Moin Grußlose,
(früher waren die Leute höflicher!)
Wird die Jugend immer oberflächlicher?
Wird sie, seit vielen Jahrtausenden
Dazu einige Anmerkungen
Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die
Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend
die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist
unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich
anzusehen.
(Aristoteles, gr. Philosoph, 384-322 v. Chr.)
Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte
Manieren und verachtet die Autorität. Sie
widerspricht ihren Eltern, legt die Beine übereinander
und tyrannisiert ihre Lehrer.
(Sokrates, gr. Philosoph, 470-399 v.Chr.)
Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos.
Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern.
Das Ende der Welt ist nahe.
(Keilschrifttext aus Ur um 2000 v. Chr.)
Ich selbst bin in letzter Zeit von so vielen Eltern um Rat gefragt worden, die bekennen, daß sie nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder erziehen sollen; und die frühe Verderbnis der Jugend ist jetzt eine so allgemeine Klage geworden, daß es angebracht erscheint, diese Frage öffentlich zur Diskussion zu stellen und Vorschläge zur Besserung zu machen.
(J. Locke, 1690)
Sprich nicht: Wie kommt’s, daß die früheren Tage
besser waren als diese? Denn du fragst das nicht in
Weisheit.
(Pred. 7,10; „Qohelet“; Israelitischer Weisheitslehrer [der fälschl.
sog. „Prediger Salomo“] um 300 vChr.)
„Der größte Fehler, den die Jugend von heute hat, ist der, daß man nicht mehr zu ihr gehört.“
Salvador Dali
Die Zukunft war früher auch besser
Karl Valentin
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
Sokrates (470 - 399 v. Chr.), griechischer Philosoph
Die Klage über die Frechheit, Begehrlichkeit und Zügellosigkeit der jungen Leute ist ein Topos, der seit Platon (und schon früher) die Weltliteratur durchzieht. Bereits um die Wende vom dritten zum zweiten vorchristlichen Jahrtausend wird in der Inschrift einer ägyptischen Steintafel geklagt, daß die heutige Jugend kaum noch Respekt vor den Eltern zeige, sie sei von Grund aus verdorben, voller Ungeduld und ohne jede Selbstbeherrschung; über die Erfahrungen und Einsichten der Älteren werde gespottet, es seien bedenkliche Zeiten und man müsse vermuten, daß sich in dem Verhalten der Jugendlichen Verderben und Untergang des Menschengeschlechtes drohend ankündigten.
Bei Hesiod findet sich im 7. Jahrhundert v.Chr. der Satz: »Nicht ist der Vater dem Kind, das Kind dem Vater gewogen… Nicht ist der Bruder lieb, wie er doch früher gewesen; bald versagen sie selbst den greisen Eltern die Ehrfurcht.«
Im Alten Testament findet sich beim Propheten Micha die Aussage: »Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter steht wider die Mutter, die Schwiegertochter wider die Schwiegermutter« (Micha 7,6).
In seinem Werk »Der Staat« schreibt der große griechische Denker Platon (427 - 347v.Chr.): » …die Schüler achten Lehrer und Erzieher gering. Überhaupt, die Jüngeren stellen sich den Älteren gleich und treten gegen sie auf, in Wort und Tat.«
Aristoteles berichtet: »Was nun zunächst die jungen Leute angeht, so sind sie heftig in ihrem Begehren und geneigt, das ins Werk zu setzen, wonach ihr Begehren steht. Von den leiblichen Begierden sind es vorzugsweise die des Liebesgenusses, denen sie nachgehen, und in diesem Punkt sind sie alle ohne Selbstbeherrschung. (…) (Sie sind) …zornmütig und leidenschaftlich aufwallend in ihrem Zorne. Auch sind sie nicht imstande, ihren Zorn zu bemeistern, denn aus Ehrgeiz ertragen sie es nicht, sich geringschätzig behandelt zu sehen, sondern sie empören sich, sobald sie sich beleidigt glauben. (…) Auch hoffnungsreich sind sie, denn das Feuer, das dem Zecher
der Wein gibt, haben die Jünglinge von der Natur… (…) …sie tun alles eben zu sehr, sie lieben zu sehr und hassen zu sehr, und ebenso in allen anderen Empfindungen.« Und weiter: »Wenn ich die junge Generation anschaue, verzweifle ich an der Zukunft der Zivilisation.«
Plutarch schreibt, »…auf ihrem Höhepunkt kennt die Jugend nur die
Verschwendung, ist leidenschaftlich dem Tanze ergeben und bedarf somit wirklich eines Zügels. Wer nicht dieses Alter nachdrücklich unter seiner Aufsicht hält, gibt unmerklich der Torheit die beste Gelegenheit zu bösen Streichen…«, zu denen gehören »Unmäßigkeit im Essen, sich vergreifen am Geld des Vaters, Würfelspiel, Schmausereien, Saufgelage, Liebeshändel mit jungen Mädchen, Schändung verheirateter Frauen.« Als Erziehungsmaßnahmen empfiehlt er »Hoffnung auf Ehre und Furcht vor Strafe… (…). Diejenigen aber, die … gegen alle tadelnden Vorstellungen taub sind, muß man durch das
Joch der Ehe zu fesseln versuchen.«
Horaz klagt über den »bartlosen Jüngling«, daß er » …für Mahnworte
harthörig (sei), … großspurig im Geldausgeben; hoch hinausstrebend, rasch im Begehren…«.
