Wie funktioniert Gentechnik ?

Hallo Gemeinde,

mir kam die Frage auf, wie die Forscher es schaffen, Gene zu Isolieren,umzuändern und anschließend wieder einzupflanzen. Ich meine, Pinzette ist bei dieser Größeneinheit ja wohl etwas übertrieben.

Ich machte mich bereits etwas schlau mit meinem Freund, Herrn Google.

Momentan weiß ich nur soviel :

Die Doppelhelix (DNA/DNS) wird mittels eines Enzyms gespalten. Dort tauscht man jetzt die Basensegmente um (Oder die Reihenfolge). Wenn man nun alles so hat wie man es möchte, pflanzt man diese modifizierte Erbinformation in ein Plasmid, welches zuvor aus einem Bakterium entnommen wurde, wieder ein. Das Bakterium wird auf eine in ein Organismus geschleußt, wo es anfängt sich zu vermehren, denn soweit ich weiß, vermehren sich Bakterien ja „einfach so“, also sie brauchen nicht dazu, wie die Viren, eine Zelle zu befallen.

Meine Fragen nun sind :

  • Wie wird das Plasmid entnommen und wieder eingepflanzt ?

  • Wie bekommt man die modifizierte DNA in das Plasmid ?

  • Wieso wird das veränderte Gen anschließend auf das Subjekt (zB. den Menschen) übertragen obwohl doch keine Zelle befallen wird ?

  • Gibt es noch andere Arten der „veränderten DNA iniziierung“ ?

Ich danke für eure Antworten !

Mit freundlichen Grüßen
Jannis Weber

Hallo Jannis,

das sind mehrere Fragen auf die man nicht so einfach kurz antworten kann, also hier habe ich einen Link zu einer Facharbeit, welche sich mit der Handhabung und Extraction von Plasmiden beschäftigt:

http://www.germanweber.de/uploads/media/FA_Martha_Dz…

Wie man DNA in ein Plasmid bekommt fällt unter den Begriff Klonierung, fremde DNA muss in den DNA Ring eingefügt werden, dass funktioniert so:

http://e-learning.studmed.unibe.ch/Gen_Kurs/GEN_KURS…

Für die Frage wie man DNA in eine menschliche Zelle bekommt schaust Du vielleicht einfach mal bei Wikipedia vorbei:

http://de.wikipedia.org/wiki/Gentherapie

Das Funktioniert leider nicht mit Plasmiden, daher müssen dafür andere Methoden gewählt werden.

Ich hoffe diese Übersichten helfen Dir bei den versciedenen Themen weiter…

Hallo Jannis,

Gentechnik kannst du dir vorstellen wie einen großen Werkzeugkasten mit verschiedenen Enzymen und Methoden.

Für die Veränderung von Genen oder die Übertragung von Genen in andere Organismen, z.B. Bakterien gibt es verschiedene Gründe. Der häufigste ist vermutlich, dass man ein Protein mit Hilfe von Bakterien (oder Hefen) herstellen möchte. Man kann auch gezielt Gene ausschalten (in Bakterien, aber auch in höheren Lebewesen) um z.B. zu untersuchen, welche Auswirkungen das hat, um so mehr über die Funktion bestimmter Gene herauszufinden. Die Methoden sind in allen Fällen sehr ähnlich.

Nehmen wir mal das Beispiel, dass ich große Mengen eines bestimmen Proteins herstellen möchte. Das kann prinzipiell erst einmal alles sein, von Insulin bis hin zu weiteren Enzymen, die man dann wieder als Werkzeuge benutzen kann. Nennen wir das Protein mal „Weberulin“.

Bakterien eignen sich gut dafür, viel Protein zu produzieren. Sie lassen sich recht einfach und schnell kultivieren. „Einfach so“ vermehren sie sich allerdings auch nicht, es sind immer Nährstoffe nötig.

Wie du vielleicht weißt, ist ein Gen in der Regel der Bauplan für ein bestimmtes Protein. Gelingt es also, das Gen für mein gewünschtes Protein in ein Bakterium einzuschleusen und das Bakterium zu „überreden“, quasi auf Knopfdruck das Gen einzuschalten, kann ich große Mengen des Proteins produzieren.

