Werdegang eines theoretischen Informatikers

Hallo Leute,

ich habe im März meinen Bachelor in Informatik abgeschlossen und bin jetzt im Master. Vertieft habe ich mich in der Algorithmik, also in der theoretischen Informatik, weil mich der Bereich und die Hardcore-Mathematik am meisten interessiert :smile:
Nun frage ich mich aber langsam, was nach dem Studium ist. Ich war mittlerweile bei einigen von der Uni veranstalteten Firmenexkursionen dabei und musste feststellen, dass in der Wirtschaft anscheinend so gut wie ausschließlich Software-Engineere gesucht sind. Ehrlich gesagt kann ich mir auch nicht vorstellen, in irgend einem klein- oder mittelständigen Unternehmen den ganzen Tag Average-Case Analysen von Algorithmen durchzuführen :smile:
Die Alternative ist natürlich eine Karriere an der Universität. Wie schätzt ihr das ein? Ich habe auch schon öfters darüber nachgedacht nach dem Studium eine Promotion anzuhängen, sehe ich es richtig, dass sie für eine Uni-Karriere recht wichtig ist, mir in der Wirtschaft aber nur wenig bringt?

Danke und viele Grüße

P.S.: Und ganz plump gefragt: Wo verdient man mehr?

Hallo,
die Themen, die man an der Uni bearbeitet hat, sind oft nicht so leicht in das spätere Arbeitsleben übertragbar.
Deine Erfahrungen, schwierige Sachverhalte schnell zu verstehen und effizient abzuarbeiten, sind dies hingegen schon.
Deshalb ist es auch nicht so wichtig, ob du parallele Algorithmen, Graphenalgorithmen oder an einem Fraktal gearbeitet hast…
Falls dich die eher nur die Grundlagen Forschung interessiert, bist du an der Uni ganz gut aufgehoben, vielleicht auch an einem Institut (Frauenhofer, Max Plank, …) aber oft sind die Stellen dort zeitlich oder projektgebunden begrenzt.
Wo man mehr Geld verdient, kommt auf dein Verhandlungsgeschick und deinen Arbeitgeber an (auch deine Flexibilität spielt eine große Rolle -> z.B. Standort, Reisen, Zeit, Sprachen).
Viele Grüße
Peter

Du verdienst in der Wirtschaft immer etwa 100% mehr als an der Uni. Inhnerhalb der ersten 4 Jahre wird sich der Abstand auf ca 200% erhöhen, wenn du gut bist auf 300% bis 400%.

Anders gesagt: Ein gewöhnlicher Doktorand darf sich in Westdeutschland auf ca. 20.000€ freuen. In der Wirtschaft wirst du in vielen Fällen bei 35k - 40k einsteigen können. Ich kenne Fälle, die sind nun nach 5 Jahren bei 120k angekommen. In Deutschland wird an der Universität niemand reich oder auch nur wohlhabend, der keine feste Stelle hat.

Der Doktortitel wird dir auch wenig bringen. Große Unternehmen sehen in Doktoren oftmals nur Studenten, die länger studiert haben. Wesentlich steigern wird sich dein Einstiegsgehalt also nicht, aber dir werden 4 Jahre Praxis fehlen und du wirst einige Gehaltssteigerungsrunden verpasst haben.

Derzeit sehe ich den einzigen Vorteil darin, dass sich das eigene Ego gestreichelt fühlt, wenn man von allen als Herr Doktor … bezeichnet wird.

Es gibt im Übrigen auch Berufe in denen ein Doktortitel obligatorisch ist und auch Positionen, die eine represäntative Komponente haben, werden gern mit Doktoren besetzt. Im allgemeinen ist der Titel aber ohne Konsequenz,