Wie arm sind deutschlands bettler wirklich?

Wissenschaft Sozialwissenschaften
#1

Hallo,

ich habe mal eine bescheidene aber wichtige Frage, weil es mich beschäftigt.
Ich wohne in Berlin und jeden Tag sehe ich auf dem Weg von und zur Arbeit Bettler. Das Schicksal dieser Leute kommt als sehr arm rüber. Es tut einem im Herzen weh. Frage ist: Ist das in Deutschland wirklich so? Ich meinte lange Zeit, es gäbe Stationen, wo man Essen und Sachen bekommt und wo man vielleicht sogar schlafen kann. Muss man in Deutschland betteln??? Wenn man mal was gibt, überlegt man, ob sich der- oder diejenige wirklich was zu essen kauft, ober ob das Geld nur für Zigaretten, Alkohol, für den Hund oder Drogen ausgegeben wird.

Danke schon im Voraus für eure Antworten

Ajo

#2

Ich wohne in Berlin und jeden Tag sehe ich auf dem Weg von und
zur Arbeit Bettler. Das Schicksal dieser Leute kommt als sehr
arm rüber. Es tut einem im Herzen weh. Frage ist: Ist das in
Deutschland wirklich so? Ich meinte lange Zeit, es gäbe
Stationen, wo man Essen und Sachen bekommt und wo man
vielleicht sogar schlafen kann. Muss man in Deutschland
betteln???

Gibt es auch. Was ich am meisten arm finde ist, dass diese Leute tatsächlich damit ihr einziges Leben verbringen! Wieso fehlt bei diesen Menschen der Tick, irgendwas sinnvolles zu machen??

Wenn man mal was gibt, überlegt man, ob sich der-
oder diejenige wirklich was zu essen kauft, ober ob das Geld
nur für Zigaretten, Alkohol, für den Hund oder Drogen
ausgegeben wird.

Das find ich allerdings überhaupt nicht schlimm. Der Mensch bettelt und möchte etwas haben. Wenn Du ihm was geben willst, dann lass ihn auch danach selber entscheiden, was er damit anstellt! Das ist das letzte bisschen Würde und Freiheit, das ihm bleibt …

#3

Hi,

Das find ich allerdings überhaupt nicht schlimm. Der Mensch
bettelt und möchte etwas haben. Wenn Du ihm was geben willst,
dann lass ihn auch danach selber entscheiden, was er damit
anstellt! Das ist das letzte bisschen Würde und Freiheit, das
ihm bleibt …

Dafür kriegst Du von mir ein doppelt-dickes Sternchen …

Danke,
Anja

#4

gar nicht
Hallo Ajo,

  1. in Deutschland muss man nicht betteln. Es gibt für Obdachlose Unterkünfte und kostenloses oder sehr billiges Essen und auch für Wohnsitzlose Sozialhilfe.
    Wer kann und will und der Arbeitsvermittlung zur Verfügung steht, kann sich auf Kosten der zuständigen ARGE eine Wohnung nehmen und Hartz IV beziehen. Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten kann, erhält Sozialhilfe.

  2. Schon mal den steuerfreien Stundenlohn überschlagen?
    O.K. Berlin kenn ich jetzt nicht so gut aber wenn ich in München am Stachus sitze, schätze ich, gehen an einer guten Stelle stündlich ca 800 Leute an mir vorbei. Wenn nur jeder zehnte 1 € gibt, sind das 80 € in der Stunde. Das man dafür nicht 8 h am Tag sitzen muss sondern seinen täglichen Bedarf bereits in weniger als 1 h zusammen hat ist wohl klar. Ein Hartz IV Empfänger hat täglich ca. 11,50 € zur freien Verfügung und muss davon einen teil seiner Wohnungsnebenkosten tragen, sich Kleidung und Essen davon kaufen und seine Haftpflichtversicherung davon bezahlen.

