Wie definiert man / wichtig ist Wissensmanagement?

Hi Folx!

W-W-W zu Wissensmanagement (WM)? Was bringt einer Firma eine WM-Software? Was ist WM genau? Was sind Vorraussetzungen für WM? Wie wendet man WM an?

Gerne würde ich von den Informationen bzgl. des WM die Spreu vom Weizen trennen und verstehen was DAS WM ist.

Danke,
Matthias

Mein Senf dazu, weil noch niemand geantwortet hat.
Hi,

ich habe nach längerem Suchen diese etwa 20-seitige Quelle gefunden:
http://www.i-views.de/web/pdfs/Whitepaper-K-Infinity….
Da steht meiner Meinung nach alles Wesentliche drin.

Weil noch niemand geantwortet hat, erlaube ich mir hier meine persönliche Meinung dazu.

So wie ich das verstehe ist WM eine Dokumentenverwaltung mit einer intelligenten Suchfunktion.
Diese Suchfunktion greift „vieldimensional“ zu.
„Wissen“ klingt zwar geil, aber im Prinzip handelt es sich um einen Haufen von Dateien mit irgendeinem Inhalt, den man (sicher zurecht) als Wissen bezeichnen kann.
Über diesen Dateienhaufen wird nun eine intelligente Suchfunktion gestülpt.
Leider muss man beim Aufbau einer Wissensdatenbank, insbesondere der Suchfunktion, schon ein ziemlich genaues Bild davon haben, was jemand in Zukunft alles wissen wollen könnte.
Aus diesem Grund kann man seine Dateien auch gleich entsprechend mit entsprechenden Tags archivieren und spart sich das Ganze.
Der Pflegeaufwand ist in der Aufbauphase immens und somit nur für grosse und komplexe Organisationen sinnvoll.
Die in der oben genannten Quelle beschriebenen Beispiele deuten alle auf riesengrosse Unternehmen hin, die ihren such- und assoziazionsfaulen Mitarbeitern eine bequeme Eingabemaske bieten wollen.

Was bringt einer Firma eine
WM-Software?

Die SW erleichtert der Firma den Zugriff auf ihre archivierten Dokumente.

Was ist WM genau?

Die Archivierung von Dokumenten, mit dem Ziel, sie leicht auffindbar zu machen.

Was sind Vorraussetzungen für
WM?

Man braucht einen „Gralshüter“, der das Wissen gemäss den unternehmenstypischen Suchkriterien greifbar hält.
Wie wendet man WM an?
Suchbegriff eingeben, dann Eingabetaste drücken.

Das klingt jetzt vielleicht spassig, aber ich tue mich schwer, bei Wissensmanagement das „eigentlich Neue“ zu finden.
Ferner halte ich Wissensmanagement bei Firmen mit einer ansonsten guten (Projekt-)Dokumentationsstruktur schlichtweg für überflüssig.

Gruss,

Was ist Wissensmanagement - lang
Hallo Matthias,

ich verstehe WM umfassender als helge. helges Definition ist nicht falsch, betrachtet aber nur einen Aspekt des WM.

WM ist nicht Selbstzweck, sondern muss Teil der Unternehmensstrategie sein und auf die Ziele des Unternehmens ausgerichtet sein. WM will nicht irgendwelche Daten in Datenbanken sammeln und ordnen, sondern Wissen so erzeugen und dokumentieren, das es genutzt werden kann.

An erster Stelle steht die strategische Verortung von Wissensmanagement bei den Unternehmenszielen: Im Wissensmanagement (WM) wird Wissen und Know-how als (4.) Produktionsfaktor betrachtet.

Definition : Das Managen von Wissen ist der bewusste und systematische Umgang mit der Ressource Wissen und der zielgerichtete Einsatz von Wissen in der Organisation. WM umfasst die Gesamtheit aller Konzepte, Strategien und Methoden zur Schaffung einer intelligenten, lernenden Organisation.

Dabei bilden Mensch, Organisation und Technik gemeinsam die drei zentralen Standbeine des WM.

Mensch : Hier geht es um die Förderung und Gestaltung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen der Organisationsmitglieder, die als Träger des relevanten Wissens und als eigentliche Triebfedern kontinuierlicher Lernprozesse den Kern jedes WM bilden.

Organisation : Hier geht es um die Entwicklung einer wissens- und lernfreundlichen Umgebung und Kultur der Organisation sowie um die Schaffung von Rahmenbedingungen, die den Umgang mit der Ressource Wissen erleichtern sollen.

