Wie gehts weiter nach Psychose/Entmündigung?

Hallo zusammen und ein frohes Neues!  =)

eine Freundin von mir (um die 23 Jahre alt) hatte eine sehr schwierige Kindheit und
ist stark traumatisiert. Sie bekam immer diverse, verschiedene Diagnosen und seit
etwa 17 oder 18 Jahren (ab dem Alter) auch viel Psychotherapie. Sie war in etlichen
Kliniken und Einrichtungen mit nicht immer positiven Erfahrungen.

Als ich sie kennenlernte wohnte sie in einem Wohnhaus für Frauen und war dabei
ihr Abitur zu machen, was ihr aber nicht recht gelang. Sie stand sich selbst im Weg,
so schien es. Es gab in ihr eine gute Seite die Schaffen und Aufbauen wollte, ja  u.
dann auch eine dunkle Seite, die ihr wieder alles kaputt machen musste. Sowas ist
sehr behindernd. Sie war ein lebendiges und cleveres Mädchen mit vielen Interes-
sen und einem vordergründig gewinnendem Sozialverhalten. Sehr positiv! Die Dia-
gnosen bewegten sich um Borderline, Bipolare Störung und dissoziative Episoden.
Aber viele versch. Ärzte geben viele versch. Diagnosen im Laufe der Zeit.

Vor etwa einem Jahr dann hatte sie nach vielen Auf und Ab dann einen totalen Psy-
chiotischen Absturz, sehr schlimm, davor teilweise auch immer wied. Suizidversuche
Aber jedenfalls war dieser Absturz so heftig, dass man von einem vorübergehenden
Realitätsverlust sprechen musste. Sie kam in die geschlossene Psychiatrie für etwa
3 Monate. Dann, nach Aufbau und Stabilisierung kam sie entmündigt in ein Heim zur
vorübergehenden Unterbringung, Betreuung, Beobachtung. Heut ist sie ein 3/4 Jahr
dort und ich finde das reicht nun! Der weitere Aufenthalt dort tut ihr nicht gut.

Warum? Nun, weil sie

  1. starkeTabletten kriegt (Sedierung), d. inzwischen mehr schaden als nützen, nach
    nunmehr einem 3/4 Jahr

  2. dort keine Psychotherapie bekommt

  3. dort kaum Entwicklungsmöglichkeiten oder Programm hat

  4. dort nicht mal ein Einzelzimmer hat (eine echte Zumutung! Wie kann man Kranke
    zusammen (2 Personen) dauerhaft auf 23qm unterbringen? (Für mittlerweile ein 3/4
    Jahr schon). Das muss man sich mal vorstellen, mit einer fremden und unliebsamen,
    eher unsymphatischen Person zusammen in einem Zimmer die ganze Zeit.

  5. dort auch kaum Möglichkeiten für irgendwas hat. Zwar ist sie frei zu tun und z. las-
    sen was sie will und sie geht auch Schwimmen, Badminton, Kirchenchor, usw. Aber
    ein richtiges Leben ist das nicht. Sie kommt nicht weiter, in keinster Weise. Sie ist ja
    auch nicht zu Hause dort in dem Ort, - weit weg von ihrer leer stehenden Wohnung!

Ihr gesetzlicher Betreuer kümmert sich kaum (fast gar nicht).
Nach meinem Dafürhalten, muss sie da so schnell wie möglich raus!!! Sie verblödet
da nur. Sie muss zurück in ihre Heimat (eventuell i. ihre Wohnung zurück m. vorerst
vielleicht ambulanter Betreuung von psychosozialem Dienst o.ä.). Sie muss langsam
von den starken Tabletten runter, muss 2x wöchentlich Psychotherapie bekommen,
braucht ein Tagesprogramm und Struktur (Beschäftigung), - und sie muss wiederbe-
mündigt werden! Das Zeug dazu hat sie allemal. Therapie schlägt gut an bei ihr.  In
ihrer jetzigen Situation hingegen herrscht nur Stagnation und Enttäuschung. Kaum
einer befasst sich mit ihr. Es interessiert dort auch niemanden, was sie kann u. was
sie erst einmal nicht kann. Sie wurde einfach aussortiert. Weg!! Ein gutes Geschäft
für die Pharmakonzerne und für das Heim. Alle verdienen an ihr, auch ihr gesetzlich-
er Betreuer (der nicht in dem Heim tätig ist). Auch sind die meisten anderen Heimbe-
wohner dort viel schwerere Fälle als sie, haben negativen Einfluss auf sie, und sind
dort teilweise schon über 10 Jahre untergebracht.

