Wie fandet Ihr die "Wahlarena"?

Hallo,


Ich hatte nicht erwartet, dass das „repräsentativ ausgewählte“ Publikum in Teilen Trillerpfeifen und Wurfgemüse mitbringt; der intensive Applaus und die heiteren Mienen haben dann aber doch überrascht. Wenn das Publikum ein Querschnitt der Bevölkerung war, darf die Kanzlerin wohl mit 90 % der Stimmen rechnen. Dass es auch andere Themen als Kriminalität, Asylpolitik und Terrorismus gibt, ist klar und geht auch in Ordnung. Aber das Innere Sicherheit so gar nicht zur Sprache kam, hat mich dann doch überrascht.
Auf die Frage eines jungen Mannes hinsichtlich der Überfremdungsgefahr der nächsten 30 Jahre, wurde meiner Meinung nach nicht vernünftig eingegangen. Passenderweise wurde er von den „Repräsentanten Deutschlands“ ausgebuht. Dass sich die Grenzöffnung nicht wiederholen soll hat Dr. Merkel gleich zweimal geäußert. Passender wäre gewesen, wenn sie glaubwürdig erläutern würde, wie ein weiteres „Marxloh“ verhindert wird, wieviel Familiennachzug geduldet werden soll und wieviele Flüchtlinge nach Ende des Krieges in die Heimat zurück zu kehren haben.
Auch die Themen innere Sicherheit und Flüchtlinge kamen weniger zur Sprache als zuletzt. Ein Fragesteller erntete vereinzelte Pfui-Rufe für seine Frage „Wer schützt vor der Überfremdung in den nächsten 30 Jahren?“ Merkel warb dafür, auch für solche Sorgen ein offenes Ohr zu haben - schließlich gelte ja die Meinungsfreiheit.

Ein offenes Ohr reicht leider nicht, man muss auch Antworten finden.

Gruß
rakete

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Das Problem an der Frage des Mannes (der war doch nicht jung?!) nach der Überfremdungsgefahr ist deswegen so schwer zu beantworten, weil die Angst halt irrational ist.

Die zwei Millionen Türken haben jedenfalls nicht dazu geführt, dass es hier signifikante kulturelle Umbrüche gegeben hätte. Warum sollte das bei einer Million Syrer, Iraker und Afghanen anders sein? Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die meisten dieser Flüchtlinge ja ohnehin früher oder später in ihre Heimatländer zurückkehren müssen. Es ist typisch, dass die Frage aus Sachsen kommt - nur wenn man in einem Umfeld nahezu ohne Migranten lebt, kommt man auf solche Fragen. Die Kanzlerin hat völlig recht, wenn sie auf die humanitäre Notlage in 2015 verweist.

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ich kann mich täuschen: vielleicht 30j.?? das ist für mich jung! :wink:

Du meinst 3 Mio - 3,5 Mio !!! Doch!
Ich erwähnte aber Marxloh. In Kleinstädten und Dörfern , vor allem in Meck.Pom., mag es noch anders aussehen. Migranten sind wohl eher urbanorientiert.

Wurde das von der Regierung bisher so klipp und klar gesagt? Parole war doch: „Wenn wir ehrlich sind, bleiben die meisten doch hier“ (weiß nicht mehr genau, wo das gesagt wurde)

Nein, anders rum wird ein Schuh draus. Wenn du aus Marxloh bist „traust“ du dir nicht mir diese Frage zu stellen.

Die mag es gegeben haben. Sogar sicherlich. Lösungen entwirft man in einer europäischen Partnerschaft jedoch gemeinsam und nicht einsam im "Lagebunker " zu Lasten Dritter.

Gruß
rakete

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Ansonsten gilt die alte Regel: Bei Merkel rutscht die Wahrheit immer aus Versehen raus. Warum die Syrer zu uns kommen? „Weil die in Syrien gemerkt haben, dass man hier gut leben kann.“

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Davon hätte ich noch nichts gehört und es ergibt auch keinen Sinn. Asylrecht ist leider kein Einwanderungsrecht. Wobei es mir sehr recht wäre, wenn man Möglichkeiten schaffen würde, unter bestimmten Bedingungen Asyl in Migration umzuwandeln. Dann wäre das mit den „abgeschobenen, obwohl perfekt integrierten“ Familien einfacher zu handhaben.

Der höchste Anteil an Türken in der deutschen Bevölkerung war 1990 mit 2,1 Millionen. Seit dem nimmt die Anzahl stetig ab und liegt derzeit bei ca. 1,5 Millionen.

Ich komme nicht aus Marxloh und ich frage mich sowas auch nicht. Der Alltagsrassismus ist in Ostdeutschland stärker ausgeprägt und das liegt auch mit daran, dass man dort eben so wenige Ausländer hat. Selbst innerhalb Sachsens korrelieren die Wahlergebnisse ja mit dem Ausländeranteil.

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Dagegen ist nichts zu sagen. Facharbeiter, die keine staatlichen leistungen für sich und Angehörige in Anspruch nehmen, sind willkommen. Nur: Die werden eigentlich in Syrien auch für den Wiederaufbau gebraucht.


1 Deutschland Deutschland 2.998.000[4]–3.500.000 3,7–4,2 % 2013 Türkeistämmige in Deutschland

Wir kommen hier vom Hölzchen aufs Stöckchen, aber mit Alltagsrassismus hat das heute nichts zu tun. Den gab es bei „Alfred Tetzlaff“. Der hatte aber auch z.B. was gegen Holländer.
Durch Medien können sich auch entlegene Orte ein Bild von Verslummung und Ghettoiesierung machen, ohne das die Verhältnisse schon direkt vor der Haustür stehen. Ich kann als Großstädter in mittleren jahren die Veränderung der Verhhältnisse sehr deutlich feststellen: Auch wenn viele nett und angepasst sind, ist die Wohnqualität in vielen teilen der Innenstadt den Bach runter gegangen.