Technik : Hier geht es um die Implementation und Gestaltung von IuK-Infrastrukturen und Werkzeugen, die wissensbasierte Prozesse effizient und nutzerfreundlich unterstützen.

WM ist dabei immer eine in die Unternehmensziele eingebundene Strategie.

Ziele könnten sein:

  • Produktqualität erhöhen,
  • Kundennähe verbessern,
  • Innovationsfähigkeit steigern…

WM muss dabei immer einen Beitrag zur Wertschöpfung des Unternehmens leisten.

Dabei gibt es Kernaktivitäten des WM sind das
– die jeweils darauf ausgerichtet sind, die wertschöpfenden Prozesse im Unternehmen zu unterstützen:

• Erzeugen von Wissen
• Das Speichern von Wissen
• Das Verteilen von Wissen
• Das Anwenden von Wissen

Diese vier Aktivitäten bilden miteinander geschlossen einen effizienten Kernprozess des WM.

1. und 2. Wissen aufbereiten und speichern

= „Wenn unser Unternehmen wüsste, was es alles weiß.“

  • Wissen in der Organisation ausfindig machen und identifizieren
  • Wissen dokumentieren und zugriffsbereit machen
  • Wissen aufbereiten (strukturieren, visualisieren)
  • Wissen formalisieren
  • Wissen speichern und aktualisieren

Der Fokus liegt hier auf der Einführung von IT-Lösungen in Organisationen

3. Wissen verteilen: den Wissensfluss in Gang bringen

= bestehendes Wissen im Unternehmen verteilen, untereinander teilen und Erfahrungsaustausch praktizieren.

• Information und Wissen verteilen
• Wissen vermitteln und weitergeben
• Wissen untereinander teilen
• Wissen im Team gemeinsam konstruieren
• In wissensbasierten Dingen kooperieren

Der Fokus liegt hier auf der Netzwerkarchitektur (Intranets), Communities

4. Wissen erzeugen = „Die lernende Organisation“

= Neues Wissens in das Unternehmen holen und innovative Ideen im Unternehmen entwickeln.

• Wissen durch Wissensprodukte, Berater, neue Mitarbeiter importieren
• Wissen durch Kooperationen extern erwerben
• Eigenproduktion von Wissen durch F+E
• Systematische, geplante Lernprozesse im Unternehmen fördern
• Neues Wissen aus der Explizierung impliziten Wissens gewinnen
• Technische und personale Wissensnetzwerke schaffen

Ziel: Die Kompetenz der Mitarbeiter und Lernfähigkeit der Organisation zu erweitern… = lernend zu mehr Innovation

(da wird’s für dich interessant, denke ich:smile:.

Was ist Wissen überhaupt – eine Arbeitsdefinition

Wissen ist dabei mehr als die Daten und Informationen, die auf Papier bereits vorhanden sind. Wissen ist beispielsweise auch das Erfahrungswissens des „alten Hasen“, der nächstes Jahr in Rente geht - und hier wird WM spannend und wichtig.

Was sind Daten?

Daten kennzeichnen einzelne objektive Fakten zu Ereignissen oder Vorgängen. Im Unternehmenskontext sind das strukturierte Aufzeichnungen von Transaktionen.

Beispiel

Wenn z.B. ein Kunde eine Tankstelle anfährt und den Tank seines Autos auffüllt, lässt sich diese Transaktion teilweise mit Daten beschreiben:
• Wann hat er Sprit gekauft?
• Wie viel Liter hat er gekauft?
• Welchen Preis hat er gezahlt?

Solche Daten sagen uns aber noch wenig aus, warum der Kunde diese und keine andere Tankstelle aufgesucht hat und mit welcher Wahrscheinlichkeit er wiederkommt. Diese Fakten sagen uns auch nicht, ob die Tankstelle gut geführt wird.

Das heißt: Daten sind ansich erstmal bedeutungslos. Sie gewinnen an Bedeutung, wenn wir uns den Kontext anschauen, den Zusammenhang – dann werden sie Informationen.

Die erste Welle des WM war meist reines Informationsmanagement – und baute auf IT Lösungen, die Daten so archivierte, dass sie jederzeit in sinnvollen Zusammenhängen gelesen werden konnten.

