Werden Lebewesen potentiell groesser bei geringere

Angenommen die Anziehungskraft auf einem Planeten X waere deutlich geringer als die Erdanziehungskraft. Wuerden dann die Lebewesen, die Pflanzen etc. dann (evolutionstheoretisch) potentiell groesser werden koennen?

Danke fuer eure Antworten!

Hallo!

Unter der Voraussetzung, dass das Leben auf einem anderen Planeten ähnlich funktionieren würde wie bei uns: Ja, die Tiere und Pflanzen könnten größer werden.

Folgende Faktoren beschränken die Größe von Lebewesen:

  • Pflanzen können maximal so groß werden, wie das Wasser durch den Transpirationssog steigen kann. Meines Wissens stoßen die Eucalyptus-Bäume und die Mammutbäume an diese Grenze.
  • Die Größe von Insekten ist durch ihren Aufbau begrenzt: Da sie keinen Blutkreislauf wie wir besitzen, muss der Atmungssauerstoff durch ein Röhrensystem (die Tracheen) zu den Organen transportiert werden. Das kann ab einer bestimmten Länge nicht mehr funktionieren (weil dann in den Röhren nur noch verbrauchte Luft steht). Außerdem wird das Außenskelett bei dieser Größe entweder zu instabil oder - bei ausreichender Wandstärke - zu schwer.
  • Landwirbeltiere haben auch ein Problem mit dem Skelett: Wenn sich die Körpergröße eines Tieres verdoppelt, verachtfacht sich seine Körpermasse. Folglich müssen die Knochen auch den achtfachen Querschnitt haben, um diese Last tragen zu können. Ein Tier doppelter Größe hat also Knochen von knapp dreifachem Durchmesser. Wer mal das Skelett eines Elefanten gesehen hat, weiß wie plump das gebaut ist (z. B. im Vergleich zu einem Pferdeskelett). Außerdem macht der Blutkreislauf Probleme: Der hydrostatische Druck in den Blutgefäßen einer Giraffe unterscheidet sich um 0,6 bar zwischen Kopf und Fuß. (Der Blutdruck wird üblicherweise in mm Hg gemessen. 0,6 bar = 450 mm Hg!). Da musste sich die Natur schon einige Kniffe einfallen lassen, dass das funktioniert und dass nicht jede Giraffe auf der Stelle an einer Hirnblutung stirbt, wenn sie den Kopf zum Trinken senkt.

Aus diesen Gründen vermutet man übrigens, dass die großen pflanzenfressenden Dinos (Diplodocus, Brontosaurus, u. ä.) ihren Hals nie senkrecht aufrichteten, wie man das früher glaubte, und dass ihre massigen Körper durch Sümpfe oder seichte Gewässer gestützt wurden.

Kriechende Tiere und wasserlebende Tiere unterliegen übrigens nicht diesen Beschränkungen.

Michael

Hallo Mojo,

aus statischen Gründen wären größere Lebewesen denkbar, aber da Größe nicht unbedingt ein Evolutionsvorteil ist wäre es fraglich, ob die Evolution diese Entwicklung als Norm beschreiten würde. Ein Blick ins Meer zeigt, dass sich Wale zwar zu den größten Säugetieren auf Erden entwickelt haben, weil die Tragfähigkeit des Wassers „Monsterbauten“ zulässt, aber ihr Bauprinzip hat sich nicht als Norm durchgesetzt, es dominiert eher der kleine, schnelle und wendige Jäger. Die Lebewesen entwickeln sich so, dass sie optimal an ihre Umgebung angepasst sind, dabei muß Größe nicht unbedingt ein Vorteil sein. Eine Bakterie lebt wahrscheinlich eher wie die „Made im Speck“ als der Wal, der täglich Tonnen von Kryll hinterherschwimmen muß.

Wolfgang D.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo!

aus statischen Gründen wären größere Lebewesen denkbar, aber
da Größe nicht unbedingt ein Evolutionsvorteil ist wäre es
fraglich, ob die Evolution diese Entwicklung als Norm
beschreiten würde.

Was bitteschön ist denn die „Norm“?

