Wettervorhersage: Futur 0?

Hallo zusammen!

der Radiowetterbericht hat mich irritiert:

„Morgen ist es überall kalt“

ähem… ich gebe zu, dass ich im Sprachunterricht schonmal genervt gesagt habe: "Warum Zeiten lernen??? Ich formuliere im Präsens - und füge „Morgen“ oder „gestern“ an.

Als Tourist beim Versuch, die Fremde Sprache zu sprechen, kann ich das irgendwie noch gelten lassen.

Aber ist es richtig, wenn ich deutschen Radio für den nächsten Tag beschlossen wird: „es ist überall kalt“ - das kann beliebig ersetzt werden durch " es ist bedeckt" - " es ist trocken".

Vielleicht bin ich da auch nur verwirrt - aber habe ich da eine Art Futur verpasst?

Gut, dass die nicht berichten, wie es gestern war… sonst müsste ich mich daran gewöhnen, dass es gestern nicht regnet!

verwirrte Grüsse
Ulli

Vielleicht bin ich da auch nur verwirrt - aber habe ich da
eine Art Futur verpasst?

Ich denke nicht. Es ist halt (falsches) Bequemlichkeitsdeutsch.
Es ist schließlich schon deshalb falsch, weil man sagen müsste „Morgen wird es kalt sein.“ Aber selbst das „ist“ oder „wird“ ist falsch, schließlich sind Wettervorhersagen ja nur Prognosen und damit nie 100% richtig.
Also müsste mein eigentlich sagen „Morgen dürfte es zwischen 5 und 7° warm werden.“

hi,

„zukünftiges“ ist eine standard-bedeutung des präsens. daran ist nichts falsch.

überhaupt sind die „bedeutungen“ der deutschen tempusformen nicht nur temporaler, sondern auch modaler natur. man spricht in der grammatik auch vom temporal-modalen feld (o.ä.)

nachdem zu den standardbedeutungen der form futur 1 auch die vermutung gehört („er wird (wohl) kommen“), wäre die verwendung des futurs im zitierten fall sogar missverständlich.

„Morgen ist es überall kalt“

ähem… ich gebe zu, dass ich im Sprachunterricht schonmal
genervt gesagt habe: "Warum Zeiten lernen??? Ich formuliere im
Präsens - und füge „Morgen“ oder „gestern“ an.

Als Tourist beim Versuch, die Fremde Sprache zu sprechen, kann
ich das irgendwie noch gelten lassen.

Aber ist es richtig, wenn ich deutschen Radio für den nächsten
Tag beschlossen wird: „es ist überall kalt“ - das kann
beliebig ersetzt werden durch " es ist bedeckt" - " es ist
trocken".

Gut, dass die nicht berichten, wie es gestern war… sonst
müsste ich mich daran gewöhnen, dass es gestern nicht regnet!

schlimmer noch: „1492 entdeckt kolumbus amerika“. sog. „historisches präsens“. auch das gibt es; geht aber nicht für das gestrige wetter.

m.

verstehe ich nicht…
Hi michael!

„zukünftiges“ ist eine standard-bedeutung des präsens. daran
ist nichts falsch.

Wie jetzt??? für mich ist Präsens immer Gegenwart… zukünftiges gehört ins Futur!

nachdem zu den standardbedeutungen der form futur 1 auch die
vermutung gehört („er wird (wohl) kommen“), wäre die
verwendung des futurs im zitierten fall sogar
missverständlich.

Der Wetterbericht geht aber davon aus, dass es sich eben nicht um eine „Vermutung“ handelt.

Also nach meinem Sprachgefühl muss es heissen:
Morgen wird es kalt
Morgen wird es regnen usw.

was ist daran falsch?

schlimmer noch: „1492 entdeckt kolumbus amerika“. sog.
„historisches präsens“.

Nach meinem Gefühl ENTDECKTE er 1494 Amerika…

Es sei denn, es handelt sich um eine chronologische Darstellung, was in den jeweiligen Jahren passierte…

Was ist jetzt mit dem Wetterbericht - futur oder sogar conditional?
oder doch präsens???

Ulli

Hallo, Ulli,

Wie jetzt??? für mich ist Präsens immer Gegenwart…
zukünftiges gehört ins Futur!

dazu ein Zitat aus FAQ:174:

Präsens (Gegenwart)

* wird in der Umgangssprache auch benutzt für Aussagen über künftige (!) Ereignisse oder Zustände:
die Zukunft wird durch bestimmte Zeitangaben ( morgen, nächste Woche usw.) verdeutlicht.
Beispiel: Morgen schreiben wir eine Mathe-Klausur. Nächstes Jahr besuche ich meine Schwiegermutter.

