Wie benutzt man das Wort "misogyn"?

Die Bedeutung lautet „Frauenhass“. Aber wie benutze ich das Wort? Beispielsweise „ich bin misogyn?“ Und kennt überhaupt jeder das Wort, oder soll ich lieber ein anderes Synonym finden für einen Aufsatz? :wink:

Erstmals heißt es „mesogyn“ und nicht „misogyn“, kaum einer kennt das Wort, der nicht „Two and a half Men“ gesehen hat. Ich würde es als „Missachtung von Frauen“ umschreiben.

Ist das ein Witz aus Two and a half Men?

Gruß
F.

PW: Mai Son Gyn heißt der norkoreanische Minister für Familie, Frauen & Volksgesundheit

Servus,

„meso-“ wäre ein Präfix, das „mitten“, „mittler“ und sowas bezeichnet. Abneigung, Feindschaft wird mit „miso-“ ausgedrückt, wie auch z.B. bei „Misanthrop“.

Man könnte ein Wortspiel draus machen: „Da tut er sich groß mit der philosophischen Finesse seiner Misogynie, aber am Freitagabend bei Vera an der Bar kann man ihn dann meistens doch eher mesogyn (= „mitten in den Frauen“) sehen.“

Schöne Grüße

MM

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nee, ist kein Witz, den Begriff gibt es wirklich, Google es mal

Du irrst, Google es mal, aber als „mesogyn“

Habs gefunden:
Mit einer sehr kleinen Nadel werden mittels Mesogyn oder manuell sehr viele Mikroinjektionen gegeben. Das Ergebnis ist eine frischere, straffere und um Fältchen reduzierte Haut.
Bildungslücke meinerseits.

Gruß
F.

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Servus,

für sowas google ich nicht - da schlüge ich den Duden oder den Wahrig auf, wenn ich es nicht schon vom Griechischen her wüßte. Der Duden ist übrigens auch online einsehbar.

Die von Dir vorgeschlagene „Missachtung von Frauen“ wäre übrigens nicht das Adjektiv „misogyn“, sondern das Substantiv „Misogynie“; „Verachtung, Geringschätzung von Frauen“ trifft es ein wenig genauer, finde ich.

Schöne Grüße

MM

Dass es statt „misogyn“ „mesogyn“ heißt, ist nur ein verbaler Silvesterknaller von airblue21.

„Miso-“ geht auf das griechische μισέω (hassen) zurück, „-gyn“ auf das griechische γυνή (Frau). Misogyn ist also ´frauenhasserisch´, kann aber auch leicht abgemildert ´frauenverachtend´ bedeuten (aber nicht ´miss-achtend´, was ein zu verschwommener Ausdruck wäre).

Psychoanalytisch, z.B. in der Objektbeziehungstheorie von Melanie Klein, steht fest, dass Mutterhass (der Kern jeden Frauenhasses) unbewusst und oft auch bewusst zum Seelenleben fast jedes Mannes gehört, in der Regel gepaart mit Mutterliebe (also ein gespaltenes Mutterbild). Der Säugling und das Kleinkind erfahren die reale Mutter noch nicht als einheitliche Person, sondern bilden aus Positiv- und Negativerfahrungen ein doppeltes Mutterbild, die gute und die böse Mutter. Letzteres Bild erzeugt Aggression, die verdrängt wird und das solange bleibt, bis sich andere Personen als Objekte anbieten, auf welche die Aggression projiziert werden kann. Unter diesem Aspekt ist Frauenhass projizierter Mutterhass.

Verstärkt wird dieser Mechanismus durch misogyne Verhaltens-, Denk- und Sprachmuster, die im Rahmen der patriarchalischen Kulturen (also fast aller Kulturen) tradiert, d.h. von der älteren an die nachwachsende Generation vermittelt werden. Jene Muster werden im Sozialisationsprozess internalisiert und imitiert. Sie lassen sich bereits bei pubertären Jünglingen erkennen, die sie sicher nicht aus eigener Lebenserfahrung entwickeln, sondern von älteren ´Vorbildern´ übernehmen.

Zur Geschichte der Misogynie:

In der Menschheitsgeschichte gab es prinzipiell zwei Formen des Zusammenlebens von Frau und Mann:

  • bis zum Neolithikum (Beginn etwa 9000 BCE) scheint das Prinzip der female choice vorgeherrscht zu haben. Die Menschen lebten in matrifokalen Gemeinschaften ohne feste Paarbildung (im Sinne von Ehe). Lebte eine Frau mit einem Mann zusammen, dann zog nicht sie in seinen Haushalt, sondern er in ihren, d.h. in den Haushalt der matrifokalen Gemeinschaft, die sich um eine bestimmte matrilineare Erblinie zentrierte. Es gab keine Väter, da Vaterschaft bis zur Einführung der Viehzucht (Anfang des Neolithikums) unbekannt war. Erziehung fiel in den Aufgabenbereich der Mütter und deren Schwestern und Brüdern. Die Erziehung durch die Mutterbrüder (Onkel) nennt man ´Avunkulat´. Wurde eine Paarbindung aufgelöst, zog der Mann wieder in seine ursprüngliche matrifokale Gemeinschaft zurück.

