Wie erklärt man die NS-Zeit einem Grundschulkind?

Hallo,

wenn es nun ein Thema wird, weil ältere Kinder darüber reden und die jüngeren aus Unwissenheit mitplappern - was ist als Aufklärung empfehlenswert (welches Buch, Film) oder wie erklärt man es (die Kinder sind in der 3. Klasse)?

Vielen Dank und viele Grüße

Hallo Chili,

kennst du das?
http://de.wikipedia.org/wiki/Als_Hitler_das_rosa_Kan…

Ein tolles Buch, wie ich finde, wenngleich ich es wohl eher vorlesen als selbst lesen lassen würde, weil sich sicherlich Fragen auftun werden.

Es gibt meines Wissens eine gekürzte Version, die nicht so gut sein soll, die kenne ich aber nicht.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

danke - das ist super! Gehe morgen in den Buchladen.

Viele Grüße

Hallo,

das ist ein tolles Buch zum Thema. Es wurde auch verfilmt (mit gleichem Titel). Ich bin damals (war selber noch Kind/Teenie) über den Fernsehfilm zum Buch gekommen.

LG Barbara

Hallo Chili!

Ich habe mit „Damals war es Friedrich“ von Hans-Peter Richter gute Erfahrungen gemacht. Zudem kannst Du bei dem Buch auch über Freundschaft reden - falls die Thematik NS-Zeit für die kleinen dann doch zu komplex ist.

Viele Grüße
stonehenge

Hi Jule,

http://de.wikipedia.org/wiki/Als_Hitler_das_rosa_Kan…

Vielen herzlichen Dank für den Tipp!!! :o)) Dafür ein Sternchen von mir!

Ich habe gelesen um was es genauer geht und ein paar Rezensionen und nun möchte ich das Buch für mein Kind kaufen.

Meine Frage ist:
Das was du selbst hier sagst

Es gibt meines Wissens eine gekürzte Version, die nicht so gut
sein soll, die kenne ich aber nicht.

…scheint ebenfalls zu treffen. Weiß du wie ich an die un gekürzte Version komme? Wie erfahre ich (zB. bei amazon) was vollständig und was verkürzt ist?

Über einen Link zu einer ungekürzte Version, die man kaufen kann würde ich mich sehr freuen! Schon jetzt vielen Dank!

Schöne Grüße,
Helena

Hallo

Ich habe mit „Damals war es Friedrich“ von Hans-Peter Richter gute Erfahrungen gemacht.

In der Grundschule?

Ich finde, dass man von der NS-Zeit schon ein bisschen was wissen muss, um das Buch zu verstehen. Sonst erschließt sich einem doch gar nicht, wieso sie z. B. bei der Hitlerjugend aufsagen müssen, dass der Jude unser Unglück sei. Und wieso z. B. Friedrich sich ‚wie toll gebärdet‘, als im Kino eine Passkontrolle stattfindet. Was ein KZ ist, wird ja im Buch nicht erklärt. Die anscheinend ziemlich arglose Ich-Person scheint sich ja über Friedrichs Verhalten etwas zu wundern, und wenn sich der Leser auch darüber wundert, ist dann der Zweck des Buches erfüllt?

Genau genommen finde ich an dem Buch ein bisschen merkwürdig, dass die Ich-Person gar keine Haltung dazu entwickelt, was mit seinem Freund Friedrich da passiert. Er spielt anscheinend weiterhin mit ihm, als sei nichts geschehen, als hätte er nichts gehört und gesehen, und nimmt ihn z. B. zum Film ‚Jud Süß‘ mit, ohne sich anscheinend etwas dabei zu denken, nachdem es ja schon Jahre vorher als Fiasko geendet war, dass er ihn mit zur Hitler-Jugend mitbrachte.

Ich denke, eigentlich müsste er doch ein bisschen mitgekriegt haben, dass Juden überall zunehmend verfolgt werden und nirgends mehr hindürfen. - Natürlich hat er es mitgekriegt, er schildert es ja. Aber jemand, der ganz naiv ist, alles so hinnimmt und gar nicht drüber nachdenkt, würde ja tun, was von ihm verlangt wird, und das wäre: Nicht mit Juden spielen. - Wieso also hat der Ich-Erzähler keine eigenen Meinung? Und wenn er keine Meinung hat, wieso verhält er sich dann nicht wie alle anderen? Meines Wissens hatten die meisten ‚normalen‘ Leute 1939 und später keine Kontakte mehr zu Juden.

