Wie funktioniert ein Druckkostenzuschussverlag?

Hallo,

kann mir jemand erklären, was genau ein Druckkostenzuschussverlag ist? Das Prinzip ist mir bewusst - der Autor beteiligt sich an den Kosten, die bei der Veröffentlichung des Buchs entstehen - aber wie genau funktioniert das? Gibts abgesehen davon fundamentale Unterschiede zu „richtigen Verlagen“? Wie hoch sind die Kosten, mit denen sich der Autor beteiligt und gibt es dafür im Gegenzug Dinge wie beispielsweise mehr Prozent vom Verkaufspreis? Gibts da eine Art standardisiertes Vorgehen oder der macht sich das jeder Verlag selbst mit seinen Autoren aus?

Hallo,

ein Druckkostenzuschussverlag ist ganz pfui bahbah. Das ist kein Verlag , denn das Wort Verlag kommt von vorlegen.

Ein Verlag investiert also Geld in ein Manuskript, um daraus ein Produkt, nämlich ein möglichst gut verkäufliches Buch machen. Dazu muss schon das Manuskript gewissen Kriterien genügen. Ein Verlag unternimmt darüber hinaus noch weitere „Fertigungsschritte“: ein Lektorat schleift und poliert den Text, bis er spannend, ergreifend oder sonstwas ist. Ein Korrektorat merzt Rechtschreibfehler raus. Grafiker entwerfen das Titelbild. Die Marketingsabteilung überlegt sich, wie, wo und wann sie den Titel am besten platziert, die Werbung schaltet Anzeigen, schickt seine Vertreter aus, die den Titel in die Buchläden bringen, organisiert vielleicht sogar Lesungen, usw. …

Von alledem tut ein DKZV nix. Er schmiert Möchtegernautoren Honig ums Maul, lässt sie denken, dass sie ein außerordentliches Talent haben, das brach liegenzulassen ein Verbrechen wäre. Ein solcherart Gebauchpinselter wird alles tun, um die fünfstelligen Summen, die der Druckkostenzuschussverlag von ihm fordert, aufzubringen. Dafür erhält er dann seinen Text 500-, tausend- oder zigtausendfach zwischen zwei Buchdeckel gepresst, gegen Aufpreis vielleicht sogar verschweißt frisch gedruckt nach Hause, wo er für die nächsten Jahre die Garage blockiert oder im Keller zu schimmeln beginnt. Diese Bücher finden nie ihren Weg in die Buchläden, denn ein Buchhändler kann es sich nicht leisten, seinen teuren Regalplatz für Bücher von Druckostenzuschussverlagsopfern zu verschwenden. Auch auf Nachbarschafts- oder Familienfesten verkauft derselbige Autor nur einzelne Exemplare.

Ein DKZV druckt alles, was du ihm hinhältst, selbst wenn es ein Telefonbuch ist, macht einen Einband drum und gut ist’s. Er ist kein Verlag (hallo? VORlegen!), sondern nur eine besonders teure Druckerei. Es gibt dort weder Marketing noch Vertrieb, und Lektorat, Korrektorat oder Grafik gibt es nur als teure Zusatzleistung.

Und ein ganz bedeutender Unterschied ist natürlich:
Ein Verlag zahlt dem Autor Geld - DKZV nimmt vom Autor Geld.

Neben den lupenreinen DKZV gibt es noch eine Menge verkappte: Kleinverlage z.B., die zu Anthologien aufrufen und dafür kein oder nur ganz wenig Honorar zahlen. Stattdessen kaufen die Autoren jeder zig Dutzend Exemplare - und schon ist die Auflage verkauft und der Kleinverlag reibt sich die Hände.
Einige machen sogar zur Bedingung, dass der Autor zwar null Honorar bekommt, er aber soundsoviel Stück abnehmen oder für den Verkauf sorgen muss.

So, reicht das jetzt?