Das Gen kann aus unterschiedlichsten Quellen stammen, lass es in unserem Beispiel ein anderes Bakterium sein, wie wär’s mit „Bacillus weberulensis“? Man isoliert zunächst die DNA daraus, indem man die Zellen öffnet (chemisch oder physikalisch, z.B. mit Ultraschall) und die DNA aufreinigt. Dann vervielfältigt man das Weberulin-Gen mit Hilfe der „Polymerase-Kettenreaktion“ (PCR). Dabei kann man an beiden Enden spezielle Gensequenzen zusätzlich anbringen. Diese Sequenzen enthalten Erkennungsmuster für sogenannte Restriktionsenzyme. Das sind in unserem Werkzeugkasten die Scheren, davon gibt es einen Haufen verschiedene, die alle unterschiedliche Gensequenzen erkennen, meistens mit einer Länge von sechs Nukleotiden. Wir schneiden also an beiden Enden diese Sequenzen auf. DNA ist ein Doppelstrang und am praktischsten ist es, wenn dieser Doppelstrang nicht einfach glatt abgeschnitten wird, sondern mit einem überhängenden Ende. Und genau das machen viele dieser Schneide-Enzyme. Das sieht dann z.B. so aus:

—GAATTC---------GAATTC— --> AATTC---------G
—CTTAAG---------CTTAAG— -->          G---------CTTAA

In der Regel ist die DNA dazwischen natürlich ein bisschen länger.

Jetzt brauchen wir das von dir schon erwähnte Plasmid. Plasmide sind sozusagen die „Plugins“ von Bakterien. Ein zirkulärer Strang von DNA, der zusätzlich zur genomischen DNA (die jede Zelle haben muss) vorliegen kann und das Bakterium mit Zusatzfunktionen ausstatten kann, z.B. Resistenz gegenüber bestimmten Antibiotika. Plasmide kann ebenfalls aus Zellen isolieren indem man die Bakterien öffnet und die DNA reinigt. DNA unterscheidet sich in ihren Eigenschaften von anderen Zellbestandteilen, dadurch kann man sie vom Rest trennen.
Dieses Plasmid schneiden wir mit den gleichen Restriktionsenzymen wie unser Protein.

…------G           AATTC-----…
…------CTTAA           G-----…

Wo die Punkte sind, geht das Plasmid weiter und da es kreisförmig ist, haben wir jetzt einen an einer Stelle aufgeschnittenen Kreis.

Da sich immer C mit G und T mit A im DNA-Doppestrang gegenseitig anziehen, werden diese Enden auch „klebrige Enden“ genannt. Bringt man jetzt die geschnittene Weberulin-DNA und das Plasmid zusammen, finden sich automatisch diese überhängenden Enden. Der Doppelstrang hat aber auf beiden Seiten immer noch eine Unterbrechung, dafür brauchen wir aus unserem Werkzeugkasten den Kleber, der nennt sich „Ligase“.

Um dieses Plasmid jetzt in unser Zielbakterium zu bekommen (das Haustierchen der Gentechniker is Escherichia coli), muss man es „transformieren“. Das kann man z.B. chemisch machen oder mit einem elektrischen Puls. Ziel ist, die Zellwand durchlässig zu machen, so dass das Plasmid hineinwandern kann. Das klappt mal mehr mal weniger effizient.

Im Normalfall ist auf dem Plasmid daher nicht nur die Sequenz für das Zielprotein enthalten, sondern auch ein Resistenzgen für ein bestimmtes Antibiotikum. Lasse ich dann die frisch transformierten Zellen auf Medium wachsen, dass dieses Antibiotikum enthält, können nur die überleben, die ein Plasmid abgekriegt haben.

Diese Zellen kann man dann vermehren, in immer größeren Gefäßen bis hin zu riesigen Bioreaktoren.

Das ganze ist natürlich noch ein wenig komplexer, so kann man z.B. die Produktion des „Weberulins“ gezielt starten durch Zugabe sogenannter Induktoren.

Menschliches Erbgut wird man auf diese Weise übrigens nicht verändern. Dafür eignen sich Bakterien schlicht nicht. Theoretisch ginge es mit Viren, aber von einer wirklichen „Gentherapie“ sind wir noch ein gutes Stück entfernt.

Ich lasse mal noch ein paar Fragen für andere offen, der Text ist ohnehin schon zu lang.

Hallo Jannis,

ich habe Genetik und Pflanzenzüchtung im Studium gelernt. Gentechnikmethoden habe ich im Einzelnen nicht erlernt. Ich weiß nur welche Gentechnikmethoden angewendet werden: Polymerase-Kettenreaktion (PCR), Getransfer und Rakombinationstechnik (Synthetische Biologie). Es sind auch ausreichend Informationen zu den Methoden im Internet vorhanden.

  • deine Frage: Gibt es noch andere Arten der „veränderten DNA iniziierung“ ?

Also es gibt eine Pflanzenzüchtungsmethode, bei der artfremde Zellen und Zellkerne und somit die Erbinformationen miteinander verschmolzen werden: Protoplasten- oder Cytoplastenfusion. Es werden CMS-Hybriden damit erzeugt. Zum Beispiel werden Erbinformationen aus der Sonnenblume auf den Blumenkohl übertragen. Die Fusion der Protoplasten der verschiedenen Pflanzenarten wird mit elektrischen oder chemischen Anreizen erzeugt. Laut Gesetzt ist das eine natürliche Pflanzenzüchtungsmethode. Viele Menschen sehen es aber anders.