Psychisch Kranke können ja oft nicht so gut d. Gesamtsituation erfassen, wahrneh-
men und begreifen. Geschweige denn, sich daraus erfolgreich dauerhaft befreien.
Sie neigen häufig auch dazu, in diesen Konstellationen/Umständen zu scheitern, u.
erneut retraumatisiert zu werden, weil ihnen die Mittel, Kraft und Kompetenzen fehl-
en.

Nun meine Frage: Wie geht man da vor?
Was muss ich tun? Aber ich bin nur ein Freund. Müssen ihre Eltern etwas beantra-
gen? Oder sie für sich selber etwas beantragen? Momentan darf sie wohl nichtmal
ihren Aufenthaltsort selber bestimmen, aber nur aus einem Verfahrensfehler, nach
einer Konferenz. Sie hat auf d. fehlerhaften Beschluss hin leider keinen Widerspru-
ch schriftlich eingelegt (Frist versäumt). Sonst dürfte sie immerhin schon ihren Auf-
enthaltsort selber bestimmen!

Also wie hole ich sie da zusammen mit ihren Eltern raus?
Müssen wir an ihren gesetzlichen Betreuer herantreten? Denn der darf ja alles be-
stimmen.Der hat übrigens auch ihre EC-Karte immer noch eingesackt. Ich find das
alles sehr unschön und merkwürdig. Der ganze Umgang ist so nicht okay.

Danke und liebe Grüße,
Yedi386

Stell die Frage besser ins Rechtsbrett - FAQ 1129 beachten!

Nur vorweg: bei volljährigen Patienten haben die Eltern keinerlei Mitspracherecht - es sei denn, sie sind zum Betreuer bestellt.

Hi

Sie bekam immer diverse, verschiedene
Diagnosen und seit
etwa 17 oder 18 Jahren (ab dem Alter) auch viel
Psychotherapie. Die Dia-
gnosen bewegten sich um Borderline, Bipolare Störung und
dissoziative Episoden.
Vor etwa einem Jahr dann hatte sie nach vielen Auf und Ab dann
einen totalen Psy-
chiotischen Absturz, sehr schlimm, davor teilweise auch immer
wied. Suizidversuche
Aber jedenfalls war dieser Absturz so heftig, dass man von
einem vorübergehenden
Realitätsverlust sprechen musste. Sie kam in die geschlossene
Psychiatrie für etwa
3 Monate. Dann, nach Aufbau und Stabilisierung kam sie
entmündigt in ein Heim zur
vorübergehenden Unterbringung, Betreuung, Beobachtung. Heut
ist sie ein 3/4 Jahr
dort und ich finde das reicht nun! Der weitere Aufenthalt dort
tut ihr nicht gut.

Dein Engagement ist verständlich. Die verhältnismäßig „leichteren“ Diagnosen werden anfangs oft gestellt, um mit der härteren Diagnose „Psychose“ den Patienten nicht zu stigmatisieren oder weil man hofft, es ist keine Psychose. Leider lässt sich oftmals diese Anfangsdiagnose nicht halten und wir müssen erkennen, dass es sich doch um eine Psychose handelt. In den 60er Jahren hoffte man, mit Psychotherapie allein und ohne Medikamente Psychosen „heilen“ zu können - leider hat sich dies als Irrtum erwiesen. Hoffnungen sind gut und schön, verschleiern aber oft den Blick auf die Realität.
Die psychotischen Patienten versanden sowohl in den psychiatrischen Einrichtungen als auch draußen. Womit ich nicht sagen will, dass die Kombination von Medikamenten und Psychotherapie nicht eminent wichtig sei. Ich behandle neben meinen Neurotikern und Psychosomatikern auch ab und an Psychotiker mit ambulanter Psychotherapie.
Gruß,
Branden

Da haben Sie sich ja schon viel mit der Krankheit beschäftigt. Mein Rat, in vielen Städte gibt es Hilfsangebote für Angehörige von Vereinen. In Aachen sind das die Aachener Leihenhelfer Initiative und die Pychiatriepaten. Auch der Sozialpsychologische Dienst des Gesundheitamt kann hilfreich sein.

Liebe Grüße, Theo

Eine Nachfrage
Hallo Herr Branden,

erst einmal vielen Dank an alle für die Antworten (gerne mehr)!
Ich schreibe mal zwischen Deine Zeilen…

Dein Engagement ist verständlich. Die verhältnismäßig
„leichteren“ Diagnosen werden anfangs oft gestellt, um mit der
härteren Diagnose „Psychose“ den Patienten nicht zu
stigmatisieren oder weil man hofft, es ist keine Psychose.

