Hallo Thomas,
mit oder ohne „grano salis“ : Ich fragte nach der Entwicklung der Durchschnittslöhne zu der Deine Quelle (übrigens eine maximal seriöse) wenig aussagt. Ich finde nur den Satz „während die Masseneinkommen stagnierten und die niedrigen Erbwerbseinkommen gesunken sind“ Letzeres verwundert nicht, da es immer mehr Billigarbeitsplätze gibt, die aber (oftmals) wenigstens sozialversicherungspflichtig sind und Personen aus der Arbeitslosigkeit holten.
Aber und vor allem war ganz allgemein vom „Westen“ die Rede. Ich glaube nicht, dass man diese Behauptung für bspw. Westeuropa (um mal die USA herauszunehmen) bzw. die EU aufstellen kann. Da sprechen diese Zahlen eine andere Sprache: http://www.eu-info.de/deutsche-europapolitik/umfrage… Es ist auch nicht verwunderlich, dass D als mit reichster EU-Staat in der Entwicklung zurückhängt. Andererseits wurde die Beschäftigtenquote in diesem Zeitraum stark erhöht.
Dass die Einkommensschere auseinandergeht, ist eine ganz andere Sache. Das dürfte mit der geringen Besteuerung von u.a. Aktien zu tun haben *vorsichtig glaub*.
Zur ersten Aussage: Praktika werden in den letzten Jahren aber
immer stärker zweckentfremdet. Nicht umsonst spricht man ja
von der „Generation Praktikum“.
Der Mißbrauch von Praktika hat zugenommen, ist rechtswidrig und es ist die Unbedarftheit der Betroffenen, die dem keinen Einhalt gebietet. Wo kein Kläger, da kein Beklagter. Oftmals scheinen hiervon die bildungsfern eren Azubis betroffen zu sein - ganz nach dem Motto „mit denen kann mans machen“. Das hieraus ein Schlagwort „Generation Praktikum“ geworden ist, habe ich noch nicht gehört. Die allgemeine Situation für werdende Azubis hat sich ebenfalls dramatisch verbessert: http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statis…
Zur zweiten Aussage: Kannst Du das belegen?
Okay, da wird es naturgemäß schwierig, da ja vieles im Schatten erwirtschaftet wird .
In absoluten Zahlen: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/20063/… Man kann nahezu eine Stagnation in den letzten 14 Jahren feststellen.
In relativen Zahlen zum BIP, da nur dadurch der Anteil an Schwarzarbeit ermittelt werden kann: http://www.spiegel.de/fotostrecke/die-wichtigsten-fa… siehe auch Foto 2 und vor allem 3, aus dem hervorgeht, dass diese Entwicklung nicht nur D betrifft.
Zur dritten Aussage: Die ist logisch schwach, weil es nur ein
Jahr mit stagnierenden/steigenden Reallöhnen braucht, um sie
richtig zu machen. Wenn das also nicht einfach nur ein
rhetorischer Trick sein soll, kannst Du das sicher belegen.
Cool (rhetorisch) down: Aus Wiki zur Reallohnentwicklung in D
Und siehe oben zu Deiner Nachfrage bzgl. meiner ersten Aussage. Da waren die Zahlen für die EU.
Das Ziel von Unternehmen ist es, Gewinne zu machen. Menschen
arbeiten, um ein Auskommen zu haben. Das eine hat mit dem
anderen zunächst einmal nichts zu tun. Es kann aber zu einem
Zielkonflikt kommen. Wenn man das Unternehmensziel als legitim
akzeptiert, sollte man sich über das andere Ziel nicht lustig
machen.
Ich habe mich über den nostalgischen Anflug und den Anspruch auf quasi Lebensanstellung in durchaus sarkastischem Tonfall ausgelassen, da dieser einer Illusion nachhängt und an den Realitäten dieser Welt kilometerweit vorbeigeht. Es ist nun einmal Fakt, dass die Arbeitswelt der letzten 200 Jahre einen rapidem Wandel unterzogen war und dieser sich in den letzten 30 Jahren noch beschleunigte. Es ist weder davon auszugehen, noch kann es „verlangt“ werden, dass sich daran grundlegendes ändern wird. Kein Job ist absolut und für ein ganzes Arbeitsleben sicher. Ich nehme Beamte mal aus, da die angeblich unkündbar sind. Und wir leben nicht im Wunschland, sondern in einer Welt, auf der die Handelspartner stetig um ihren Vorteil ringen. Damit will ich keinesfalls dem puren Kapitalismus das Loblied singen, aber auch nicht dem verklärten Sozialanspruch von der Wiege bis zur Bahre.
In demokratischen Staaten übt das Volk zumeist
indirekt die Macht aus. Unsere Volksvertreter sollten also
bestrebt sein, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass die
Menschen ein Auskommen haben. Hierfür gibt es unterschiedliche
Lösungsansätze. Zu behaupten, dass der kapitalistische der
richtige sei, weil der kommunistische gescheitert ist, hieße,
marxistisch (oder zumindest dialektisch) zu argumentieren.
Wir leben nicht in einem kapitalistischen Land, sondern in einer sozialen Marktwirtschaft. Wäre unser System wirklich kapitalistisch, dann ginge es hier bedeutend härter zur Sache (was ich nciht wünsche). Unsere Volksvertreter setzen Rahmenbedingungen, soweit sie dies für angebracht halten. Aber auch sie müssen die Marktrealitäten anerkennen, da D keine autarke Insel ist und auf dem Export massiv angewiesen. Ohne den extremen Handelsüberschuss wäre das Sozialsystem schon längst dort wo wir Länder wie Spanien und Griechenland aktuell sehen.
Und das gilt global.
Wie schön, dass die ganze Welt so völlig gleich ist, dass
Deine 4 Thesen überall zutreffen.
Wenn etwas global gilt, muss die Welt ja nicht überall gleich
sein (auch wenn das Teil der moralischen Begründung für den
Kapitalismus ist).
Die These, dass die vorgenannten Punkte (Behauptungen bzgl. Lohnentwicklung, Schwarzwarbeit) weltweite Gültigkeit hätten, ist einfach Nonsens.
Putzige Hypothese mit der Überbevölkerung. Gut, dass Du aufgehört, Deine Gedankengänge weiterzuführen.
Zu Deiner 12./13. Jahrhundert-Theorie bzgl. der Industrie: Da kannst Du noch ein paar Jahrtausende draufpacken und z.B. die Arbeitsteilung beim Pyramidenbau ins Feld führen. Einen Startzeitpunkt wird man letztlich nicht finden, da es eine langsame Weiterentwicklung über bspw. Manufakturen gab. Ich habe das 18. jahrhundert genommen, da in diesem die „industrielle Revolution“ einsetzte.
Deinen Glauben möchte ich haben! Ich hoffe inständig, dass Du
Recht hast. Deshalb wage ich keine Frage nach einem Beleg.
Vielleicht wird die „funktionierende Demokratie“ nicht unbedingt zu dem von Dir gewünschten Ergebnis führen, aber sie hat uns seit 1949 (im Gegensatz zu früheren Zeitperioden) bisher ganz gut über die Runden gebracht.
Gruß
vdmaster