Gruß
Ann da Cáva
Verlag

Hallo Ann da Cava,

wow, danke für deinen Input!
Zu dem, was du bezüglich Marketing, Vertrieb und Lektorat geschrieben hast, hab ich noch eine Frage. Ich kenn jemanden, der sich beim Novum Verlag ein Angebot eingeholt hat. Da bezahlt sie zwar auch einen Teil, dh. es fällt unter die Kategorie Druckkostenzuschuss, aber laut Angebot kriegt sie Unterstützung was Korrektorat, Lektorat und Gestaltung angeht - ist das dann so eine Mittelform?
Ich kenn mich im Verlagswesen echt nicht aus, aber ich stell es mir allgemein schwierig vor, was zu veröffentlichen. So wie du es beschreibst wird ein richtiger Verlag sich ja nur auf einen Neuautoren einlassen, wenn er sicher ist, dass sich das für ihn auch lohnt. Das heißt, du musst wirklich super gut schreiben um zwischen den ganzen Einsendungen aufzufallen und auch noch zum Verlag passen. Ich mein, selbst J K Rowling ist mit ihrem Harry Potter sieben oder acht Mal abgelehnt worden! Und E L James hat ihre 50 Shades of Grey soweit ich weiß erstmal bei Amazon als Ebook angeboten, weil es kein Verlag wollte - und jetzt macht sie Millionen damit. Versteh einer die Welt…

Und E L James hat ihre 50 Shades of Grey soweit ich weiß
erstmal bei Amazon als Ebook angeboten, weil es kein Verlag
wollte -

Tja, es gibt noch Lektoren mit Geschmack!

Siboniwe

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Hallo Chihiro2,

Ich kenn jemanden,
der sich beim Novum Verlag ein Angebot eingeholt hat. Da
bezahlt sie zwar auch einen Teil, dh. es fällt unter die
Kategorie Druckkostenzuschuss, aber laut Angebot kriegt sie
Unterstützung was Korrektorat, Lektorat und Gestaltung angeht

  • ist das dann so eine Mittelform?

Druckkostenzuschuss ist Druckkostenzuschuss. Laut Definition ist der betreffende „Verlag“ ein DKZV. Wenn er Lektorat u.a. anbietet, fließt das sicherlich versteckt oder offen in den Betrag mit ein, den der Autor zahlen muss, um dort veröffentlicht zu werden.

Schau mal hier: http://www.aktionsbuendnis-faire-verlage.com

Ich kenn mich im Verlagswesen echt nicht aus, aber ich stell
es mir allgemein schwierig vor, was zu veröffentlichen.

Na klar. Es ist aber auch schwierig, seinen Traumjob zu bekommen.

So wie
du es beschreibst wird ein richtiger Verlag sich ja nur auf
einen Neuautoren einlassen, wenn er sicher ist, dass sich das
für ihn auch lohnt.

Ja gut, aber nenn mir doch nur einen Grund, weshalb ein (seriöser!) Verlag ein schlecht geschriebenes Manuskript, für das sich niemand interessiert, veröffentlichen soll. Es ist der Zweck eines Verlags, aus dem Verkauf des fertigen Buches so viel Gewinn zu erzielen, dass er damit nicht nur den Autor angemessen honorieren, sondern auch den Verlag selbst am Leben erhalten kann. Also liegt es im eigenen Interesse, nur das zu veröffentlichen, was dieses Potential hat. Der Verlag tut im Gegenzug einiges, um aus dem Rohmaterial Manuskript ein Qualitätserzeugnis zu machen und es im Markt gut zu platzieren. Dass das dann wirklich klappt, dafür gibt es allerdings keine Garantien - weder für den Verlag noch für den Autor.

Das heißt, du musst wirklich super gut
schreiben um zwischen den ganzen Einsendungen aufzufallen und
auch noch zum Verlag passen.

Mindestens! :smile: Man muss nicht nur zum Verlag passen, sondern auch noch zur richtigen Zeit. Der tollste Roman über Barbarossas Hofstaat wird dir auch von einem Verlag, der sich auf historischen Stoffe spezialisiert hat, nicht abgenommen, wenn das Thema im Jahr zuvor schon erschöpfend durchgenudelt worden ist.

Ich mein, selbst J K Rowling ist
mit ihrem Harry Potter sieben oder acht Mal abgelehnt worden!

Das ist völlig normal. Und umgekehrt: Kein Autor, der in den Bestsellerlisten steht, ist bisher vom Himmel gefallen. Sie alle haben unzählige Absagen hinter sich, haben ihre Manuskripte zig mal umgeschrieben, dran geschliffen und gefeilt. Und im 99,9 % aller Fälle haben sie vorher Werke veröffentlicht, nach denen kaum ein Hahn krähte.

