Als ich schrieb ‚versteht mich nicht falsch‘ habe ich klarstellen wollen, dass ich völlig wertfrei die IST-Situation darstellen wollte.
Deine Fragen sind aber so formuliert, als hätte ich diese Positionen aktiv vertreten. Aber egal. Spielen wir mal den Advocatus Diaboli.
Wie so wird unser „Lebensstandard“ bedroht? Welches Recht
haben wir, zu bestimmen wer die Rohstoffe nutzen darf.
Unser Lebensstandard wird insofern bedroht, als dass ein globaler halbwegs gleichartiger Lebensstandard nach dem jetzigen Stand der Technik nur erreicht werden kann, indem wir unseren senken. Dazu ist die Masse des Volkes nicht bereit.
Wer Rohstoffe benutzen darf bestimmt letztendlich die Regierung jeden Landes auf dessen Boden sich die Rohstoffe befinden. Die Industrienationen sind deswegen bestrebt sich entweder mit den existierenden Regierungen ohne Rücksicht auf ethische Bedenken gutzustellen (Stichwort Saudi-Arabien oder China) oder gegebenfalls pro-westliche Regierungen zu erzeugen (Stichwort Libyen oder Afghanistan).
Du hast China angesprochen als Beispiel; denen sprichst Du
„Rohstoffklau“ ab. Steht nur den westlichen Industrieländern
und der USA dieses Vorrecht zu.
Das habe ich nicht getan. China hat sich die Rechte an einem Großteil der afrikanischen Rohstoffreserven gesichert. Ich habe nur aufgezeigt, dass es einen Wettlauf um die Ressourcen gibt. Die ethischen Implikationen und das die Länder besser dran wären, wenn westliche Staaten den Abbau übernehmen würden habe ich nicht angesprochen. Obwohl ich hier eindeutig dieser Meinung bin.
Man mag von der Ausbeutung halten was man mag, aber westliche Abbaufirmen arbeiten mit westlichen Sicherheitsstandards, chinesische mit chinesischen. Ich habe eine Reihe Bergwerke aus beiden Kategorien gesehen.
Wenn Deutschland natürlich so clever ist, und läßt seine
wenigen Rohstoffe von anderen Nationen ausbeuten,…owT!
Das tut es nicht. In Deutschland wird kaum noch Bergbau betrieben. Aber wenige das gefördert wird, wird schon aus Transportgründen zunächst mal nach Deutschland verkauft.
Wäre Nachhaltigkeit bei der Ausnutznug und Wiederverwertung
von Rohstoffen nicht sinnvoller?
Praktisch nicht durchführbar. Während es Metalle gibt, die sich gut recyceln lassen, ist dies bei der Masse der Elemente nicht möglich. Seltene Erden beispielsweise lassen sich kaum zurückgewinnen. Selbst wenn man das könnte, wäre der Energieaufwand so extrem, dass der Preis weit über dem Weltmarktpreis der Elemente läge.
Leider läßt sich mit einer „Nachhaltigen Wirtschaft“ keine
Rendite erwirtschaften.
Unsinn. Das nachhaltig gewonnene Material würde halt gegebenenfalls wieder zum Weltmarktpreis verkauft werden. Bei Schrott und Altglas klappt das super. Tatsächlich gibts eine ganze Reihe von Industriezweigen die Renditen mit Nachhaltigkeit erwirtschaften.
Aber sag selber: würdest du es für vernüftig halten, sagen wir, Nickel zu einem Preis von 20000$ pro Tonne zu recyceln, wenn man die Tonne auf dem Weltmarkt für 12000$ kaufen kann? Der Unternehmer wäre gezwungen den Preis an die Konsumenten weiterzugeben, denn du kannst ja kaum erwarten, dass ein Unternehmen freiwillig Miese macht, und glaubst du, die Konsumenten sind bereit für den Umweltschutz deutlich mehr für ihr Produkt zu bezahlen? Dies ist im Übrigen für eine kleine Minderheit durchaus der Fall, aber das betrifft hauptsächlich diejenigen, die relativ wohlhabend sind.
Aber die Gier nach Rohstoffen läßt sich mit einem provozierten
Krieg (ein Grund findet sich immer) viel billiger befriedigen,
als unter Gleichgestellten zu verhandeln.
Auch das stimmt so nicht. Kriege sind auch für den Angreifer immer Scheisse und man sieht dass die Industrieländer bereit sind gegenüber anderen Staaten ziemlich viele Augen zuzudrücken um an ihre Ressourcen zu kommen. Kriege werden überhaupt nur dann geführt, wenn der Aufwand gering ist (Libyen) oder wenn der andere prinzipiell nicht zu Verhandlungen bereit ist (Afghanistan)
Wo soll der Wachstumswahn mal hinführen, wenn die eine Seite
fast alles hat und die andere Seite fast nichts mehr hat.
Genau das dürfte die zentrale Frage des 21 Jahrhunderts werden.
Hast Du Dir mal überlegt, wer von einem Krieg profitiert. Das
arbeitende Volk bestimmt nicht. Die müssen diesen Unsinn nur
ausbaden.
Whoa. Ganz ehrlich: Bisher hast du nur davon profitiert. Die paar toten Soldaten fallen da als Kollateralschäden hinten runter. Wie schon gesagt - unsere Wirtschaft und unsere Regierung macht sich die Mühe nur, damit die Bevölkerung schön weiter konsumieren kann - auf Teufel komm raus.
Nachhaltig und vernünftig wäre, wir würden unseren Lebensstandard massiv senken. Aber sobald du dem Volk an seine Südfrüchte, seine Fernreisen, seine technischen Spielzeuge oder gar seine Autos gehst, explodiert dir das Land unter den Händen.
Umweltschutz hält der Deutsche auch für eine gute idee. Aber nur solange es nicht mehr kostet und sich auch sonst nix ändert…
Alles in allem kann ich dir nur folgendes raten: Denke deine Fragen ruhig mal zu Ende und du wirst feststellen, dass vieles von dem, was wir an der Industrie und der Regierung kritisieren, letztendlich von der Bevölkerung selbst gewollt ist.