Ich bin seit 3 Monaten in einem neuem Unternehmen in einem komplett neuen Bereich in dem ich vorher noch nie gearbeitet habe. Ich arbeite in Teilzeit.
Nun habe ich nächste Woche ein Gespräch zum Stand der Probezeit.
Grundsätzlich komme ich mit meinem Chef gut klar. Ich würde aber gerne folgende Punkte ansprechen und weiß nicht genau wie. Vielleicht könnt ihr mir da helfen.
Zum einen erwartet mein Chef oft, dass ich die meisten Arbeitsabläufe in der Firma aus dem FF beherrsche und ist manchmal angesäuert, wenn ich manche Prozesse nicht kenne. Er ist allerdings schon 13 Jahre in dem Unternehmen und vieles ist für ihn selbstverständlich für mich aber nicht. Vorallem da einfach ALLES für mich neu ist und ich oft so viel neuen Input erhalte, dass ich gar nicht alles immer zuordnen kann. Auch gibt es aktuell einen Inhaberwechsel, daher verändern sich viele Prozesse und bei einigen ist noch gar nicht recht klar, wie sie in Zukunft ablaufen sollen.
Er redet sehr viel und fragt mich manchmal aus dem nichts Wochen später Fachbegriffe oder Prozesse ab. Ich fühle mich da oft überfahren und vor allem auch etwas abgefragt, als wäre ich ein kleiner Azubi.
Großenteils stört mich aber die Tatsache, dass es ein unglaublich großes umfangreiches neues Gebiet ist, er bewusst mich eingestellt hat, mit dem Wissen, dass ich aus einer anderen Branche komme. Bei Fehlern oder Unsicherheiten ist er sehr schnell gereizt oder herablassend. Wie kann ich mit diesem Menschen am besten umgehen? Ausserdem ist er sehr unangenehm. Er rülpst während der Arbeit vor sich hin, entschuldigt sich nie für so etwas. Ich möchte gerne die Probezeit bestehen, will aber im Gespräch auch schon meine Bedenken äussern. Nur wie?
Ist ein diskreter Mord an diesem Chef eine Option? zu @Ann_da_Cava schiel
Falls nicht, wird alles etwas komplizierter: Du schreibst einerseits, dass Du die Probezeit gerne bestehen würdest - andererseits schilderst Du aber eine Situation, die Dich offensichtlich und auch irgendwie nachvollziehbar stört (rülpsen, „abgefragt werden“, keine richtige Einarbeitung, herablassend, unklare Prozesse etc.).
Wie würde das denn jetzt weitergehen? Also: wie sähe Deine Situation in diesem Laden nächstes Jahr um diese Zeit aus? Da bist Du sicher in den Prozessen besser „drin“, aber der Chef wird vermutlich weiterhin jegliche „Unwissenheit“ Deinerseits (und nach einem Jahr wirst Du weiterhin weniger wissen als er!) „gereizt und herablassend“ reagieren. Und das mit dem Rülpsen wird auch nicht zum Ende der Probezeit schlagartig aufhören, fürchte ich.
Also überleg Dir einfach, ob das - wenn jetzt diese anstrengende Einlernphase vorbei sein wird - für Dich akzeptabel sein wird. Was glaubst Du, wird durch den Inhaberwechsel anders werden. Was besser? Was schlechter?
Musst Du uns hier gar nicht alles mitteilen, aber überleg Dir das alles (und noch viel mehr) mal in Ruhe. Und dann überlegst Du, wie schlimm es wäre, wenn Du jetzt gleich mal Bewerbungen schreiben würdest - normalerweise ist so eine einmalige Kündigung innerhalb der Probezeit im Lebenslauf kein Thema (aber auch hier: ich ahne nicht, was da bei Dir „drumrum“ so ist und wie schwer es wäre, einen anderen Job zu finden).
Aber: normalerweise sind Chefs bei Personalgesprächen immer ein bissle empfänglicher für Kritik als sonst. Also vielleicht kannst Du wirklich versuchen, zu schildern was Du gut findest (das ist wichtig!) und dann auch anzusprechen was Du Dir anders wünschst. Das ist also durchaus eine Chance, die es sich lohnt wahrzunehmen. Und wenn das nicht gelingt, dann hilft nur noch die Sache mit dem Mord oder eben der Kündigung.
