Hallo. Ich bin neu hier und aufgrund einer Diskussion mit einer Freundin zu euch gestoßen…
Ich diskutiere oft sehr gerne mit ihr über moralische Fragestellungen.
Gestern sind wir im Gespräch auf das Thema des Wertes eines Menschen gestoßen und sie sagt es sei Heuchelei zu behaupten jeder Mensch sei gleich viel wert. Sie nahm folgendes Beispiel zu Veranschaulichung: man muss in einer abstrakten Situation über Leben und Tod entscheiden. Zur Wahl steht entweder ein Mörder oder ein gesellschaftlich gut integrierter Mensch.
Ich habe ihr dazu heute nochmal eine Nachricht geschrieben:
Zu gestern noch die ein oder andere Anmerkung:… der Wert ist für mich was was jedem angeboren ist und der Würde gleichzusetzen und ist dementsprechend unveränderlich. Da bin ich also ganz bei der herrschenden Meinung. Die Entscheidung im Beispiel über Leben und Tod kann dann aber - zumindest demnach - keine Wertigkeitsfrage sein. Eher in Frage kommt dann eine (Entscheidung) nach Sympathie oder der Folgenabwägung. Und man könnte die Entscheidung natürlich auch dadurch umgehen in dem man eine Münze wirft - ob ich mich für die Option entscheiden würde - tendenziell ja denn ich denke grundsätzlich ist es fragwürdig über andere Menschen zu urteilen. Alternativ bietet sich sonst für mich nur noch die Folgenabwägung an, auch wenn es mir gewisses Unbehagen bereitet, aber es wäre eine denkbare Handlungsoption. Ich würde demnach dann den Mörder zum Tode verurteilen. Das macht Sinn aus egoistischer Sicht genauso wie aus gesellschaftlicher. Folgen für mich könnten sonst sein: …Mörder das Leben geschenkt - wird mir bei der Verachtung die die Gesellschaft gegenüber Mördern aufbringt wohl Schwierigkeiten bereiten und aus gesellschaftlicher Sicht… ist wohl klar!
Sie hat dann folgendes darauf geantwortet:
Das Problem beim Konzept eines inherenten und unveränderlichen Wertes ist, dass so etwas eine abstrakte Idee ohne jeglichen Realitätsbezug ist. Ich meine das nicht als abwertend, dass es realistisch keinerlei solchen Wert gibt sondern so, dass ein solcher Wert tatsächlich keinerlei Einfluss auf die Realität haben kann…
Meiner Meinung nach sind Würde, Menschenrechte und Wert Ideen, die nur durch Gesellschaft Bedeutung erhalten. Wenn du in der Hand von Menschen bist, die dir keinen Wert zusprechen, dann sind deine Menschenrechte bedeutungslos und schützen dich vor nichts.
Unsere Gesellschaft besteht aus Individuen und jeder Einzelne empfindet bestimmte Individuen aufgrund seiner eigenen, SUBJEKTIVEN Bewertung als für sich selbst bedeutsamer oder weniger bedeutsam. Diesen persönlichen, subjektiven Wert kannst du, denke ich, nicht verleugnen. Beispielsweise glaube (hoffe) ich, dass du einen Freund eher retten würdest als einen unbekannten.
Mit dieser Tatsache der subjektiven Bewertungen durch jedes einzelne Gesellschaftsmitglied und der Tatsache, dass die Gesellschaft aus Individuen besteht, ergibt sich die Möglichkeit, für ein beliebiges Individuum die subjektiven Bewertungen der Gesellschaftsmitglieder zu akkumulieren und daraus eine Art gesellschaftliche Gesamtbewertung zu bestimmen.
Wenn du das an diesem Punkt anders sehen solltest, würde mich sehr interessieren, wie du das begründen willst.
Diese Gesamtbewertung ist für jedes Individuum unterschiedlich und ermöglicht es, eine Abstufung in der Wertigkeit vorzunehmen und ist für mich die eigentliche Grundlage für den Wert eines Menschen.
Wenn du unsere Gesellschaft und die Realität betrachtest, wirst du merken, dass dieser Wert das Fundament jeglicher Gesetzgebung ist weil sonst die Bestrafung (Einschränkung von „Grundrechten“) von Straftätern nicht für die Gesellschaftsmitglieder zu rechtfertigen wäre.
An diesem Punkt stellt sich jetzt einfach die Frage, ob du bereit bist, diese Fakten zu akzeptieren, falls ja, kann ich die Konsequenzen daraus gerne ausführen, falls nein wäre ich sehr gespannt, wie du das begründen kannst, vll kannst du mich ja mit guten Argumente überzeugen.
Wie seht ihr das bzw. Was wäre eure Antwort auf diese Nachricht?
Bin gespannt