Aber gibt es nicht für jede Persönlichkeitsstörung den Oberbegriff „Psychose“?
Oder täusche ich mich da? Natürlich ist eine akute Psychose, also der zeitwei-
se oder dauernde Realitätsverlust/Kontrollverlust nochmal klar abzugrenzen u.
zu unterscheiden.

Leider lässt sich oftmals diese Anfangsdiagnose nicht halten
und wir müssen erkennen, dass es sich doch um eine Psychose
handelt.

Das hat doch aber auch viel mit dem Alter, der Entwicklung und der Prognose
zu tun, oder?? Also ich möchte diesem Begriff „Psychose“ etwas d. Schrecken
nehmen. Ein psychotischer Absturz ist doch auch je nach individuellem Fall, u.
nach der Lage und Erholung kein Dauerzustand für das restliche Leben. Heut-
zutage kann man doch schon sehr gut behandeln…

Die Freundin, von der ich schrieb war in dem akut psychotischen Zustand nur
kaum noch ansprechbar und musste teilweise auch mal fixiert werden. Aber d.
ist heute wieder ganz anders! Und ich glaube, dass das auch so bleiben wird,
wenn man diese starken Tabletten nun so langsam mal herunterfahren würde
und auf leichte Kost, in Kombination mit Psychotherapie umsteigen würde. Ich
denke dass man b. einem bevorstehenden Rückfall heute auch besser d. Vor-
zeichen eines solchen Absturzes erkennen kann (sie selbst wohl auch).

Sie ist heute wieder wach und klar (soweit unter den Tabletten eben möglich),
ist heiter bis manchmal leicht depressiv verstimmt (Letzteres kein Wunder bei
ihrer Unterbringung ohne Perspektiven), sie ist ganz normal zurückgekehrt u.
soweit wieder voll die alte Person, wie man sie zuvor kannte.

In den 60er Jahren hoffte man, mit Psychotherapie
allein und ohne Medikamente Psychosen „heilen“ zu können -
leider hat sich dies als Irrtum erwiesen. Hoffnungen sind gut
und schön, verschleiern aber oft den Blick auf die Realität.

Aber in den 60’ern steckte d. Psychotherapie doch noch in ihren Kinderschu-
hen. Ich denke, - man kann mit so relativ gut verlaufenden Fällen heute ganz
anders umgehen und behandeln. Sie hat auf jeden Fall große Chancen und
Potential. Sie könnte sogar in 1-2 Jahren eine Ausbildung beginnen, bei opti-
maler Förderung, Begleitung und Stabilisierung.

Die psychotischen Patienten versanden sowohl in den
psychiatrischen Einrichtungen als auch draußen. Womit ich
nicht sagen will, dass die Kombination von Medikamenten und
Psychotherapie nicht eminent wichtig sei. Ich behandle neben
meinen Neurotikern und Psychosomatikern auch ab und an
Psychotiker mit ambulanter Psychotherapie.

Aber da gibt es doch solche und solche. Jeder Fall ist anders und Hoffnung
und auch Besserung und Fortschritte gibt es fast überall, bei idealer Versor-
gung, Unterstützung und Förderung. Gerade i. ihrem Alter (um die 23) kann
man da sicherlich noch viel erreichen!! Sie ist doch gerade i. der Hochblüte-
phase ihrer Störung,was auch das dissoziative Verhalten erklären dürfte. Al-
so ich gebe ihr eine gute Prognose. Nur muss sie da jetzt erstmal raus, aus
diesem Heim und raus aus der Entmündigung!! Sie kann schon jetzt wieder
sehr viel mehr als man ihr zutraut und erlaubt.Nicht wenige Betroffene schei-
tern auch schon alleine daran, dass man ihnen nichts zutraut und keiner an
sie glaubt. Das darf nicht sein!

Gruß,
Branden

Grüße,
Yedi386

Die genannten Diagnosen sind so auch in der Gemengelange nicht ungewöhnlich und sind so kein Hindernis, grundsätzlich ein selbst bestimmtes Leben, arbeitend, integriert in die Gesellschaft führen zu können.

Ob das in absehbarer Zeit auf deine Freundin zutrifft, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Dass bei Traumatisierung in der Biographie negative Erfahrungen im Zuge des Aufenthaltes in Kliniken nicht förderlich sind und deutlich verschlechternd wirken können, besonders dann, wenn sie in einem Zusammenhang zu den traumatischen Erlebnissen stehen, ist ebenfalls nicht ungewöhnlich, sondern eher nahe liegend. Die Frage ist nur, wie damit umgehen.