Und E L James hat ihre 50 Shades of Grey soweit ich weiß
erstmal bei Amazon als Ebook angeboten, weil es kein Verlag
wollte - und jetzt macht sie Millionen damit. Versteh einer
die Welt…

Ja, wie Siboniwe schon sagte … *g*

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Hallo Ann da Cava,

danke nochmals, dein Beitrag ist wirklich sehr hilfreich!
Und ziemlich ernüchternd, ehrlich gesagt… :wink: Hab jetzt den Eindruck dass es praktisch unmöglich ist, was zu veröffentlichen, wenn man nicht grad ein ungeschliffener Rohdiamant ist und sehr viel Glück hat. Vielleicht war mir auch nicht ganz klar, wie viel Arbeit tatsächlich hinter so einem Buch steckt bzw. wie lange der Prozess dauert, bis man mal ein fertiges Manuskript in den Händen hat.
Würdest du dann sagen, dass Druckkostenzuschussverlage hauptsächlich davon leben, dass es eben Leute gibt, die ihr Buch einfach gern veröffentlicht sehen wollen und wissen, dass die Chancen auf Veröffentlichung in einem richtigen Verlag eher schlecht stehen würden? Also nach dem Motto ein Buch für mich, eins für das Regal meiner Oma, eins für den Nachbarn…

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Hallo,

Würdest du dann sagen, dass Druckkostenzuschussverlage
hauptsächlich davon leben, dass es eben Leute gibt, die ihr
Buch einfach gern veröffentlicht sehen wollen und wissen, dass
die Chancen auf Veröffentlichung in einem richtigen Verlag
eher schlecht stehen würden? Also nach dem Motto ein Buch für
mich, eins für das Regal meiner Oma, eins für den Nachbarn…

Definitiv ja.

Aber soooo schwer ist veröffentlichen nun auch nicht. Allerdings von jetzt auf gleich geht gar nix. Wenn man aber gern schreibt, findet man allerorten und auch im Internet Foren für jedes Genre. Da lernt man auch die „Spielregeln“ der Buchbranche kennen, erfährt von Ausschreibungen, an denen man sich beteiligen kann usw. Sowas ist allemal gut zum Erfahrungen sammeln und die eigene Bibliografie anzufüllen. Der Schritt zur Veröffentlichung eines ganzen Buches ist dann nicht mehr so groß und der jeweilige Verlag kann besser einschätzen, mit wem er es zu tun hat. Versuchs doch einfach mal!

Viel Erfolg!
Ann

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Hallo,

Es dürfte das gleiche wie ein Selbstkostenverlag sein. Ein Verlag, der für verschiedene Dienstleistungen Geld von den Autoren verlangt. Im Idealfall informiert sich der Autor über Preise und Dienstleistungen des Unternehmens(Lektorat, Layout, Marketing und Vertrieb, u.a.). Das heißt, dass der Schriftsteller das wirtschaftliche Risiko für sein Buch trägt. Andere Verlage können nicht jedes Buch von neuen Autoren veröffentlichen. Neuautoren können also bei einem Selbstkostenverlag nachfragen und die Veröffentlichung ihrer Bücher selber finanzieren.Ich hab mich mal beim Novum Verlag erkundigt und es werden verschiedene Pakete angeboten. Du kannst dein Buch z.B. als Taschenbuch drucken lassen und bekommst einen Anteil des Verkaufspreises. Je nach Auflage und Zusatzleistungen variiert der Preis. Das heißt, dass du ein Paket nach deinen Wünschen anpassen kannst. Am besten wäre es, wenn der Autor selber beim Verlag seine Wünsche äußert und sich dann ein Paket oder die Leistungen aussucht.  Ob er beispielsweise mehr Prozent vom Verkaufspreis bekommt, kann man sich afaik aussuchen. Einige Zusatzleistungen macht sich der Verlag mit den Autoren aus. Logischerweise variiert der Preis je nach Covergestaltung, gewünschte Werbungsmaßnahmen, Zahlungsmodalitäten, usw…Wenn jemand ernsthaft über eine Buchveröffentlichung nachdenkt, dann sollte er sich mit dem Verlag in Verbindung setzen und über sämtliche Einzelheiten informieren.

Danke dir!

Oh wow du kennst dich ja aus. Danke für die Infos!