Wie erwirtschaften Euro-Banken die Zinsen für das Tagesgeld?

Hallo,

ich habe jetzt neuerdings ein Tagesgeldkonto (nicht wirklich Tagesgeld, sondern Anlage mit zweiwöchiger Kündigungsfrist) bei einer französischen Bank, entsprechende Angebote gibt es aber auch von maltesischen und bulgarischen Banken. Solange die Einlagensicherung noch nicht europäisch ist, halte ich mich von Malta und Bulgarien natürlich fern, aber Frankreich ist meines Erachtens „to big to fail“, da riskiere ich schon mal eine Anlage im fünfstelligen Bereich.

Wie erwirtschaftet eine solche Bank kurzfristig eine entsprechende Rendite? Warum können die solche Zinsen bieten, im Gegensatz zu deutschen Banken, die allerhöchsten zeitlich begrenzte Lockvogelangebote mit entsprechenden Zinssätzen bieten, sonst aber eher bei 0,05 % verharren?

Weiß das jemand?

Danke!

Hallo,

es gibt Kreditinstitute, die mehr Liquidität haben als sie brauchen und wollen. Die bieten dann eher niedrige Zinsen - zu denen gehören bspw. die Sparkassen, die traditionell auf großen Bergen an Einlagen sitzen. Andere Kreditinstitute brauchen zur Sicherung der Liquidität Kundeneinlagen und bieten deswegen höhere Zinsen. Wir erinnern uns an die „legendäre“ Kaupthing Bank oder auch die IKB versuchte es mal mit extra hohen Zinsen. Rein unter Kostengesichtspunkten ist so etwas natürlich nicht schön, aber andere Motive spielen halt auch eine Rolle.

Es gibt auch Kreditinstitute, die meinen, über hohe Zinsen Kunden gewinnen zu können, mit denen sie dann bald oder später andere Geschäfte machen können, an denen sie wieder verdienen. Da werden die höheren und nicht marktgerechten Zinsen dann aus dem Marketingbudget finanziert.

Ein paar andere Motive lassen sich auch noch finden, aber für den Moment soll das mal reichen.

Gruß
C,

Eine Frage zu Deinen Ausführungen: im umgekehrten Fall gibt es ja auch Banken, wie zum Beispiel die Santander, die Verbraucherkredite in Einzelhandelsgeschäften mit 0% Zinsen und ohne Gebühren anbieten. So kann man zum Beispiel den tollsten Spielelaptop für 3.000 € ohne weitere „Nebenkosten“ abstottern.

Welchen Nutzen haben an der Stelle wieder die Banken davon? Oder bezahlt da vielleicht der Mediamarkt Zinsen und Gebühren?

Grüße
Pierre

Wie die Vereinbarungen zwischen Kreditinstitut und Verkäufer aussehen, weiß ich nicht, aber so lange sich die Kreditinstitute zu negativen Zinsen refinanzieren können (EONIA aktuell -0,365%), rechnet sich das zumindest nach Einzelkostenkalkulation immer noch. Wenn man die Gesamtkosten unter den Tisch fallen läßt, geht’s also. Hinzu kommt die Frage nach den Alternativen. Wenn man auf Liquidität sitzt, ist es immer noch besser, diese zu 0% zu verleihen als für -0,4% bei der EZB „anzulegen“.

Gruß
C.

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Danke