Wie endet die Eurokrise?

Der Euro als Gemeinschaftswährung hat nicht das gebracht, was man von ihm erwartet hatte. Statt eines Wohlstandsgewinnes für jedes Land und einer gewissen Angleichung der Länder untereinander entstanden Gewinner und Verlierer. Angesichts der massiven Proteste gegen die Sparbemühungen der Regierung in Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und, vorerst noch in geringerem Masse, auch in Frankreich fragt es sich, ob ein geordneter Ausweg aus der Krise noch möglich ist, oder ob je länger die Rettungsversuche dauern und je mehr finanzielle Mittel eingesetzt werden und je mehr in die Wirtschaft und die Souveränität der einzelnen Länder eingegriffen wird, ein plötzlicher Zusammenbruch eintreten könnte.

Was denkt ihr, wie es weiter geht:
Version 1: Rettungsschirm, Bankenaufsicht, gemeinsame Finanz- und Sozialpolitik, Demokratie in der Eurozone, Eurobonds, Finanzausgleich. Euro nachhaltig gerettet.
Version 2: Griechenland und später auch andere Länder verlassen die Eurozone und führen wieder eine eigene Währung ein. Euro bleibt in Deutschland und einigen anderen Ländern erhalten.
Version 3: Die EU beschliesst in einigen Monaten, die Gemeinschaftswährung aufzugeben und in einer kontrollierten Art und Weise wieder nationale Währungen einzuführen.
Version 4: Deutschland verlässt die Eurozone und führt wieder die D-Mark ein. Der Währungskurs des Euros würde sehr rasch sinken und die geplagten Euroländer wären auf dem Weltmarkt wieder konkurrenzfähig.

Der Euro als Gemeinschaftswährung hat nicht das gebracht, was
man von ihm erwartet hatte. Statt eines Wohlstandsgewinnes für
jedes Land und einer gewissen Angleichung der Länder
untereinander entstanden Gewinner und Verlierer.

Ich kann Dir schon bei der Ausgangsthese nicht folgen. Wer ist denn Deiner Ansicht nach Verlierer und wer ist Gewinner und wie äußert sich das?

der massiven Proteste gegen die Sparbemühungen der Regierung
in Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und, vorerst noch
in geringerem Masse, auch in Frankreich fragt es sich, ob ein
geordneter Ausweg aus der Krise noch möglich ist, oder ob je
länger die Rettungsversuche dauern und je mehr finanzielle
Mittel eingesetzt werden und je mehr in die Wirtschaft und die
Souveränität der einzelnen Länder eingegriffen wird, ein
plötzlicher Zusammenbruch eintreten könnte.

Was meinst Du mit „je mehr“ eingegriffen wird? Es von niemandem in irgendetwas eingegriffen, lediglich formulieren die Kreditgeber die Bedingungen für die zukünftige Kreditvergabe (und beharren dann nicht einmal auf Erfüllung). Das ist ein völlig normaler Vorgang (wenn auch auf staatlicher Ebene bisher eher selten). Daß es den Griechen nicht paßt, Teile des kreditfinanzierten Wohlstandes, an den man sich sehr schnell gewöhnt hat, wieder abzugeben, ist wenig überraschend, nur hat das mit Eingriffen von außen nichts zu tun.

Was denkt ihr, wie es weiter geht:

Die Verschuldung der Staaten wird weiter steigen bis einer nach dem anderen vom Kapitalmarkt kein Geld mehr erhält. Wie das ganze ausgeht, hängt von politischen Entscheidungen ab, die niemand vorhersehen kann. Oder anders: es müssen ausgeglichene Haushalte her, um das Problem in den Griff zu bekommen. Dies geht mit schrumpfender Wirtschaft und verlorenen Wahlen einher. Daher ist grundsätzlich unwahrscheinlich, daß sich darauf ein Politiker ohne Not einläßt.

