Hallo Anna,
ich durfte (musste) schon einigen Kindern das „Schwimmen“ beibringen und die erste Schwimmprüfung abnehmen (beruflich); außerdem habe ich selbst vier Kinder (von denen noch keines ertrunken ist!).
Unter Schwimmen verstehe ich zunächst das Gegenteil von Ertrinken; d.h. das Kind muss ohne Angst reinspringen und wieder rauskommen, aus brusthohem Wasser einen Ring hochholen und sich auch 25m weit über Wasser halten können, wobei ich zunächst überhaupt keinen Wert auf den Schwimmstil lege.
Ich hatte schon Kinder, die man durchaus als wasserscheu bezeichnen durfte, d.h. schon Spritzer ins Gesicht machten Unbehagen bis Angst. Die Arbeit in einer Gruppe (Gruppendruck) ist hier hilfreich. Alle Übungen sind freiwillig und vom Kind akzeptiert.
Zunächst beginne ich immer mit Wassergewöhnung, mit Musik auf der Treppe marschieren, Spritzen, Plantschen, Gewöhnung an das Medium Wasser in allen Facetten (das wichtigste überhaupt!). Dann folgt Eintauchen des Gesichts, zunächst mit Nase draußen, dann Nase drinnen (ohne zuhalten!). Kinder, die trotzdem zuhalten werden nur darauf hingewiesen, dass man später zum Tauchen (1. Schwimmprüfung) beide Hände braucht (niemals Zwang ausüben, alles freiwillig mit Überreden).
Dann erfolgen erste Sprünge vom Beckenrand in knie- bis bauchtiefes Wasser, zunächst mit Handgeben, dann ohne. Kinder die schon wasservertraut sind springen in tieferes Wasser (ohne Bodenkontakt) und werden sofort „rausgefischt“ (erfordert hohes Vertrauen gegenüber dem Lehrenden; kein Zwang!).
Später setze ich den Auftrieb von Schwimmbrett und Schwimmnudel ein. - Schwimmbrett beidhändig in den Nacken halten, auf Treppe legen, mit Füßen paddeln. Eine Treppe tiefer, dann noch eine … . Parallel zur Treppe auf dem Rücken mit Paddelbewegungen „schwimmen“. - Die Kinder sind stolz, dass sie schon „vorwärtsschwimmen“ können. - In etwas tieferem Wasser üben (Tiefe entscheiden die Kinder!).
Schwimmbrett durch Hand ersetzen (Kopf rückwarts auf Hand ablegen, Kopf ganz(!!!) weit zurück, Körper flach auf Wasser legen, Paddelbewegungen mit Füßen).
Später Sprung vom Beckenrand, sofortiges Drehen noch unter Wasser auf den Rücken, Hand unterlegen usw…
Parallel dazu Tauchen aus dem Stand nach Gegenstand bis etwa Schultertiefe.
Hand unter dem Kopf immer mal leicht wegnehmen (gefühlvoll, kein Untertauchen!), die Kinder lernen i.d. R. sehr schnell sich auf dem Rücken fortzubewegen durch Flossenbewegungen (immer Hintern hoch!).
Nebenherlaufen ohne Hand, bzw. nur im „Notfall“ einsetzen.
Langsam in immer tieferes Wasser gehen. Die Kinder springen bald rein, drehen sich auf den Rücken, „schwimmen“ die 25m (genügt den Anforderungen des Seepferdchens) und sind sehr stolz.
Später wollen sie dann „richtig“ schwimmen lernen, können sich aber jederzeit bei Entkräftung o.dgl. auf dem Rücken über Wasser halten und fortbewegen. - Diese Methode ist besonders für Kleine kindgerechter und dem in diesem Alter vorhandenen Fähigkeiten angepasster! Fünfjährige haben normalerweise nicht die Koordination zu „Froschbewegungen“, werden überfordert, haben keine Lust mehr und können dann weder Brustschwimmen noch sich anderweitig über Wasser halten.
Dies war im Telegrammstil das Pensum von etwa 15 UE.
Viel Erfolg
J.G.