Werden Kleinanleger an der Boerse abgezockt?

Hallo,

Sie haben ja bereits mehrmals von Ihrem Anlegerglück geschrieben; dazu gratuliere ich Ihnen.

Es wird aber eine Illusion bleiben, dass jeder gewinnen kann.

Beispiel, die Fußballmannschaft (Nr.1 - 11)

-jeder hat 200 Euro

  • der Torwart (Nr. 1) kauft eine Aktie für 100 Euro
  • die Mannschaft hat jetzt 2100 Euro und eine Aktie (10x200 und 1x100 soweit logisch)
  • die Aktie erweist sich als Topanlage und steigt stetig
  • immer wenn die Aktie um 10 Euro gestiegen ist, wird sie innerhalb der Mannschaft an die nächste Nr. verkauft
  • also bei 110 verkauft Torwart an Nr.2, bei 120 verkauft Nr.2 an Nr.3 usw
  • am Ende kauft Nr. 11 die Aktie für 200 Euro von Nr. 10
  • die Mannschaft hat jetzt: 2100 Euro und eine Aktie (10x210 und 1x 0 ;komisch, oder?)

Es wurde kein Geld „verdient“, obwohl jeder bei Verkauf einen Gewinn gemacht hat.

Wenn wir jetzt noch Gebühren, Gewinne durch Hochfrequenzhandel etc. einbauen und uns die Aktienkurse! der letzten 15 Jahre ansehen, weiß ich nicht, ob die meist eher dünnen Dividenden ausreichen um für den Privatanleger einen Gewinn aus Aktienhandel abzuwerfen.

Habe ich einen Denkfehler???

Gruß
Tycoon

Huhu,

als Anleger (langfristig) sollten einen so kurze Kurssprünge egal sein.
ist man Spekulant (kurzfristig) Hingegen nicht.

P.S. Defination nicht endgültig und von Persönlicher Meinung geprägt

Hallo,
wenn man aber sieht, wie gut große Spekulanten an der Börse verdienen, ist es nicht verwunderlich, dass auch der Kleinanleger spekulieren möchte anstatt Erträge im einstelligen Prozentbereich zu bekommen - und dafür noch das (derzeit enorme) Risiko eines Börsencrashs auf sich zu nehmen.
Gruss
Desperado

Hallo Kasi,
die meisten Kleinanleger trauen sich ja gar nicht an die Börse sondern schauen lieber zu, wie ihr Vermögen durch Zinsen unter Inflationsniveau langsam schwindet.
Dies verstärkt die Entwicklung noch stärker, dass Reiche reicher und Arme ärmer werden - und die Mittelschicht immer mehr in die Armut abrutscht.

Gruss
Desperado

OK, nehmen wir ein anderes Beispiel. Nehmen wir Automobilproduzenten. Da kannst Du lernen wie Du willst. Ohne Investitionen in Anlagen und Personal wird es der Hobbyschrauber nie schaffen auch nur annähernd soviele Autos zu produzieren, wie das VW oder Daimler je Beschäftigten gelingt.
Ansonsten ist zu den Spezialisierungsvorteilen, Skaleneffekten und wie man das alles nennen mag, genug gesagt. Das sind die Dinge, die uns diesen hohen Wohlstand ermöglichen. Wenn jeder noch morgens selbst zum Jagen und Sammeln aufbrechen würde, hätte alle den ganzen Tag nur damit zu tun.
An Zockern jeglicher Art gint es sicher viel Kritikwürdiges, aber der Geschwindigkeitsvorteil gehört nicht dazu.

Grüße

Hallo,

auch im Straßenverkehr sehe ich täglich Möchtegern-Schumis rumrasen. Die möchten eben auch denken, dass sie gut fahren können und vergessen, dass die Formel 1 nicht im öffentlichen Straßenverkehr mit normalen Autos sowie weiteren Verkehrsteilnehmern stattfindet. Wenn ein Kleinanleger denkt, er können es Profis gleichtun, hat er eben einen Denkfehler. Wenn es schief geht, dann war es unfair. Wenn es geklappt hat, war es niemals nicht Zufall.
Der Denkfehler geht wahrscheinlich schon da los, dass der kleine Privatanleger nur auf die berichteten Erfolge schaut und die Misserfolge auch der Großen übersieht. Denn in Sekundenhandel werden doch in der großen Mehrheit Profis unterwegs sein. Wenn da einer gewinnt, hat ein anderer verloren. Soviele Mrd. haben die Kleinanleger gar nicht, dass allein aus deren Kurverlusten die Gewinne der Großen finanziert werden könnte.

Grüße

Man verliert keinen Lebensstandard, nur weil es negative Realzinsen gibt. Lebensstandard verliert man nur dann, wenn man nicht vorgesorgt hat und die Lücke zwischen Rente & Co. Co. und Arbeitseinkommen nicht schließen kann.

Im übrigen war Realverzinsung von Spareinlagen seit den 70ern mit kurzen Unterbrechungen Ende der 80er und Ende der 90er fast durchgängig negativ. Neu ist die Situation also nicht.

Natürlich kann man versuchen, die Differenz mit hochriskanten Anlagen zu kompensieren, aber so ganz zielführend scheint mir das nicht. Der Hochfrequenzhandel bzw. die Spekulation mit Aktien, Währungen und Co. fallen aber in diese Kategorie - ganz im Gegensatz zur langfristigen Anlage in Aktien. Letzteres ist aber eine Anlageform, die die Händler und institutionellen Anleger gar nicht verfolgen und die auch mit dem Hochfrequenzhandel bzw. der kurzfristigen Spekulation gar nicht konkurriert und wo die professionellen Händler überhaupt keine Vorteile ggü. den Händlern haben.

Insofern stellt sich die Frage nach den Vorteilen der professionellen Händler ggp. den Privatanlegern überhaupt nicht, so daß die ganze Diskussion letztlich vollkommen an der Sache vorbeigeht.

Du ignorierst dabei die Realitaet, naemlich dass professionelle Anleger ganz andere Moeglichkeiten haben, diese habe ich weiter oben bereits beschrieben (und dabei geht es nicht nur um den Geschwindigkeitsvorteil). Inwieweit solche Moeglichkeiten genutzt werden ist eine andere Sache, aber fuer Profis ist dies lohnenswert, fuer Amateure eben nicht.

Bei der langfristigen Geldanlage haben Profis nur eines: den Nachteil, daß sie diese Option gar nicht haben. Im übrigen habe ich Dir ganz bewußt nicht geantwortet.