Wie gehe ich taktvoll mit "Alterssturheit" um?

Hallo,
bestimmt haben einige von Euch eigene Erfahrungen.
Folgender Fall:
Meine Eltern, Mama 83 Jahre alt, Stiefpapa 87 Jahre alt, haben ihr Auto abgegeben. Dafür gibt es für beide jetzt E-Scooter. Mama ist der Typ, der sich immer anpasst, Stiefpapa versucht die Welt zu belehren.
So, jetzt wird darum gebeten, dass ich die beiden zum Augenarzt fahre. Aber nicht umme Ecke, sondern nach Krefeld, locker 1,5 Std. Autobahn plus Hinfahrt Eltern abholen (wir wohnen nicht im selben Ort), Behandlungszeit, Rückfahrt (das Gleiche) ggfs. Fresspause, weil der Mann hat ja pünklich Hunger. Den Aspekt hat ja schon die Augenärztin termingebend berücksichtigt.
Okay. ich sagte, ich schaue im Internet nach einer Route, ich fahre euch. Stiefpapa, der sonst ungerne telefoniert, übernahm und gab mir klar zu verstehen, dass man die Strecke fährt, die man IMMER fährt…
Meine Anregung, dass wir auch unmittelbar vor Ort vorzügliche Augenärzte haben, von denen ich aus eigener Erfahrung sprechen kann, wurden von Stiefpapa rigoros verworfen.
Das Argument, Ärzte können sich gegenseitig auch Unterlagen zuschicken und unter dem Umstand, dass man selber nicht mehr mobil ist, hätte benannter Augenarzt vollstes Verständnis dafür, wurde kompromisslos verworfen.
Zur Erklärung: Stiefpapa ist ein ehemaliger Handwerker und pflegt die Phylosophie, Dienstleister muß man unterstützen.
Ich verliere nicht aus den Augen, dass auch ich schon in Nöte geraten bin und meine Eltern für mich gesprungen sind. ( Illustre Intermezzi meines Ex-Partners).
Aber ich fürchte jetzt echt, dass Stiefpapa mir die Autofahrt zur Hölle macht mit seinen Belehrungen und Bevormundungen.
Normalerweise läuft bei mir coole Musik beim Fahren. Aber der Aspekt fällt weg, weil der Musikgeschmack ein unterschiedlicher ist und die Hörgeräte der alten Herrschaft durchdrehen.
Meine Mama ist eigentlich eine angenehme Begleitperson auf dem Beifahrersitz, ich bin geneigt, Opa mit meiner Tochter auf die Rückbank zu setzen. Das wird ihm mal wieder nicht passen.
Wie schütze ich meine Nerven, ohne einen Streit zu erleben?
Ich danke für Eure Erfahrungen und Tipps!
Mao

Auch wenns teuer ist:
Investier in ein Taxi/ einen Fahrdienst.
Da lässt sich vorher eine (Tages-) Pauschale incl. (grosszügig bemessener) Kilometerpauschale aushandeln.

Das wärs mir und meinen Nerven wert und ist evtl. auch ein Denkanstoss für den alten Herrn, sein Verhalten doch mal zu überdenken.

Im Übrigen gilt: Der Fahrer macht die Musik (sprichwörtlich).
Muss ja nicht sooo laut sein.

Grenzen setzen!
Lieber gleich, als zögerlich, denn es wird mit den Jahren nicht besser.
Einmal fahren, so wie Du selber es für richtig hältst und wenn´s drastisch wird erklären, warum es das letzte Mal war.
Was genau geschieht denn, wenn Du klar machst, was für dich geht, und was nicht?

Und stell Dir auch gleich mal die Pflegesituation in ein paar Jahren vor- früher oder später wird der alte Herr merken müssen, dass er auf Hilfe angewiesen ist froh sein darf, wenn er sie freundlich bekommt.
Früher oder später wirst Du ohne Grenzen zu setzen in echte Schwierigkeiten kommen.

Es ist immer schwierig zu helfen ohne zu bevormunden. Gerade in der näheren Verwandtschaft spielen da unendlich viele Altlasten und unausgesprochene Erwartungen mit rein.
Da hilft wirklich nur eins: deutlich miteinander sprechen. Natürlich dürfen auch hilfsbedürftige Menschen eigene Entscheidungen treffen, es wird immer da interessant, wo andere diese mit ausbaden müssen…

Wie oft muss der alte Herr denn zum Augenarzt? Einmal im Jahr kann man das ja vielleicht gerade noch so machen.