Gruß
Kreszenz

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Hallo zusammen!

der Radiowetterbericht hat mich irritiert:

Tach Ayla,

warum stößt Du Dich nicht am Ausdruck „Bericht“?
Ein Bericht bezieht sich zwangsläufig auf Vergangenes, denn nur von dem kann man berichten.
Ein Bericht über das künftige Wetter ist eine contradictio in adiecto.

Gruß - Rolf

Hi michael!

„zukünftiges“ ist eine standard-bedeutung des präsens. daran
ist nichts falsch.

Wie jetzt??? für mich ist Präsens immer Gegenwart…
zukünftiges gehört ins Futur!

nein. es gibt szenisches präsens, historisches präsens, auch futurisches präsens. tempus ist NICHT zeit.

nachdem zu den standardbedeutungen der form futur 1 auch die
vermutung gehört („er wird (wohl) kommen“), wäre die
verwendung des futurs im zitierten fall sogar
missverständlich.

Der Wetterbericht geht aber davon aus, dass es sich eben nicht
um eine „Vermutung“ handelt.

Also nach meinem Sprachgefühl muss es heissen:
Morgen wird es kalt
Morgen wird es regnen usw.

was ist daran falsch?

falsch ist es nicht. aber auch nicht unbedingt nötig.

schlimmer noch: „1492 entdeckt kolumbus amerika“. sog.
„historisches präsens“.

Nach meinem Gefühl ENTDECKTE er 1494 Amerika…

Es sei denn, es handelt sich um eine chronologische
Darstellung, was in den jeweiligen Jahren passierte…

z.b., ja.

Was ist jetzt mit dem Wetterbericht - futur oder sogar
conditional?
oder doch präsens???

futur oder präsens.
was meinst du mit „conditional“? diese bezeichnung ist für formen des deutschenn nicht üblich.
m.

1 Like

hi,

Präsens (Gegenwart)

* wird in der Umgangssprache auch benutzt für Aussagen über
künftige (!) Ereignisse oder Zustände:
die Zukunft wird durch bestimmte Zeitangaben ( morgen, nächste
Woche usw.) verdeutlicht.
Beispiel: Morgen schreiben wir eine Mathe-Klausur. Nächstes
Jahr besuche ich meine Schwiegermutter.

ich halte die einschränkung auf „umgangssprache“ hier für etwas eng. aber es kommt natürlich drauf an, was man unter umgangssprache versteht.
m.

Morgen werden überall weisse Schimmel sein

Hallo

„Morgen ist es überall kalt.“ (RICHTIG)

ich halte die einschränkung auf „umgangssprache“ hier für
etwas eng. aber es kommt natürlich drauf an, was man unter
umgangssprache versteht.

Dieser Satz ist nicht nur Umgangssprache sondern korrektes
Standarddeutsch. Das Adverb ‚morgen‘ setzt die Aussage in die Zukunft.
Die zusätzliche Verwendung des Futurs ergäbe einen weissen Schimmel:

„Morgen wird es überall kalt sein.“ (FALSCH)

„Es wird überall kalt sein.“ (RICHTIG)

Gruss
Adam

Moin,

„Morgen ist es überall kalt.“ (RICHTIG)

Stimmt.

„Morgen wird es überall kalt sein.“ (FALSCH)

Nee, ist auch richtig.

Gruß
Pit

Servus,

„Morgen wird es überall kalt sein.“ (FALSCH)

Gegenprobe:

„Gestern kaufe ich auf dem Markt sechs Kilo Äpfel“ (RICHTIG???)

ist nach Deiner These richtig, weil der Vorgang bereits durch „gestern“ in die Vergangenheit gesetzt wird, so dass das Verb im Präsens stehen bleiben muss. Eine solche Regel ist mir nicht bekannt und würde viele seltsamen Formulierungen ermöglichen.

Schöne Grüße

MM

Präsens nach ‚gestern‘ offenbar nicht korrekt

Hallo

„Gestern kaufe ich auf dem Markt 6 Kilo Äpfel.“

Das ist tatsächlich ein interessanter Einwand. Das Präsens nach
‚gestern‘ genügt offenbar nicht, weil so nicht eindeutig ist, in WELCHER
Vergangenheit sich die Aussage ansiedeln soll - im Perfekt oder im
Präteritum oder im Plusquamperfekt …

Gruss
Adam

Hallo Rolf

warum stößt Du Dich nicht am Ausdruck „Bericht“?
Ein Bericht bezieht sich zwangsläufig auf Vergangenes, denn
nur von dem kann man berichten.
Ein Bericht über das künftige Wetter ist eine contradictio
in adiecto
.

Wobei es der Arbeitsbericht der Wetterfrösche über den Stand ihrer Arbeit der Wetterprognose ist.

