Liebe/-r Experte/-in,
wie haben unsere Vorfahren der Steinzeit, oder andere in der Natur verbliebene Menschen eigentlich ohne die ganzen chemischen Hilfsmittel ihre Felle/Pelze gegerbt, ohne dass dabei sämtliche Haare ausgefallen sind? Angenommen ich müsste in der Natur überleben und wäre darauf angewiesen mir Kleider aus sagen wir mal Kaninchenfellen herstellen. Wie müsste ich da vorgehen. Ich habe gehört, dass Urin beim Gerbungsprozess hilft?
Schönen Gruß,
Alex
Hallo Alex!
Bitte definiere erst einmal den Begriff: Chemische Hilfsmittel. Auch in grauer Vorzeit haben die Menschen nämlich schon mit „Chemikalien“ gearbeitet - z.B - wie du ja schreibst, Urin (nebst dem Harnstoff darin).
Leider sind aus jener Zeit nur wenige Funde bekannt, die genauer belegen würden, wie damals gegerbt wurde - ein Zeichen dafür, daß auch die Gerbverfahren von damals keinen allzu guten Schutz vor der Verrottung bot.
Bekannt ist, daß damals schon mit Fett (Tran), Aldehyden (Rauch) sowie Mineralien (Alaun) gegerbt wurde, jedoch empirisch und regional sehr unterschiedlich, auch in Kombination verschiedener Methoden.
Das Vorgehen hierfür bestand wohl vor allem in der mechanischen Vorbereitung (Abschaben von Fleisch, Fett, Bindegewebe) mit Steinwerkzeug sowie mit den Zähnen (weichkauen), dann räuchern über qualmendem Feuer, Einwalken von Tran und oder Eingraben in entsprechend kleingemahlene Mineralien.
Hallo Andreas,
vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Mein Anliegen ist eigentlich Folgendes. Stell Dir vor, durch irgendwelche Umstände ist man nicht nur gezwungen, in der Natur bzw. unbekanntem Terrain zu überleben, sondern auch, fortzubestehen. Da stellt sich mir natürlich auch die Frage nach Kleidung. Irgendwann sind meine Sachen durch, und Neue bekomme ich wohl am schnellsten dadurch, dass ich Felle verarbeite, zumindest auf dem zivilisatorischen Stand, der noch fern davon ist wieder Schafe zu züchten oder Baumwolle zu verarbeiten. Ich stelle mir vor, im Frühjahr gerate ich, oder meine Horde in Not, im Winter brauche ich genügend Felle mit Haaren, um den Wärmeschutz zu gewährleisten. Ich habe keine Ahnung von Alaune, weiß nicht, wo ich dieses oder andere Mineralien finden kann, und lebe sonst auch auf einem Überlebensminimum. Wenn ich dann ein frisches Fell habe, wie kann ich es dann unter diesen Umständen zumindest solange haltbar machen, dass ich über den Winter komme. OK, Fleisch und Fett abschaben, und das Fell straff gespannt zum Trocknen bringen ist glaube ich der Anfang. Um es weich zu bekommen, sprachst Du von Kauen. Geht auch einlegen in Urin? Habe mal gehört, dass man früher in seine Lederstiefel gepinkelt hat, um sie weich zu bekommen. Kann ich Felle auf so einfache Art weich und haltbar bekommen, dass sie vielleicht ein oder zwei Winter überleben?
Gruß, Alex
Hallo Alex,
ich empfehle Ihnen folgendes Buch:
Leder, Felle und Pelze - Eine praktische Anleitung zur uralten Kunst der Hirngerbung von Markus Klek
ISBN 978-3-8334-7894-9 Buch anschauen
In diesem Buch wird sehr anschaulich die Hirngerbung beschrieben (auch eine Alternative zum gebräuchlichen Hirn).
Es gibt auch eine Pflanzliche Gerbung. Mit dieser habe ich aber noch keine Erfahrung gemacht. Ich habe mit der Hirngerbung sehr gute Ergebnisse erzielt.
Ich hoffe ich konnte helfen. Über den Gebrauch von Urin kann ich nichts sagen.
MfG Rönnbär
Vielen Dank für deine Antwort. Ich werde mir das Buch besorgen.
Gruß, Alex