Ein Blick ins Meer zeigt, dass sich Wale
zwar zu den größten Säugetieren auf Erden entwickelt haben,
weil die Tragfähigkeit des Wassers „Monsterbauten“ zulässt,
aber ihr Bauprinzip hat sich nicht als Norm durchgesetzt, es
dominiert eher der kleine, schnelle und wendige Jäger.

Inwiefern steht ein Blauwal in Konkurrenz zu einem Hering? Du vergleichst hier … fast hätte ich gesagt: „Äpfel mit Birnen“, aber Äpfel haben mit Birnen erheblich mehr gemeinsam als die unterschiedlichen Meeresbewohner.

Nach Deiner Denke haben sich auch die kleinen, schnellen und wendigen Jäger nicht durchgesetzt, weil das Plankton sowohl an Zahl als auch an Masse den Räubern weit überlegen ist.

Der Blauwal besetzt eine ökologische Nische. Wenn wir ihn nicht bald ausrotten, macht er dies auch einigermaßen erfolgreich. Und für diese Nische hat er im Moment auch die optimale Größe.

Die
Lebewesen entwickeln sich so, dass sie optimal an ihre
Umgebung angepasst sind, dabei muß Größe nicht unbedingt ein
Vorteil sein. Eine Bakterie lebt wahrscheinlich eher wie die
„Made im Speck“ als der Wal, der täglich Tonnen von Kryll
hinterherschwimmen muß.

Für das Bakterium (Singular von Bakterien) wäre es ziemlich blöd, so groß wie ein Wal zu sein. Aber dieser könnte auch keinen Krill fischen, wenn er so klein wie ein Bakterium wäre. Was soll dieser sinnlose Vergleich?

Viel spannender ist es die Grenzen auszuloten: Was würde passieren, wenn ein Baum 200m hoch wäre, wenn ein Elefant 20 oder 30 t wiegen würde oder wenn ein Käfer 25 cm groß wäre?

Michael

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Hallo zusammen!

Vielen Dank fuer eure aufschlussreichen Antworten! Hatte da schon so eine Vermutung die in die Richtung von Michael ging.

Sehr hilfreich, Danke euch!

Hallo,
Michael hat ja schon ausführlich geantwortet. Hinzufügen möchte ich noch, dass es noch andere Gründe für die Größe von Lebewesen gibt. Temperatur und Sauerstoff sind z.B. zwei Kriterien. So konnten z.B. im Karbon Rieseninsekten entstehen, weil der Sauerstoffgehalt der Luft ca. eineinhalb mal höher war als heute.
Gruß…lux

Hallo!

aus statischen Gründen wären größere Lebewesen denkbar, aber
da Größe nicht unbedingt ein Evolutionsvorteil ist wäre es
fraglich, ob die Evolution diese Entwicklung als Norm
beschreiten würde.

Was bitteschön ist denn die „Norm“?

Nun, sagen wir mal die Tendenz zu großen Lebewesen.

Ein Blick ins Meer zeigt, dass sich Wale
zwar zu den größten Säugetieren auf Erden entwickelt haben,
weil die Tragfähigkeit des Wassers „Monsterbauten“ zulässt,
aber ihr Bauprinzip hat sich nicht als Norm durchgesetzt, es
dominiert eher der kleine, schnelle und wendige Jäger.

Inwiefern steht ein Blauwal in Konkurrenz zu einem Hering? Du
vergleichst hier … fast hätte ich gesagt: „Äpfel mit
Birnen“, aber Äpfel haben mit Birnen erheblich mehr gemeinsam
als die unterschiedlichen Meeresbewohner.

Ich habe nicht gesagt, dass der Hering in Konkurrenz zum Wal steht. Ich meinte, dass der Wal durch seine Größe eine Ausnahmeerscheinung ist, während die übrigen Meeresbewohner deutlich kleiner sind und sich eher als Jäger denn als Sammler betätigen. Als Sammler kann sich der Wal eine große behäbige Masse erlauben, als Jäger dagegen wäre er vom Körperbau völlig ungeeignet.

