Was ist Wissensmanagement - lang
Hallo Matthias,
ich verstehe WM umfassender als helge. helges Definition ist nicht falsch, betrachtet aber nur einen Aspekt des WM.
WM ist nicht Selbstzweck, sondern muss Teil der Unternehmensstrategie sein und auf die Ziele des Unternehmens ausgerichtet sein. WM will nicht irgendwelche Daten in Datenbanken sammeln und ordnen, sondern Wissen so erzeugen und dokumentieren, das es genutzt werden kann.
An erster Stelle steht die strategische Verortung von Wissensmanagement bei den Unternehmenszielen: Im Wissensmanagement (WM) wird Wissen und Know-how als (4.) Produktionsfaktor betrachtet.
Definition : Das Managen von Wissen ist der bewusste und systematische Umgang mit der Ressource Wissen und der zielgerichtete Einsatz von Wissen in der Organisation. WM umfasst die Gesamtheit aller Konzepte, Strategien und Methoden zur Schaffung einer intelligenten, lernenden Organisation.
Dabei bilden Mensch, Organisation und Technik gemeinsam die drei zentralen Standbeine des WM.
Mensch : Hier geht es um die Förderung und Gestaltung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen der Organisationsmitglieder, die als Träger des relevanten Wissens und als eigentliche Triebfedern kontinuierlicher Lernprozesse den Kern jedes WM bilden.
Organisation : Hier geht es um die Entwicklung einer wissens- und lernfreundlichen Umgebung und Kultur der Organisation sowie um die Schaffung von Rahmenbedingungen, die den Umgang mit der Ressource Wissen erleichtern sollen.
Technik : Hier geht es um die Implementation und Gestaltung von IuK-Infrastrukturen und Werkzeugen, die wissensbasierte Prozesse effizient und nutzerfreundlich unterstützen.
WM ist dabei immer eine in die Unternehmensziele eingebundene Strategie.
Ziele könnten sein:
- Produktqualität erhöhen,
- Kundennähe verbessern,
- Innovationsfähigkeit steigern…
WM muss dabei immer einen Beitrag zur Wertschöpfung des Unternehmens leisten.
Dabei gibt es Kernaktivitäten des WM sind das
– die jeweils darauf ausgerichtet sind, die wertschöpfenden Prozesse im Unternehmen zu unterstützen:
• Erzeugen von Wissen
• Das Speichern von Wissen
• Das Verteilen von Wissen
• Das Anwenden von Wissen
Diese vier Aktivitäten bilden miteinander geschlossen einen effizienten Kernprozess des WM.
1. und 2. Wissen aufbereiten und speichern
= „Wenn unser Unternehmen wüsste, was es alles weiß.“
- Wissen in der Organisation ausfindig machen und identifizieren
- Wissen dokumentieren und zugriffsbereit machen
- Wissen aufbereiten (strukturieren, visualisieren)
- Wissen formalisieren
- Wissen speichern und aktualisieren
Der Fokus liegt hier auf der Einführung von IT-Lösungen in Organisationen
3. Wissen verteilen: den Wissensfluss in Gang bringen
= bestehendes Wissen im Unternehmen verteilen, untereinander teilen und Erfahrungsaustausch praktizieren.
• Information und Wissen verteilen
• Wissen vermitteln und weitergeben
• Wissen untereinander teilen
• Wissen im Team gemeinsam konstruieren
• In wissensbasierten Dingen kooperieren
Der Fokus liegt hier auf der Netzwerkarchitektur (Intranets), Communities
4. Wissen erzeugen = „Die lernende Organisation“
= Neues Wissens in das Unternehmen holen und innovative Ideen im Unternehmen entwickeln.
• Wissen durch Wissensprodukte, Berater, neue Mitarbeiter importieren
• Wissen durch Kooperationen extern erwerben
• Eigenproduktion von Wissen durch F+E
• Systematische, geplante Lernprozesse im Unternehmen fördern
• Neues Wissen aus der Explizierung impliziten Wissens gewinnen
• Technische und personale Wissensnetzwerke schaffen
Ziel: Die Kompetenz der Mitarbeiter und Lernfähigkeit der Organisation zu erweitern… = lernend zu mehr Innovation
(da wird’s für dich interessant, denke ich:smile:.