Viele Daten sind auch nötig und sinnvoll und es gibt Branchen, die sehr datenabhängig sind, wie z.B. die Bank- und Versicherungsbranche – hier ist effektives Datenmanagement Erfolgsvoraussetzung.
Daten = Rohmaterial zur Beschaffung von Informationen.

Was ist Information?

Information sind Daten, die etwas bewirken. Die Nachricht muss für den Empfänger relevant sein.
Informationen besitzen Bedeutung und Zweck.

Was ist Wissen?

Wissen entsteht durch Kopfarbeit. Wissen ist bewertete Information. Menschen haben Informationen ausgewählt, verglichen, bewertet, Konsequenzen gezogen, sich miteinander ausgetauscht.

Wissen ist eine fließende Mischung aus strukturierten Erfahrungen, Wertvorstellungen, Kontextinformationen und Fachkenntnissen – die helfen, Entscheidungen zu fällen und zu handeln. In Organisationen ist Wissen nicht nur in Dokumenten zu finden, sondern auch in organisatorischen Routinen, Prozessen, Praktiken und Normen.

Wissen ist nicht wohlgeordnet und leicht zu erfassen. Wissen ist explizit, manchmal aber auch rein intuitiv. Du wirst das an dir selbst kennen: Manche Dinge tust du richtig, weil du die Erfahrung gemacht haben, dass es auf eine bestimmte Art und Weise am besten geht. Wirst du gefragt, warum du es so und nicht anders tust, kannst du zunächst gar keine klare Antwort geben. Dein Handeln beruht auf deinen langjährigen Erfahrungen und ist nicht ohne Weiteres zu artikulieren.

Nutzen von WM

Je besser eine Organisation versteht, mit ihren Wissensressourcen umzugehen, umso leichter kann sie auf Umfeld- und Marktveränderungen reagieren und innovative Prozesse anstoßen. Eine notwendige Bedingung für das Lernen und die Lernfähigkeit der Organsiation ist die Lernbereitschaft und – fähigkeit der Mitarbeiter und eine Organisationskultur, in der kontinuierliche Wissens- und Erfahrungsaustausch zum integralen Bestandteil gehört.

So, das ist etwas ausführlicher geworden (besser gesagt, das war ein modifizierter Auszug aus einem Vortrag zu dem Thema von mir),

beste Grüße,

barbara

Geht´s nur um Software oder um WM als Konzept?
Sorry, nach meiner Meinung greift die Antwort von Helge etwas zu kurz. Ich würde WM nicht nur als Suchmaschine für abgelegte Dateien bezeichnen (das ist jetzt meinerseits eine zu pauschale Zusammenfassung), sondern als ein Konzept, ein Stück Unternehmenskultur wie mit im Unternehmen vorhandenem Wissen umgegangen wird. Wie wird noch nicht vorhandenes Wissen überhaupt identifiziert und systematisch aufgebaut; wie wird vorhandenes Wissen im Unternehmen verbreitet; welche Anreize z.B. sollte ein Spezialist auf einem Fachgebiet haben sein Wissen an Kollegen weiterzugeben, die ihm ggf. bei der nächsten Beförderung dann vorgezogen werden („Wissen ist Macht“, hier spielt auch das Teamgefüge „wie gehen die Menschen miteinander um“ im jeweiligen Unternehmen eine große Rolle)… es geht um die bewußte Wahrnehmung von „Wissen“ als „Kapital eines Unternehmens“ und um den Umgang damit. Wie in vielen Fragen, die die Unternehmenskultur/ Unternehmensphilosophie betreffen läßt sich zu der Einstellung dazu trefflich streiten. Ich persönlich finde die Idee ganz spannend, habe aber, zugegeben, bislang leider noch in keinem Unternehmen gearbeitet, in dem Knowledge Management intensiv und konsequent betrieben wurde - also leider keine praktischen Erfahrungen gemacht. Das heißt aber nicht, dass ich der Ansicht bin, es könne keinesfalls funktionieren.
Gruß,
A.

Hallo,

Ich möchte Helge in einigen Punkten zustimmen, in anderen widersprechen.

Ich arbeite bei einem großen Automobilzulieferer (weltweit über 70.000 Mitarbeiter).
Wir bieten die verschiedensten Produkte für die verschiedensten Kunden an. Dabei sind wir entwicklungs- und produktionsverantwortlich.

