Weshalb ist Herkunft so wichtig?

Hallo Wer-Weiss-Wisser.
Enteweder weil wir häufig umgezogen sind und/oder weil ich hauptsaechlich über Internet chat kommuniziere, habe ich nie mitbekommen, weshalb die Herkunft von Leuten so wichtig ist.

Egal, ob als eine der ersten Stellen im Lebenslauf, beim Smalltalk, wenn Zuschauer/Teilnehmer bei Talkshows etwas sagen möchten, oder bei Gewinnspielsendungen auf den Kanälen 9Live/DSF (Neudeutsch aufh „Sport1“ genannt)

Ob ich beim LKW-Auslader Job für ein paar Minuten mit einem Kollegen arbeite, bei einer Plauderei mit dem Bademeister auf einer Ausländischen Extremwasserrutsche, ständig taucht diese Frage auf.

Beim Fernsehen mit meiner Mama fragt oder mutmaßt sie ständig, woher die Leute im Fernseher stammen könnten.

Nachfragen, weshalb das so interessant sei oder warum dieses Thema angeschnitten wird, wimmeln die Leute ab mit Phrasen wie z.B „Nur so“, „kein besonderer Grund“ etc. oder aber Sie betonen sofort, keine Rassisten zu sein.

VIelleicht wisst ihr ja mehr darüber.

Ich kann Dir sagen, warum die Herkunft so wichtig ist:

Ein Mensch der kein klares Koordinatensystem hat, droht unglücklich zu werden. Völker, Religionen und Familienverbände können das einem geben. Vieles kann man sich nun mal leider mit der Geburt nicht aussuchen.
Es gibt nur wenige Menschen, die so stark sind, dass sie ganz alleine aus sich selbst heraus leben können und auch diese Menschen müssen aufpassen keinem Phantom des Lebensglücks hinterherzujagen.

In einer Gesellschaft der maximalen Beliebigkeit, die als Toleranz verkauft wird, wird den Menschen diese Wurzel regelrecht abgehackt. Das einzige Glück und die Liebe soll es nur mehr noch in einer Zweierbeziehung geben am besten sexuell abreagiert. Die Zweierbeziehung ist damit natürlich total überfordert. Die eigentliche Liebe ist in unserer Gesellschaft die knappeste Ressource überhaupt.

Deahalb ist die Herkunft so wichtig, nicht nur die geographische sondern auch die familiäre, unabhängig von irgendeiner Wertung, welche nun besser wäre. Die unaufdringliche, rücksichtsvolle, Verschiedenheit ist eine Bereicherung für jede Gesellschaft.

Bitte nachfragen, wenn einer den Gedankenbogen nicht versteht, nicht lästern.

Weshalb Herkunft so wichtig ist, kann man einer Karikatur aus den 90ern (?) entnehmen, in denen der perfekte Europäer beschrieben wird.

The perfect european

Man muss doch wissen, mit wem man es zu tun hat …
Das stimmt doch alles, was da steht, … oder etwa nicht?

Ist damit gemeint, dass man mit Menschen unterschiedlicher Herkunft entsprechende Verhaltensweisen assoziiert?

Ja, das machen viele Menschen so.

Wenn Du Dich optisch unterscheidest, ist das doch normal.

Wenn ich einem Deutschen begegne, der einen mir unbekannten Dialekt spricht oder mit einem ausländischen Akzent, frage ich auch woher er kommt, das ist auch eine Frage des Allgemeinwissens.

Die Frage an sich ist nicht schlecht, wie wird aber die Antwort verarbeitet?

Und da meine ich, daß die größte Gefahr im Nicht- oder Wenigwissen vieler Zeitgenossen liegt.

Deshalb sollte es in Deinem Interesse sein, mit sachlichen Informationen rüberzukommen, bevor abstruse Ängste aufkommen können. Denn die sind dort am größten, wo die Menschen am wenigsten wissen.

Das kann man in Deutschland doch sehr schön beobachten: Die größten Ängste bezüglich Ausländern bestehen dort, wo es die wenigsten Ausländer gibt, nämlich in der ehemaligen DDR.

Hallo,
ich wuerde eher auf einen ganz trivialen Grund tippen: Smalltalk. Genau wie man sich ueber das Wetter… unterhaelt kann man prima ein Gespraech mit einer Frage nach der Herkunft beginnen. Man kann dann weiter ueber die Natur, das Klima, die Kultur… dort reden. Am Umfang der Antwort kann man erkennen ob die andere Person allgemein kommunikativ ist und kann dann zu anderen Themen wechseln.

Was eignet sich denn besser fuer ein Kennenlerngespraech? Politik? Religion? Sport? Da haben viele Menschen ganz andere Interessen und Meinungen, das kann also schon zu Konflikten fuehren bevor man sich ueberhaupt kennengelernt hat.

Gruss
Desperado

Hallo,
meine Persönlichkeit ist die Summe meiner Vergangenheit. Meine Herkunft = meine Familie und Umgebung, wo ich aufwuchs, beeinflusst mein Denken, meine Gefühle, mein Wissen, meine Handlungen.
Das Wissen um regionale typische Charaktere und Handlungsweisen wird benutzt, um sein Gegenüber anhand der „Herkunft“ einschätzen und adäquat darauf eingehen zu können.
So gehe ich z.B. davon aus, wenn ich erfahre, dass jemand aus dem Osten = aus der DDR kommt, dass wir ähnliche Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht haben könnten oder bestimmte Begriffe verstehen und verwenden und diese nicht erst erklärt werden müssen. Es können auch Mißverständnisse entstehen, wenn es durch die Herkunft unterschiedlich bedingte Verhaltsweisen gibt. Ein Bekannter hat mir ein Erlebnis erzählt, er kam neu in einen Ort und schloss sich dort einer Sportgruppe an, wurde dort aber lange nicht heimisch, sondern als arrogant angesehen. Später kam raus, der Grund war, dass es dort ortsüblich war, sich bei der Begrüßung die Hand zugeben, er aber aus einer Gegend kam, wo dies nicht üblich war…

Beatrix

Servus,

die Frage nach dem Woher und Wohin gehörte ein paar tausend Jahre lang zu jeder Begegnung mit einem Fremden und ist erst ab ca. 1850 mit dem Aufkommen der Eisenbahn nach und nach weniger geworden.

Sie dient der Klärung, ob der Fremde glaubhaft in friedlicher Absicht kommt - wenn er sich nicht oder nicht plausibel erklären kann, ist er Feind.

Übrigens ist dieses Muster so grundlegend, dass es nicht nur bei Begegnungen mit Fremden verwendet wird, wo es eine Funktion hat. Auch der eigentlich als nicht feindlich bekannte Nachbar wird begrüßt mit „So Done, was machscht?“

Schöne Grüße

MM