Du hast Recht, Gewinner gibt es nicht. Deutschland, das mit dem Euro bisher eher positive Erfahrungen gemacht hatte, wird in Zukunft für jene zahlen müssen, denen der Euro nach einem anfänglichen Strohfeuer jetzt grosse Mühe bereitet. Es haftet bereits heute mit 310 Mrd. bis 771 Mrd. Euro je nach Sichtweise (gemäss Bericht von David Rose, tagesschau.de).

Mit Eingriffen in die Wirtschaft meine ich Verletzung marktwirtschaftlicher Prinzipen. Zum Beispiel Bankenrettung. Hätte man die Banken sich selber überlassen, wären zwar einige Banken gekracht und viele Bürger wären davon betroffen worden. Das BIP hätte einen leichten Rückschlag erhalten. Doch wäre das Ganze heilsam gewesen. Die soliden Banken wären jetzt stärker. Die angeschlagenen Banken würden jetzt selber die notwendigen Massnahmen treffen, dass sie gegen künftige Krisen besser gewappnet sind. Jetzt aber verhalten sich die Banken, wie wenn eine Staatsgarantie vorhanden wäre. Die EU sieht sich daher jetzt veranlasst, eine europäische Bankenaufsicht ins Leben zu rufen (mehr Staat, mehr Beamte, weniger Markt) und bankenspezifische Vorschriften zu erlassen.

Eine weitere Sünde ist, dass sich die EU sich der EZB bemächtigt und diese zur Kreditvergabe an Schuldner, die vom Markt als schlecht eingeschätzt werden, zwingt. Dadurch fehlt dem schlechten Schuldner der Anreiz, besser zu werden. Die Selbstregulierung des Marktes wird ausser Kraft gesetzt.

Das ist das, was ich mit „Eingriffen in die Wirtschaft“ gemeint habe. Gegen den Rest des betreffenden Absatzes in Deiner Antwort wehre ich mich nicht.

Bezüglich Deiner Ansicht, wie es ausgehen wird, fürchte ich, dass Du Recht haben könntest.

Solange z.B. Griechenland in der EU ist, hat Grechenland eine sozial orientierte Chance. Ohne die EU würde Griechenland einen Weg einschagen, den kein Grieche haben möchte.

Hi,

meinst du den von monatelangen Gehaltsausfall, Hunger und ungewisse Zukunft?

mfg,

Hanzo

Du hast Recht, Gewinner gibt es nicht.

Das ist nicht das, was ich geschrieben habe.

Mit Eingriffen in die Wirtschaft meine ich Verletzung
marktwirtschaftlicher Prinzipen. Zum Beispiel Bankenrettung.
Hätte man die Banken sich selber überlassen, wären zwar einige
Banken gekracht und viele Bürger wären davon betroffen worden.

Hätte das politische Umfeld in den USA nicht die wahllose Kreditvergabe gewollt, gefördert und gefordert, wäre es zur Immobilienblase nicht gekommen. Hätten insbesondere die USA und auch andere Staaten nicht schon seit Jahrzehnten aktiv und auch indirekt den Eindruck vermittelt, kein größeres Kreditinstitut ginge jemals pleite, hätte es nach der Insolvenz von Lehman Brothers nicht solche Verwerfungen an den Märkten gegeben.

Vor den wackelnden Banken waren also andere zugange, die den Tisch überhaupt erst angestoßen haben, auf dem die Kartenhäuser (Banken) standen. In der Tat hätte man seinerzeit die Guthaben der Anleger schützen sollen und nicht die kompletten Institute retten müssen. Im Nachhinein ist man aber einerseits häufig schlauer und andererseits ist auch nicht absehbar, ob das so problemlos funktioniert hätte.

