Hallo.
Mal ne sehr tiefgehende Frage zu Feinsicherungen.
Wie bestimmt der Anwender eigentlich deren Wert? Also mein Gedankengang: Ein Gerät hat ein bestimmten Strom. Und um dieses zu schützen, soll eibe Feinsicherung verwendet werden. Die meisten Geräte haben ja auch noch einen hoeheren Einschaltstrom.
Jetzt könnte man
A eine Sicherung mit dem Nennstrom des Geraets nehmen oder möglichst nahe dran mit relativ träger oder sogar sehr träger Reaktion.
Oder b relativ flink, sehr flink mit relativ hoeherem Strom. Verstaendlich, mein Gedankengang?
hi,
er prüft entweder den Aufdruck am Gerät, konsultiert die Anleitung oder nimmt den Wert der bisher eingesetzten.
Oder ist es nicht der Anwender, um den es geht, sondern ein Bastler?
grüße
lipi
Hallo,
Der Anwender, als Benutzer, muss eine Sicherung immer mit den vorgeschriebenen Werten verwenden!
Der Anwender als Entwickler muss da anders vorgehen!
Nehmen wir mal einen einfachen Gleichrichter mit Ladelko.
Abgesichert wird vor dem Gleichrichter, der Ausgangsstrom ist 1A.
Der Einschaltspitzenstrom liegt bei 10A.
Wenn du da jetzt eine 10A FF Sicherung einsetzt, kannst du locker 5A ziehen und der Trafo und Gleichrichter rauchen irgendwann ab.
Du muss also eine 1A T rein. Hier muss dann noch etwas nachgerechnet werden, wie träge die Sicherung sein muss, um die 10A Spitzenstrom, meist für eine Halbwelle, auszuhalten. Dazu gibt es im Datenblatt der Sicherung entsprechende Angaben.
In den meisten Fällen geht es darum, dass sich Bauteile nicht zu stark erwärmen können, dabei geht es meistens aber um Zeitbereiche von Minuten. So ein z.B. Trafo hat meist eine Menge Eisen und Kupfer, welcher erst einmal aufgeheizt werden müssen. So einem 630kVA-Brocken, wie ihn das EVU zwischen Mittel- und Niederspannungsnetz verwendet, kann man schon für 20-30 Minuten überlasten ohne, dass er zu heiss wird. OK, da reicht eine Feinsicherung dann nicht mehr.
Durch die Erwärmung kann es sonst zu Bränden führen. Das ist auch die klassische Aufgabe des Leitungs-Schutzschalters, der Sicherung in einer Elektroinstallation.
Anders sieht es beim Schutz von Halbleitern aus. Ein Bipolar-Transistoren kann durch Hotspots (Zweiter Durchbruch) innerhalb von Milli-Sekunden zerstört werden. Da ist manchmal schon eine FF Sicherung zu langsam.
Typische Anwendung wäre hier ein Dimmer. Wenn die Sicherung zu träge war, und die Glühlampe durchbrennt, ist dann der TRIAC durch und die neue Glühlampe lässt sich nicht mehr ausschalten.
MfG Peter(TOO)
Anwender druckt den Wert selber drauf…
Stopp. Dein Beitrag war offenbar nicht vollständig.
Es geht um Anwender im Sinne von Entwickler.
Wenn ne FF fuer manche Elektronik schon zu langsam ist, was wird dann genommen?
Ich stelle meine Frage mal etwas anders: Warum möchte ein Leuchtmittelhersteller fuer nen Halogenstab von 300W ne Absicherung mit 2,5A flink und nicht mit träg? Oder gleich mit 1,5A träg oder superträg?
Hallo!
Das sind alles gute Punkte, ich hab nur eine Anmerkung:
Wenn von einem Dauerstrom von 1A auszugehen ist, sollte man keine 1A-Sicherung nehmen. Die wird hart an der Grenze betrieben, und wird gaaaaaanz langsam durchbrennen. Ich habe genau das erlebt, als nach einigen Wochen reihenweise Sicherungen durchbrannten, obwohl der Strom sogar ein Stück darunter lag.
Man sollte auf den maximal zu erwartenden Dauerstrom noch gut was drauf legen, 1,6-2A sind bei 1A sicher keine schlechte Idee.
