Hat wohl keinen Zweck…
Hallo D.K.,
Ach?
Und was Anständiges ist diese Beamte-Behörden-Trägheit unter
der das ganze Land leidet?
Was Anständiges ist es, Elementares auswendig zu lernen damit
es gerade mal bis zur nächsten Prüfung im Kopf bleibt?
Was Anständiges ist es, sich so lange rumschubsen zu lassen,
bis man begreift, dass Individualität in diesem Beamtenstaat
keinen Platz hat?
Ich finde es gelinde gesagt eine Frechheit, wenn du mir Dinge unterstellst, die ich nie geschrieben habe. Woher willst du wissen, was ich den Kindern beibringe und was meine Vorstellung von „Anständigem“ ist. Zur Information, es ist nicht das, woran deiner Meinung nach das System krankt.
Das ist es, was Menschen wie du wohl nie verstehen werden.
Den Wenigsten in der freien Wirtschaft geht es um materiellen
Aufstieg. Vielmehr gehts um die Möglichkeit in der eigenen
Gruppe, Abteilung, Firma etwas zu bewegen, seine eigene
Kreativität, Kraft, soziale Kompetenz, Flexibilität und
Überzeugungskraft in Erfolg, Umsatz, Gewinn und nicht zuletzt
auch materiellen Aufstieg umzuwandeln.
Das verstehe ich wirklich nicht. Erst geht es nicht um materiellen Gewinn, um es am Ende doch zum materiellen Aufstieg umzuwandelen. Ist mir wirklich zu hoch…
Das macht Spass, es ist ein Abenteuer, auch ein Risiko, aber
der Erfolg ist dadurch umso süsser.
Wenn also in einer Institution Schule der persönliche Erfolg
messbar wäre, wenn ich die Möglichkeit sähe gewisse
Gestaltungsmöglichkeiten zu haben, geleitet durch
Rahmenbedingungen, wenn ich, begründet durch Einsatz,
Kreativität, soziale Kompetenz und Begeisterungsfähigkeit,
nebenbei diese Werte (eben mal wirklich was Anständiges)
vermitteln dürfte, wäre ich auf jeden Fall ein sehr guter
Lehrer geworden.
Zunächst einmal stimmt hier unsere Definition von „Anständigem“ durchaus übeein.
Allerdings wird klar, dass du vom Schulalltag und dem dortigen zwischenmenschlichen Miteinander sowas von überhaupt keine Ahnung hast. Ich sehe es als „persönlichen Erfolg“ und als Befriedigung an, wenn Schüler zu mir kommen und sagen, dass sie bei mir etwas gelernt haben. Solche Erlebnisse sind es, die mich dazu bringen, einen bestmöglichen Unterricht anzubieten zu versuchen. Dazu genügt auch schon ein netter Gästebucheintrag (siehe meine Homepage).
Und glaube mir, die Schüler sind dafür dankbar und das ist mir wichtiger als Erfolg, Umsatz, Gewinn (und vielleicht ein Herzinfarkt mit 45). Aber das ist wohl wirklich etwas, was Menschen wie ich nie verstehen werden.
Glücklicherweise bietet sich diese
Gelegenheit ja in der freien Wirtschaft ab und an und dort
bekommt man auch sehr direkt seinen Lehr(miss)erfolg vor die
Nase gehalten.
Da gebe ich dir wiederum Recht, als Lehrer kann man da sehr einfach die Augen vor verschließen. Aber deshalb stelle ich mich auch sachlichen Diskussionen, die die Rahmenbedingungen verändern könnten.
Und warum? Weil wir alle die Schule besucht haben, diese
Lehrer erlebt haben, die guten Lehrer weggeschaut und auch
nichts unternommen haben, weil wir alle Kinder, Enkel,
Nichten, Neffen haben die in die Schule gehen, weil wir deren
Lehrer kennenlernen und feststellen, dass es sich im Vergleich
zu unserer Schulzeit verschlechtert hat. Weil die Summe unser
aller Eindrücke einen klaren negativen Übereinstimmungs-Trend
abzeichnet.
Deshalb. Sachlich, klar und bedauerlicherweise.
Unfassbar, wie man so eine eindimensionale Sichtweise haben kann. Herrje, natürlich ist es so, dass eine Ausbildung von vor 30 Jahren für die heutige Jugend ungeeignet ist. Davon abgesehen war meine (Uni-)Ausbildung auch nicht besser, aber da tut sich ja gerade was. Ich wiederhole mich, sachliche Diskussionen und Veränderungen sind absolut notwendig, aber mit solchen einseitigen Schuldzuweisungen kommt man wirklich nicht weiter.
Ich versuche mal ein sachliches Argument: Die Lehrerausbildung muss praxisnäher gestaltet werden (d.h. frühe Praktika in der Schule), damit die, die merken, dass sie für den Lehrerberuf ungeeignet sind, nicht ein ganzes Studium vertun und dann auf die Kinder losgelassen werden. Ich hoffe, mein Standpunkt ist klar geworden.
Da hilfts dann auch nicht, ablenkenderweise auf
„uninteressierte Eltern“ oder „polititisierende
Kultusminister“ zu zeigen. Da soll doch mal jeder vor der
eigenen Türe kehren. Und wenn die Lehrer ja ach so leiden… ,
bei allen die Buhmänner sind… ,warum sträuben dann
ausgerechnet die sich am meisten gegen längst überfällige
Veränderungen?
Warum? Meine Mutmassung…weil sie wie die Made im Speck
hocken.
Aha, vor der eigenen Türe kehren, was heißt das denn schon wieder. Also ob man den Komplex „Schule“ mit Schülern, Eltern, Lehrern, Politikern u.s.w. einfach so aufspalten könnte.
Dann sind also die Lehrer daran schuld, dass immer mehr Kinder ohne Frühstück und zappelig vom langen Videospielen in die Schule kommen und Eltern- und Berufsinformationsabende immer spärlicher besucht werden?
Ich nehm’s zurück, war nur mal ein Versuch, Deinen eindimensionalen Blickwinkel anzunehmen.
Die Veränderungen im Schulsystem sind bereits im Gange (Stichworte Lehrerausbildung, Ganztagsschule, u.s.w.), nur können Fehler aus über 30 Jahren nicht in einem oder zwei Jahren ausgemerzt werden.
Zum letzten Mal: Ich stelle mich gerne sachlichen Diskussionen über eine Veränderung des Schulsystems. Ich bin z.B. der Meinung, dass der Beamtenstatus durchaus verlockend sein kann, das meiner Meinung nach nötige „lebenslange Lernen“ aufzugeben und sich auf der „Routine“ auszuruhen („Das war 30 Jahre gut, das bleibt auch so!“) Solchen Dingen muss auf jeden Fall entgegengesteuert werden, aber bitte mit sachlichen Argumenten (siehe Eckard).
Übrigens, ich bin sachlich. Ich und viel Menschen um mich
herum sehen das ganz genau wie beschrieben und das , leider,
vollkommen sachlich, ohne Polemik.
Wenn du Deine bisherige Argumentation als sachlich bezeichnest, dann haben wir, gelinde gesagt, eine unterschiedliche Diskussionskultur. Vielleicht sollten wir es dabei belassen und jeder unserer Wege gehen.
Gruß Alex