Hallo Günter,
da ja nun noch nicht eindeutig geklärt ist, ob Jürgen Möllemann wirklich Selbstmord begangen hat, ermordet worden ist oder einfach einem Unfall zum Opfer fiel, gehen in meinen Augen einige Deiner Spekulationen zum aktuellen Zeitpunkt etwas zu weit.
Denkbar hingegen sind die von Dir gezeichneten Szenarien sehr wohl.
Wir werden die ahre Todesursache niemals erfahren, vielmehr erwarte ich Ermittlungen von der Qualität derjeniger damals bei Uwe Barschel.
Die Wahrheit tu immer weh, in diesen Fällen jedoch zu weh, als dass man sie an die Öffentlichkeit dringen lassen könnte.
Vielleicht schreibt ja Frau Möllemann eines Tages ein Buch…
Was Roth sagte, war wohl nicht als Mordaufforderung gedacht, allerdings kann es als solche verstanden werden. Solche Sprüche dürfen einem Berufspolitiker somit nicht „passieren“. Hier wäre schon damals der Rücktritt geboten gewesen, aber Macht korrumpiert eben. Hätte FJS, Gott hab ihn selig, derartiges gesagt, man hätte ihm Dachau vorgehalten.
Dass Westerwelle, Lambsdorff in Tateinheit mit Spiegel und Friedmann dem eitlen und stolzen Möllemann massiv zugesetzt haben, ihn quasi zweimal auf das politische Schaffott geführt haben, dürfte ebenfalls unstrittig sein.
Als „Belohnung“ gab es dann für die einen die verlorene Wahl und für die anderen den Staatsvertrag…
Jeder so, wie er es verdient bzw. es verhandelt.
Wenn Möllemanns Wirken in den letzten zwei Jahren einen Sinn hatte, dann in zwei Beziehungen:
1.) die Finanzaffäre: es wird eine hohe Summe veruntreuter Gelder nachverfolgt und evtl. dem ohnehin knappen Fiskus wieder zugeführt.
Einige der vordergründig Empörten in der FDP, aber auch in anderen Parteien, werden ihre Quittung erhalten, da nun differenziert nachgefragt werden wird. Wir werden in den nächsten Jahren noch viel mehr dieser Skandale zu hören bekommen und hier bleibt die Hoffnung, dass nachwachsende Genartionen an Politikern verantwortungsvoller mit dem Erbe Ehrhardts umgehen werden.
Schließlich kann man nicht ernsthaft erwarten, dass Leute, die mit Geldern ihres Arbeitgebers (ihrer Partei) unehrlich umgehen, später mit den Gedern der Bürger anders verfahren würden.
2.) die Antisemitismus-Debatte: auch wenn Friedmann und Spiegel damit durchkamen, Möllemann (korrekterweise muss ich sagen: teilweise nur implizit) als Antisemiten abzustempeln und ihn somit öffentlich zu ächten, so wird solcherlei doch in Zukunft nicht mehr so einfach sein. Die massive Einflussnahme des Zentralrates der Juden in Deutschland auf die Parteipolitik werden viele Bürger (um das klarzustellen: aller Glaubensrichtungen, auch Juden) so nicht akzeptieren.
Die so transportierte „Steilvorlage“ für Antisemiten im deutschsprachigen Raum war ein Eigentor für die Protagonisten sowie auch für jeden jüdischen, christlichen und sonstig gläubigen Demokraten und daher bleibt Hoffnung, dass die nächste Generation der Verantwortlichen ein freundschaftliches Zusammenleben der Religionen in Deutschland mehr Bemühungen zollt, als die aktuelle es tut.
Grüße,
Mathias