Was ist Wissen überhaupt – eine Arbeitsdefinition
Wissen ist dabei mehr als die Daten und Informationen, die auf Papier bereits vorhanden sind. Wissen ist beispielsweise auch das Erfahrungswissens des „alten Hasen“, der nächstes Jahr in Rente geht - und hier wird WM spannend und wichtig.
Was sind Daten?
Daten kennzeichnen einzelne objektive Fakten zu Ereignissen oder Vorgängen. Im Unternehmenskontext sind das strukturierte Aufzeichnungen von Transaktionen.
Beispiel
Wenn z.B. ein Kunde eine Tankstelle anfährt und den Tank seines Autos auffüllt, lässt sich diese Transaktion teilweise mit Daten beschreiben:
• Wann hat er Sprit gekauft?
• Wie viel Liter hat er gekauft?
• Welchen Preis hat er gezahlt?
Solche Daten sagen uns aber noch wenig aus, warum der Kunde diese und keine andere Tankstelle aufgesucht hat und mit welcher Wahrscheinlichkeit er wiederkommt. Diese Fakten sagen uns auch nicht, ob die Tankstelle gut geführt wird.
Das heißt: Daten sind ansich erstmal bedeutungslos. Sie gewinnen an Bedeutung, wenn wir uns den Kontext anschauen, den Zusammenhang – dann werden sie Informationen.
Die erste Welle des WM war meist reines Informationsmanagement – und baute auf IT Lösungen, die Daten so archivierte, dass sie jederzeit in sinnvollen Zusammenhängen gelesen werden konnten.
Viele Daten sind auch nötig und sinnvoll und es gibt Branchen, die sehr datenabhängig sind, wie z.B. die Bank- und Versicherungsbranche – hier ist effektives Datenmanagement Erfolgsvoraussetzung.
Daten = Rohmaterial zur Beschaffung von Informationen.
Was ist Information?
Information sind Daten, die etwas bewirken. Die Nachricht muss für den Empfänger relevant sein.
Informationen besitzen Bedeutung und Zweck.
Was ist Wissen?
Wissen entsteht durch Kopfarbeit. Wissen ist bewertete Information. Menschen haben Informationen ausgewählt, verglichen, bewertet, Konsequenzen gezogen, sich miteinander ausgetauscht.
Wissen ist eine fließende Mischung aus strukturierten Erfahrungen, Wertvorstellungen, Kontextinformationen und Fachkenntnissen – die helfen, Entscheidungen zu fällen und zu handeln. In Organisationen ist Wissen nicht nur in Dokumenten zu finden, sondern auch in organisatorischen Routinen, Prozessen, Praktiken und Normen.
Wissen ist nicht wohlgeordnet und leicht zu erfassen. Wissen ist explizit, manchmal aber auch rein intuitiv. Du wirst das an dir selbst kennen: Manche Dinge tust du richtig, weil du die Erfahrung gemacht haben, dass es auf eine bestimmte Art und Weise am besten geht. Wirst du gefragt, warum du es so und nicht anders tust, kannst du zunächst gar keine klare Antwort geben. Dein Handeln beruht auf deinen langjährigen Erfahrungen und ist nicht ohne Weiteres zu artikulieren.
Nutzen von WM
Je besser eine Organisation versteht, mit ihren Wissensressourcen umzugehen, umso leichter kann sie auf Umfeld- und Marktveränderungen reagieren und innovative Prozesse anstoßen. Eine notwendige Bedingung für das Lernen und die Lernfähigkeit der Organsiation ist die Lernbereitschaft und – fähigkeit der Mitarbeiter und eine Organisationskultur, in der kontinuierliche Wissens- und Erfahrungsaustausch zum integralen Bestandteil gehört.
So, das ist etwas ausführlicher geworden (besser gesagt, das war ein modifizierter Auszug aus einem Vortrag zu dem Thema von mir),
beste Grüße,
barbara