Handlungsbedarf sehe ich nach deiner Beschreibung schon. (Bspw. in Hinblick auf Psychotherapie, die bei dem Hintergrund sicherlich geboten wäre und wahrscheinlich auch positiv wirken würde.) Allerdings sehe ich auch, dass du dabei bist, dich zu verstricken. Du beklagst die „Entmündigung“ - tust aber eigentlich nichts anderes. Du nimmst das Heft in die Hand (oder willst es) und hast schon einen Lebensplan für deine Freundin (=Entmündigung der Freundin) und einen Therapieplan (=Entmündigung der Professionellen, die (potenziell bzw. künftig) zuständig sind) entworfen. Das ist kontraproduktiv. Damit nützt du weder deiner Freundin - noch dir selbst!

Die entscheidende Frage ist: Was will deine Freundin! Wenn du sie unterstützen möchtest, dann nur auf dieser Basis. Bevor du das tust, solltest du dir aber klar werden, wie weit du dich engagieren möchtest! Für einen Menschen mit der Erfahrung, die deine Freundin gemacht hat, ist kaum schlimmer, wenn Menschen Himmelhochjauchzend Unterstützung ankündigen und dann plötzlich weg sind! Dann lässt man es lieber.

Es gibt, das ist schon geschrieben worden, Anlaufstellen für Angehörige wie für Betroffene. Ich rate dir, wenn du dich engagieren möchtest, auf jeden Fall auch selbst eine solche Beratung aufzusuchen. Vordergründig für dich! Damit du weißt, wo deine Grenzen sind und wo du sie ziehen musst.
Für deine Freundin gibt es diese Stellen aber auch. Gerade in dem Komplex Aufenthaltsbestimmung würde ich eigentlich nichts ohne machen. Vereine bzw. Träger solcher Beratungsstellen (die ggf. selbst Einrichtungen betreiben) wissen einerseits, was lokal angeboten wird, können aber auch Rat geben, wenn es rechtliche Fragen geht.

Und noch einmal ganz wichtig: Das Wohlergehen und die Befähigung deiner Freundin stehen im Mittelpunkt. Nicht deine Vorstellungen davon. Nur, wenn dir das wirklich klar ist und du dich entsprechend zurücknehmen kannst, solltest du aktiv werden.

Hallo,

Grundsätzlich hat jede betreute Person das Recht, die Betreuung an sich, den Umfang der Betruung und auch die Person des Betreuers gerichtlich überprüfen zu lassen.

Bei der Person des Betreuers legt das Gesetz einen hohen Wert auf ein Vertrauensbverhältnis.
Eine Einführung zum Thema findest Du zB hier:
http://www.bmj.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschuere…

Ansonsten kann ich Dir nur raten, die Hinweise aus Janinas hervorrragendem Post ernst zu nehmen.
Du hilfst Deiner Bekannten nicht, wenn Du sie von der einen in die andere Unmündigkeit überführst. Du mußt Dich darauf beschränken, ihr Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten und Dich ansonsten zurücknehmen.
Dazu gehört - auch wenn es schwerfällt - das Akzeptieren einer in Deinen Augen falschen Entscheidung.

&Tschüß
Wolfgang

Hallo nochmal, Yedi!

Aber gibt es nicht für jede Persönlichkeitsstörung den
Oberbegriff „Psychose“?

Nein, auf gar keinen Fall. Wir unterscheiden zwischen

  1. Psychosen
  2. Persönlichkeitsstörungen
  3. Neurosen
  4. Psychosomatosen
    Ich behandele alle vier. Das ist mein Aufgabengebiet.

Ein psychotischer Absturz ist doch auch je nach
individuellem Fall, u.
nach der Lage und Erholung kein Dauerzustand für das restliche
Leben. Heut-
zutage kann man doch schon sehr gut behandeln…

Das sind zwei verschiedene paar Schuhe. Das sollten wir auseinanderhalten.
Es gibt natürlich kurzzeitig auftretende psychotische oder psychoseähnliche Zustände, z.B. nach schweren Operationen oder Traumata oder extremen Konflikten. Aber wir sollten noch deutlicher unterscheiden zwischen

  1. exogenen Psychosen, welche durch Gifte wie Alkohol oder Drogen oder Vergiftungen ausgelöst wurden und
  2. endogenen Psychosen, bei denen die wichtigste und am schwersten heilbare die Schizophrenie ist.

Die Freundin, von der ich schrieb war in dem akut
psychotischen Zustand nur
kaum noch ansprechbar und musste teilweise auch mal fixiert
werden. Aber d.
ist heute wieder ganz anders! Und ich glaube, dass das auch so
bleiben wird,
wenn man diese starken Tabletten nun so langsam mal
herunterfahren würde
und auf leichte Kost, in Kombination mit Psychotherapie
umsteigen würde.

