Liebe Jelenita,
hatte schon vergessen, dass ich auf wer-weiss-was.de einen Account habe - vielen Dank also für deine Anfrage. Selbst wenn ich sie im Sinne einer diplomverdächtigen Ausarbeitung nicht beantworten kann. Davon abgesehen müsste ich erst eine Begriffsdefinition „Sozialpsychologie“ kennen - ich habe nämlich keine Ahnung davon.
Aber nun gut, der Begriff an sich gibt ja schon ein paar mögliche Hinweise. Deshalb diese Stichworte:
Zu meinen Mitarbeitern sage ich immer: „Der Rezipient in der Masse ist immer strohdoof.“ Will sagen, die Aufnahmefähigkeit der Empfänger von Werbebotschaften ist immer extrem eingeschränkt. Durch Reiz- und Informationsüberflutung, weil er die Nachricht nicht erwartet oder in einer Situation wahrnimmt, in der er nicht auf „Empfang“ eingestellt ist. Da dieser Ceiling-Effekt ein Phänomen unserer modernen Gesellschaft ist, ist Werbung vielleicht ein Thema für die Sozialpsychologie.
Werbung - im Sinne verkaufsorientierter Kommunikation - ist ja selbst ein Phänomen des/der sozialen Gefüge auf diesem Planeten. Früher hat der Krämer nur „Mehl“, „Kartoffeln“ oder sonst was auf billige Säcke respektive Papiertüte gekrakelt. Zu diesem Zeitpunkt waren aber weder die Bevölkerungs-, noch die Waren-/Händler-, noch die Informationsdichte so hoch wie heute. Differenzierung war nicht nötig. Heutzutage ist das anders.
Sicher auch ein sozialpsychologisches Phänomen ist die Tiefe, in der Werbebotschaften unseren Alltag durchdrungen haben. Das beginnt mit der gebetsmühlenartigen Wiederholung von irgendwelchen mehr oder weniger sinnigen Slogans („Ich bin doch nicht blöd!“) in der Alltagssprache; setzt sich fort mit dem Gebrauch von Markennamen als Gattungsbegriffen („Tempo“) und endet mit der weithin verbreiteten Akzeptanz von Markenlogos auf Bekleidung und der damit künstlich geschaffenen Gruppenzugehörigkeit, die - so schätze ich das ein - vor allem bei Kindern und Jugendlichen einen extrem (Gruppen-)Druck aufbaut. (Bsp.: In vielen Ländern tragen die Kinder Schuluniform. Dort wird sicher niemand ausgegrenzt, nur weil sich seine Eltern keine Nike-Schuhe, Bench-Jacken oder Hilfiger-Hemden leisten können.) Letztendlich trägt sogar der Weihnachtsmann einen Markenkittel - nämlich in der Farbe von Coca-Cola. Ursprünglich war der mal blau.
So, ich hoffe, dir ein paar wenige Hinweise gegeben zu haben, die dir möglicherweise Impulse geben, weiter zu denken.
Viel Erfolg für die Prüfung!
Mit einem netten Gruß