MfG
Maria

Hallo,
das habe ich zuletzt 2001 gemacht und auch nur bei Bakterien, daher bin ich wohl nicht die beste Adresse für deine Fragen. Sorry.

Viele Grüße
RG

Meine Kenntnisse über Gentechnik sind etwas eingerostet, weil ich meine Diplomarbeit in Genetik vor 17 Jahren geschrieben habe und seitdem nicht mehr in der Genetik arbeite. Ich werde dich also über meinen damaligen Stand informieren, den Rest kannst du dann über das Internet ergänzen.
Es ist ein Unterschied, ob du ein Bakterium, also einen Prokaryonten ohne Zellkern, oder eine Pflanzeo oder ein Tier- Lebewesen mit zellkern- manipulieren möchtest. Bei Bakterien klappt das prima und einfach, bei Tieren und Pflanzen ging es vor 17 Jahren praktisch noch gar nicht und auch heute klappt es nicht so leicht, wie man es gerne hätte.
Bei Bakterien:
Die Bakterien werden getötet, die gesamten Proteine werden denaturiert und es bleibt nur die Plasmid-DNA übrig. Die Bakterien, die man für diese Experimente verwendet, haben ein Bakterienchromosom und einen einzigen Typ eines bestimmten Plasmids. Die Plasmide sind zusätzliche ringförmige DNA-Stücke, die Zusatzinformationen enthalten, die für das Bakterium nützlich sind (zum Beispiel Resistenz gegen Antibiotika). Das Bakterium kann aber unter normalen Bedingungen auch ohne das Plasmid überleben.
Man schneidet nun das Plasmid mit sogenannten REstriktionsenzymen auf. REstriktionsenzyme sind Enzyme, die eine ganz bestimmte DNA-Sequenz erkennen und dort schneiden. Das bekannteste ist EcoRI und schneidet GAATTC. Die Genetiker wissen, dass das Plasmid, was sie benutzen, genau eine Schnittstelle für EcoRI hat. Mit dem Enzym wird der Ring also aufgeschnitten. Das DNA-Stück, das man einpflanzen möchte, wird mit dem gleichen Enzym geschnitten. Anschließend mischt man das gescnittene Plasmid und die DNA, die man einpflanzen will. Da beim Schnitt sogenannte klebrige Enden (sticky ends) entstehen, können sich jetzt Plasmit und DNA-Stück zusammenfinden. Das passiert aber zufällig, das heißt, dass außer der Kombination Plasmid+DNA auch Ringe mit nur Plasmid, Ringe aus zwei Plasmiden und Ringe aus nur der einzusetzenden DNA entsthen- also praktisch alle denkbaren Komninationen.
Diese Ringe bringt man dann in ein Bakterium, dass noch kein Plasmid enthält (wie oben gesagt, können sie ja auch ohne Plasmide überleben). Dazu behandelt man das Bakterium sehr schlecht, dabei wird die Zellmembran durchlässig und es kann Stoffe aus der Umgebung aufnehmen, also zum Beispiel auch die Plasmide. Eine intakte Zellmembran lässt das nicht zu, die Bakterien werden daher künstlich an einen Punkt gebracht, an dem sie fast sterben.
Jedes Bakterium kann nur ein Plasmid aufnehmen, das bedeutet, dass es nach diesem Prozess viele verschiedene Bakterien gibt, die alle verschiedne Plasmid-Konstruktionen enthalten. Aus dieser Fülle von Bakterien muss man jetzt das richtige Bakterium herausfinden. Dies nennt man Selektion. Der erste SChritt besteht darin, dass man die Bakterien mit Antibiotika behandelt, so dass alle die Bakterien, die kein Plasmit aufnehmen konnten, sterben. Das Bakterium, das das von mir gewünschte Plasmid hat, kann ich mit der sogenannten blau-weiß Selektion (Galaktosidase) herausfinden.
Soviel erst mal zu Bakterien.
Bei Tieren und Pflanzen klappt das so gar nicht, weil diese keine Plasmide haben. Wenn ich eine Pflanze oder ein Tier also dauerhaft verändern will, muss ich direkt die Chromosomen verändern.
Dazu gibt es mehere Verfahren, die aber alle nicht so toll funktionieren: Mikroinjektion, Transport mit Viren etc. Ein Problem dabei ist zum Beispiel, dass ich nicht so genau weiß, wo mein Stück eingebaut wird und der Ort hat einen wichtigen Einfluss auf die Funktion (Positionseffekt) und kann im schlimmsten Fall sogar wichtige Gene kaputt machen und dabei Krebs auslösen.
In einigen Fällen kann man den Ort durch homologe Rekombination steuern.
Vergleiche hier: http://downloads.dialog-gentechnik.at/Transgene_Tier…
Viele Grüße
Heike

Hallo Gemeinde,

mir kam die Frage auf, wie die Forscher es schaffen, Gene zu
Isolieren,umzuändern und anschließend wieder einzupflanzen.
Ich meine, Pinzette ist bei dieser Größeneinheit ja wohl etwas
übertrieben.

