Guten Abend,
ich bin 23 Jahre alt und habe vor zwei Wochen meine Ausbildung beendet. Leider ist in meinem Ausbildungsbetrieb in keinem Fall eine Übernahme möglich. Während der Ausbildung habe ich auch schon sehr wenig Geld verdient. Ich habe zwar einen Anspruch auf Arbeitslosengeld, aber davon kann ich mir wahrscheinlich keine eigene Wohnung leisten. Deshalb wohne ich immer noch bei meinen Eltern. Dies hat natürlich auch viele Vorteile.
Es gibt aber auch einige sehr große Nachteile. Einer davon ist das Verhalten meines Vaters mir gegenüber. Er scheint nicht kapiert zu haben (oder will es einfach nicht wahrhaben), dass ich schon erwachsen bin und mein eigenes selbstbestimmtes Leben führen möchte. Das kann ich natürlich als arbeitsloser ehemaliger Auszubildender nicht außerhalb meines Elternhauses. Aus irgendeinem Grund verhält er sich mir gegenüber manchmal sehr, sehr aggressiv, gemein, verletzend, fragwürdig.
Hier einige Beispiele:
Wenn mein Vater mein, dass er recht hat, ist seine Meinung für Ihn wie bereits erwähnt Gesetz. Das gilt aber auch nicht nur für Politik, sondern für alle Lebenslagen. Zum Beispiel hat er eben gemeint, dass er früher auch ohne Smartphone bzw. Internet leben konnte. Darauf habe ich argumentiert, dass es dieses ja früher einfach nicht gab und somit die Welt auch nicht darauf eingerichtet war. Vor einigen hundert Jahren gab es ja auch kein fließendes Wasser aus der Leitung, sondern Brunnen. Wer Wasser wollte, musste halt zum Brunnen und die Menschen haben trotzdem überlebt. Und so ist das heute mit dem Internet. Man kann heute nicht mehr oder nur sehr schwer ohne leben, weil man ja seinen Alltag ohne nicht mehr organisieren kann.
Zur Erinnerung: Ich bin derzeit arbeitslos und bin somit auf Jobsuche. Aber ohne Internet kann man ja heute noch nicht mal eine Stelle suchen oder eine Bewerbung schreiben, weil ja die meisten Stellenangebote im Internet stehen und fast alle Arbeitgeber nur noch Online-Bewerbungen wollen. Wenn man also bei jeder Sache sagen würde, dass man ja auch ohne das überleben konnte, könnte man gleich zurück in die Höhle und als Jäger und Sammer leben. Schließlich wurde ja alles irgendwann mal erfunden und die älteren Leute haben gesagt, dass diese auch früher ohne das leben konnten.
Aber zurück zum Thema: Diese Argumente hat mein Vater aber nicht gelten lassen und wurde laut. Weiterhin hat er mir vorgeworfen, ich hätte keine Ahnung und keine Lebenserfahrung und ich soll erstmal erwachsen werden. Mit Logik oder Argumenten kann man hier nicht weiterkommen, weil er dann noch lauter wird.
Er hat in vielen Dingen ein sehr altmodisches Weltbild. Er meint auch immer, dass Kindern (egal wie alt) ihren Eltern gehorchen sollen, weil das so in der Bibel steht. Ich muss dazu sagen, dass ich auch Christ bin und an die Bibel glaube. Aber dies ist auch sein Standartargument, um mich einfach nur rumzukommandieren. Ich will hier an dieser Stelle nicht die Bibel in Frage stellen, aber jemanden gehorchen heißt eben nicht, dass man sich von jemanden alles gefallen lassen muss. Ferner bin ich erwachsen und habe das Recht meinen eigenen Weg zu gehen.
Gestern hatte ich einen Termin bei der Bundesagentur für Arbeit. Da dieser um 08 Uhr morgens war, hat mein Vater mich auf dem Weg zur Arbeit mit dem Auto mitgenommen. Das Gebäude der zuständigen Agentur für Arbeit liegt in einer eher schmalen Straße. Vor uns fuhr ein großer, schwerer LKW. Natürlich konnte der LKW auf dieser Straße nur sehr langsam fahren. Später wollte der LKW abbiegen und das ist natürlich mit solch einem Fahrzeug ein langsamer, schwieriger Vorgang. Aus diesem Grund mussten wir einige Minuten warten. Während der Wartezeit hat sich mein Vater lautstark über diesen LKW aufgeregt, als ob dieser „seine Privatstraße“ besetzt. Er hatte wahrscheinlich Angst zu spät zur Arbeit zu kommen. Ich finde aber, dass dies kein Grund sich so aufzuregen.