Schließlich sind die Kreditinstitute mit dem Rest der Wirtschaft nicht nur über simple Kredite und Einlagen verbunden. Dazu habe ich neulich schon etwas geschrieben:
_Bei großen Problemfällen, wie es die HRE, die WestLB, die HSH usw. darstellten, war nie die Einlagensicherung das Hauptproblem, sondern die Komplexität des Finanzsystems. Alle Institute sind mehr oder weniger stark miteinander verwoben. Banken leihen sich Geld und sichern sich gegenseitig Zins-, Währungs- und Kreditausfallrisiken ab. Da geht es um Beträge, die das eigentliche Bilanzvolumen um ein Mehrfaches übersteigen, d.h. sich schon bei einem Kreditinstitut auf mehrere Billionen euro belaufen können.

Zum Zeitpunkt X kann niemand absehen, was die Zahlungsunfähigkeit eines Kreditinstitutes für Folgen nach sich zieht, denn es handelt sich selten um Geschäfte, bei denen ein Institut ein Risiko eines anderen absichert und dieses Risiko dann behält. Vielmehr gibt es eine praktisch unendlich lange Kaskade, bei denen Risiken immer und immer wieder weitergereicht werden.

Es geht aber noch weiter: Privatkundeninstitut A sichert sich einen Satz Risiken bei Institut B ab, Institut B sichert zusätzlich Risiken von Institut C ab. Nun kommt Institut C ins Wanken, weil Institut D aus Takkatukkaland aufgrund einer Großpleite, des Platzens einer Rohstoffblase oder eines Erdbebens umfällt. Am Ende steht Institut A ohne Absicherung da, das Rating verschlechtert sich deshalb und Institut A bekommt Schwierigkeiten, sich die notwendige Liquidität am Markt zu besorgen._

… mehr auf http://w-w-w.ms/a45z5j

besser gewappnet sind. Jetzt aber verhalten sich die Banken,
wie wenn eine Staatsgarantie vorhanden wäre.

Marktteilnehmer gingen über Jahrzehnte davon aus, daß große Kreditinstitute und westliche Staaten als Kreditnehmer niemals ausfallen würden. Nur vor diesem Hintergrund war es Griechenland, Spanien und Irland überhaupt möglich, sich derartig zu verschulden.

Nun machen die Kreditgeber Unterschiede, verlangen von Griechenland deutlich höhere Zinsen als von Deutschland, d.h. den Risiken wird erstmals seit Jahrzehnten angemessen Rechnung getragen und nun ist das auch schon wieder nicht recht. Also greift man wieder in die Märkte ein, kauft Anleihen, finanziert vergünstigt über ESM/EFSF, weicht die Kriterien für den Ankauf von Anleihen immer weiter auf usw.

Die EU sieht sich
daher jetzt veranlasst, eine europäische Bankenaufsicht ins
Leben zu rufen (mehr Staat, mehr Beamte, weniger Markt) und
bankenspezifische Vorschriften zu erlassen.

Und flutet gleichzeitig den Markt mit billigem Geld, das dann an den Märkten angelegt wird - nicht zuletzt auch in Anleihen von taumelnden Staaten. Die Zinsen werden seit Jahren künstlich niedrig gehalten, was dazu führen wird, daß die gesamte Finanzwirtschaft in Schwierigkeiten kommt, weil sich die notwendigen Renditen nicht mehr erzielen lassen. Auch das wird Konsequenzen haben, mit denen man sich aber wieder erst dann beschäftigen wird, wenn die Versicherungen drohen uns allen um die Ohren zu fliegen. Oder aber man wird feststellen, daß sich die Unternehmen in ihrer Not wieder irgendwelchen Unsinn angestellt haben, der sie und die umgebenden Staaten droht in den Abgrund zu reißen.

Was ich damit sagen will: die Eingriffe des Staates gehen viel weiter und tiefer als es auf den ersten Blick scheint. Eingriffe führen zu Fehlsteuerungen und die daraus resultierenden Probleme bekommt man - so glaubt die Politik - nur mit neuen und stärkeren Eingriffen in den Griff, sozusagen. Dadurch lösen sich die Probleme aber nicht auf, sondern es entstehen neue, größere Probleme. Probleme, die aus zu viel zu billigem Geld entstanden sind, bekommt man mit noch mehr noch billigerem Geld nicht aus der Welt geschaffen. Probleme, die aus zu viel Schulden entstanden sind, wird man mit noch mehr Schulden nicht lösen können. Und Probleme, die aus staatlichen Eingriffen resultieren, wird man mit mehr staatlichen Eingriffen nicht beseitigen.