Wenn man die „starken“ antipsychotisch wirkenden Medikamente herunter fährt, gibt es fast immer mittelfristig einen Rückfall. Natürlich kann man es probieren, um zu schgauen, ob es eine schizophrene Psychose ist. Bei einer Schizophrenie wird nach einer gewissen Zeit der Tablettenreduktion ein neuer Schub auftreten. Zur Diagnose-Erhärtung ist so was also durchaus möglich. Aber nach 3 bis 4 Schüben wird man dem Patienten eine Dauermedikation empfehlen, da er sonst viel schneller „versandet“ und seine Persönlichkeit durch die Psychose abgebaut wird.

Sie hat auf jeden Fall große
Chancen und
Potential. Sie könnte sogar in 1-2 Jahren eine Ausbildung
beginnen, bei opti-
maler Förderung, Begleitung und Stabilisierung.

Das kann und soll durchaus so sein. Mein bester Freund arbeitet als Psychiater beim Berufsförderungswerk, wo man versucht, diese Patienten wieder ins Berufsleben zu integrieren.
Es grüßt dich
Branden

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Das geht ein bisschen in die falsche Richtung…
Hallo Janina G,

danke für auch Deine Antwort. Beeindruckend, dass Du dafür gleich 7 Sterne
bekommen hast. Mir geht Deine Antwort nämlich ein bisschen in eine falsche
Richtung. Dabei hast Du teilweise Dinge vorausgesetzt, falsch verstanden od.
fehlinterpretiert, die ich so genau gar nicht beschrieb bzw. offen ließ. Finde es
erstaunlich, dass Du dann daraus Annahmen ableitest für d. Du keine richtige
Grundlage hast und dafür hier dann auch noch solch gute Bewertung kriegst…
Ich schreib mal zwischen Deine Zeilen:

Die genannten Diagnosen sind so auch in der Gemengelange nicht
ungewöhnlich und sind so kein Hindernis, grundsätzlich ein
selbst bestimmtes Leben, arbeitend, integriert in die
Gesellschaft führen zu können.

Ja, ja das dachte ich mir so, oder so ähnlich auch schon!

Ob das in absehbarer Zeit auf deine Freundin zutrifft, steht
allerdings auf einem anderen Blatt.

Gut, Du lässt das mal dahingestellt. Du kennst sie ja im Gegensatz zu mir
auch nicht. Zweifelst Du hier leise an meiner Fähigkeit, die Dinge korrekt
und verantwortlich einschätzen zu können? Man stelle sich vor, - sie hätte
mir vor all den Geschehnissen (also vorher) eine Patientenverfügung auf-
gesetzt. Dann wäre ich bevollmächtigter Entscheider und nicht der gesetz-
liche Betreuer. Gut, Du kennst mich ja immerhin auch nicht.

Dass bei Traumatisierung
in der Biographie negative Erfahrungen im Zuge des
Aufenthaltes in Kliniken nicht förderlich sind und deutlich
verschlechternd wirken können, besonders dann, wenn sie in
einem Zusammenhang zu den traumatischen Erlebnissen stehen,
ist ebenfalls nicht ungewöhnlich, sondern eher nahe liegend.
Die Frage ist nur, wie damit umgehen.

Besser wäre es, wenn wir in der BRD eine so gute Versorgung auch für
diese Patienten hätten, sodass solch retraumatisierende, belastende u.
negative Erfahrungen vermieden werden könnten, nicht wahr?

Handlungsbedarf sehe ich nach deiner Beschreibung schon.
(Bspw. in Hinblick auf Psychotherapie, die bei dem Hintergrund
sicherlich geboten wäre und wahrscheinlich auch positiv wirken
würde.) Allerdings sehe ich auch, dass du dabei bist, dich zu
verstricken. Du beklagst die „Entmündigung“ - tust aber
eigentlich nichts anderes. Du nimmst das Heft in die Hand
(oder willst es) und hast schon einen Lebensplan für deine
Freundin (=Entmündigung der Freundin) und einen Therapieplan
(=Entmündigung der Professionellen, die (potenziell bzw.
künftig) zuständig sind) entworfen. Das ist kontraproduktiv.
Damit nützt du weder deiner Freundin - noch dir selbst!