Es ist auch merkwürdig, dass in dem Buch kein einziger Jude in einem KZ stirbt, sondern bei ganz anderen Gelegenheiten. Der eigentliche Holocaust wird fast völlig ausgespart in dem Buch.

Auch der Spruch, der dem vorangestellt ist:
Damals waren es die Juden.
Heute sind es dort die Schwarzen, hier die Studenten.
Morgen werden es vielleicht die Weißen, die Christen oder die Beamten sein.

Als ob jemand die Studenten vergast hätte, oder morgen die Beamten vergasen wollte. Aber genau dieses Verbrechen ist wohl auch gar nicht gemeint, sondern nur die Begleiterscheinungen wie Ausgrenzung und extremes Mobbing.

Ich finde das Buch gut, um das Thema anschaulich zu machen, aber nicht, um das Thema an Kinder heranzubringen, die davon gar nichts wissen.

Viele Grüße

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Hallo,

also eines meiner ersten Bücher zu diesem Thema war: Und im Fenster der Himmel. Es war damal im Lesebuch meiner Grundschule als Auszug veröffentlich.
Allerdings ging es da eher um die Judenverfolgung in den Niederlanden und nicht um die NS Zeit an sich in Deutschland.
Das Buch war mein Türöffner zur Geschichte und es hat mich nachhaltig dazu gebracht mich mit Geschichte zu beschäftigen.

Ich habe dann auch recht bald: Als Hitler das rosa Kanninchen stahl gelesen, welches ich sehr eindrücklich fand, aber das wurde ja schon genannt.

Klaus Kordon hat eine Triologie geschrieben und die zwei letzten Bücher handeln einmal vom Beginn der NS in Deutschland und das letze vom Ende der NS-Zeit.
Man kann die Bücher ohne Kenntnis voneinander lesen und ich fand die sehr kindgerecht.
Mit dem Rücken zur Wand (Beginn NS Zeit)
Die roten Matrosen oder Ein vergessener Winter ( Ende der NS Zeit)
Kordon halte ich für einen klasse Schriftsteller, da er den Alltag aus Kindersicht darstellt und daher nicht so schnell überfordert. Das Buch zeigt das Leben einer nicht jüdischen Familie, was ein Unterschied zu den anderen Büchern ist.

Allerding können Filme/Bücher allein das Thema nicht erklären, auch ist es wichtig das Lesen zu begleiten und dem Kind Fragen zu benatworten. Auch ist es wichtig das Kind zu fragen, wie es sich mit dem Text fühlt und was es aus dem Buch folgert.
Ein guter Einstieg kann es sein die eigene FamilienGeschichte zu beleuchten. Stolpersteine sind eine Möglichkeit, um in das Thema einzusteigen.

Auch gibt es ein gutes Buch:
Erzählt es euren Kindern: Der Holocaust in Europa
Das Buch zeigt einzel Schicksale, aber das ist eher weniger um es Kinder alleine Leben zu lassen und es hat ein faszinierendes Vorwort, dass ich als Antwort auf deine Frage posten möchte:

»Dokumente und Bilder können nur zeigen, was war und wie es erlebt wurde. Erklären können sie nichts. Vieles am Holocaust lässt sich nicht verstehen. Aber seiner Wahrheit müssen wir ins Auge sehen, wir müssen uns mit ihm beschäftigen: Nur wer weiß, was möglich ist, wird daran arbeiten, dass es sich nicht wiederholt.«

LG
Danea

Hallo und vielen Dank für eure tollen Beiträgen!!

LG
Chili

In jedem Falle ganz soft. Ein Neun- oder Zehnjähriger hat nicht den Horizont diese geschichtlichen Dimensionen zu verstehen.

Meiner Meinung nach, gehört der kindliche Geist zunächst vor solch menschlichen Entgleisungen geschützt. Ich denke, dass eine geistige Reife für solch ein Thema mit 12 oder 13 Jahren erreicht wird.

Ich kann mich entsinnen, als fünftklässler ein KZ nahe Berlin besucht zu haben. Das einizige woran ich mich noch entsinnen kann, sind die Gedenkmünzen, die ich meinem Vater aus den Rippen geleiert habe.