Gruß
rakete

Solche Themen würden ja zu möglichen Zusagen führen. Ausser der inhaltsleeren Formel, dass „2015 nicht mehr passieren dürfe“, kann man nichts weiter von der Kanzlerin erwarten.

Und ich habe die Sendung nicht gesehen. Aber es ist klar, dass vorab die Themenfelder etwas abgestimmt wurden, damit sie überhaupt etwas sagen kann. Wird bei MS auch nicht anders gewesen sein.

Derzeit feuern alle noch einmal ihre Illusionsfeuerwerk ab. Am 25.09. wird dann vorsortiert und der grobe Fahrplan bis 2021 festgelegt. Dann noch ein paar Personalgesprächsrunden (wer bekommt was) und am Ende geht es wieder in das klein-klein, das wir bereits aus den letzten vier Jahren kennen.

An der Stelle möchte ich natürlich alle Wahlberechtigten aufrufen, ihre Stimme auch abzugeben. Egal, welche Partei man wählt.

Da gäbe es neben der kürzlich von mir vorgestellten Partei auch noch die „Magdeburger Gartenpartei“. Auswahl gibt es auf jeden Fall.

Gruß
vdmaster (notorischer Briefwähler)

Zwischen „müssen“ und auch rückreisen liegt eine enorme Kluft. Auf jeden Fall sehen das die Flüchtlinge ganz anders und wollen in deutlich überwiegender Mehrheit bleiben.

Der Peak wurde 1999 erreicht. Ab 2000 gab es dann unter gewissen Voraussetzungen für Neugeborene gleich die dt. Staatsbürgerschaft. Die Regeln wurden immer weiter aufgeweicht, was den Schwund leicht erklärt.

Ein gewisser Teil ist auch wieder in die TÜR zurückgewandert, weil sich dort die wirtschaftl. Rahmenbedingungen deutlich verbessert hatten.

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Lass dich nicht vom Schmetterling aufs Glatteis führen. Schon seine erste Antwort war reine Provokation. Wir alle hören von RTE-Anhängern, türkischstämmigen Rasern, die Radfahrer umfahren, von den islamistischen Ausfällen der Brüder unserer Integrationsministerin usw. Natürlich wissen wir alle auch von vernünftigen türkischstämmigen Menschen. Aber so wie er zu tun, als sei die Integration gelungen, ist nichts anderes als Verwirrungstaktik. Er hat sich der Wahlarena und den Lügen der Medien (hier: angeblich repräsentative, in Wirklichkeit politisch selektierte Gästeschaft) eben angepasst und glaubt, er könne auch gleich mal los-postfaktisch-politisieren.

In diese Reihe passt dann auch die Aussage, die meisten der sogenannten Flüchtlinge würden zurückgehen, wenn sich doch die meisten auf ein Leben bei Mutti Merkel eingerichtet haben. Es werden ja immer mehr und da braucht man irgendwann nicht mehr zurückgehen, weil sie sich gar nicht anpassen müssen.

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Inzwischen ist auch Tichy aufgefallen, dass wichtige Themen in der WaHlarena scheinbar unterrepräsentiert waren:


Es bietet sich zur Erklärung eine Theorie an, die in den 70er Jahren die renommierte Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann formuliert hat. Sie spricht von einer „Schweigespirale“. Gemeint ist damit: Sind die Bürger der Auffassung, dass sie sich mit der Artikulation einer Meinung sozial isolieren, dann äußern sie diese Meinung nicht. Insbesondere haben sie Hemmungen, wenn in den Massenmedien eine ganz bestimmte Meinung – die ihrer eigenen möglicherweise widerspricht – stark dominiert.
DER SPIEGEL brachte in der vorletzten Ausgabe einen hoch interessanten Beitrag über tiefenpsychologische Interviews, die ein anderes Umfrageinstitut vor den Wahlen durchgeführt hat. Ergebnis: Kein Thema bewegt die Menschen auch nur annähernd so stark wie die Kritik an der „Flüchtlingspolitik“. In den Interviews zeigte sich mit aller Deutlichkeit das, was in den beiden Sendungen weitgehend beschwiegen wurde. Wäre es nicht die Aufgabe der Medien in einer Demokratie, die Bürger zum Sprechen statt zum Schweigen zu bringen?
Gruß
rakete

„Die Ereignisse der letzten Wochen, die unterdrückte Debatte über die Flüchtlingskrise und die Terroranschläge in europäischen Städten haben dazu geführt, dass sich viele Menschen offenbar mit dem Gedanken tragen, die AfD zu wählen. Es gibt eine Menge Menschen, die den Eindruck haben, dass über ihre Sorgen – Flüchtlinge, innere Sicherheit und die Angst um den Arbeitsplatz – im Wahlkampf nicht geredet wird. Wenn wir Pech haben, senden diese Menschen bei der Wahl ein Signal der Unzufriedenheit, das schlimme Folgen haben wird. Dann haben wir zum ersten Mal nach Ende des Zweiten Weltkriegs in deutschen Bundestag wieder echte Nazis.“

Wenn nun selbst der Vizekanzler es einräumt.

Inhaltlich interessanter ist aber, warum er am Ende so zickig wird. Der Artikel gibt gute Einblicke ins Innere der SPD-Denke. Man bezeichnet sie auch als „Schere im Kopf“, weil zwei Klientelgruppen mit tls. völlig gegensätzlicher Motivlage bedient werden sollen, was für die SPD ein substantielles und langfristig bedrohliches Dilemma darstellt.

Gruß
vdmaster