Das Hauptproblem bei dem blinden Aktionismus liegt darin, daß sich fachfremde Verwaltungsfritzen irgendwelche tollen Ideen ausdenken, die sie mangels Phantasie und Fachwissen nicht bis zum Ende denken (können). Wenn es dann wieder schiefgegangen ist, sind wieder alle anderen schuld gewesen und man macht sich an das nächste Regulierungsprojekt.

Gruß
C.

Lieber exc

Ich danke Dir vielmals für die Diskussion. Über Möglichkeiten und Grenzen eines geordneten Konkurses und Liquidationsverfahrens einer Grossbank im komplexen Bankensystem liesse sich sicher weiterdiskutieren, aber wir kommen da vom Thema „Eurokrise“ ab.

Bist Du auch überrascht, dass so wenige eine Antwort auf meine Frage gegeben haben? Ist die Frage zu allgemein? Oder ist sie zu weltfremd (die hohe Politik soll sich darum kümmern)?

Mit den besten Grüssen

Fetrimu

Hallo,
die selbe Frage beschaeftigt mich auch.
Ich lese von verschiedensten Leuten, wie sie meinen, wie Politik handeln sollte. Es sind verschiedenen Meinungen.

Meines Erachtens haben wir mindestens zwei Probleme gleichzeitig.

A) Ein Geldsystem mit Zins muss sich immer mehr in Richtung mehr Schulden entwickeln. Es hat ein Ende.

B) Die unterschiedliche wirtschaftliche Staerke der Euro-Laender
-zwingt zuerst mehr Kapital in die Laender mit etwas hoeheren Zinsen, und dann wenn die Buerger das nicht mehr locker bezahlen koennen, das Land in die Rezession, womit die Buerger noch weniger die Zinsen zahlen koennen.

Unterschiede werden vom Markt vergroessert. Beides kommt zB in Griechenland zusammen.

Aus Grund B muessten eher die einzelnen Laender eigene Waehrung haben, oder aber gemeinschaftliche Schulden.
Hankel will das mit Rueckkehr zum ECU und eigenen Waehrungen loesen.
Die Suedlaender wollen gemeinsame Schulden, Eurobond und wie die Namen immer wieder geaendert werden, Target2 oder oder.

Wegen B wollen die Politiker gleiche Wirtschaftkraft in allen EU Laendern erreichen. Das geht nicht sofort und vielleicht gar nicht. Man muesste einerseits die Suedlaender staerken, oder die Nordlaender schwaechen (Flossbach) oder beides. Komischerweise wehren sich die Deutschen gegen Enteignung nach Sueden, warum wohl?

Aus Grund A sammelt sich mehr Vermoegen bei den Reichen, in einem Land bei denen, die Staatsanleihen kaufen (koennen) und zwischen den Staaten bei denen die Kredite geben (koennen).

Aus Grund A ist bisher immer jedes Geldsystem mit Zins beendet worden (siehe Josefspfennig)
Deshalb wollen Popp, Berger und Senf den Zins unter Null druecken. Der Markt gibt ihnen fast schon recht, der Zins ist sehr gering geworden wegen der Krise.

