Werkerselbstprüfung

Hallo zusammen,
hat jemand eine gute Definition für den Begriff der Werkerselbstprüfung und deren Voraussetzungen an den Werker und die Messmittel?
Ich dachte bisher eine Facharbeiter im Maschinenbau saugt die Grundlagen dazu in seiner Lehrzeit mit der Muttermilch auf. Mein VDA-Auditor sagte dazu nur: „und so nit“. Wie setzt Ihr das bei euch um?

Vorab schon mal vielen Dank
und einen lieben Gruß vom Harald aus Wiesbaden

Hi,

hat jemand eine gute Definition für den Begriff der
Werkerselbstprüfung und deren Voraussetzungen an den Werker
und die Messmittel?

Werkerselbstprüfung heisst meines Erachtens lediglich, dass Menschen nicht von anderen Menschen kontrolliert werden, sondern dies selbst tun, aber auch dafür verantwortlich gemacht werden.
Der entscheidende Punkt ist hier, dass der Werker die Produktverantwortung für seinen Prozessabschnit hat, damit das Teil im nächsten Prozessschritt auch wirklich ok ist.

Ich dachte bisher eine Facharbeiter im Maschinenbau saugt die
Grundlagen dazu in seiner Lehrzeit mit der Muttermilch auf.

Garantiert nicht.

Mein VDA-Auditor sagte dazu nur: „und so nit“. Wie setzt Ihr
das bei euch um?

Wie ich schon sagte, die Verantwortung für das Produkt während eines Teilprozesses liegt beim Werker selbst.
Gruss,

Hallo Harald,

zwei Vorbemerkungen:

  1. Von Maschinenbau habe ich keine Ahnung. Ich kann daher nur einige grundsätzliche Anmerkungen beitragen.
  2. Der Auditor sollte einmal seine eigenen Prozesse überprüfen. Gib’ ihm Feedback dafür!

Da jeder Mitarbeitende für die Qualität seiner Arbeit selbst verantwortlich ist, muss ihm der Arbeitsplan die (zeitliche) Möglichkeit einräumen, Selbstprüfungen durchzuführen. Die Kriterien für die „Qualität“ müssen definiert sein, sonst weiß man ja nicht, wogegen man prüfen soll. Welche Kriterien das in Deinem Fall sind, kann ich natürlich nicht sagen.
Anhand von Reklamationen oder Beschwerden kann man überprüfen, wie wirksam die Selbstprüfung ist. Es könnte beispielsweise so sein, dass die eingeplante Zeit für Selbstprüfungen nicht dafür, sondern zur Erhöhung der Stückzahl verwendet wird (egal, ob aus eigenem Antrieb oder auf Anordnung). Es sollte also eine Bewertung geben, um Verbesserungen durchführen zu können.

Die Selbstprüfung bezieht sich auf die Arbeitsergebnisse, das Verfahren, den Ablauf und die Mittel.

Mehr fällt mir ohne konkreteren Hinweis nicht dazu ein. Ich würde an Deiner Stelle versuchen, Kontakt mit dem Auditor aufzunehmen, um nachzufragen. Ich finde, Du hast einen Anspruch darauf.

Gruß,
Uli

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Hallo Harald,
hallo Helge,

Werkerselbstprüfung durch Facharbeiter? Die Definition ist richtig. Der Werker prüft seine Arbeit selbst. Er prüft jedoch nur das was er in der Prüfanweisung hat. Mehr zu finden, dazu gehört Erfahrung keine Muttermilch. Weiß denn ein junger Ing. schon alles in Bezug auf seine Ausbildung. Auch ihm muß man Zeit geben Erfahrung zu machen.
Haben denn Deine Werker eine Facharbeiter-Ausbildung? Keine Zeitarbeiter? Bekommen sie Unterstützung in Bezug auf Meßmittel?
Ich versuch es mit einem Beispiel:
Du hast einen Facharbeiter an einer Zweischeibenschleifmaschine. Er schleift Aluminium-Teile für Einspritzpumpen. Dieser mißt die Dicke, die Öberflächenrauhigkeit und die Ebenheit der Werkstücke. Er hat aber auch die Aufgabe eine bestimmte Stückzahl pro Zeiteinheit zu produzieren. Diese Aufgaben erfüllt er korrekt. Nun wird er zu teuer? Es kommt eine Hilfskraft an die Maschine, oder man kürzt ihm die Vorgabezeit. Wenn er nun nur ein bißchen Zeit beim putzen einspart, kann er u.U. eine höhere Schneidölverschmutzung bekommen und damit Kratzer. Wer ist nun für diesen Mist verantwortlich? Kann er wissen woher der Fehler kommt?
Tut mir leid das ist ein Thema ohne Ende.
Versuch herauszufinden was der Prüfer will?
Wenn er einen QS-Mann möchte, dann will er eine Unterschrift sehen.
Gib sie ihm.
Wenn er Listen möchte mit durchgeführten Meßschritten die der Werker ankreuzelt oder ausfüllt, dann mach welche.
Wenn er einen Rechner möchte und X-quer und weiß der Teufel was, dann gib ihm das.

Es ändert nichts an der Qualität. Der Werker arbeitet genauso motiviert wie vorher. Er wird immer die gleiche Leistung bringen, oder versuchen diese zu erbringen.

Ich kenne größere Fälschungen, als QS-Papiere… auch bei namhaften Weltkonzernen.

Gruß Norbert

Hallo nochmal,

ich habe noch etwas vergessen. Mein erster Lehrherr sagte mir bau einen offensichtlichen Fehler ein für den Prüfer. Er braucht auch ein Erfolgserlebnis. Gib dem Prüfer etwas was nachher leicht zu beheben ist. Wenn er diesen Fehler hat ist er entspannter und übersieht eher unsere wirklichen Schwächen.

Ich hoffe Du kommst damit weiter.

Gruß Norbert