Wie bewirte ich Besuch aus Istanbul im Ramadan?

Es handelt sich um Geschäftsleute, die aus Istanbul zu einer Konferenz kommen. In Seiten über den Ramadan im Internet steht, dass Reisende vom Fasten ausgenommen sind. Demnach würde die Höflichkeit es gebieten, bei längeren Gesprächen auch tagsüber eine Versorgung (natürlich halal) zu bieten. Andererseits bietet ein großes deutsches Hotel Reisenden ein spezielles Ramadan-Programm, mit nächtlichem Menu … Nach diesen widersprüchlichen Informationen bin ich unsicher, wie ich richtig verhalte, und hoffe auf einen guten Rat in diesem Forum…

Hallo,

Es handelt sich um Geschäftsleute, die aus Istanbul zu einer
Konferenz kommen. In Seiten über den Ramadan im Internet
steht, dass Reisende vom Fasten ausgenommen sind.

Wenn es sich um gläubige Muslime handelt, werden sie trotzdem fasten. Außerdem ist es Definition: sie sind zwar nicht zuhause, als reisen sie, aber sie bewegen sich ja nicht mehr zwischen zwei Orten, wenn sie bei euch sind, also reisen sie nicht.

Demnach
würde die Höflichkeit es gebieten, bei längeren Gesprächen
auch tagsüber eine Versorgung (natürlich halal) zu bieten.

Ich glaube nicht ,dass sie angenommen wird.
Denn selbst, wenn sie es selbst nicht so ernstnehmen, ihren muslimischen Mitteilnehmern gegenüber werden sie es nicht zeigen und zumindest nicht in der Öffentlichkeit trinken oder essen.

Andererseits bietet ein großes deutsches Hotel Reisenden ein
spezielles Ramadan-Programm, mit nächtlichem Menu … Nach
diesen widersprüchlichen Informationen bin ich unsicher, wie
ich richtig verhalte, und hoffe auf einen guten Rat in diesem
Forum…

Eine Bewirtung unter Tage würde sehr wahrscheinlich als Missachtung oder zumindest Unkenntnis der Tradition und Religion der Gäste gedeutet.
Wenn überhaupt würde ich ein karges Angebot machen (Wasser ohne Kohlensäure, ein bisschen Obst, alles eher in einer Ecke, nicht zentral) und daraufhinweisen, dass es natürlich respektiert wird, wenn sie dennoch fasten. Das abendliche Essen Iftar sollte eher festlich sein. Aber selbst Muslime, die es vielleicht normalerweise mit dem Alkoholverbot nicht so genau nehmen ,werden während des Ramadan keinen Alkohol zu sich nehmen.
Übrigens sind auch Zigaretten etc. während Ramadan tagsüber nicht erlaubt.

Gruß
Elke

Hallo,
ja, die gleiche Erfahrung habe ich auch gemacht: die meisten Fasten trotzdem. (Übrigens haben wir immer einen Raum zum beten zur Verfügung gestellt… habe an die Tür ein „Bitte nicht stören“ Schild gehängt).

Ansonsten habe ich es genauso gemacht, wie eclastic schreibt: Mineralwasser und Obst auf einen Beistelltisch gestellt (wir hatten einen kleinen Vorraum vor dem Besprechungsraum).

Was ich auch immer gemacht habe, war das Hotel zu kontaktieren: zum einen habe ich, wenn möglich, Hotels mit einer Kochgelegenheit gebucht. Ansonsten waren einige Hotels auch dazu bereit, vor Sonnenaufgang zu kochen.
Zusätzlich sind die Mitarbeiter halt abends ziemlich aufwändig mit den Gästen essen gegangen

Ich habe diese Erfahrung überwiegend mit Gästen aus Saudi-Arabien / UAE gemacht. Und da haben 98% die muslimischen Regeln (also auch kein Alkohol usw.) auch auf Geschäftsreisen eingehalten. Es gab halt auch manche, für die es ein Muss war, in Deutschland ein Bier zu bestellen… aber das war die absolute Minderheit. Und in der Zeit habe ich keinen getroffen, der den Ramadan nicht eingehalten hätte.

Ich würde das Thema auch nicht unbedingt ansprechen: wenn du siehst, dass Tee, Wasser, Obst eventuell offen gegessen werden, ist das ja ein Anhaltspunkt ,dass du auch mehr anbieten kannst.
Viel Erfolg wünscht
ShannonS

…noch was vergessen:

Was mir übrigens auch weiter geholfen hat (da ich am Anfang null Erfahrung damit hatte):
Ich habe die Sekretärinnen dort angerufen und nach Dingen gefragt, die ich beachten sollte…

Das wurde nie negativ aufgenommen, sondern eher als höflich…

Nochmal Gruß
ShannonS

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Hallo Du,
warum fragst Du Deinen Besuch nicht einfach direkt?
Es könnten ja auch Aleviten sein, denen schiitische Bräuche vollkommen egal sind!
Gruß, Susanne

PS: Ganz strenge Moslems werden tagsüber nicht einmal Wasser oder Obst anrühren - hinstellen mit einem freundlichen Hinweis schadet sicher nichts - doch es gibt i.d. Türkei sogar öffentliche Diskussionen darüber, ob Kaugummi erlaubt ist.