  • Mit der Entdeckung der Vaterschaft (im Kontext der Viehzucht, ab ca. 8000) kam allmählich der Wunsch des Mannes auf, genau zu wissen, wer seine Söhne sind, um ihnen seinen Besitz vererben zu können. Das setzte voraus, dass er eine Frau fest an sich band und ihr andere Beziehungen verbot. Also wurde die Institution der Ehe erfunden, mit Schwerpunkt auf der Verfügbarkeit und Kontrolle der Frau durch den Mann. Hand in Hand mit dieser Entwicklung lief die Entstehung der Institution ´Krieg´, die zur Entstehung der Sklaverei (Kriegsgefangene) führte. So kam es, dass der Mann zugleich die Verfügungsgewalt über seine Frau, seine Kinder und Haussklaven hatte.

Der früheste textliche Beleg für Frauenunterdrückung stammt aus der Gesetzesreform des sumerischen Königs Urukagina von Lagasch (Mitte des 24. Jh. BCE). Darin wird dem Ehemann rechtlich zugestanden, seiner Frau, sollte sie etwas sagen, das ihm nicht passt, die Zähne einzuschlagen:

Wenn eine Frau ihre Stimme gegen einen Mann erhebt, soll ihr Mund mit gebrannten Ziegeln zerschlagen werden.

Bedingung: Der Grund für die Empörung des Mannes ist in den Stein einzuritzen.

Die soziale Stellung der Frau in der griechischen Antike entsprach dem ganz besonders patriarchalischen Denken der Griechen, die in dieser Hinsicht die altorientalischen Völker, vor allem die relativ Gender-egalitär orientierten Ägypter, noch toppten. Die typisch griechischen Amazonensagen hatten keine historische Basis, sondern dienten vermutlich dazu, Frauen, die nicht unter männlichem Diktat stehen, als natürliche Bedrohung für die Männer hinzustellen.

Drei soziale Schichten sind zu unterscheiden, die in folgendem Zitat (aus der Schriftensammlung „Pseudo-Demosthenes“, 59) zum Ausdruck kommen:

Hetären haben wir um des Vergnügens willen, Nebenfrauen zur täglichen Pflege unseres Körpers, die Ehefrauen aber, damit sie legitime Kinder hervorbringen und getreue Wächter unseres Hauswesens sind.

Die rechtliche Stellung der Ehefrau, von den anderen ganz zu schweigen, war nach heutigen Maßstäben katastrophal. Sie besaß keine Bürgerrechte (keine Teilnahme an Versammlungen, kein Wahlrecht, keine Ämter - außer der begrenzten Möglichkeit, Priesterin zu werden -, kein Eigentum) und war dem Willen des Ehemanns und Hausvorstandes, ihres Herrn (griech. kyrios), völlig ausgeliefert. Außer für festliche Anlässe durfte sie nicht in die Öffentlichkeit gehen, musste ihre Beine bis zum Fuß bedeckt halten, wurde schlechter ausgebildet als Männer und galt aus männlicher Sicht grundsätzlich als geistig und moralisch niedrigstehend.

Im römischen Reich galt die Frau gleichfalls als minderwertig. Als Argumente wurden geltend gemacht:

  1. die Unbeständigkeit ihres Charakters (levitas animi), 2) die Schwäche ihres Geschlechts (infirmitas sexus) und 3) die Kraftlosigkeit ihres Verstandes (imbecillitas mentis). Da sie durch die Schwäche ihres Körpers weder für den Krieg noch für das Regieren gut sei, könne ihr wahrer Platz nur im Haushalt sein.

Der ´pater familas´, das männliche Oberhaupt der Familie, hatte die ´patrias potestas´(= väterliche Macht). Darunter fiel auch die ´vitae necisque potestas´, die Macht über Leben und Tod der Familienangehörigen (Frau, Kinder, Sklaven). Um spontanen Willkürentscheidungen gegen ein Familienmitglied vorzubeugen, galt die Regel, dass der pater familias sich zuvor mit der übrigen Familie sowie seinen Freunde beriet.

Stimmen aus dem katholischen Mittelalter:

Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel! Sie ist eine Art Hölle!

Papst Pius II. (1405-1464)

Der wesentliche Wert der Frau liegt in ihrer Gebärfähigkeit und in ihrem hauswirtschaftlichen Nutzen.

Theologe Thomas von Aquin (1225-1274)

Ein männlicher Fötus wird nach 40 Tagen, ein weiblicher nach 80 Tagen ein Mensch. Mädchen entstehen durch schadhaften Samen oder feuchte Winde.

Thomas von Aquin, der die Frau für einen missratenen Mann hielt

Die Frau muss das Haupt verhüllen, weil sie (im Unterschied zum Mann, Anm. Chan) nicht das Ebenbild Gottes ist.

Ambrosius, Kirchenlehrer (339-397)

Chan

Danke für die ganzen Antworten!!!