Wie auf "unangenehme" Fragen im VG antworten?

Hallo zusammen,

im Vorstellungsgespräch werden folgende Fragen/Aufgaben gestellt:

  1. Nennen Sie bitte drei Stärken und Schwächen von sich anhand von Beispielen.
  2. Sie haben den Tisch voll Arbeit und nun kommt ihr Chef/Vorgesetzter und hat einen ganz wichtigen Fall, der ganz schnell abschließend bearbeitet werden muss; wie gehen Sie vor?
  3. Warum sollten wir ausgerechnet Sie einstellen? Fassen Sie kurz in 60 Sek zusammen!
  4. Stellen Sie sich bitte kurz persönlich und Ihren beruflichen Werdegang vor.

Zu 1. fällt mir ein, dass ich meine Schwächen auch als Stärken verkaufen kann oder meine Stärken auch meine Schwächen sein können/sind, z. B. Organisationstalent - ich organisiere gerne und viel, damit ich weiß, dass es läuft. Manchmal will ich aber auch zu viel organisieren und daher keine bzw. weniger Zeit für private Dinge. Ich bin ungeduldig und möchte daher Aufgaben schnellstmöglich, aber natürlich korrekt, erledigen. Ich verfüge bzgl. der zu besetzenden Stelle wenig bis keine Praxiserfahrung, allerdings habe ich während meines beruflichen Werdegangs mehrfach bewiesen, dass ich mich schnell in neue Aufgabengebiete selbstständig einarbeite und sehr gute Arbeitsergebnisse abliefere, wie z. B. zuletzt in der Anstellung als …, in der ich vorher auch noch keine Praxiserfahrung hatte, mich aber eben schnell … eingearbeitet habe, sodass selbstständig sehr gute Arbeitsergebnisse abgeliefert habe. Ich bin absolut zuverlässigkeit, im beruflichen und privaten Umfeld. Ich halte mich zu 100 % an Abgesprochenes. Ich erwarte das auch von den „Partnern“.

Tja, was antwortet man zu 2.? Lässt man seine Arbeit bedingungslos liegen und warten, bis man die vom Chef übertragene Aufgabe erledigt hat oder wägt man ab, wie lange man mit der akuellen Aufgabe noch benötigt. Wenn man dafür vielleicht noch 15 Min benötigt, dann macht man erst diese fertig und dann die vom Chef oder sagt man, dass man selbst genügend Wichtiges auf dem Tisch liegen hat und die Kunden alle auch schon länger warten und legt die Aufgabe vom Chef im Stapel ganz unten?

Zu 3. würde ich selbst ja fast schon die Gegenaufgabe stellen wollen, dass sich doch der Arbeitgeber selbst vorstellen kann, warum man ausgerechnet bei ihm arbeiten soll. Aber das ist wohl eher etwas, wenn überhaupt, für Nicht-Normalos, also für studierte Vorgesetzte/Abteilungsleiter oder höher!? Was soll man bloß in 60 Sek sagen? Dass man keine Mogelpackung ist und so ist, wie man jetzt im VG rübergekommen ist und dass man das Versprechen abgibt, sehr gute Arbeitsergebnisse abzuliefern? Ich möchte da nicht wie ein kleiner Junger antworten, sondern darf ruhig auch natürlich selbstbewusst klingen.

Zu 4., ich weiß, dass nichts langweiliger für die Personaler ist, wenn der Bewerber seinen, vielleicht dann auch sehr langen, beruflichen Werdegang nochmal haarklein und 1:1 wiedergibt, also seinen geschriebenen Lebenslauf verbal nochmal runterleiert. Ich denke da eher daran, dass ich mir gewisse Highlight rauspicke, positive und vielleicht auch negative und dann „nur“ diese nochmal wiedergebe. Oder wie wäre es, das reizt mich ja sehr, nach der persönlichen Vorstellung einfach die Personaler fragen: „Sie haben ja sicherlich meinen Lebenslauf gelesen, der sehr abwechslungsreich ist? Was daran interessiert Sie am meisten? Wozu möchten Sie noch ein paar mehr Hintergrundinfos haben?“