Nach Deiner Denke haben sich auch die kleinen, schnellen und
wendigen Jäger nicht durchgesetzt, weil das Plankton sowohl an
Zahl als auch an Masse den Räubern weit überlegen ist.

Der Blauwal besetzt eine ökologische Nische. Wenn wir ihn
nicht bald ausrotten, macht er dies auch einigermaßen
erfolgreich. Und für diese Nische hat er im Moment auch die
optimale Größe.

Da stimme ich Dir voll und ganz zu.

Die
Lebewesen entwickeln sich so, dass sie optimal an ihre
Umgebung angepasst sind, dabei muß Größe nicht unbedingt ein
Vorteil sein. Eine Bakterie lebt wahrscheinlich eher wie die
„Made im Speck“ als der Wal, der täglich Tonnen von Kryll
hinterherschwimmen muß.

Für das Bakterium (Singular von Bakterien) wäre es ziemlich
blöd, so groß wie ein Wal zu sein. Aber dieser könnte auch
keinen Krill fischen, wenn er so klein wie ein Bakterium wäre.
Was soll dieser sinnlose Vergleich?

Bitte genau lesen! Ich sagte aus: beide Lebewesen sind opitmal an ihre Umgebung angepasst, daher wird eine Bakterie, sorry Herr Lehrer, Bekterium, auch nicht auf Kryllfang ausgehen wollen und können.

Viel spannender ist es die Grenzen auszuloten: Was würde
passieren, wenn ein Baum 200m hoch wäre, wenn ein Elefant 20
oder 30 t wiegen würde oder wenn ein Käfer 25 cm groß wäre?

Wenn das Umfeld, Nahrungsangebot und Fressfeinde es zulassen, wären das sicherlich denkbare Alternativen. Die Dinos haben es ja vorgelebt: Ein großes pflanzliches Nahrungsangebot und evtl. noch andere Faktoren haben riesige vegetarische Lebewesen hervorgebracht, die wiederum für räuberische Konkurrenten wie T-Rex & Co als Nahrungsgrundlage dienten, während heute ein T-Rex in unseren Wäldern verhungern würde, da er für unsere einheimischen Wildtiere viel zu langsam wäre und daher keine ausreichende Nahrungsgrundlage hätte.

Kurzum, die Evolution würde nur in Ausnahmefällen an die Grenzen der Physik herangehen, sondern nur soweit wie es dem Überleben und der Anpassung der Spezies an seine Umwelt nützt.

Wolfgang D.

Moin Grußloser,

Angenommen die Anziehungskraft auf einem Planeten X waere
deutlich geringer als die Erdanziehungskraft. Wuerden dann die
Lebewesen, die Pflanzen etc. dann (evolutionstheoretisch)
potentiell groesser werden koennen?

wäre die Anziehungskraft deutlich niedriger, würden sie ersticken, weil der Sauerstoff von diesem Planeten nicht mehr gehalten werden könnte.
Leider erinnere ich mich nicht mehr daran, wie hoch (niedrig) die Beschleunigung sein durfte/mußte.

Gandalf

Hallo,

Was bitteschön ist denn die „Norm“?

Nun, sagen wir mal die Tendenz zu großen Lebewesen.

Egal welche Tendenz, es macht hier keinen Sinn.

(…)

Ich meinte, dass der Wal durch seine Größe eine
Ausnahmeerscheinung ist…

Statistisch gesehen ja, aber evolutionsmässig ist auch dieser Begriff ohne Sinn. Sseine Grösse ist für ihn als schwimmenden Sammler eindeutig von Vorteil, und er wird sicher noch grösser, wenn nicht andere Gründe dagegen sprechen.
Je grösser, desto relativ weniger Nahrung braucht er, mal vereinfacht gesagt.
Ein hypothetischer ansonsten gleicher, jedoch deutlich kleinerer Wal würde neben dem grösseren einfach aussterben, sogar ganz ohne offensichtlichen Konkurrenzkampf.

Gruss,
TR

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Def. „Norm“ in der Biologie u. Medizin: x quer + - zwei Standardabweichungen. Und das ist ein weiter Bereich in der Gauß-Kurve. Punkt!