Wie funktioniert das Nachschlagen bzw. Zuordnen von Telefonnummern in Deutschland?

Hallo liebe Experten,

ich habe heute einen DSL-Anbieter wechsel durch und dabei ist etwas mit meiner Nummer schief gelaufen. Wenn ich die portierten Nummern (im Folgenden: Problemnummern) anrufe, erhalte ich die Meldung, dass die Nummer nicht vergeben sei. Die anderen neuen Nummern funktionieren. Es geht hierbei um SIP-Nummern, welche alle beim Registrar meines Providers (Alice) erfolgreich registriert sind.

Ausgehende Anrufe funktionieren mit den Problemnummern, nur eben eingehende Anrufe nicht, zumindest nicht, wenn ich dazu mein Handy verwende. Wenn ich mein anderes Festnetztelefon nehme und eine der Problemnummern anrufe, funktioniert es! Ich vermute aufgrund dessen, dass alle meine Nummern beim selben Registrar registiert sind?

Daher frage ich mich nun:

Angenommen ich nehme mein Handy oder ein fremdes Festnetztelefon und rufe eine Festnetznummer an. Wenn ich dies ein VoIP Anschluss ist, vermute ich, dass beim lokalen Registrar nachgeschlagen wird, ob er die Nummer kennt. Ich habe auch gelesen, dass das ENUM-Look UP aus Abrechnungsgründen wohl umgangen wird. Also wird diese Anfrage vermutlich zum VoIP-Gateway weitergeleitet, wenn die Nummer nicht beim Registrar liegt.

Aber nun? Scheinbar muss es doch trotzdem irgendwo im Internet zwischen den Providern eine Zuordnung (ähnlich wie ENUM) zwischen der Telefonnummer und meinem SIP-Account geben?

Und wenn es diesen Zuordnungsserver gibt, ist es ein zentral gepflegter Server, z.B. bei der Telekom oder einer anderen Organisation? Wieso ist denn meine Nummer von externen Geräten nicht erreichbar? Wo schauen diese nach? Kann man solch einen Lookup evtl. ähnlich wie beim DNS auch selbstvornehmen?

Ich danke euch!

Viele Grüße
Phil

Es braucht manchmal ein paar Tage oder gar Wochen bis Nummern portiert sind.

Wenn das definitif nicht geht, kann nur der neue Provider das Problem beheben.

Es gibt auch Mobile-Phone-Provider, die bestimmte Nummern/Nummernblöcke sperren.

Ich empfehle grundsätzlich dass man sich einen VoIP Provider sucht, der nicht, mit einem
DSL-Provider, verbandelt ist.

John

Ich bin mir nicht sicher, aber soweit ich weiß gibt es eine zentrale Datenbank bei der BNetzA, wo die Änderungen allerdings auch im Voraus angekündigt werden, also d.h. zu einer Telefonnummer ist gespeichert, welchem Anschluss sie zugeordnet ist, dazu weiterhin die Information, bis zu welchem Termin und welche Zuordnung danach gültig ist. In welcher Periodik die einzelnen Provider diese Daten mit ihrer eigenen Datenbank synchronisieren, entscheiden sie selbst. Deshalb kann Dein jetziger Provider die Nummer bereits routen, weil es sich um einen Anschluss bei ihm handelt, Fremdanbieter aber evtl. noch nicht. Eigentlich sollte sowas aber innerhalb von 24 Stunden funktionieren. Dass es in der Realität oft nicht klappt, ist leider auch Realität.

Mit ENUM hat das nichts zu tun, das ist ein ganz anderes System und ist lt. Aussage von PBX-Network „praktisch tot“ bzw. wird von den meisten Anbietern gar nicht genutzt; nicht mal, wenn der Kunde eine Flatrate hat und der Anbieter z.B. Phonecast-Server damit auflösen könnte.

Was die PSTN-Nummer betrifft: Du selbst wirst diesen Lookup vermutlich nicht vornehmen können, weil der nicht über das Internet funktioniert, sondern über das reguläre Festnetz über anbieterinterne Protokolle, die von der Ortsvermittlungsstelle kundenseitig nicht unterstützt werden.

