Hallo Ihr Lieben,
vielen Dank für die Antworten
Unser Kleiner ist ein ziemlich cleveres und neugieriges Kerlchen… der gibt sich mit „Oma und ich hatten Streit“ nicht zufrieden… als ihm das sagte wurde ich nach dem Art der Streiterei ausgefragt… da war alles dabei, angefangen bei ob ich sie gehauen, geschubst… bis gebissen oder gekniffen habe wär es nicht so ein trauriges Thema, hätte ich laut losgelacht… Dass Oma „dumm“ ist, will ich eigentlich nicht sagen…
Er hat mich gefragt, warum ich so böse zur Oma sei und ob ich damit aufhören kann, weil er sie schon mal wieder gern besuchen würde… Ich habe ihm versucht zu erklären, dass wir uns gestritten haben weil wir in vielen Dingen unterschiedliche Ansichten haben - der eine findet was gut, der andere nicht. Der eine macht den anderen traurig wegen Dingen die er sagt oder tut und umgekehrt…dass wir uns halt nicht mehr verstehen und uns deshalb ganz arg gestritten haben… er fragt sehr selten nach ihr, aber wenn, dann bohrt er. Wir haben ihm angeboten, dass er sie auch anrufen darf wenn er mag, aber dann meinte er, das sei nicht nötig.
Dass er „2. Wahl“ ist ist ihm schon bewusst - das fiel uns erstmals richtig auf, als uns eine Erzieherin einige Monate vor der Eskalation drauf ansprach… Die Oma hatte (zur sehr seltenen Abwechslung) mal ihn abgeholt, nicht das Cousinchen (das als Scheidungskind total verhätschelt wird durch die Oma). Cousinchen war traurig drüber, unser Spatz streute noch Salz in die Wunde gemäß dem Motto: ätsch, Du musst da bleiben und ich darf heut zur Oma! Ach ja - Oma und Tante wohnen nicht unter einem Dach.
Ich wurde drauf angesprochen, was mit ihm los sei - so kenne man ihn gar nicht. Er sei ein sehr empathisches Kind dass eigentlich immer gleich spürt wenn jemand traurig ist und fragt und tröstet… und noch nie gestichelt hätte in so einer Situation. Wir holten ihn dann dazu und ich fragte ihn vor der Erzieherin, warum er sich so vehalten habe. Er meinte ganz energisch mit vor der Brust verschränkten Ärmchen: weil ICH heute mal dran war! Heute hat Oma MICH abgeholt, nicht Lina!
Das leuchtete auch gleich der Erzieherin ein, der auch schon aufgefallen war, dass das Verhältnis zwischen Oma und den Kids sehr unterschiedlich ist. Das war der Moment, an dem es mir auch so richtig bewusst wurde - vor allem weil ich geschockt war, dass es ihm jetzt auch bewusst ist!
Ihr könnt Euch vermutlich vorstellen, was für einen Horror ich jetzt schon vor der Einschulung habe… die beiden sollen in die selbe Klasse kommen - tja, was wird das für eine Einschulung, bei der wir in der einen Ecke des Klassenzimmers stehen und Oma, Cousinchen, Onkel und Tante in der anderen Ecke…
Doch, die Geschwister (also Onkel und Tante) sind da völlig eins - unsere Mutter ist seit dem Tod unseres Vaters vor 4 Jahren „heilig“, nach deren Auffassung ist völlig egal, was sich jemals zwischen uns abgespielt hat und wie meine Kindheit war.
Ich bin mir hierbei völlig egal - ich bin in einem Stadium, in dem ich „sie nicht mehr brauche“. Als ich sie gebraucht habe, war sie nie da - jetzt bin ich alt genug mit fast 40 um sie auch jetzt nicht mehr zu brauchen; ich und mein Mann wuppen das Leben schon ganz ordentlich ohne sie.
Mir gehts nur um unseren Kleinen, der so unschuldig, lieb, unverdorben ist und der dadurch, dass ich „die Nase endgültig voll habe“ vom heuchlerischen Familiengebilde, mich nicht mehr weiter und immer wieder verbiegen und demütigen lassen will, nur damit die Wogen für ein halbes Jahr geglättet sind bevor es wieder mal knallt, seiner „Familie“ beraubt wird.
Ich kann also entweder eine sch… egoistische Mutter sein, aber ehrlich mit allen Konsequenzen, oder aber weiter immer kuschen und krampfhaft die heile Welt vorspielen…
Wir möchten eigentlich schon, dass er lernt, dass man sich selbst treu bleiben muss und sich nicht für andere zu sehr verbiegen soll. Kompromissbereitschaft ist das Eine, sich alles gefallen lassen ist das Andere. Dass der Spruch „Blut ist dicker als Wasser“ nichts taugt - du kannst Dir die Verwandschaft nicht aussuchen und meine Psychotherapeutin, bei der ich 3 Jahre lang war, hat mir auch klargemacht, dass man nicht einfach einen Menschen liebt nur weil er mit einem verwandt ist.
Mein Mann und ich kommen beide aus verkorksten Elternhäusern - der eine ist mit körperlicher, der andere mit seelischer Gewalt aufgewachsen… Wir wollen unserem Kleinen eine schöne, glückliche Kindheit bescheren und ermöglichen, aber nicht auf einem Lügengebilde… und ihm klarmachen, dass er ein wunderbarer Mensch ist, der zwar traurig sein darf, dass die Situation so ist, aber nicht einen Gedanken dran verschwenden sollte, etwas zu dieser Situation beigetragen zu haben!
Oh je, das war jetzt lang… sorry…
LG