Was macht man auch am besten, wenn man zu einem VG eingeladen wurde, aber von dem Aufgabengebiet keine Ahnung hat? Man kann sich ja nicht in alles einlesen und nicht alle evtl. kommenden fachlichen Fragen beantworten. Angegeben in dem Aufgabengebiet ist z. B. „Bearbeitung von Teilzeit- und Beurlaubungsanträgen“, „Bearbeitung von Anträgen auf Gewährung von Mutterschutz“, „Bearbeitung von Anträgen auf Gewährung von Elternzeit“, „Bearbeitung von Dienstjubiläen“, „Erfassung der monatlichen Abrechnungen für VSS - Sicherung Verlässlicher Schulen“, „Unterstützung der Personalsachbearbeiterinnen und der schulfachlichen Aufsichtsbeamtinnen“. Wäre hier vielleicht eine sehr gute Antwort/Stellungnahme gleich zu Beginn des VGs, nach der persönlichen Vorstellung oder nach der Vorstellung des beruflichen Werdegangs, dass man leider noch über keine Praxiserfahrung in dem zu besetzendem Aufgabengebiet hat, aber bereits in ähnlicher Anstellung/Situation sich sehr schnell fehlende Kenntnisse und Fertigkeiten angeeignet hat? Was macht man in einem solchen Fall am besten, wenn man von dem Aufgabengebiet überhaupt keine Ahnung hat?

Ich freue mich auf euer Feedback, Tipps, Tricks und Vorschäge.

Vielen Dank im Voraus.

Schöne Grüße

DU

Hi,

nachdem sich Deiner Frage so gar niemand erbarmt, antworte ich halt mal…

Und ganz ehrlich - diese Fragen, die Du hier zitierst, die würde ich eher als „Standard“ oder „phantasielos“ aber nicht als „unangenehm“ bezeichnen. Wirklich „unangenehme“ Fragen klingen anders :smile:

  1. Nennen Sie bitte drei Stärken und Schwächen von sich anhand
    von Beispielen.

Jaa, der alte Bewerbertrick „man verkaufe eine Schwäche so, dass man sie auch als Stärke interpretieren kann“ hat sich mittlerweile auch bei Personalern rumgesprochen. Warum nicht eine ehrliche Schwäche angeben, und erwähnen, dass Du daran arbeitest? Wichtig halt, dass die Schwäche für den Zieljob irrelevant ist.

  1. Sie haben den Tisch voll Arbeit und nun kommt ihr
    Chef/Vorgesetzter und hat einen ganz wichtigen Fall, der ganz
    schnell abschließend bearbeitet werden muss; wie gehen Sie
    vor?

Und sonst gibt es keine Informationen? Die würde ich einfordern: wie lange dauert die Bearbeitung des „wichtigen Falls“ vom Cheffe? Wann käme der „standardmässig“ dran? Was sind die Konsequenzen für die Firma bzw. den Kunden wenn Cheffes Fall bzw. mein „Tisch voll Arbeit“ liegenbleibt? Wenn diese Fragen mir nicht beantwortet werden würde ich in dem unkreativen Laden nicht arbeiten wollen dann würde ich folgendermassen vorgehen:

  • kurz überschlagen, wie lange Cheffes Fall dauert
  • kurz überschlagen, was die Konsequenzen für meine restliche Arbeit sind
  • das dem Cheffe mitteilen und ihm die Entscheidung überlassen und das aber dann ggf. auch (intern, natürlich) so kommunizieren
  1. Warum sollten wir ausgerechnet Sie einstellen? Fassen Sie
    kurz in 60 Sek zusammen!

Zack, die Stoppuhr läuft! Wenn ich nicht schon wegen fehlender Informationen zu Frage 2 schreiend davongelaufen wäre, würde ich das jetzt tun. Nicht wegen der Frage, warum die „ausgerechnet mich“ einstellen sollen, sondern wegen der 60 Sekunden :wink: Denn auf diese Frage bin ich doch schon seit ich das Anschreiben formuliert habe vorbereitet. Vermutlich hat sich jedoch im Laufe des Gesprächs noch die eine oder andere Information ergeben. „Sie sagten ja vorhin, dass… ich habe genau da Erfahrungen“

Zu 3. würde ich selbst ja fast schon die Gegenaufgabe stellen
wollen, dass sich doch der Arbeitgeber selbst vorstellen kann,
warum man ausgerechnet bei ihm arbeiten soll.

