Hi Erwin
was genau bedeutet „härte“. dass ich mit einem objekt der
härte 2 ein objekt der härte 1 ritzen kann, aber nicht
umgekehrt, ist mir schon klar. aber sagt die härte auch was
über die druckfestigkeit aus?
Das „wer ritzt wen“ definiert nur die sog. Mohs-Härte. Sie sagt etwas aus über die Wechselwirkung der Materialoberflächen bei dynamischer Berührung.
Das von Frank bereits beschriebene Verfahren des punktuellen Eindrückens mit einer definiert geformten Diamantspitze bezieht sich hingegen auf das relative Maß der sog. Knoop-Härte. Sie ist nicht unbedingt mit der Mohs-Härte identisch, hängt aber tatsächlich mit dem lokalen Druckverhalten des Minerals zusammen.
dass diamant zwar schön hart ist, trotzdem aber ziemlich schnell :zerbröselt, wenn man ihn quetscht (vor allem, wenn der druck schräg :gegen den untergrund ausgeführt wird). ist da was drann?
Von ziemlich schnell zerbröseln kann bei Diamant nicht die Rede sein. Hier wurde offenbar die Härte-Eigenschaft von Diamand mit der von Graphit verwechselt, dessen hexagonale Schichtenstruktur mit den Van-der-Waals-Bindungen natürlich leicht zu zerbröseln ist. Diamant aber ist wegen seines kubisch-flächenzentrierten Gitters nicht „bröselig“. Er ist ausschließlich in der Kristallfläche [1,1,1] spaltbar.
kann kohlenstoff überhaupt einen flüssigen zustand annehmen?
Ja, kann er!
normalerweise entsteht ein diamant, wenn man kohlenstoff unter
hohem druck und unter hoher temperatur ein paar tausend bis
millionen jahre lagert.
Das Lagern allein macht es nicht aus. Es kommt vielmehr auf die Kurve im Phasendiagramm an, d.h. auf die Art und Weise, wie Druck und Temperatur geringer werden.
angeblich kann man aber diamanten auch
künstlich herstellen. ist das was ähnliches wie das züchten
von kristallen oder wie funktioniert das?
Nicht nur angeblich. Es gibt eine rege Industriediamantenproduktion. Die Diamantsplitter-Beschichtung von Bohrkernen oder Sägeblättern besteht z.B. ausschließlich aus Industriediamant.
Die Diamantzüchtung aus der Flüssigphase ist nach meiner Information noch nicht gelungen. Er wird aber mit dem (ebenfalls schon beschriebenen) Verfahren in geheizten Druckpressen hergestellt. Dabei wird Graphit in Pyrophyllit eingelagert und Drücken bis zu 300.000 bar ausgesetzt (die Daten dazu in dem Link unten sind falsch).
Allerdings gibt es noch die Möglichkeit der Synthetisierung durch dynamischen Druck. Dabei wird Graphit mit Sprengstoff einer supersonischen Schockwelle mit ca 7.5 Km/sec und ca 1.5 Mbar ausgesetzt. Dazu verwendet man bestimmte Designs von Metallen (Messing, Kupfer, Stahl) und Sprenstoff-Gußformen, die die Detonationswelle in wohlbestimmter geometrischer Form durch das Material lenken (hab mit sowas selbst mal gearbeitet). Dabei entstehen allerdings nur Mikrokristalle in mikroskopischer Größe, die industriell nicht verwertbar sind.
Ein nett gemachter Überblick über Kristallformen von Kohlenstoff (Graphit, Diamand, Fullerene) findest du hier, wo auch die meisten deiner Fragen beantwortet werden:
http://www.uni-bayreuth.de/departments/didaktikchemi…
Gruß
Metapher