Wie fokussieren Fluchttiere

Hallo Allerseits,

Menschen, Affen und Raubtiere haben ihre Augen vorne und können damit wunderbar räumlich sehen. Wenn sie nach einem Ast, Beute oder igendeinen Gegenstand sehen, erfassen sie es mit beiden Augen.

Wie läuft das bei Fluchtieren, die ihre Augen seitlich haben, wie schauen die sich einen Gegenstand an? Haben sie ein Präferenzauge? Falls nicht, wie schnell können sie den Focus von dem einen auf das Andere schwenken?
Können Sie zwei unterschiedliche Gegenstände mit ihren beiden Augen gleichzeitig fokusieren?

Gruß
Carlos

Hi Carlos!

Menschen, Affen und Raubtiere haben ihre Augen vorne und
können damit wunderbar räumlich sehen. Wenn sie nach einem
Ast, Beute oder igendeinen Gegenstand sehen, erfassen sie es
mit beiden Augen.

Wie läuft das bei Fluchtieren, die ihre Augen seitlich haben,
wie schauen die sich einen Gegenstand an? Haben sie ein
Präferenzauge?

Es ja nicht so, dass sich die Blickfelder der beiden Augen vorn nicht überschneiden. Rein theoretisch gibt es keinen Grund, warum Pferde z.B. nicht räumlich sehen können sollten.

Rein praktisch ist das aber beim Menschen so gelöst, dass sich die Sehnerven der beiden Augen in Chiasma Opticum überkreuzen und das linke Blickfeld beider Augen in die eine Hirnhälfte geht (wie ich das Gehirn kenne, bestimmt in die rechte) und entsprechend.

Ein Pferd hat es da nicht so einfach, und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob überhaupt, wie gut und mit welchen Kunstgriffen es räumlich sehen kann.

Und davon abgesehen hat ein Pferd nicht viel mit Gegenständen zu tun, nur mit Gras, Artgenossen und Feinden. Vereinfacht gesagt.

Falls nicht, wie schnell können sie den Focus
von dem einen auf das Andere schwenken?

Das ist, glaub ich, nicht nötig.

Können Sie zwei unterschiedliche Gegenstände mit ihren beiden
Augen gleichzeitig fokusieren?

Ich weiß jetzt nicht ob alle, schon gar nicht welche, aber zumindest manche Huftiere haben statt eines gelben Flecks wie wir eine gelbe Linie, sodass sie den ganzen(?) Horizont gleichzeitig scharf sehen. Das dürfte ein größerer Überlebensvorteil sein als räumliches Sehen, wenn der Löwe lauert.

Gruß, Zoelomat

P.S. Abgesehen davon sollte man die Plastizität des Gehirns nicht unterschätzen. Du hast ja auch immer das selbe „Bild“ von deiner Umwelt im Kopf, ob du nun die eine oder andere Stelle in den Focus rückst. Oder ob du den Kopf bewegst. Oder ob eine der beiden normalen Formen des Nystagmus zuschlägt. Oder ob du blinzelst - da wird nämlich die Wahrnehmung kurz abgeschaltet und auf „Standbild“ geschaltet, damit du nicht denkst, es wird dunkel.
Auch ein Tier sollte keine Schwierigkeiten haben, ein einheitliches Bild zu gewinnen, auch wenn es zwei Stellen scharf sieht. Wahrscheinlich nicht mal ein Chamäleon.

Moin Carlos,

Fluchttiere benötigen eine (möglichst) 360°-Rundumsicht, während die Raubtiere oder alle, die sich von Ast zu Ast bewegen, eine 3-D-Sicht benötigen.

Gruß Volker

Hallo,

Können Sie zwei unterschiedliche Gegenstände mit ihren beiden
Augen gleichzeitig fokusieren?

siehe etwa:

http://www.pferde.de/Augen-der-Pferde-Die-Welt-aus-d…

„Im Gegensatz zum Menschen sind Pferde zum großen Teil monocular, „einäugig“, d.h. jedes Auge zeichnet von seiner Umgebung ein eigenes Bild. Das gemeinsame Gesichtsfeld ist sehr eingeschränkt, aber der zu überblickende Raum ist größer. Sie sehen also mehr, aber mit weniger Tiefenschärfe und Entfernungen können nur schwer abgeschätzt werden. Nur in direkter Nähe sind Pferde, wie der Mensch, binocular und können beide Augen auf eine Sache fokussieren,…“

http://books.google.de/books?id=QE5IgvD1r7cC&pg=PA40…

daraus:
„Ein Pferd fokussiert nicht wie wir, indem es die Pupille erweitert oder zusammenzieht.“ usw … usw.

http://pferdeumgang.de/Verhalten/Verh-Sinne.html

„Pferdeaugen stellen das Bild nicht durch Änderung der Linsenkrümmung scharf. Um Gegenstände in der Nähe scharf zu sehen, muß das Pferd den Kopf senken. Will es entfernte Objekte fokussieren, muß es den Kopf heben.“

Gruß

watergolf

Hi

Zusätzlich zu dem, was schon geschrieben wurde:

Die Tiere sehen nicht so deutlich und ich denke auch nicht so bewusst wie wir Menschen im Zentrum des Sehens.