Okay, hier hat sich nur Eine verstrickt, und das bist Du! Du setzt hier
heimlich voraus oder wirfst mir in einem unterstellenden Ton vor, dass
ich mich weder mit ihr abgesprochen hätte, noch wüsste was gut f. sie
ist, und dass ich mich zum Ersatztherapeuten od. Entscheider aufspie-
len möchte.Meine Intention war es lediglich, dass überhaupt etwas ge-
schieht und dass dieser Mensch nicht vergessen wird!!! Weißt Du ei-
gentlich wie viele Menschen in der BRD in sinnlosen u. schädigenden
Warteschleifen, Beschäftigungsprogrammen und Einrichtungen verblö-
den und vergammeln? Was hat das mit Menschenwürde zu tun? Auch
diese Menschen haben ein Recht auf Entwicklung, Gesundung, Leben
und optimale Förderung. Und zwar ohne unnötige Verzögerungen!!!
Hier werden Potentiale vergeudet, Gelder verschwendet, ganze Leben
und Perspektiven dauerhaft zerstört.

Die entscheidende Frage ist: Was will deine Freundin! Wenn du
sie unterstützen möchtest, dann nur auf dieser Basis. Bevor du
das tust, solltest du dir aber klar werden, wie weit du dich
engagieren möchtest! Für einen Menschen mit der Erfahrung, die
deine Freundin gemacht hat, ist kaum schlimmer, wenn Menschen
Himmelhochjauchzend Unterstützung ankündigen und dann
plötzlich weg sind! Dann lässt man es lieber.

Interessant, dass Du in völliger Unkenntnis gleich die schlimmsten
Dinge annimmst. Woher kommt dieses? Das ist nicht gut. Du arbei-
test nicht zufällig in einer Behörde od. Psychiatrie? Du nimmst also
ernsthaft an, ich hätte sie nicht nach ihrem Willen gefragt? Und Du
nimmst an, ich würde sie nach einem großen Aufspielen einfach im
Stich lassen? Weißt Du, - ich begleite sie schon seit 4 Jahren jetzt
durch alle Höhen und Tiefen. Ich habe mich nicht abgewendet als
sie fremdgegangen ist (wiederholt), nicht als sie nach Suizidversu-
chen i. Krankenhaus lag, nicht als sie m. gegenüber behinderungs-
bedingt misstrauisch u. schwankend wurde, nicht als sie vor 1 Jahr
ihren schweren psychiotischen Absturz hatte.

Sie hat sonst niemanden, der sich kümmert. Auch nicht ihre Eltern
und Familie.

Es gibt, das ist schon geschrieben worden, Anlaufstellen für
Angehörige wie für Betroffene. Ich rate dir, wenn du dich
engagieren möchtest, auf jeden Fall auch selbst eine solche
Beratung aufzusuchen. Vordergründig für dich! Damit du weißt,
wo deine Grenzen sind und wo du sie ziehen musst.

Oh ja, sehr gut. Hoffentlich arbeiten da nicht auch solche, die
in völliger Unkenntnis nur und ausschließlich das Ungünstigste
annehmen.

Für deine Freundin gibt es diese Stellen aber auch. Gerade in
dem Komplex Aufenthaltsbestimmung würde ich eigentlich nichts
ohne machen. Vereine bzw. Träger solcher Beratungsstellen (die
ggf. selbst Einrichtungen betreiben) wissen einerseits, was
lokal angeboten wird, können aber auch Rat geben, wenn es
rechtliche Fragen geht.

Solche Beratungsstellen kenne ich. Da geht man fast genauso
schlau wieder raus, wie man hinein ging. Na gut, lassen wir das!
Schließlich will ich nicht auch noch Pessimismus versprühen…

Und noch einmal ganz wichtig: Das Wohlergehen und die
Befähigung deiner Freundin stehen im Mittelpunkt. Nicht deine
Vorstellungen davon. Nur, wenn dir das wirklich klar ist und
du dich entsprechend zurücknehmen kannst, solltest du aktiv
werden.

Habe mich ein 3/4 Jahr zurückgenommen. Geduldig abgewartet und
geguckt. Jetzt reichts! Mit 23 Jahren darf sie nicht abgeschrieben u.
ausgegliedert werden. Ich habe diese Behandlung satt. Finde’s gut,
was Hr. Branden geschrieben hat, dass man ruhig eine Reduzierung
der Tabletten ausprobieren sollte, jetzt, und zeitgleich begleitende u.
intensive Psychotherapie.

Grüße,
Yedi386

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Ob das in absehbarer Zeit auf deine Freundin zutrifft, steht
allerdings auf einem anderen Blatt.

Gut, Du lässt das mal dahingestellt.

Ich habe hier gar nichts unterstellt, sondern damit nur ausdrücken wollen, dass nur, weil es grundsätzlich möglich ist, das nicht automatisch bedeutet, dass es auch auf deine Freundin zutrifft. Nicht mehr, nicht weniger. Ich habe damit aber auch keinesfalls angezweifelt, dass dies so ist!

