Ich sehe da eine andere Möglichkeit
Hi!
Ich finde alles plausibel, was Du schreibst und es mag auch sein, dass es stimmt. Aber ich sehe noch eine andere mögliche Variante…
für mich sieht das nach einem Klassiker aus: An sich
intelligentes, aber faules Kind kriegt immer wieder zu hören,
dass es könnte, wenn es nur wollte.
Ein Klassiker ist es in der Tat, wenn die Behauptung im Raum steht, das Kind sei intelligent, aber faul.
Das würde ich erst einmal hinterfragen: Ist das Kind wirklich intelligent, wie behauptet? Das meine ich nicht böswillig, sondern ganz auf der Grundlage der Faktenlage. Den Satz höre ich in meiner Umgebung so oft, die Schule ist offensichtlich voll von derart intelligenten Kindern , mich beschleicht da manchmal der Verdacht, dass das eine Ausrede ist.
Das würde nämlich heißen, dass das Kind evtl. nur überfordert und total demotiviert ist. Und da könnte ein Wechsel auf eine andere Schulart eben schon helfen.
Ein anderer Aspekt der Sache ist: Die Aussage kenne ich zu gut, aus Perspektive des Schülers. Und auf mich hat das sehr demotivierend gewirkt. Immer gesagt zu bekommen, man könnte doch wesentlich besser als man geliefert hat. Man fühlt sich da sehr unzureichend und hat immer das Gefühl, nicht genug getan zu haben - auch wenn das Ergebnis an sich doch ok ist. (Das mit dem „Durchwursteln“ hat bei mir übrigens immer recht gut geklappt, das im Unterschied zur Situation der Fragestellerin, die Erwartungen wurden nur entsprechend höher angesetzt. Die Folgen davon verfolgen mich bis heute weil ich die so übernommen habe). Dieser Satz vom faulen intelligenten Kind hat mich auf keinen Fall motiviert, eher total frustriert.
Irgendwann versucht es dann, zu wollen und muss überrascht
feststellen, dass es mit dem Wollen leider nicht so
funktioniert, wie es glaubte.
Der ständig wiederholte Satz: „Du bist zu faul“ ist ein übles Credo, dass sich als ständiges Mantra tief in die Seele fressen kann, so ernst möchte ich das mal sagen. Ehrgeiz ist nicht gleich verteilt auf der Erde und Charaktersache und nur schwer anzutrainieren. Manches Kind ist einfach ncith in der inneren Verfassung, um stundenlang zu sitzen und zu büffeln. Da müsste die Vernunft greifen, mindestens soviel zu tun, um durchzukommen. Und ein Stück Zwang natürlich auch und etwas Disziplin, aber ohne ständige Wiederholung des ewigen Mantras, sonst wird aus dem vorwürflichen „Du bist faul“ ein „ich bin eh zu faul“.
Der Schwarze Peter liegt hierbei bei den Eltern, die in all
den Jahren vorher nicht darauf geachtet haben, dass das Kind
sich eine ordentliche Arbeitshaltung zulegt. Sie haben sich
selbst und Junior stattdessen damit beruhigt, dass das Kind ja
könnte, wenn es denn wollte.
*grins* mein Sohn (6. Klasse) hat mir neulich mitgeteilt, dass er auf die FOS möchte. Er würde dann in der 10. Klasse anfangen, sich anzustrengen… wir haben ihm dann lange erklärt, warum das kaum funktionieren wird
Also wie einfangs gesagt: Grundsätzlich magst Du Recht haben. Wollte nur noch eine Perspektive (die ich selber erlebt habe) hinzufügen.
Grüße
kernig