Im Übrigen ist ein Fahrdienst evtl gar nicht so teuer. Rechne mal deine Spritkosten und Zeit aus, du wirst dich wundern.

Klare Worte sind also angesagt (und ja, ich weiß, wir schwer das ist, aber hinterher ist es für alle besser)
Bufo

Hi,

gleiches Spiel mit Omma & Oppa. Vor kurzem bin ich im Familieninternen Fahrdienst zum Augenarzt eingesprungen und natürlich eine andere, meine präferierte, Route gen Augenarzt-City gefahren.
Das war nicht recht und ich wurde auf diesen unhaltbaren Zustand recht direkt hingewiesen. Angehalten und mitgeteilt, dass ich kein Taxiunternehmen bin. Wenn ich mir Urlaub nehme um sie zu fahren, mögen sie doch bitte die seit 21 Jahren in meinem Auto berüchtigte Regel berücksichtigen: Wer meckert, läuft.

Grenzen zu setzen heißt auch immer daß man damit potentiell Streit auslöst. Wer immer nur bemüht ist Streit zu vermeiden muß sich halt gezwungenermaßen selbst einschränken. Das ist einfach so!

Mein Vater war auch so ein „Fahrleher“ … bis ich ihn irgendwann mal aus dem Auto geschmissen habe und er den Rest heimlaufen mußte. Danach war zwar lange Zeit Funkstille aber das Thema Autofahren war zumindest gegessen.

Manchmal geht es eben nicht ohne ein reinigendes Gewitter.

Wer am Steuer sitzt, bestimmt, Ende!

Es darf jeder gerne erzählen, dass er eine andere Route bevorzugt, man kann sich gerne nett darüber unterhalten, dass aufgrund neuer Ampel hier, Baustelle dort, eine andere Route Vorzüge bietet, aber mehr eben auch nicht.

Es ist sicher niemand davor gefeit, auch mal: „Warum fährst Du hier lang?“, in den Raum zu werfen, weil er denkt, dass der Fahrer weiß, dass die Strecke ungünstig ist, aber das ändert nichts daran, dass man auch dann akzeptieren muss, dass der Fahrer ggf. trotzdem an dieser Strecke festhält.

Für das Festhalten an einem Arzt, zu dem ein gewachsenes Vertrauensverhältnis besteht, habe ich großes Verständnis. Wenn der damit verbundene zusätzliche Aufwand zu Lasten Dritter geht, sollte große Dankbarkeit vorhanden sein, Und wenn sie es nicht ist, dann darf man diesbezüglich durchaus mal den ein oder anderen Wink mit dem Zaunpfahl geben, und deutlich machen, dass entsprechende Unterstützung schnell enden wird, wenn die auch noch mit unnötigem Ärger und Undank verbunden ist.

Hallo,
stundenlange Fahrt und Essen sind schon mal in dieselbe Zeit zu schieben. Essen BEI der Fahrt.

Uh, ich kenne Leute, die extrem penibel mit ihrem Schesen sind :sunglasses: Bei denen darf Essen nur verpackt ins Auto. Der Verzehr irgendwelcher Lebensmittel im Auto ist jederzeit untersagt. Verstöße gegen diese Regel bezahlt der Delinquent mit sofortigen aussteigen.

Das ist aber sicherlich ein Extrembeispiel :wink:

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Extrembeispiel oder nicht - aber Essen im Auto ist … naja, Nahrungsaufnahme. Mit Genuss hat das wenig zu tun. Selbst die üblichen belegten Brote schmecken besser, wenn man sich irgendwo auf eine Bank setzen kann.

Grüße
Siboniwe

:joy:

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Die Regel gibt es bei uns genau so!

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Zwar bin ich etwas spät mit meiner Antwort, aber vielleicht kann ich dir (und anderen) doch noch ein wenig helfen.
Ich bin selbst 74, und habe gerade (aus Vernunftgründen) mein geliebtes Auto verkauft. Da ich auf dem Lande wohne, brauche ich aber hin und wieder eine Fahrgelegenheit. Diese habe ich beim Roten Kreuz gefunden - natürlich muss man für eine Fahrt bezahlen, aber doch wesentlich weniger, als für ein Taxi.
Die Fahrer sind auch drin geschult, mit „sturen“ Leuten umzugehen.
In Deutschland sind diese Fahrdienste unter diesem Link zu finden:


Wäre das vielleicht eine Lösung?