Ich machte mich bereits etwas schlau mit meinem Freund, Herrn
Google.

Momentan weiß ich nur soviel :

Die Doppelhelix (DNA/DNS) wird mittels eines Enzyms gespalten.
Dort tauscht man jetzt die Basensegmente um (Oder die
Reihenfolge). Wenn man nun alles so hat wie man es möchte,
pflanzt man diese modifizierte Erbinformation in ein Plasmid,
welches zuvor aus einem Bakterium entnommen wurde, wieder ein.
Das Bakterium wird auf eine in ein Organismus geschleußt, wo
es anfängt sich zu vermehren, denn soweit ich weiß, vermehren
sich Bakterien ja „einfach so“, also sie brauchen nicht dazu,
wie die Viren, eine Zelle zu befallen.

Meine Fragen nun sind :

  • Wie wird das Plasmid entnommen und wieder eingepflanzt ?

Diese geschieht entweden durch Elektroporese, bei der durch einen Stromstoß die Bakterienwand kurzzeitig durchlässig wird.
Eine Plasmidaufnahme erfolgt oft von allein durch Bindungsstellen auf dem Bakterium.

  • Wie bekommt man die modifizierte DNA in das Plasmid ?

Enzyme schneiden die DNA an bestimmten Stellen. Andere Enzyme kleben DNA an bestimmten Stellen zusammen. So lassen sich Plasmide („Ringstrukturen“) öffnen, verändern und wieder zum Ring schließen.

  • Wieso wird das veränderte Gen anschließend auf das Subjekt
    (zB. den Menschen) übertragen obwohl doch keine Zelle befallen
    wird ?

Ein Gen aus Bakterien wird nicht übertragen. Es kann jedoch sein, dass das Bakterium durch die Genveränderung neue Eigenschaften aufweist, die gewünscht sind.
Bei der Gentherapie von Menschen werden hingegen deren eigene Zellen verändert und dann dem Spender wieder zurück gegeben. Dies ist eine neuer Ansatz in der Krebs-Therapie.

  • Gibt es noch andere Arten der „veränderten DNA iniziierung“
    ?

DNA wird natürlicherweise Aufgenommen durch KONJUGATION (= zwei Bakterien verbinden sich über ein Röhrchen und tauschen Plasmide aus), durch BAKTERIOPHAGEN (= Viren, die ihrerseits Bakterien befallen wie z.B. beim Scharlach) und durch Aufnahme freier DNA-Stückchen wie oben beschrieben.

Ich danke für eure Antworten !

Mit freundlichen Grüßen
Jannis Weber

Beste Grüße
Ralf

Hallo Jannis,
erst mal sorry für meine späte Antwort! Ganz so einfach wie du es beschrieben hast, ist es natürlich nicht…Also zu deinen Fragen:

  • Wie wird das Plasmid entnommen und wieder eingepflanzt ?

Plasmide kommen natürlicherweise in Bakterien vor. Die kann man dann auch „einfach“ so modifizieren, wie man es braucht (z.B. Antibiotikaresistenzen zur Selektion einbachen etc.). „Entnommen“ werden können die Plasmide über Aufschluss der Bakterienzelle und durch Abtrennung von den restlichen Zellbestandteilen (Zelltrümmer, Proteine, genomische DNA, Fette etc.) und durch Transformation (Hitze- oder Elektroschock der Zellen) wieder in die Bakterienzelle wieder aufgenommen.

  • Wie bekommt man die modifizierte DNA in das Plasmid ?

Die bereits in der Natur vorhandenen Enzyme sind sehr vielfältig. Zum einen gibt es Restriktionsenzyme, die die DNA an einer bestimmten Erkennungssequenz schneiden und Ligasen, die „kaputte“ DNA wieder „verkleben“.

  • Wieso wird das veränderte Gen anschließend auf das :Subjekt (zB. den Menschen) übertragen obwohl doch :eine Zelle befallen wird ?
  • Gibt es noch andere Arten der „veränderten DNA iniziierung“
    ?

Bei den Fragen weiß ich nicht so was du meinst…Bakterien brauchen im übrigen schon ein Medium in dem sie sich vermehren können (z.B. LB-Medium). Und „einfach so“ überträgt sich keine DNA!Vlt. kannst du die Frage anders formulieren?

Viele Grüße
Anline

Da bist wohl du der Experte! Ich bin auch nur Interessierter.