Zweifelst Du hier leise an meiner Fähigkeit, die
Dinge korrekt und verantwortlich einschätzen zu können?

Ich zweifle nicht an deiner Fähigkeit, Dinge korrekt und verantwortlich einschätzen zu können. Ich kann zu deiner Fähigkeit nichts sagen, weil ich dich nicht kenne!

Was ich allerdings ganz allgemein sagen kann:
Hier geht es um die Frage, ob jemand bestimmtes mit einem bestimmten Störungsbild und einer bestimmten Biographie wieder voll in die Gesellschaft integriert werden und arbeiten kann. Diese Frage kann so nicht einmal ein Fachmann, der den / die Betreffende kennt und Erfahrung mit der Behandlung und langjährigen Begleitung Betroffener hat, zuverlässig beantworten. Wobei dieser dann Fachmann für das Beschwerdebild ist.
Der Blick von Angehörigen, die Betroffene über Jahre begleitet haben, ist ein sehr wichtiger. Weil sie dem Fachmann etwa voraus haben: Sie kennen den Betroffenen eben schon seit Jahren. Aber es ist eben auch nur der Blick eines Angehörigen - was das Krankheitsbild angeht, haben sie keine Erfahrung.

Verantwortungsbewusst ist es, das einfach in diesen Grenzen anzuerkennen. Das gilt übrigens umgekehrt auf für den Fachmann. Dessen Kenntnis über den Patienten ist wiederum von seiner Seite aus auch ein begrenzter. Damit, diese Grenze anzuerkennen, haben übrigens auch Experten ab und an ihre Probleme.

Besser wäre es, wenn wir in der BRD eine so gute Versorgung
auch für diese Patienten hätten, sodass solch retraumatisierende,
belastende u. negative Erfahrungen - > weitgehendvermieden werden könnten, nicht wahr?

Da gebe ich dir - mit der Einfügung - uneingeschränkt recht. Allerdings ist es bei traumatisierten Patienten leider so, dass man retraumatisierende Erfahrungen nicht wird vollständig vermeiden können! Das liegt in der Natur der Sache. Insofern ist es sehr wichtig, eine dichte, professionelle (und hier ist gemeint Psychotraumatologie speziell und nicht Psychiatrie / Psychotherapie allgemein!) Behandlung und erfahrene Begleitung zu haben.

Solche retraumatisierenden Erfahrungen lauern nämlich auch im Alltag. Daher ist es wichtig, Patienten zu befähigen, dass sie identifizieren, was retraumatisierend ist, damit sie es (vorübergehend) meiden können, um sich alsbald daran zu machen, dafür zu sorgen, dass es nicht mehr retraumatisierend ist.

Wobei es sehr, sehr schwierig ist, daran zu arbeiten, wenn erst einmal retraumatisierende Erfahrungen in Klinik und / oder Psychotherapie dazu gekommen sind. Schwierig einerseits, weil es für den Betroffenen sehr schwer wird, sich auf erneute Behandlung wieder einzulassen. Schwierig aber auch, weil Professionelle genau damit nicht umgehen können und die Folgen einer solchen Retraumatisierung gerne in die Schubladen „therapieunfähig“ oder gar „therapieunwillig“ stecken.

Okay, hier hat sich nur Eine verstrickt, und das bist Du! Du
setzt hier heimlich voraus oder wirfst mir in einem unterstellenden Ton
vor, dass ich mich weder mit ihr abgesprochen hätte,

Das habe ich nicht unterstellt. Ich weiß nicht, ob du dich in dem Punkt abgesprochen hast oder nicht - es spielt für meine Einschätzung keine Rolle.

noch wüsste was gut f. sie ist,

Das ist eine ganz gefährliche Formulierung, die meine Einschätzung bekräftigt.

Stell dir mal vor, dir sagt jemand: „Ich weiß, was gut für dich ist.“

Wie würdest du das empfinden? Würdest du sofort sagen: Klasse! Super!
Oder kämst du dir nicht etwas überrumpelt vor, weil du zwar Rat und Meinung hören möchtest, aber immer noch selbst entscheiden willst, was gut für dich ist.

und dass ich mich zum Ersatztherapeuten od. Entscheider

aufspielen möchte.Meine Intention war es lediglich, dass überhaupt
etwas geschieht und dass dieser Mensch nicht vergessen wird!!!

Diese Intention spürt man und gegen diese Intention ist auch nichts einzuwenden. Wenn du aber hingehst und schon einen Therapieplan entwirfst (Medikamentenreduktion mit Zeitplan, Psychotherapie mit Zeitplan), dann spielst du dich zum Ersatztherapeuten auf und überschreitest deine Grenzen!
Was in dieser Hinsicht gut für deine Freundin ist, kann nur der Experte entscheiden, der sie kennt, der das Störungsbild kennt und der weiß, was es für Möglichkeiten gibt.