Von was für Arbeitsabläufen reden wir? Das mag von recht trivialen Dingen bis hin zu Prozessen mit hoher Komplexität reichen. Nach drei Monaten sollte man die trivialen Dinge beherrschen und finde ich es durchaus angemessen, wenn da im Zweifelsfall mal eine kleine Abfrage stattfindet, wenn Dinge nicht den Prozessen entsprechend ausgeführt werden. Sind es komplexe und ggf. im Unternehmen auch gar nicht so eindeutig beschriebene Dinge, darf man - gerade wenn man in Teilzeit ist und aus einem anderen Umfeld kommt - sich durchaus noch den ein oder anderen kleinen Patzer leisten/man um Klärung bei missverständlichen Angaben bitten.
Das ist für mich sehr widersprüchlich. Nicht nur er wusste, dass das für Dich ein neues Gebiet sein würde, sondern Du auch! Es gibt Menschen, die sich gerne auf solche Herausforderungen einlassen, sehr gut darin sind, sich sehr schnell in fremde Dinge einzuarbeiten, dann auch sehr schnell einen produktiven Beitrag leisten und darin viel Erfüllung finden und daran Spaß haben. Das sind oft sehr gut bezahlte Leute, bei denen es gerade nicht darum geht, dass sie genau eine Sache in Perfektion beherrschen, sondern genau diese Fähigkeiten von schneller Auffassungsgabe, Selbstorganisation, systematischem Denken, … bezahlt werden. Gerade wenn es hier um einen neuen Inhaber mit neuen Prozessen und „moving targets“ geht, sind solche Leute sehr gefragt.
Vielleicht aber seid ihr beide da mit unterschiedlichen Vorstellungen an die Sache ran gegangen. Der neue Vorgesetzte sah in Dir jemand, der Spaß an der neuen Herausforderung hat, während Du eher in Richtung eines Neustarts in genau dieses eine Thema gedacht hast, und damit dann auch eine entsprechend langfristige Einarbeitungsphase verbunden hast? Dann solltest Du dies im Personalgespräch genau dies thematisieren.
Ein anderes Thema ist das persönliche Verhalten dieses Menschen: Gereiztheit kann schon mal in hektischen und schwierigen Phasen wie einem Eigentümerwechsel vorkommen und sollte man nicht zu persönlich nehmen. Eine herablassende Behandlung sollte man sich aber nie gefallen lassen. Und die Rülpserei ist ekelig, wirst Du aber aus deiner aktuellen Position heraus aber entweder akzeptieren oder gehen müssen.
Das klingt für mich nach keiner schönen Arbeitsumgebung…leider…
Ich bin ja grundsätzlich der Meinung Probleme anzusprechen, denke aber auch, dass hier besonderes Taktgefühl von Nöten ist.
Oft hilft es die Dinge ins positive Licht zu rücken, es also nicht als Problem zu kommunizieren, dass du viele Prozesse noch nicht kennst, sondern es als Vorteil darstellen, dass du eine neue Perspektive einbringst – eventuell kannst du ja bereits den ein oder anderen kleinen Verbesserungsvorschlag einbringen? Und dann ansprechen, dass du es unangenehm findest abgeprüft zu werden. Ein anderer Zugang wäre zu überlegen, warum er so agieren könnte – zum Beispiel: vielleicht hat er die Sorge du könntest dich nicht zurecht finden und nicht um Hilfe bitten…vielleicht ist es seine Art nachuzufragen, ob du Unterstützung brauchst – dann könntest du das auch auf diesen Umweg anmerken, dass du dich quasi dafür bedankst, dass er immer nachfragt, ob die Prozesse verstanden wurden, du aber einfach den praktischen Einblick über eine längere Zeit brauchst, um dich einzufinden.
Und noch ein Tipp zu schwierigen Gesprächen: Bevor du ihm gegenüber trittst, denke an etwas positives und geh nicht mit der Einstellung eines schwierigen Gesprächs hinein – Ausstrahlung macht da mehr aus, als man glaubt.