580 n.Chr. schreibt Gregor von Tours, »…daß man die Flammen der
jugendlichen Leidenschaft nur mit Hilfe der klösterlichen Aufsicht und einer strengen Disziplin besiegen könne.«
Im »Dietrich von Bern«, einer anonymen mittelhochdeutschen Heldendichtung, entstanden im 13. Jahrhundert, wird die Klage Walther von Wasgensteins, eines Neffen des Kaisers, laut, ob denn die Jugend von heute noch etwas anderes könne als den Becher schwingen.
1250 vertritt Vincent von Beauvais die Auffassung, »…
wenn der Knabe … ins Jünglingsalter tritt, so hat er auch dann, weil sich dieses Alter ebenso leicht dem Bösen zuneigt, den Zügel der Zucht nötig…«. Die Klage der Väter, daß die Jugend nicht auf ihren Rat höre, verstummt.
1274 schreibt der Mönch Peter: »Die Welt macht schlimme Zeiten durch. Die jungen Leute von heute denken an nichts anderes als an sich selbst. Sie haben keine Ehrfurcht vor ihren Eltern oder dem Alter. Sie sind ungeduldig und unbeherrscht. Sie reden so, als wüßten sie alles, und was wir für weise halten, empfinden sie als Torheit. Und was die Mädchen betrifft, sie sind unbescheiden und unweiblich in ihrer Ausdrucksweise, ihrem Benehmen und ihrer Kleidung.«
Später sieht man die Jugend sogar als Krankheitszustand an, und Melanchton verlieh Mitte des 16. Jahrhunderts der Meinung Ausdruck, der grenzenlose Mutwille der Jugend sei ein Zeichen, daß der Weltuntergang nah bevorstünde.
Klagen über das extravagante Verhalten der Jugend werden zu einem Klagelied des 18. Jahrhunderts. Ein Schulmeister schreibt: »Das Sittenverderben unserer heutigen Jugend ist so groß, daß ich unmöglich länger bey derselben aushalten kann.« Die Disziplinschwierigkeiten werden so groß, daß sogar der Unterricht
im Klassenverband in Frage gestellt zu sein scheint: »Ja, oft geschieht es, daß die nicht in Schranken gehaltene oder nicht gebührend ausgetriebene Zuchtlosigkeit eines einzigen Jünglings von ungesunder Triebkraft und verdorbenen Auswüchsen auch die übrigen noch frischen und gesunden Pflanzen ansteckt. Deshalb konnte Quintilian mit Recht die Frage aufwerfen, ob es
besser sei, die jungen Leute gemeinsam in Schulen oder einzeln in Häusern zu unterrichten.«
Ende des 18. Jahrhunderts verfaßt Kajetan von Weiller eine »Jugendkunde«, in der u.a. zu lesen steht: »Ihr sprühet von den Ambosen eurer Thorheiten und Laster gefährliche Funken…«.
»Immer wieder wird die ‚Wirksamkeit der Volksschule bei dem zunehmenden Sittenverfall‘ (Allgemeine Schulzeitung, Darmstadt 1826, Abtlg. I, S. 201 - 107 [sic!] uns S. 209 - 213) diskutiert oder ‚die immer lauter werdenden Klagen über die zunehmende Rohheit und Verwilderung unserer Jugend, besonders der erwachsenen Dorfjugend‘ (a.a.O., S. 285 - 287) erörtert.«
1852 heisst es in einem Regierungsbericht: »Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß bei der Schuljugend die früher kundgegebene Anständigkeit und das sittliche Benehmen … mehr und mehr verschwinde.«
Gandalf