Wie genau funktioniert ein Wechsel?

Hallo liebe Wissenden,

Ich weiß, dass ein Wechsel ein veraltetes Zahlungsmittel ist. Trotzdem interessiert mich wie das funktioniert:

angenommen jemand hat bei mir Schulden:
stelle ich den Wechsel aus > er akzeptiert den Wechsel > ich kann den Wechsel bei der Bank einlösen?

Ich verstehe nicht ganz die Begrifflichkeiten: Aussteller, Begünstigter, Bezogener

können Aussteller und Begünstigter nicht die gleiche Person sein?

Warum ich frage?
weil die Konsequenzen eines nichtgedeckten Wechsels abschreckender sind - und mein Schuldner versucht die Zahlung hinauszuziehen… Aber auch ich arbeite nicht - weil mir langweilig ist. Der Schuldner (GmbH) „versprach“ mich auf JEDEN FALL zu bezahlen mit der Aussage „Er habe privates Vermögen“… hm… nur interessiert privates Vermögen bei einer GmbH nicht… ich sehe evtl. eine Lösung darin, ihm die Zahlung in Form eines gedeckten Wechsels anzubieten. Wann kann ich den Wechsel z.B. bei der Bank einlösen ??? Sofort? Und ab meiner Einlösung schuldet er nicht mehr mir das Geld sondern der Bank???

Wer stellt den Wechsel aus? Ich lese überall von einer 3er-Konstellation. Sehe aber Aussteller und Begünstigter als eine Person.

Vielen Dank für Euere Antworten
Stefanie

Hallo Stefanie,
im Prinzip ja, die Formel ist: Der Bezogene zahlt zu einem zukünftigen Zeitpunkt an den Begünstigten, der Aussteller kann jemand anderes sein. Z.B. wenn Du den Wechsel an Deine Bank verkaufen möchtest (es ist offiziell ein Orderpapier), solltest Du die Ausstellerin sein, Deine Schuldnerin die Bezogene und Deine Bank die Begünstigte.

Der Fantasie bei der 3er-Konstruktion sind aber keine Grenzen gesetzt. Du kannst z.B. auch Ausstellerin, Bezogene und Begünstigte gleichzeitig sein (sog. Solawechsel) und zu einem späteren Zeitpunkt die Begünstigte ändern (sog. Indossierung), z.B. infolge der Veräußerung des Wechsels.

Solange Du alle Rollen verstehst, ist die Anzahl der beteiligten Parteien eigentlich irrelevant.

Vielen Dank für Deine Antwort.

Gerade habe ich bei meiner Bank Informationen über Wechsel eingeholt… Und diese erklärt mir, dass Wechsel gar nicht mehr existiert.

Die Dame am Telefon konnte mir keine Auskunft darüber geben, ob andere Banken dies anders handhaben. Der Wechsel wurde jedenfalls komplett aus dem Lehrplan für Bankauszubildente gestrichen.

Ist das generell so oder gibt es noch Banken, die Wechsel annehmen?

Viele Grüße
Stefanie

Hi Stefanie,
ein Wechsel (insbesondere ein Akzept (wenn der Bezogene unterschrieben hat)) ist ein Orderpapier nach geltendem deutschen Recht. Ich kann dieses veräußern und in meine Bilanzen eintragen.

Auf der anderen Seite: Eine Bank, oder auch jede andere natürliche/juristische Person, sind nicht dazu verpflichtet, Wechsel als Zahlungsmittel anzunehmen. Es gibt spezielle Wechsel (Schecks), bei denen die Bank die Bezogene ist und der Inhaber der Begünstigte, diese müssen angenommen werden.

Ich habe keine Bankausbildung und auch im deutschen Raum nichts mit Wechseln zu tun, mein Wissen stammt aus dem angelsächsischen Raum und sogenannte promissory notes, deren Handel dort üblich ist.

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ist eigntlich hier hinreichend erklärt

Das hat nichts damit zu tun, daß der Wechsel ein Orderpapier ist, was er im übrigen nicht zwangsläufig ist. In die Bilanz eintragen" ist weder ein Fachausdruck noch eine Kann-Vorschrift. Habe ich eine Forderung, ist diese zu bilanzieren.

Wieso müssen diese Wechsel angenommen werden? Angenommen werden muß nur Bargeld - das ist in Deutschland immer noch das einzige gesetzliche Zahlungsmittel.

Daß es Dir in dem Bereich an Wissen mangelt, hättest Du nicht dazuschreiben müssen. Das geht aus Deinem Text schon sehr eindeutig hervor.

Er existiert noch, ist aber selten geworden. Der Grund ist schnell erklärt: früher konnten sich Kreditinstitute mit dem Verkauf von Wechseln an die Bundesbank zum günstigen Diskontsatz Geld besorgen. Diese Vergünstigung gaben die Kreditinstitute an ihre Kunden weiter, bis dieser sogenannte Rediskont 1999 abgeschafft wurde. Da mit dem Ankauf von Wechseln bzw. der Hereinnahme zum Einzug auch einer erheblicher Verwaltungsaufwand bei den Kreditinstituten verbunden ist, hat man dieses Geschäft eingestellt, wobei ich naturgemäß (es gibt immer noch weit mehr als 2000 Kreditinstitute in Deutschland) nicht weiß, ob es einzelne Institute gibt, die das Geschäft noch weiter betreiben - z.B. für ausgewählte Kunden.

Gruß
C.