Ich könnte mir vorstellen, dass es so ähnlich ist wie bei unserem peripheren Sehen. Das Pferd nimmt nicht permanent alle Informationen beider Augen wahr, sondern falls sich dort etwas bewegt, konzentriert es sich mehr auf diese Stelle. So eine Art „Stelle des schärfsten Sehens“ gibt es aber anscheinend auch bei Pferden, denn nach meiner Beobachtung gucken sie - wie Menschen auch - nochmal genauer hin, wenn sie im Blickwinkel was erspäht haben (z.B. wenn sich etaws bewegt)

Wenn du beim Ballspiel einen Ball von der Seite zugeworfen bekommst, siehst du auch nur mit einem Auge und nicht 3D, dafür bleibt nicht die Zeit, daher kannst du nicht sehen, was auf dem Ball für eine Aufschrift ist. Aber du kannst ihn trotzdem fangen. Das hat auch was mit Erfahrung zu tun („ein normalgroßer Ball ist, wenn er x-mal kleiner erscheint y-mal weit von mir entfernt …“)

Was meinen Verdacht bestätigt, dass Fluchttiere nicht so präzise sehen können: Pferde erschrecken sich vor den blödesten Sachen, wenn sie nicht richtig gesehen haben, was es ist. So scheut manches Pferd schon wegen einem Schmetterling, obwohl es sonst keine Angst davor hat (wobei es sicherlich auch Pferde gibt, die wirklich vor Schmetterlingen Angst haben, auch wenn sie sie richtig erkennen… *g*)

Interessant finde ich das allerdings bei einigen Vogelarten, z.B. Papageien. Ich denke nicht, dass ein Wellensittich groß fokussieren kann, und trotzdem landet er exakt wo er hinwill. Und das noch bei hohem Tempo.

Grüße

Karana

Hallo Zoelomat

Und davon abgesehen hat ein Pferd nicht viel mit Gegenständen zu tun, nur mit Gras, Artgenossen und Feinden. Vereinfacht gesagt.

Haben die es nicht auch mit dem Untergrund zu tun, auf dem sie laufen? Oder gucken die eh nicht, wohin sie treten? Es macht ja manchmal den Eindruck, das halte ich aber eher für mangelnde Übung. Stadtkinder gucken ja auch oft nicht, wohin sie treten, und setzen ständig einen völlig ebenen idiotensicheren Untergrund voraus.

Auch ein Tier sollte keine Schwierigkeiten haben, ein einheitliches Bild zu gewinnen, auch wenn es zwei Stellen scharf sieht. Wahrscheinlich nicht mal ein Chamäleon.

Wie ein Chamäleon sieht, das würde mich wahnsinnig interessieren. Ich wünschte, man könnte eins interviewen.

Viele Grüße

Und davon abgesehen hat ein Pferd nicht viel mit Gegenständen zu tun, nur mit Gras, Artgenossen und Feinden. Vereinfacht gesagt.

Haben die es nicht auch mit dem Untergrund zu tun, auf dem sie
laufen? Oder gucken die eh nicht, wohin sie treten? Es macht
ja manchmal den Eindruck, …

Das räumliche Sehen beruht ja nicht nur auf dem Unterschied zwischen den Bildern der beiden Augen.

Auch Bewegung ist dafür hervorragend geieignet.
Wenn du aus einem fahrenden Zug schaust, siehst du ganz hervorragend was vorn und hinten ist, auch wenn „Die schönsten Bahnstrecken der Welt“ im Fernsehen läuft.
Auch das Hin- und Herbewegen des Kopfes bei Eulen könnte dazu dienen, ist aber nur eine ungesicherte Erinnerung.

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Hallo,

Wie ein Chamäleon sieht, das würde mich wahnsinnig
interessieren. Ich wünschte, man könnte eins interviewen.

Siehe z.B.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Cham%C3%A4leons#Augen

darin u.a.:
„Dadurch kann das Chamäleon auf bis zu einem Kilometer Entfernung scharf sehen.“

Gruß

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Herzlichen Dank Allerseits.

ich habe eine Menge über die optische Wahrnehmung von Pferden gelernt.
Was ich vermisst habe, sind andere Tiere.

Gruß
Carlos