Allerdings schliesse ich mich meinen Vorrednern an, wenn du solchen Leuten schon Geld gibst, kannst du denen nicht vorschreiben für was die das ausgeben sollen.

grüsse
dragonkidd

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

#5

Das find ich allerdings überhaupt nicht schlimm. Der Mensch
bettelt und möchte etwas haben. Wenn Du ihm was geben willst,
dann lass ihn auch danach selber entscheiden, was er damit
anstellt! Das ist das letzte bisschen Würde und Freiheit, das
ihm bleibt …

==> sicher hat jeder Mensch die Freiheit (im legalen Rahmen), was er tut und wofür er Geld ausgibt. Aber vergessen wir doch nicht, dass ich ihm das Geld für einen gewissen Zweck gebe: damit er sich etwas lebensnotwendiges kaufen kann. Wer sein Geld selbst verdient, kann damit tun und lassen was er will.
Wenn du von deinem Chef aus der Firmenkasse Geld bekommst und du damit einen neuen Bürostuhl kaufen sollst, kannst du dir dafür ja auch nicht einfach irgendwas anderes kaufen (OK, Vergleich hinkt etwas…).

Es geht mir halt darum: Es tut mir genauso weh, solche Menschen so zu sehen wie es mir der Gedanke wehtut, dass ein solcher Mensch mich dann quasi reingelegt hat und dann mit dem Geld was ganz anderes macht, als er vorgibt, es tun zu wollen.

Aber Fazit jedenfalls: Scheinbar ist es nicht nötig, etwas zu geben, weil es in D. ja offenbar genug soziale Anlaufstellen gibt.

Ajo

#6

Hallo Ajo

Aber Fazit jedenfalls: Scheinbar ist es nicht nötig, etwas zu
geben, weil es in D. ja offenbar genug soziale Anlaufstellen
gibt.

Ja, es gibt viele Anlaufstellen. Theoretisch muß in D keiner auf der Straße schlafen, theoretisch muß auch niemand betteln und es gibt in jeder großen Stadt zumindestens die Möglichkeit eine kostenlose warme Mahlzeit zu bekommen.

In der Praxis sieht es denn schon ein wenig anders aus.
So vielfältig die Ursachen von Wohnungslosigkeit sind, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten warum Menschen Hilfsangebote nicht annehmen (können).

Wenn es dir bei dem Gedanken nicht gut geht jemanden vielleicht(!) das nächste Bier zu finanzieren, gibt es durch den Kauf von Obdachlosenzeitungen die Möglichkeit einer „zweckgebundeneren Spende“.
Gleichzeitig kannst du dich so über die Situation von Wohnungslosen in deiner Stadt informieren.

Mit Grüßen
Simone

1 Like
#7

danke (o.T.)
leer

#8

Hallo,

Gibt es auch. Was ich am meisten arm finde ist, dass diese
Leute tatsächlich damit ihr einziges Leben verbringen! Wieso
fehlt bei diesen Menschen der Tick, irgendwas sinnvolles zu
machen??

Komisch, diese seltsame Eigeninitiativ- Einstellung korreliert seltsam mit dem, was du weiter unten schreibst. Schon mal was von Arbeitslosigkeit gehört?!? Glaubst du nicht möglicherweise nach ein bisschen nachsinnen auch, dass es viele Menschen gibt, denen es mächtig an die Substanz geht, 100 Bewerbungen / Monat zu schreiben und 100 Absagen zu bekommen- trotz guter Qualifikation?

Wenn man mal was gibt, überlegt man, ob sich der-
oder diejenige wirklich was zu essen kauft, ober ob das Geld
nur für Zigaretten, Alkohol, für den Hund oder Drogen
ausgegeben wird.

Das find ich allerdings überhaupt nicht schlimm. Der Mensch
bettelt und möchte etwas haben. Wenn Du ihm was geben willst,
dann lass ihn auch danach selber entscheiden, was er damit
anstellt! Das ist das letzte bisschen Würde und Freiheit, das
ihm bleibt …

Diese Einstellung finde ich immerhin sympathisch.

Gruß

Hermann