MfG Peter(TOO)

Hallo Adam,

Das ist tatsächlich ein interessanter Einwand. Das Präsens
nach
‚gestern‘ genügt offenbar nicht, weil so nicht eindeutig ist,
in WELCHER
Vergangenheit sich die Aussage ansiedeln soll - im Perfekt
oder im
Präteritum oder im Plusquamperfekt …

Der Unterschied zwischen Präteritum und Perfekt ist ja im Deutschen nur ein stilistischer:

Mündlich bevorzugt man das Perfekt (wenn es nicht gerade mit einem Modalverb kombiniert wird) und schriftlich bevorzugt man das Präteritum.

Die Zeit, über die man spricht oder schreibt, ist aber im Prinzip dieselbe, eben Vergangenheit. Das Plusquamperfekt mengen manche Dialekte des Deutschen da auch noch mit hinein, etwa das Hessische: „Wo wahst du gestenn geweese?“.

Aber eigentlich ist Plusquamperfekt ja nur dann angebracht, wenn es zwei Handlungen/Vorgänge/Zustände in der Vergangenheit zu beschreiben gilt und deutlich gemacht werden soll, dass die/der eine noch weiter zurückliegt als die/der andere.

Ob es sich um zwei verschiedene Zeitstufen in der Vergangenheit handelt oder um eine, sollte aber im Indikativ meist sowieso aus dem Kontext hervorgehen. Sonst hätten die Hessen wirklich Verständigungsprobleme!

Ich vermute eher, dass die vom Präsens abweichende Zeitform des Verbs bei Vorhandensein eines Zeitadverbs der Vergangenheit erforderlich ist, um den Modus (Konjunktiv oder Indikativ) zu unterscheiden.

Der Konjunktiv II der Gegenwart ist bei schwachen Verben ja identisch mit dem Präteritum (Indikativ).

  • *Sie sagten, gestern kaufen sie auf dem Markt 6 Kilo Äpfel.
    Sollte das nun heißen:

Sie sagten, gestern kauften sie auf dem Markt 6 Kilo Äpfel. oder

  • Sie sagten, gestern hätten sie auf dem Markt 6 Kilo Äpfel gekauft.

???
In Protokollen und Chroniken existiert eine derartige Verwechslungsgefahr aufgrund der Formalisierung nicht. Indirekte Rede ist dort sowieso immer mit Konjunktiv wiederzugeben, es ist dort auch nie von „gestern“ die Rede, sondern allenfalls vom „Vortag“, und folglich ist dort historisches Präsens nicht nur möglich , sondern sogar erste Wahl.

Gruß Gernot

Wie jetzt??? für mich ist Präsens immer Gegenwart…
zukünftiges gehört ins Futur!

Hallo,

niemand sagt „in 8 Tagen wird Weihnachten sein“, sondern „in 8 Tagen IST Weihnachten“ - ist dir das noch nie aufgefallen?

Gruss Reinhard

Hi Reinhard!

Hallo,

niemand sagt „in 8 Tagen wird Weihnachten sein“, sondern „in 8
Tagen IST Weihnachten“ - ist dir das noch nie aufgefallen?

hmmm… es ist ja nicht alles richtig, was so gesprochen wird.
Deshalb ja meine Frage, ob es auch sprachlich korrekt ist.

Schlauer bin ich nicht - aber ich glaube, meine Deutschlehrerin hätte es mir damals angestrichen.

Morgen werde ich schlauer sein :smile:
Ich ruf mal die Dudens an!

Schönen Abend noch!
Ulli

hi,

hmmm… es ist ja nicht alles richtig, was so gesprochen
wird.

ja, da hast du recht.

Deshalb ja meine Frage, ob es auch sprachlich korrekt ist.

Schlauer bin ich nicht - aber ich glaube, meine
Deutschlehrerin hätte es mir damals angestrichen.

trenn dich von der gleichung zeit = tempus.
es gibt beziehungen zwischen diesen kategorien, aber sie sind relativ kompliziert.

zukünftiges futur!
gegenwärtiges präsens!
usw.

m.

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„Morgen ist es überall kalt“

Was so is, dat is so. Da kann man machen nix.
Und der Deutsche glaubt auch immer, er ist schon in der Zukunft. Das ist die ganze Just-in-Time-Gesellschaft. Da vergeht die Zeit so schnell, dass man, wenn man einen Satz beginnt, der einen Nebensatz beinhaltet, also ein Satzgefüge bildet, bei dem das Verb gewohntermaßen am Ende steht, quasi vorausdenken muss, zu welcher Zeit man den Satz beendet haben wird, um die zu diesem Endzeitpunkt gehörende Zeit korrekt zu verwenden.
Alles in Allem recht schwierig und in Russland hat´s uns damals viele Menschenleben gekostet, als Hitler meinte, Nachschub kommt.

Mfg:smile:
René