Wie genau unsere Politiker auch zur eigenen Daseinsberechtigung handeln werden, ist wenig vorhersehbar. Wenn der Euro weiter erhalten werden soll, werden die zahlenden Buerger immer mehr zahlen duerfen, schliesslich steigen die Gesamtschulden mit jeder Rettungsmassnahme weiter an. Zahlen werden diejenigen, die etwas haben, die Vermoegen, Immobilien oder Ansprueche auf Renten haben. Zahlen werden die reichen Menschen oder Laender, vielleicht mit Inflation, und leiden werden die armen Laender mit Rezession gleichzeitig. Denn eien EZB kann nicht in Griechenland einen Zins von 1 Prozent durchsetzen zum Ankurbeln und gleichzeitig in Deutschland 5 Prozent zum Bremsen. Das koennten unterschiedliche Wechselkurse.
Dabei werden demokratische Rechte weiter eingeschraenkt. (Schachtschneider) Vielleicht gehts ueber Bargeldverbot bis zu Kapitalverkehrskontrollen, einem Euro wie die DDR-Mark, meint Hankel.

Frueher war ein Krieg eine vorgeschobene Loesung, hoffentlich sind wir dieses Mal als „europaeisches Volk“ schlauer.
Gruss Helmut

Lieber Helmut

Danke für Deinen Beitrag!

Zu A: Es kommt darauf an, ob der Kreditnehmer in seiner Finanzplanung die Zinszahlungspflicht einkalkuliert oder nicht. Beispiel: Ein Student, der kurz vor seiner Prüfung einen Kredit aufnimmt, weil er seine freie Zeit zur Prüfungsvorbereitung und nicht zum Gelderwerb nutzen will, läuft nicht Gefahr, deswegen arm zu werden. Im Gegenteil, nach Prüfungsabschluss wird er genügend
Geld verdienen, um den Kredit zurückzuzahlen. Hätte er den Kredit nicht aufgenommen und wäre in seiner freien Zeit einem Nebenjob nachgegangen, hätte vielleicht die Prüfung nicht geschafft und wäre jetzt ärmer dran. – Ich glaube nicht, dass ein Zusammenhang zwischen Geld mit Zins und Verarmung logisch zwingend nachgewiesen werden kann.

Grund B: Hier möchte ich ergänzen, dass die gemeinsame Währung den Nachteil hat, dass keine automatische Regulierung eintritt, wenn ein einzelnes Land die Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt verliert. Da, wie Du gesagt hast, höhere Zinsen das Geld anzieht, kann das schwache Land seinen Konsum auf Pump finanzieren. Dem Bürger geht es vorerst noch gut. Die zunehmend arbeitslos werdenden Leute halten die Laune und die Konjunktur dank ihres Arbeitslosengelds, das ihnen der Staat zahlt, weiterhin in Gang. Der Export nimmt weiter ab. Dank des unveränderten Einkommens der Bürger wird weiterhin gekauft und wegen der starken Währung kaufen sie vermehrt ausländische Güter, weil diese billiger sind als inländische.

Der Staat gerät immer mehr in Schieflage, weil er wegen zunehmenden Firmenschliessungen weniger Steuern einnimmt und wegen zunehmender Arbeitslosenzahl mehr Ausgaben hat. Die Zinsen sind nicht das erste Problem, sondern das Fehlen von Regulierungsmechanismen, die den Aussenhandel wieder ins Gleichgewicht bringen.

Mit den besten Grüssen

Fetrimu

Hi,

A) Ein Geldsystem mit Zins muss sich immer mehr in Richtung
mehr Schulden entwickeln. Es hat ein Ende.

Das kann nur stimmen, wenn es zwar Zins, aber keine Inflation gibt. Das wäre dann in der Tat ein vollkommen blödsinniges System.

Gruß

Anwar

Hallo,
die selbe Frage beschaeftigt mich auch.
Ich lese von verschiedensten Leuten, wie sie meinen, wie Politik handeln sollte. Es sind verschiedenen Meinungen.

Meines Erachtens haben wir mindestens zwei Probleme
gleichzeitig.

A) Ein Geldsystem mit Zins muss sich immer mehr in Richtung
mehr Schulden entwickeln.