Im Grunde muß man sich auch fragen, was genau die Sicherung eigentlich bezwecken soll. Der Schutz des abzusichernden Gerätes ist fast schon nachranging - denn wenn der Strom zu groß ist, ist es meist eh schon zu spät. Die Hauptaufgabe der Sicherung ist es, Folgeschäden, z.B. einen Brand zu verhindern.
Es gibt noch ganz spezielle superflinke Sicherungen für Halbleiter für diesen Fall.
Wenn das nicht reicht, muss der Anwender damit leben, dass zwar die Bude nicht abbrennt aber das Gerät zur Reparatur muss.
Alternativ kann der Entwickler natürlich auch seine Schaltung, bzw. Bauteilauswahl, anpassen.
2.5A bei 230V sind 575W.
Das eine Problem bei Halogenlampen ist, dass der Einschaltstrom etwa bei dem 10-15 Fachen liegt.
Das andere Problem ist, dass bei einem Kurzschluss ein Lichtbogen entstehen kann, welcher dann schnell mal einen Spitzen-Kurzschlussstrom von 100A und mehr erzeugen kann.
Das nächste Problem ist dann die Selektivität.
Bei einem Kurzschluss, kann eine 1.5A superträge Sicherung so lange zum Auslösen benötigen, dass der 16A LS in der Verteilung schneller abschaltet.
Wenn man nicht einfach Tabellen bemüht, ist das eine elende Rechnerei mit Integralen um das hier jetzt genau aufzuzeigen.
MfG Peter(TOO)
Gut, das Risiko bei zu nahe am tatsaechlichen Strim gesetzten Sicherungswerten ist halt ein zu häufiger Ausfall, also mangelnde Betriebsicherheit. Bei schlecht erreichbaren Sicherungen ein Problem, bei gut erreichbaren nur ein erhoehter Wartungsaufwand. Alkerdings duerften dann Fehler, die den Strom nur gerinfueg erhöhen, alsi keine Kurzschluss verursachen,eher auffallen.
Wo findet man diese Tabellen? Da schreiben doch sicher internationale Normen vor, wie die Sicherungensich gefaelligst zu verhalten haben, herstellerübergreifend… Und das Abschaltvermögen spielt in der Frage mal keibe Rolle. Es gibt Feinsicherung mit einigen Dutzend A Abschaltvermoegen. Und Keramikrohrfeinsicherungen mit Löschmittel mit 1,5kA Abschaltvermögen. Fuer die Frage nach dem Nennstrom der Sicherung im Beispiel muesste der Leuchtmittelherstellervielleicht nich das Abschaltvermögen vorschreiben…
Kann es sein, dass in deinem Fall die Ströme vielleicht doch gelegentlich sehr nahe oder über 1A waren?
Warum wird ein Trenntrafo mit 5A TT abgesichert? Da faellt doch der Sicherungsautomat in der Verteilung dann schneller…
Naja. In Videorecordern (denen mit Kasseten, falls du die noch kennst ) finden sich Trafos. Diese werden normalerweise mit geringen Strömen abgesichert. Ebenso jeder andere Kleintrafo. Fuer Kleingeräte oft nur 35mA mT.
Nebenbei: Wuerde ein Varistor eibe elekzroniache Baugruppe gut schuetzen?
Hier mal eine Übersicht (ab Seite 5):
http://www.schurter.ch/content/download/676688/13551673/file/Allgemeine_Produktinformation_PG01_2_de.pdf
und
http://www.schurter.ch/content/download/676686/13551621/file/Allgemeine_Produktinformation_GS_de.pdf
MfG Peter(TOO)
Und jetzt noch ne weitere Frage: Wie selektiv sind Feinsicherungen gegenueber den ueblichen B-Automaten? B16 und B10.
Ich vermute: Feinsicherungen, die sich dem Wert des Automaten naehern, sind es wohl kaum. Vermutlich unabhängig von flink oder traeg.
Ich vermute, selektiv nur bei Überstrom und relativ großem Abstand zum Automatenwert.
Gibts eigentlich überhaupt ne Anwendung fuer 16A Feinsicherungen?
Klar.