Ich bin Gamer. Wenn meine Freizeit es zulässt, zocke ich deshalb sehr gerne. Natürlich vernachlässige ich dabei keinesfalls meine Verpflichtungen, es ist einfach mein Hobby wie für andere Fußball oder Gartenarbeit. Vor einigen Monaten war ich sehr erkältet und war froh, dass es wieder besser war. Weil ich gerade Zeit hatte, bin ich meinem Hobby nachgegangen. Irgendwann fragte er mich, ob ich mit ihm mit unserem Hund rausgehen wollte. Dies wollte ich nicht, weil es an diesem Zeitpunkt geregnet hat und ziemlich kalt war. Ich hatte also Angst, dass meine Erkältung wieder schlimmer wird, wenn ich bei dem Wetter rausgehe… Aber er wirft mir vor, ich würde „Meiner Sucht nach Computerspielen frönen“. Ich argumentierte, mit meiner Erkältung und, dass auch dringeblieben wäre, wenn ich geputzt, gelernt etc. hätte. Darauf hin beleidigte er mich und sagte, ich solle nicht dumm rausschwallen.
Ich esse sehr gerne. Und ja, ich bin nicht der dünnste. Dies ist mir aber s……egal. Ich fühle mich auch leichtem Übergewicht gut. Aber mein Vater mein ständig, er müsse mir befehlen, kleiner Portionen zu essen. Wenn ich das nicht tue, kommen dann meistens beleidigte Kommentare.
Wenn er mich um Hilfe bei der Gartenarbeit bittet, helfe ich natürlich. Aber manchmal gibt er halt sehr undeutliche Anweisungen und ich kann nur raten, was er will. Wenn ich nochmal nachfrage, behandelt er mich als wäre ich doof.
Meiner Mutter geht es übrigens auch manchmal so. D. h. sie hat keinen Plan, was mein Vater von ihr will und wenn sie es nicht versteht, tut er soll, als wäre sie doof.
Wenn ich wegen irgendeiner Sache bei ihm Rat und Hilfe suche, darf ich mir nicht selten dumme Sprüche anhören. Letztens hatte ich ein Problem mit meinem PC. Da mein Vater als Systemadministrator arbeitet, ist er natürlich in unserer Familie der erste Ansprechpartner für Computerprobleme. Als ihm das erzähle hat er mich wie den letzten Depp behandelt, der noch nicht mal einen PC einschalten kann. Dies gilt aber auch nicht nur für Computerprobleme, sondern für fast alle Lebenslagen.
Aus diesem Grund habe ich auch typische Jungen-Probleme niemals mit meinem Vater, sondern mit meiner Mutter besprochen.
Ich würde sagen, dass ich so gut wie kein Vertrauen in meinem Vater habe, weil ich Angst vor seinen Schimpftiraden habe.
Es gibt noch viel mehr, aber das würde hier den Rahmen sprengen.
Ich kann mir nicht erklären, woran das liegt. Sehr verhält er sich auch gegenüber meiner Mutter und auch meiner Schwester nicht gerade freundlich.
Mein Vater hat übrigens, die selbe Behinderung wie ich. Vielleicht sieht er seine Probleme in mir oder füllt sich durch mich an seine Vergangenheit erinnert. Als mein Vater ein Jugendlicher war, musste er sich in der Schule viele dumme Sprüche wegen seine Behinderung anhören. Aber als er in meinem Alter war, war dem meines Wissens nach nicht mehr so. Aber trotzdem gibt ihm das doch nicht das Recht, sich so zu verhalten.
Manchmal habe ich Zweifel, ob ich für meinen Vater überhaupt ein „Wunschkind“ bin oder er mich überhaupt liebhat. Diese Probleme habe ich schon mindestens 10 Jahre. Mit meiner Mutter habe ich übrigens keine Probleme und verstehe mich gut mit ihr. Auch zu meiner Schwester habe ich ein gutes Verhältnis. Es gibt aber auch gute Momente mit meinem Vater. Manchmal denke, ich, dass er einen „bösen Zwillingsbruder“ hat, der mit ihm von Zeit zu Zeit die Rollen tauscht.
Ich halte dies nicht mehr aus und würde am liebsten ausziehen, aber kann es mir eben nicht leisten. Ich möchte auch aus keine WG, sondern eine Wohnung für mich alleine.
Deshalb meine Fragen:
- Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
- Wie sollte ich mich verhalten?
- Gibt es irgendwas, was ich meinem Vater sagen kann/sollte?
- Habt ihr Tipps?
- Was gibt es sonst noch zu sagen?
Danke im Voraus für eure Hilfe!