Warum? Zum Geldverleihen gehört immer auch das Risiko dazu, dass man es nicht wieder sieht. Man kann sich nun in alle Ewigkeit einbilden, die Forderung bestünde noch oder man schreibt sie ab. Das Problem sind da wohl eher diese Einbildungen. Gerade die Deutschen leiden wohl mit ihrer Vorstellung vom Menschenrecht des Bestandsschutzes sehr stark an dieser Einbildung. Davon wurden die noch nicht mal von 2-3 doch sehr tiefgreifenden Umwälzungen ihres Währungssystems in den vergangenen 100 Jahren geheilt.

B) Die unterschiedliche wirtschaftliche Staerke der Euro-Laender
-zwingt zuerst mehr Kapital in die Laender mit etwas hoeheren Zinsen,

Na zwingen ist wohl nicht das richtige Wort. Und schon gar nicht, wenn man höhere Zinsen mit höheren Ausfallrisiko in Verbindung bringt. Höhere Zinsen sind nicht gottgegeben, womit wir schon wieder bei A wären.

Unterschiede werden vom Markt vergroessert. Beides kommt zB in Griechenland zusammen.

Nö. Ich würde meinen, dass der Markt ein sehr effizientes Instrument ist um Unterschiede auszugleichen. Das klappt freilich nur, wenn man sich den Realitäten nicht verschließt und meint mit der Produktiviät eines Transformationslandes dauerhaft den Lebensstandard eine hochentwickelten Industrielandes haben zu müssen. Daran ist schon die DDR vor unser aller Augen zugrunde gegangen.

Aus Grund B muessten eher die einzelnen Laender eigene Waehrung haben, oder aber gemeinschaftliche Schulden.

Sind die Leute in Deiner Stadt alle gleich leistungsfähig? Haben die die gleiche Währung? Habt ihr alle gemeinsame Schulden?

Hankel will das mit Rueckkehr zum ECU und eigenen Waehrungen loesen.

Was soll denn das für eine Lösung sein??

Die Suedlaender wollen gemeinsame Schulden, Eurobond und wie die Namen immer wieder geaendert werden, Target2 oder oder.

Na das die weiter lieber Schulden aufnehmen um ihren Standard zu halten ist doch nur nachvollziehbar.

Wegen B wollen die Politiker gleiche Wirtschaftkraft in allen EU Laendern erreichen. Das geht nicht sofort und vielleicht gar nicht.

Richtig. Deswegen will das wohl auch kein halbwegs vernünftiger Politiker.

Man muesste einerseits die Suedlaender staerken, oder die Nordlaender schwaechen (Flossbach) oder beides. Also inwiefern eine Schwächung Einzelner das Gesamte stärken sollte, muss mir nochmal jemand erklären. Das erinnert mich irgendwie an unser BIldungswesen. Da werden die Anforderungen immer weiter runtergeschraubt, damit auch der letzte Vollpfosten noch die Abschlüsse schafft. Das hilft aber weder den Schwachen noch den Starken. Wer sich nachher bewirbt und nicht mal seinen namen schreiben kann, wird im Zweifel keinen Ausbildungsplatz erhalten.
Komischerweise wehren sich die Deutschen gegen Enteignung nach Sueden, warum wohl?

Na Enteignung wäre ja auch ein dolles Ding.

Aus Grund A sammelt sich mehr Vermoegen bei den Reichen, in einem Land bei denen, die Staatsanleihen kaufen (koennen)

Welches Vermögen stellt den eine Forderung an einen Zahlungsunfähigen dar? Das dürfte doch gegen Null streben.

und zwischen den Staaten bei denen die Kredite geben (koennen).

???

Aus Grund A ist bisher immer jedes Geldsystem mit Zins beendet worden (siehe Josefspfennig)

Das soll ein Beleg sein?

Deshalb wollen Popp, Berger und Senf den Zins unter Null druecken. Der Markt gibt ihnen fast schon recht, der Zins ist sehr gering geworden wegen der Krise.