Wenn es darum geht, Medikamente zu reduzieren und intensive Psychotherapie anzufangen, ist es bspw. sehr wahrscheinlich, dass es sinnvoller wäre, dass deine Freundin erst noch einmal in eine gute Traumaklinik, also stationär geht, von wo aus dann für eine nahtlose, gute Anschlussversorgung gesorgt wird!

Hier werden Potentiale vergeudet, Gelder verschwendet, ganze
Leben und Perspektiven dauerhaft zerstört.

In dem Punkt bin ich ganz bei dir.

Interessant, dass Du in völliger Unkenntnis gleich die
schlimmsten Dinge annimmst. Woher kommt dieses?

Ich nehme nicht an! Und schon gar nicht in Unkenntnis! In Kenntnis, was das genau dieser Punkt mit traumatisierten Patienten anrichten kann, warne ich nur davor!

Das ist nicht gut.

Das ist sogar sehr gut und sehr wichtig - für Betroffene! Vielleicht beisst hier ein Punkt: Ich stehe auf der Seite der Betroffenen, nicht auf der der Angehörigen!

Du nimmst also ernsthaft an, ich hätte sie nicht nach ihrem Willen gefragt?
Und Du nimmst an, ich würde sie nach einem großen Aufspielen einfach
im Stich lassen?

Ich wiederhole: Ich nehme überhaupt nichts an.

Wenn du deiner Freundin über die all die Jahre so zur Seite stehst, ist das gut!
Dann gilt aber erst Recht, dass du auch nach dir gucken musst. Überschätze dich nicht. Das tut auch deiner Freundin nicht gut.

Das, was deine Freundin hat, ist eine sehr ernste Störung, die auch für Angehörige sehr belastend ist.

Oh ja, sehr gut. Hoffentlich arbeiten da nicht auch solche,
die in völliger Unkenntnis nur und ausschließlich das Ungünstigste
annehmen.

Du betonst immer wieder den Punkt, dass andere die große Unkenntnis haben.

Ist es so - das ist eine Frage! - dass du es so empfindest, dass nur du weißt, was deine Freundin hat und was gut für sie ist?

Bist du offen dafür, dir anzuhören, was Experten sagen, auch mit der Möglichkeit, dass es von deinen Vorstellungen abweicht?

Solche Beratungsstellen kenne ich. Da geht man fast genauso
schlau wieder raus, wie man hinein ging.

Welche Erfahrungen hast du mit solchen Beratungsstellen gemacht?

Finde’s gut,
was Hr. Branden geschrieben hat, dass man ruhig eine Reduzierung
der Tabletten ausprobieren sollte, jetzt, und zeitgleich
begleitende u. intensive Psychotherapie.

Du liest das, was du lesen willst. Dass hat Branden NICHT geschrieben!

Und daher auch ausdrücklich eine Warnung, weil ich dich als sehr engagiert einschätze… ggf. zu engagiert. Und nein, ich unterstelle dir mit dem folgenden nicht - ich warne:

Eine Tablettenreduktion gehört in die Hände von Fachleuten und nur dahin. Fachleute sind hier Psychiater, die solche Medikamente auch verordnen. Es ist gefährlich solche Medikamente selbst zu reduzieren (bspw. weil man mal in einem Forum gefragt hat).

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Hallo,

ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber möchte doch mal drauf eingehen da hier gesagt wird, dass ihr das nicht „gut tut“.
Es gibt für Sie genau 2 Möglichkeiten, so hart das auch klingt: Entweder ein „freies“ Leben mit Krankheit, oder ein eingeschränktes Leben ohne Krankheit. Das ist leider so.
Ich bin selbst betroffen und weiß wovon ich rede, aber man kann sich damit arangieren.
Wenn Sie dabei auf Angehörige hört, auch wenn das wieder hart klingt, die eine vielleicht eine Wesensveränderung, durch die Medikamente an Ihr bemerken und das nicht „gut“ finden ist Ihr kein Stück geholfen, was Sie am meisten braucht ist Zuspruch und Akzeptanz. Sorry, wenn ich jetzt vielleicht dran vorbei rede, aber so hört es sich für mich an.
Wenn man aktiv mitarbeitet, wird kein Psychiater nein sagen, wenn es darum geht andere Medikamente zu testen, es kann ein langer weg werden, aber es funktioniert. Was Ihr gut tut und was nicht solltest du Ihr und den Psychiatern/Psychologen überlassen und sie nehmen wie sie ist.

Gruß, Kudel