Zum Gruße,

warum fragst Du Deinen Besuch nicht einfach direkt?
Es könnten ja auch Aleviten sein, denen schiitische Bräuche
vollkommen egal sind!

Auch Aleviten fasten, wenn auch später.
Und: was hat der Ramadan mit „schiitischen Bräuchen“ zu tun?
Nebenbei bemerkt leben in der Türkei überwiegend Sunniten und die fasten auch am Ramadan.

Gruß TL

Hallo,

warum fragst Du Deinen Besuch nicht einfach direkt?

Wenn es Geschäftsbesuch ist, mag das unter Umständen schwierig sein, sie muss ja etwas vorbereiten.

PS: Ganz strenge Moslems werden tagsüber nicht einmal Wasser
oder Obst anrühren -

Habe ich schon gesagt.

hinstellen mit einem freundlichen Hinweis
schadet sicher nichts -

habe ich schon gesagt

doch es gibt i.d. Türkei sogar
öffentliche Diskussionen darüber, ob Kaugummi erlaubt ist.

Die Diskussion ist keine. „Nichts über die Lippen“, gilt somit für Kaugummi, Zigaretten (hab ich schon gesagt) und sogar Lippenstift.

Gruß
Elke

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Guten Abend.
Die ganz großen Schweineschnitzel sind vielleicht nicht ganz angemessen.

Andererseits bietet ein großes deutsches Hotel Reisenden ein
spezielles Ramadan-Programm, mit nächtlichem Menu

Nach neueren Erkenntnissen sollte man abends und nachts ja eher eiweißreich, also Fleisch oder Fisch, essen, weil das fat-burner sind.
Aber die traditionell-religiösen Sitten hinken ja immer ein paar Jahrhunderte hinterher.
Frugale Grüße,
Raschida

Hallo Tengri,

„Warum zum Kuckuck fragst Du Deinen Besuch nicht denn nicht direkt?!“

So weit ich es seit 30 Jahren kennen gelernt habe, sind den Aleviten i.d. Türkei die Bräuche der Sunniten egal. Habe so einige Aleviten kennen gelernt, die auch „später“ nicht fasten - ich kenne diese Leute seit wie gesagt 30 Jahren und habe sie niemals fasten gesehen!
In alevitischen Dörfern gibt es keine Moschee, höchstens ein Gebäude, in dem die Dorfbewohner beten können (aber das ist ein „Kann“, kein „Muss“.)
Ich habe auch ein alevitisches Dorf besucht, wo es unter einer Eiche einen Altar gab, der höchst heidnisch aussah - wo die Menschen dort beten und die unteren Zweige dieser Eiche dicht behängt sind von bunten Tüchern (diese stellen einen Ersatz dar für Fleischopfer, die in früheren Zeiten dargebracht wurden).
Die Menschen dort beten zu Allah oder „Tanri“ (Gott, mongolisch: Tengri); was sie tun, ist ihnen vielleicht/ich glaube, fürchte, nicht mehr wirklich bewusst, weil es leider ein sehr bedauerlicher Trend ist auf dieser Welt, Kulturen ihre Wurzeln vergessen lässt - uns im „modernen Westen“ schon lange erwischt hat. Ihre Vorfahren beteten zu Gott und dachten schamanisch…: Sie wussten, dass es eine Verbindung zur anderen Welt gibt, wenn sie sie nur anrufen - und dass diese Welt im Grunde immer unter ihnen ist. - Im Vergessen darin haben sie mit den Menschen „im Westen“ eines gemeinsam.)

In der Türkei sind es etwa 15 % der Bevölkerung, die sich am Ramadan nicht beteiligen - aus religiösen u.a. Gründen (weil sie Aleviten sind oder sich der vorherrschenden Religion verweigern).

Auch Aleviten fasten, wenn auch später.
Und: was hat der Ramadan mit „schiitischen Bräuchen“ zu tun?

Habe da - zugegeben - offenbar „schiitisch“ mit „sunnitisch“ durcheinander gebracht.(Die Nacht, als ich das schrieb, war wohl zu weit vorgerückt!)

Die Sunniten unterdrücken seit Jahrhunderten andersgläubig Denkende, wie die Aleviten - die deshalb seit Jahrhunderten ihre Dörfer oft in versteckten Tälern errichtet haben - aus Angst vor Verfolgung.
Ich habe mich mit dem Thema der Besiedelung der Türkei und der Entwicklung der religiösen Vorstellungen auseinandergesetzt und könnte Dir die Legende von Oguz Khan (Dede Korkut) und seinen 24 Enkeln empfehlen. Sie ist über 2000 Jahre alt.

Gruß zurück, S.