Das stellt sich aber für die Griechen, Spanier und Co. gerigfügig anders dar und widerspricht auch dem von Dir oben beschriebenen Problem.

Wie genau unsere Politiker auch zur eigenen Daseinsberechtigung handeln werden, ist wenig vorhersehbar.

Das ist wohl leider wahr.

Wenn der Euro weiter erhalten werden soll, werden die zahlenden Buerger immer mehr zahlen duerfen, schliesslich steigen die Gesamtschulden mit jeder Rettungsmassnahme weiter an. Zahlen werden diejenigen, die etwas haben, die Vermoegen, Immobilien oder Ansprueche auf Renten haben.

Nach Deiner Definition sind das dann vor allem diejenigen, die die Staatsanleihen gekauft haben? Es verwirklicht sich also deren wirtschaftliches Risiko, welches sie dabei eingegangen sind?

Zahlen werden die reichen Menschen oder Laender, vielleicht mit Inflation, und leiden werden die armen Laender mit Rezession gleichzeitig.

Also zweifellos wird es Anpassungsprozesse geben. Die sind nie ganz schmerzlos. Und je weiter man sie hinauszögert, desto schmerhafter sind sie wohl.

Denn eien EZB kann nicht in Griechenland einen Zins von 1 Prozent durchsetzen zum Ankurbeln und gleichzeitig in Deutschland 5 Prozent zum Bremsen.

Das ist auch nicht deren Aufgabe und Ziel.

Das koennten unterschiedliche Wechselkurse.

Die jemand festlegen würde? Oder die sich genauso wie die Zinsen am Markt ergeben würden?

Frueher war ein Krieg eine vorgeschobene Loesung, hoffentlich sind wir dieses Mal als „europaeisches Volk“ schlauer.

Na eine Lösung war es nie. Aber in der Tat waren solche wirtschaftlichen Verwerfungen und fehlender politischer Lösungswille meist der Anlass. Aber Deiner Hoffnung schließe ich mich gerne an.

Grüße

Hi,

meinst du den von monatelangen Gehaltsausfall, Hunger und
ungewisse Zukunft?

Es trifft leider viele, aber ohne EU-Geld würde es mit Sicherheit noch mehr treffen.

A) Ein Geldsystem mit Zins muss sich immer mehr in Richtung
mehr Schulden entwickeln. Es hat ein Ende.

Alles hat doch ein Ende. Das Geldsystem, so wie es heute existiert, wird natürlich nicht ewig existieren und das ist auch gut so.

Hoffen wir, dass beim Goldbarrenzählen jetzt kein Barren fehlt:smile:

Nachtrag,
wer Zeit dafuer hat, sehe bei youtube
Wirtschaft ohne Wachstum mit Kennedy, Mueller u.a.

Hi,

naja den Bürgern wird das EU Geld ja nicht gegeben, sondern Griechenland die damit versuchen sollten die Schulden zu tilgen.
Deswegen hungern die Menschen weiter, machen Generalstreike und im Hintergrund punkten die extremen Parteien, da sie sich „sozial“ zeigen…warum NUR die extremen Parteien das machen, verwundert mich bis heute. =/

mfg,

Hanzo

Hallo,

naja den Bürgern wird das EU Geld ja nicht gegeben, sondern
Griechenland die damit versuchen sollten die Schulden zu
tilgen.

Eigentlich wird Griechenland (von ein paar wenigen Milliarden) gar kein Geld gegeben, sondern nur zusätzliches geliehen (wenn auch zu einem sehr günstigen Zinssatz), in Form von Krediten und dem Kauf von griechischen Staatsanleihen. Wie durch Aufnahme von noch mehr Schulden, Schulden reduziert werden sollen, muss mir erst mal jemand erklären. Reduziert werden nicht die Schulden, sondern höchstens die Zinslast - und genau diese reduzierten Zinsen sind praktisch die Opportunitätskosten, die die EU bezahlt.

Gruß

Anwar