Es laufen hunderte von Programmen/Projekten gleichzeitig und in jedem Projekt laufen Dinge gut oder schlecht, so dass die Organisation daraus lernen kann (bei uns sog. „Lessons learned“).

Dieses in Teilbereichen gesammelte Wissen für die Organisation nutzbar zu machen ist die große Herausforderung.
Eine gute Projekt-Dokumentationsstruktur reicht da nicht aus.
Der Vorteil eines WM-Systems ist tatsächlich die Suchmaske / die Suchsystematik.

Jede unserer „Lessons“ wird kategorisiert nach

  1. Produkt(gruppe)
  2. Teilenummer
  3. Kunde
  4. Entwicklung, Produktion oder Sonstiges
  5. Zulieferteil oder nicht
  6. Organisationseinheit
    (Finanz/Einkauf/Qualität/Logistik/Produktentwicklung…)
  7. Autor
  8. Eingabedatum

Das heisst, beim Einpflegen ist besondere Sorgfalt gefragt.

Wichtig ist jetzt noch der (wie Helge ihn nennt) „Gralshüter“. Er muss sicherstellen, dass die gleiche Information aus verschiedenen Projekten nicht 15fach eingepflegt wird und das System „verstopft“/es unhandlich macht, und um sicherzustellen, dass wirklich ein Wissens-Mehrwert vorliegt (Es ist z.B. kein Zusatzwissen, das eine Problemursache im „Nicht-Befolgen von bestehenden Unternehmensprozessen“ liegt… oder vielleicht doch: Müssen Schulungen am Anfang eines Projektes für bestimmte Prozesse organisiert werden?).

Es reicht im Allgemeinen nicht aus, diese riesige Datenbank aufzubauen und zu pflegen, so dass jeder, der an einem neuen Projekt arbeitet, eine Holpflicht hat und die entsprechenden Informationen, die ihn/sie betreffen könnten, aus dem WM-System holt.

Das WM sollte als Antrieb genutzt werden, bestehende Unternehmens-Strategien, -Prozesse und Verhaltensweisen zu hinterfragen und ggfs. anzupassen.
Wie macht man das? Identifizierung und Kommunikation von systemischen Problemen an das obere Management? Nachverfolgung von Maßnahmen wie „Änderung eines Unternehmensprozesses“? Wer macht das? Der Gralshüter?
Hier wird’s spannend beim WM.

Gruß

Thx
Vielen Dank Barbara :wink:

Hallo

Wissen ist dreigeteilt. Wissen in Köpfen. Wissen als Daten. Wissen als Trash-Daten.

Der erste Schritt ist also das Kopfwissen in Daten umzuwandeln.

Der zweite Schritt ist wertvolle Wissensdaten von Trash-Daten zu trennen.

Im Idealunternehmen werden alle Daten prozessgesteuert kategorisiert, geordnet und archiviert. Spätestens wenn zwei Idealunternehmen fusionieren treffen zwei verschiedene Systeme aufeinander und das Wissensmanagement-Chaos entsteht. Wir alle wissen, dass es kein Idealunternehmen gibt sondern dass Unternehmen über Zeiträume wachsen und stetig ihre Strukturen anpassen. Deshalb konzentriert man sich beim Thema Wissensmanagement mittlerweile darauf, eine Lösung zu finden, wie man in dem Daten-Chaos das gewünschte Unternehmenswissen findet.

Wie einfach es ist wertvolles gespeichertes Wissen zu finden, beweist zB. Google. Wenn man die richtigen boolschen-verbundenen Begriffe eingibt, dann kann man auch schon manuell wertvolle Dokumente finden und die Spreu vom Weizen trennen. Doch leider sind die meisten Mitarbeiter eines Unternehmens überfordert oder haben schlicht keine Zeit sich so eine Begriffskette auszudenken die zu Ziel führt.

Aus diesem Grund werden im Bereich Wissensmanagement s.g. Topicmaps, also Begriffsnetze, auf ein Unternehmen zugeschnitten. Der Mitarbeiter muss also zum Beispiel lediglich den Begriff „Lebensversicherung“ eingeben und weitere Begriffe wie „Laufzeit“, „Rendite“, usw. werden in die Suche automatisch mit eingebracht.

Es gibt übrigens durchaus Beispiele für Nutzen von WM für Unternehmen, die sich in EURO ausdrücken lassen. Überall wo man durch Zeit sparen und Wissen finden, Geld sparen kann…

D.K.