Du hast Recht, Gewinner gibt es nicht.
Das ist nicht das, was ich geschrieben habe.
Mit Eingriffen in die Wirtschaft meine ich Verletzung
marktwirtschaftlicher Prinzipen. Zum Beispiel Bankenrettung.
Hätte man die Banken sich selber überlassen, wären zwar einige
Banken gekracht und viele Bürger wären davon betroffen worden.
Hätte das politische Umfeld in den USA nicht die wahllose Kreditvergabe gewollt, gefördert und gefordert, wäre es zur Immobilienblase nicht gekommen. Hätten insbesondere die USA und auch andere Staaten nicht schon seit Jahrzehnten aktiv und auch indirekt den Eindruck vermittelt, kein größeres Kreditinstitut ginge jemals pleite, hätte es nach der Insolvenz von Lehman Brothers nicht solche Verwerfungen an den Märkten gegeben.
Vor den wackelnden Banken waren also andere zugange, die den Tisch überhaupt erst angestoßen haben, auf dem die Kartenhäuser (Banken) standen. In der Tat hätte man seinerzeit die Guthaben der Anleger schützen sollen und nicht die kompletten Institute retten müssen. Im Nachhinein ist man aber einerseits häufig schlauer und andererseits ist auch nicht absehbar, ob das so problemlos funktioniert hätte.
Schließlich sind die Kreditinstitute mit dem Rest der Wirtschaft nicht nur über simple Kredite und Einlagen verbunden. Dazu habe ich neulich schon etwas geschrieben:
_Bei großen Problemfällen, wie es die HRE, die WestLB, die HSH usw. darstellten, war nie die Einlagensicherung das Hauptproblem, sondern die Komplexität des Finanzsystems. Alle Institute sind mehr oder weniger stark miteinander verwoben. Banken leihen sich Geld und sichern sich gegenseitig Zins-, Währungs- und Kreditausfallrisiken ab. Da geht es um Beträge, die das eigentliche Bilanzvolumen um ein Mehrfaches übersteigen, d.h. sich schon bei einem Kreditinstitut auf mehrere Billionen euro belaufen können.
Zum Zeitpunkt X kann niemand absehen, was die Zahlungsunfähigkeit eines Kreditinstitutes für Folgen nach sich zieht, denn es handelt sich selten um Geschäfte, bei denen ein Institut ein Risiko eines anderen absichert und dieses Risiko dann behält. Vielmehr gibt es eine praktisch unendlich lange Kaskade, bei denen Risiken immer und immer wieder weitergereicht werden.
Es geht aber noch weiter: Privatkundeninstitut A sichert sich einen Satz Risiken bei Institut B ab, Institut B sichert zusätzlich Risiken von Institut C ab. Nun kommt Institut C ins Wanken, weil Institut D aus Takkatukkaland aufgrund einer Großpleite, des Platzens einer Rohstoffblase oder eines Erdbebens umfällt. Am Ende steht Institut A ohne Absicherung da, das Rating verschlechtert sich deshalb und Institut A bekommt Schwierigkeiten, sich die notwendige Liquidität am Markt zu besorgen._
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besser gewappnet sind. Jetzt aber verhalten sich die Banken,
wie wenn eine Staatsgarantie vorhanden wäre.
Marktteilnehmer gingen über Jahrzehnte davon aus, daß große Kreditinstitute und westliche Staaten als Kreditnehmer niemals ausfallen würden. Nur vor diesem Hintergrund war es Griechenland, Spanien und Irland überhaupt möglich, sich derartig zu verschulden.
Nun machen die Kreditgeber Unterschiede, verlangen von Griechenland deutlich höhere Zinsen als von Deutschland, d.h. den Risiken wird erstmals seit Jahrzehnten angemessen Rechnung getragen und nun ist das auch schon wieder nicht recht. Also greift man wieder in die Märkte ein, kauft Anleihen, finanziert vergünstigt über ESM/EFSF, weicht die Kriterien für den Ankauf von Anleihen immer weiter auf usw.
Die EU sieht sich
daher jetzt veranlasst, eine europäische Bankenaufsicht ins
Leben zu rufen (mehr Staat, mehr Beamte, weniger Markt) und
bankenspezifische Vorschriften zu erlassen.
Und flutet gleichzeitig den Markt mit billigem Geld, das dann an den Märkten angelegt wird - nicht zuletzt auch in Anleihen von taumelnden Staaten. Die Zinsen werden seit Jahren künstlich niedrig gehalten, was dazu führen wird, daß die gesamte Finanzwirtschaft in Schwierigkeiten kommt, weil sich die notwendigen Renditen nicht mehr erzielen lassen. Auch das wird Konsequenzen haben, mit denen man sich aber wieder erst dann beschäftigen wird, wenn die Versicherungen drohen uns allen um die Ohren zu fliegen. Oder aber man wird feststellen, daß sich die Unternehmen in ihrer Not wieder irgendwelchen Unsinn angestellt haben, der sie und die umgebenden Staaten droht in den Abgrund zu reißen.
Was ich damit sagen will: die Eingriffe des Staates gehen viel weiter und tiefer als es auf den ersten Blick scheint. Eingriffe führen zu Fehlsteuerungen und die daraus resultierenden Probleme bekommt man - so glaubt die Politik - nur mit neuen und stärkeren Eingriffen in den Griff, sozusagen. Dadurch lösen sich die Probleme aber nicht auf, sondern es entstehen neue, größere Probleme. Probleme, die aus zu viel zu billigem Geld entstanden sind, bekommt man mit noch mehr noch billigerem Geld nicht aus der Welt geschaffen. Probleme, die aus zu viel Schulden entstanden sind, wird man mit noch mehr Schulden nicht lösen können. Und Probleme, die aus staatlichen Eingriffen resultieren, wird man mit mehr staatlichen Eingriffen nicht beseitigen.
Das Hauptproblem bei dem blinden Aktionismus liegt darin, daß sich fachfremde Verwaltungsfritzen irgendwelche tollen Ideen ausdenken, die sie mangels Phantasie und Fachwissen nicht bis zum Ende denken (können). Wenn es dann wieder schiefgegangen ist, sind wieder alle anderen schuld gewesen und man macht sich an das nächste Regulierungsprojekt.
Gruß
C.