: 1. ist allein der Rückzug einer Weltmacht eine Niederlage, egal wieviel sie bis dahin verloren oder Feinde getötet haben. Und 2. war es sicher kein Rückzug, weil sie keine Lust mehr hatten, sondern weil es keine Möglichkeit mehr zu einem Sieg hab -> eine absolute Niederlage vermeiden wollte. Man muss ja nicht den gegner komplett Niederbomben um ihn zu besiegen.

und zumindest in Vietnam (nach dem Fall des Südens) wäre es für Amerika militärisch nicht mehr so leicht gewesen, „einfach so“ mal wieder hinzugehen. Ganz abgesehen davon, dass es keinen plausiblen Grund gegeben hätte… außer Massenvernichtungswaffen ;o)

servus

Hallo,

Militärisch halte ich mitterweile jedoch Infantristen für
unnötig, ja sogar gefährlich. Politiker nehmen nur zu gern
diese alt hergebrachte „konventionelle“ Waffe zum Krieg
spielen.

Falsch. Es ist sehr viel einfacher, „seine Jungs“ von Flugzeugen aus Krieg spielen zu lassen. dann hat man zwar hohe Sachwerte im Einsatz, aber eher weniger Personal in Gefahr. Oder woher kommt deiner Meinung nach die Ablehnung, im Süden Afghanistans kämpfend „auszuhelfen“?

So Sachen wie in Bosnien und dem Kosovo stoppt man auch nicht mit Bombern oder Fregatten, sondern indem man schwerbewaffnete Soldaten zwischen die Parteien stellt. Klar sind das tolle Kerle in ihren fliegenden Kisten, aber wenn man „den Frieden“ erst mal hergestellt hat und die Piloten wieder zu Hause sind, muss irgendjemand Checkpoints halten und Patrouille fahren damit er bleibt.

Meines Erachtens ist z.B. der Irak ein gutes Beispiel, wieso
dort besser gut ausgebildete Polizisten stationiert wären, als
Infantristen.

Also erst bombt man alles kurz und klein, und dann fährt die grüne Minna vor? Das finde ich doch etwas - naiv.

Für den eigentlichen Krieg waren ja Bodentruppen zu Fuss
ziemlich überflüssig.

Einen Krieg „gewinnt“ man, indem man das zu befreiende/erobernde/befriedende (nach Wunsch und politischer Vorgabe) Gebiet besetzt. Das macht man nicht mit Polizisten.

Viele Grüsse!

Denis

Hallo,

Militärisch halte ich mitterweile jedoch Infantristen für
unnötig, ja sogar gefährlich. Politiker nehmen nur zu gern
diese alt hergebrachte „konventionelle“ Waffe zum Krieg
spielen.

Falsch. Es ist sehr viel einfacher, „seine Jungs“ von
Flugzeugen aus Krieg spielen zu lassen. dann hat man zwar hohe
Sachwerte im Einsatz, aber eher weniger Personal in Gefahr.

Das stimmt so nicht. Wenn wirklich deutsche Bomber z.B. Kabul platt machen würden, wie Israelische Beirut zum Teil platt gemacht haben, dann gäbe es grosse zivile Verluste (beim „Gegner“), die eben auch derzeit kein Politiker in Deutschland in Kauf nehmen könnte.

Oder woher kommt deiner Meinung nach die Ablehnung, im Süden
Afghanistans kämpfend „auszuhelfen“?

Die kommt daher, da man eben in Deutschland noch nicht ganz so weit ist, wie in GB oder Amerika. Davon rede ich ja. Das wird noch kommen.

So Sachen wie in Bosnien und dem Kosovo stoppt man auch nicht
mit Bombern oder Fregatten, sondern indem man schwerbewaffnete
Soldaten zwischen die Parteien stellt. Klar sind das tolle
Kerle in ihren fliegenden Kisten, aber wenn man „den Frieden“
erst mal hergestellt hat und die Piloten wieder zu Hause sind,
muss irgendjemand Checkpoints halten und Patrouille fahren
damit er bleibt.

Checkpoints halten und Patrouille fahren sind keine Kampfeinsätze und ziehen mehr Gewalt an, durch ihr martialisches Auftreten, als z.B. gleiche Dinge durch Polizisten.

Meines Erachtens ist z.B. der Irak ein gutes Beispiel, wieso
dort besser gut ausgebildete Polizisten stationiert wären, als
Infantristen.

Also erst bombt man alles kurz und klein, und dann fährt die
grüne Minna vor? Das finde ich doch etwas - naiv.

Für den eigentlichen Krieg waren ja Bodentruppen zu Fuss
ziemlich überflüssig.

Einen Krieg „gewinnt“ man, indem man das zu
befreiende/erobernde/befriedende (nach Wunsch und politischer
Vorgabe) Gebiet besetzt.

Das sind altertümliche Vorstellungen, die eben zu keinem Erfolg geführt haben in der letzten Zeit und auch nicht werden, sollte nicht neue „Überwachungsstrategien“ entwickelt werden.

Das macht man nicht mit Polizisten.

Warum nicht. Gerade wenn man eigentlich nicht besetzen will, sondern nur dem Land helfen will, wieder selbst auf die Füsse zu kommen, käme es doch ganz gut, wenn man nach dem militärischen Erfolg seine sanfte Seite zeigen würde.

Eencockniedo

Hallo,

Warum nicht. Gerade wenn man eigentlich nicht besetzen will,
sondern nur dem Land helfen will, wieder selbst auf die Füsse
zu kommen, käme es doch ganz gut, wenn man nach dem
militärischen Erfolg seine sanfte Seite zeigen würde.

es hat sich aber gezeigt, dass selbst nach einer erfolgreichen Niederringung des Militärs eines Landes, sich zumeist noch unzählige Kriegswaffen in dem Land befinden, die z. B. vorher noch durch das sich vor dem Zusammenbruch sehende Militär an z. B. paramilitärische Gruppen verteilt werden, die den Erfolg des Militärs des siegreichen Gegners nicht anerkennen wollen und sich deshalb bereiterklären, den Kampf auf der „inoffiziellen“ Ebene fortzuführen - eben mit diesen ihnen überlassenen Kriegswaffen. Wie soll Polizei dem begegnen? Das ginge nur, indem man die Polizei auch mit Kriegswaffen ausstattet. Aber dann kann man auch lieber gleich beim Militäreinsatz bleiben.

Grüße
Tom

Hallo,
was Waffen angeht, so haben die Amerikaner im Irak Handfeuerwaffen an die „Sicherheitsbehörden“ ausgegeben, aber nur bei so etwa 10 000 von knapp 400 000 die Nummern registriert.
Teilweise wurden diese Waffen bei Insurgenten gefunden.
Gruss
Rainer

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