Autsch - das täte ich generell nicht so ohne weiteres. Zwar hast Du natürlich recht - beim Vorstellungsgespräch stellst nicht nur Du Dich bei der Firma vor, sondern auch die Firma versucht sich Dir gegenüber möglichst positiv darzustellen. Bringt ja nix, wenn die Dich einstellen wollen, aber Du dann absagst… Aber so offensiv würde ich das in „normalen“ Vorstellungsgesprächen dann doch nicht ansprechen - zumindest nicht wenn Du einer von 200 Bewerbern bist :wink:

  1. Stellen Sie sich bitte kurz persönlich und Ihren
    beruflichen Werdegang vor.

Pille-Palle-Einstiegsfrage, kommt gleich nach der Frage, ob man denn eine angeheme Anreise hatte. DIE kannste doch nun wirklich sowas von vorbereiten! Natürlich wird das auf den Job angepasst. Sprich: Stationen im Lebenslauf, die relevant sind für die aktuelle Stelle werden betont, Irrwege, Arbeitslosigkeiten, Stellen, die aus nem anderen Bereich sind werden kurz erwähnt „Und nach meiner Zeit bei x (irrelevant) habe ich dann zu Firma y gewechselt. Dort habe ich unter anderem getan.“

gewisse Highlight rauspicke, positive und vielleicht auch
negative und dann „nur“ diese nochmal wiedergebe.

Um Wimmels Hillen - was für „negative Highlights“ denn? Sowas wie „Ja, und dann war ich also erstmal 4 Jahre arbeitslos, hab Hartz IV gekriegt, war in diversen Nachmittagsunterhaltungssendungen und hab mich mit meinen Nachbarn/Eltern/Kindern/Arbeitsamt vor laufenden Kameras gezofft, hab von 60 auf 190 kg aufgespeckt und lag sonst nur immer mit ner Tüte Chips aufm Sofa.“

wäre es, das reizt mich ja sehr, nach der persönlichen
Vorstellung einfach die Personaler fragen: „Sie haben ja
sicherlich meinen Lebenslauf gelesen, der sehr
abwechslungsreich ist? Was daran interessiert Sie am meisten?
Wozu möchten Sie noch ein paar mehr Hintergrundinfos haben?“

Bist Du eigentlich noch zu retten? Das wäre der Punkt, wo ich als Personaler versuchen würde, das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden, um Dir noch auf dem Nachhauseweg die Absage zu schicken.
Warum? Ich kenne Deinen Lebenslauf auf dem Papier - nun gebe ich DIR die Gelegenheit, Dich so richtig positiv zu präsentieren. Und diese wunderbare Gelegenheit lässt Du Dir durch eine Aussage, die ich persönlich als „frech“ werten würde, entgehen?

Was macht man auch am besten, wenn man zu einem VG eingeladen
wurde, aber von dem Aufgabengebiet keine Ahnung hat?

Das kommt drauf an, was man kann und was man können sollte :wink: Aber generell rate ich - gerade wenn man was nicht kann/weiss - zu absoluter Ehrlichkeit. Will sagen: wenn „SAP-Kenntnisse“ gefordert sind, ich das aber grad mal buchstabieren kann, dann sag ich „Nein, Erfahrungen mit SAP habe ich bisher noch nicht. Ich kenne zwar ERP und dieses und jenes, darum glaube ich, dass ich mich da recht schnell einarbeiten kann“
Dann weiss der Chef „Okay, wenn wir den Bewerber einstellen, dann müssen wir den erstmal in nen Kurs schicken“. Das kann selbstverstädlich ein ko-Kriterium sein, wenn Deine Mitbewerber schon seit 100 Jahren den Titel SAP-Guru tragen :wink: Aber wenn Du behauptest das zu können, wird das eh noch während der Probezeit rauskommen und dann halt das Beschäftigungsverhältnis eh beenden. Und das macht’s am Ende dann auch nicht besser…

Und jeder vernünftige Arbeitgeber wird damit rechnen, dass Du eine gewisse Einarbeitungszeit benötigst. Auch hier wieder: wenn der Dir das nicht zugesteht, dann ist die Absage kein Verlust :smile:

*wink* und viel Erfolg

Petzi

Und ganz ehrlich - diese Fragen, die Du hier zitierst, die
würde ich eher als „Standard“ oder „phantasielos“ aber nicht
als „unangenehm“ bezeichnen. Wirklich „unangenehme“ Fragen
klingen anders :smile:

Hallo,

danke für deine Antworten.

Wie klingen denn wirklich unangenehme Fragen?

Schöne Grüße

DU

Hi,

sind das alle Rückfragen, die Du zu meinem Posting hast? *staun*

Wie klingen denn wirklich unangenehme Fragen?

Nun, das sind die, die sich auf Schwachpunkte in Deinem Lebenslauf beziehen: Häufige Jobwechsel, frühe Kündigungen, Nichtübernahme nach Ausbildung / Probezeit, längere „Ausfallzeiten“, private Organisation (Kinder, ggf. Umzug), fachliche Fragen zu Themen, die Du bisher nicht kennst, spontaner Wechsel der Sprache, wenn Du Sprachkenntnisse angegeben hast etc.

*wink*

Petzi