Hallo liebe Experten,
ich würde gern wissen, wie Live-Übertragungen im Fernsehen außerhalb eines Studios funktionieren.
Welche technischen Herausforderungen sind zu bedenken? Was genau passiert während der Übertragung? Was muss vorher an Equipment/ Technik vorhanden sein, damit gefilmt und unmittelbar das Gefilmte bei mir zu Hause im Fernseher zu sehen ist? Wie geht das? Welche Personen arbeiten während so einer Sendung im Hintergrund?
und eine weitere Frage in diesem Zusammenhang: wie könnte man beispielsweise eine Live-Sendung aus der Aula einer Schule heraus produzieren und senden?
Moin,
Möchtest du nicht lieber fragen, wie man einen Livestream im Internet zur Verfügung stellt?
Einen ‚richtigen‘ Internetanschluss habt ihr doch als Schule vielleicht. Also kein ADSL meist nur DSL genannt.
Das kommt ganz darauf an, was es kosten darf und was an Material erfasst werden soll.
Von einer bis zu beliebig vielen Kameras und deren Bediener reicht das Spektrum. Ob kabelgebunden oder kabellos an die Bildmischung übertragen wird, ist auch nur eine Geldfrage.
Dazu ein Bild/ Tontechniker, der (ggf. nach Anweisung eines Regisseurs) die verschiedenen Kameras in die Übertragung schaltet und ein (Regie-) Assistent, der Anweisungen an die Kameraleute gibt, wo sie denn bitteschön nun „draufhalten“ sollen.
Im einfachsten Fall streamt man das Signal „einfach“ per Internet.
Im aufwendigerenen Fall wird praktisch die gesamte Studiotechnik incl. mobilem Bildschnittstudio vor Ort eingesetzt und per Satelliten-oder Internet- Link an die „Sendezentrale“ übetragen, welche das Signal an die Kopfstationen der Sendeinfrastruktur verteilt. Das kann ein lokaler Kabelsender sein oder auch ein überregionaler Sender, der auch DVBT- und Satellten-Signale bereitstellt.
Tatsächlich treten bei der Übertragung IMMER Signallaufzeiten auf, die bis zu mehreren Sekunden betragen können.
Moin zurück,
nein, es geht schon um eine echte Übertragung, bspw. einer Live-Show. Ich möchte das im Zuge einer Recherche für einen Roman wissen, es geht also tatsächlich darum, wie so eine Übertragung professionell abläuft - nicht darum, irgendwas mit Schülern in der Aula zu gucken Aber danke für die Nachfrage
Was man immer schön bei Live-Zuschaltungen merkt, wenn der Befragte erst ein paar Sekunden wartet, bis er anfängt zu antworten. Da reicht schon die Schaltung von Berlin nach Frankfurt, um eine auch für den Zuschauer merkbare Verzögerung zu erreichen.
vielen Dank für die Antwort!
bedeutet per Internet, dass man in einem solchen Fall auf SNG-Wagen sogar verzichten könnte und wie du schon beschrieben hast, die Technik vor Ort in einem Nebenraum aufbaut oder wie kann man sich das vorstellen? Ist die Übertragung an die Sendezentrale so zuverlässig, dass bspw. Sender das auch für Fußballspiele verwenden?
Mehrere Kameras werden über Kabel mit einem Übertragungswagen verbunden, dazu kommen manchmal noch schnurlos angebundene Kameras.
Im Übertragungswagen gibt es den Regieraum, dort werden alle Kamerabilder angezeigt.
Zusätzlich besteht dort die Möglichkeit, weitere Inhalte einzuspielen - Zeitlupen, Wiederholungen, Aufzeichnungen, Zusatzinformationen (Zeitnahme, Punkte, Tabellen,…).
Am Ende kommt ein Bild heraus, welches übertragen werden soll.
Dies wird über eine Satellitenverbindung gesendet. Dazu hat der Ü-Wagen eine Parabolschüssel auf dem Dach (etwas größer als das, was man für den Empfang in Häusern zu nutzt). Der Satellit empfängt Signale aus einem weiten geografischen Bereich (dort überall könnte ein Ü-Wagen stehen) und sendet das Signal zurück zur Erde an eine Empfangsstelle. Nun geht es erst zum eigentlichen Rundfunkanbieter, etwa zur Sendezentrale vom ZDF.
Ab da geht es über die regulären Wege zu den ausstrahlenden Satelliten (etwa Astra) und zu den DVB-T Sender und zu den Servern, die das Bild ins Internet stellen.
„Senden“: Finde einen Rundfunkveranstalter, der sich für die Übertragung interessiert und diese dann ausführt. Anders ist es nicht möglich, eine Fernsehsendung auszusenden.
Wer sich nicht daran stören würde, dass der Empfang nicht über einfache Fernseher möglich ist, sondern lediglich als Live-Stream im Internet, der benötigt weit weniger Technik, vor allem aber eins: Einen Internetanschluss mit hoher Datenrate ins Internet, also schnellen Uplink. Für vernünftige Qualität sollte man mindestens eine exklusiv nutzbare Datenrate von 2Mbit/s haben, wer in HD übertragen will, ist ab 6Mbit/s dabei.
Und natürlich benötigt man noch einen Server, der dann diesen einen Datenstrom aus der Aula an alle Zuschauer weitergibt. Dazu benötigt der eine weitaus schnellere Anbindung an das Netz, optimal ist, wenn er sich eines Dienstes namens CDN (content delivery network) bedienen kann.
Vereinfacht:
Kaum ein Server wird 10.000 Zuschauer mit jeweils 6Mbit/s versorgen können (Dazu alleine wären schon 60Gbit/s nötig!), also verteilt man die Inhalte simultan auf ein ganzes Netzwerk von Servern. Jeder einzelne Server bekommt einmal den Datenstrom von der Zentrale und verteilt ihn dann wieder auf eine große Anzahl Empfänger.
Die Systeme sind heute sehr „handlich“. Um nur ein Bewegtbild mit O-Ton in eine Nachrichtensendung zu bekommen reichen inzwischen Kleinbusse, um alles dafür Benötigte vor Ort zu bringen, und hierüber dann ein Signal per Satellit an einen Fernsehsender zu liefern, der es dann weiter verarbeitet.
Für größere Veranstaltungen kommen dann ggf. mehrere Sattelauflieger zum Einsatz, die vor Ort nicht vorhandenes Equipment mitbringen. Das reicht von weiteren Kameras, nebst Drahtlossystemen für Bild und Ton über Beleuchtung bis hin zu Bühnentechnik, Maske, … und natürlich insbesondere auch Bild- und Tonregie. Moderne Veranstaltungszentren verfügen oft schon über Einiges an eigener Technik, und sind ggf. mit eigener Sat-Anlage für den Uplink oder ATM-Glasfaser-Anschluss ausgestattet.
Alle Bundesliga-Stadien sind seit 2015 an das Bundesliga-Glasfasernetz angeschlossen.
Jeweile 4-5 Stadien bilden einen mit dem zentralen Produktionsstandort in Köln angebundenen Ring.
Trotzdem ist bei jedem Spiel der ersten Liga Platz für mindestens fünf SNG-Fahrzeuge vorzuhalten.
Ich vermute, dass man sich nicht auf einen Weg verlassen möchte und daher redundant arbeitet.