Letztlich bleibt Dir wahrscheinlich nur die Möglichkeit, Dich bei Deinem jetzigen Anbieter zu beschweren, wobei z.B. die Kundendienstmitarbeiter von 1&1 weder ENUM kennen, noch Angaben zum netzinternen Routing machen können, weil die Kunden damit nichts zu tun haben und die Supportmitarbeiter deshalb auch darin nicht geschult sind. Wird wohl bei anderen Anbietern ähnlich sein. Und mit den Netztechnikern wird man Dich gar nicht erst verbinden.

Hallo Umherirrender,

vielen Dank, dass du dir die Zeit zum Lesen und zum Antworten genommen hast. Nun habe ich zumindest verstanden, wie das grundsätzlich aufgebaut ist und wie die Replizierung funktioniert. Super! Ich danke dir.

In meinem konkreten Fall heißt es dann wohl abwarten, dennoch fühle ich mich nun besser, denn ich weiß nun, wo es vermutlich hakt :smile:

Viele Grüße
Philip

Hallo,

Dies ist ein recht komplexes Thema.

Ich will Ihre Frage mal direkt beantworten.

Die Bundesnetzagentur gibt den Prozess der „Rufnummernportierung“ vor.
In dieser gibt der neue Carrier dem Abgebenden einen sogenannten Portierungsauftrag.

Das Prinzip ist folgended zu erklären:
Alle Telefonprovider haben eine so genannte Translation Profile ID. Die Deutsche Telekom hat z.B. die D01 der nächste die D02 usw.

Wenn jetze Alice der neue Provider ist senden diese den Portierungsauftrag an die DT. Diese setzt dann in Ihren Nummern Portierungs systemen folgenden code
06912345 -> D012. Der Carrier mit der D012 setzt dann seinerseits auf seinem System die 06912345 1. als Ziel in Seinem Netz auf 2. setzt ein Routing zu dem nächstgelegenen Knoten (bei klassischer telefonie also ISDN eine EWSD, bei VoIP ein Session Border Controller) einen „CPT“
Dieser CPT ist eine Markierung das der anschluss 12345 ab hier erreichbar ist.
Das währe in unserem Beispiel also eine EWSD in Frankfurt.

Und jetzt zu dem Thema: Wie funktioniert das überhaupt? Dies zu erlären bedarf der kentniss was Puls-code-modulation und Codecs sind. Ich werde dies auch vereinfacht darstellen.

Also die Rufnummer ist jetzt beim Carrier mit der D012. Ein Nutzer aus dem Netz D123 ruft nun die 069 12345 an. Die Systeme der D123 prüfen ob Sie die Rufnummer direkt kennen. Wenn JA geben Sie den „Invite“ an den nächsten Interconnt, kurz POI genannt, zwichen D123 und D012. Wenn NEIN werden alle unbekannten Ziele an die D01 gesendet. Spätestens die Deutsche Telekom weiss dann wo wie nummer ist.

Kommentar zu der Praxis der POIs:
Da dieses senden an die D01 den Carrier D123 Geld kostet. Achten die meisten Telefon Provider darauf eine Funktionierende und möglichst akuelle Datenbank mit Routingsystemen zu haben. Damit dass wiederum funktioniert, gibt es eine sogenannte Arbeitsgruppe. In dieser AG sind von allen Providern in Deutschland min. 1 Techniker/Netplaner dabei. Alle Carrier machen (eine hand wäscht die andere) dabei mit ein System zu Pflegen das sich NMS nennt bzw. auch als InfoPort bekannt ist.

Ich höre jetzt mit dem Tippen auf da dies mit sonst zu viel wird. Entschuldigen Sie die rechtschreibfehler. Ich hoffe Ihnen geholfen zu haben.

mfg
ancere

Wow. Ich hätte gerne noch mehr darüber gelesen. Ein sehr interessantes Thema.

Leider ist im Internet für mich nichts darüber zu finden gewesen. Vielleicht ist es jedoch jetzt mit Ihren Fachbegriffen möglich, mehr über dieses Thema zu erfahren.

Vielen Dank für Ihren Beitrag!

Hier ein paar Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/EWSD

http://de.wikipedia.org/wiki/Session_Border_Controller

http://de.wikipedia.org/wiki/G711

http://de.wikipedia.org/wiki/Rufnummernmitnahme

http://de.wikipedia.org/wiki/Routing (bezieht sich auf Daten, trifft aber auch auf VoIP zu)

http://de.wikipedia.org/wiki/Session_Initiation_Prot…

http://de.wikipedia.org/wiki/Asterisk_%28Telefonanla…

http://www.asterisk.org/

http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1912/DE/Sachgebi…