Die Baugrösse bestimmt die maximale Spannung, welche sicher getrennt werden kann. Bei 5x20mm sind dies 250VAC.
Da wären noch die Briten, welche klassisch ein anderes System für die Hausinstallation haben, als alle anderen:
Es gibt keinen Sicherungskasten für die Wohnung wie bei uns. Alle Steckdosen hängen an einer Ringleitung, welche mit 63A abgesichert ist. Deshalb ist deren Stecker auch so gross, der ist für 63A ausgelegt.
In jedem Stecker befindet sich nun eine Feinsicherung.
Vorteile:
- Man spart Kupfer bei der Verkabelung, durch die Ringleitung muss der Querschnitt zudem nur für 31.5A ausgelegt werden.
- Ein Sicherungskasten für die Wohnung entfällt. Man hat nur den Zählerschrank mit der 63A-Sicherung.
- Bei einem Gerätedefekt, wird nur dieses eine Gerät stromlos, der ganze Rest funktioniert weiter.
Nachteile:
- Der Stecker wird recht klobig und alte Leute haben Probleme beim Stecken. Dafür bekommen ihn kleine Kinder auch nicht raus.
Bei 12V sind 16A knapp 200W.
Im Automobilbereich sind bis 35A-Sicherungen üblich. Die haben zwar einen andere Bauform, das liegt aber zu einem grossen Teil an den Kosten.
MfG Peter(TOO)
Kommt drauf an, wovor geschützt werden muss und wie schnell das Ding zu diesem Zweck sein muss.
Es gibt ganz einfach keine Vorschrift, wie die Sicherung zu wählen ist. Wie sollte das auch gehen bei der Vielfalt von Geräten und Anlagen? Es gibt deshalb „nur“ die Vorschrift, dass vom Gerät keine Gefahr ausgehen darf. Wie der Konstrukteur das erreicht ist ganz allein SEIN Problem.
Ja, wenn er richtig dimensioniert ist. Aber auch dann nur vor Überspannung.
MfG Peter(TOO)
So ganz stimmt das nicht.
Bei Elektro-Installationen gibt es Vorschriften zur Selektivität. Den Grundstein legt dabei der Versorger mit der Bezügersicherung. Ausgehend von diesem Punkt muss man dann rechnen. Neben der Selektivität kommt dann auch noch das Schaltvermögen ins Spiel.
z.B. dürfen 16A LS z.B. mit maximal 40A oder 63A abgesichert werden. Hat man eine 100A Bezügersicherung muss da noch eine weitere Sicherung dazwischen geschaltet werden. Macht man aber sowieso, damit man einzelne Bereich abschalten kann und nicht immer die ganze Hütte vom Netz nehmen muss.
Bei Geräten gibt es keine Vorschriften, es ist nicht einmal zwingend vorgeschrieben, dass eine Sicherung vorhanden sein muss! Allerdings gibt es die Produkthaftung und der Hersteller muss gewährleisten, dass von seinem Gerät keine Gefahr aus geht, auch im Fehlerfall. Da ist dann eine Sicherung meistens die einfachste Lösung.
In explosionsgeschützten Bereichen ist dann eine Sicherung wieder ein Problem! Beim Durchbrennen entsteht ein Funke (Lichtbogen), welche explosive Gase zünden kann.
MfG Peter(TOO)
Man spart Kupfer bei der Verkabelung, durch die Ringleitung muss der Querschnitt zudem nur für 31.5A ausgelegt werden.
Da hast du einen Denkfehler. Wenn der Ring beispielsweise 100 m lang ist und 2 m von der Sicherung entfernt die erste (Mehrfach-)Steckdose sitzt, wird fast der gesamte Strom (98 %) über den 2 m-Ringteil fließen und diesen ggf. doch überlasten.
PS: Ich würde gern mal ein Foto von der Verdrahtung einer solchen GB-typischen Steckdose sehen. 10 oder 16 mm² Querschnitt - der Kasten unter der Steckdose in der Wand muss doch gewaltige Ausmaße haben! Schon mit 2,5 mm² kommt man bei unseren Steckdosen schnell ins Schwitzen, wenn die Zugänglichkeit nicht optimal ist.
MfG
Marius